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... Otto Birner, dem Mann für alle Genres, über seine Zeit bei Marken

Otto Birner, ein Mann für alle Genres... Otto Birner,
... dem Mann für alle Genres, über seine Zeit bei Marken

Der im Jahr 1950 geborene Otto Birner ist bereits seit 1976 als freier Autor für verschiedene Verlage tätig. Bis heute schrieb er über 500 Heftromane unterschiedlicher Genres wie Western, Abenteuer, SF, Krimis, Liebes- und Arztromane u.a., überwiegend im Marken-Verlag.

Unter seinem richtigen Namen schrieb er nur einen Bruchteil seiner Werke, er nutzte Dutzende von Pseudonymen wie Dan O’Hara, Mark Zorro, Gordon James und Armand Rochelle (eine Liste aller Pseudonyme und Serien, für die er geschrieben hat, ist für den Zauberspiegel in Arbeit).


Bis zum Ende des Marken-Verlages im Jahre 1985 war er als Autor für zahlreiche Serien wie 320 PS-Jim, Western-Wolf, Western-Mustang, aber auch für ZEITKUGEL und ERDE2000 aktiv.

Auch bei Bastei (Lassiter, Santana), Pabel (Kommissar X) sowie Zauberkreis (Silber-Spionage-Krimi) veröffentlichte er Romane.

Seine schriftstellerische Vorliebe gilt heute der Science-Fiction, derzeit schreibt er an einer SF-Trilogie („Das Experiment Mensch“) für den vss-Verlag.

Im zweiten Teil des Interviews geht Otto Birner besonders auf seine Zeit beim Marken-Verlag mit Schwerpunkt ZEITKUGEL und ERDE2000 ein. Zudem stellt er auch seine aktuellen Projekte vor.  Hier findet ihr den 1. Teil.

Zauberspiegel: Sie haben insbesondere für den Marken-Verlag, aber auch für Bastei, Pabel und Zauberkreis Romane geschrieben. Gab es unterschiedliche Arbeitsweisen bei den Verlagen?
Otto Birner: Im Wesentlichen war die Arbeitsweise sehr ähnlich. Unterschiedliche Ansätze hingen meist von den Lektoren ab. Aber das gab es meist auch dann, wenn man in einem Verlag mit unterschiedlichen Lektoren und Redakteuren arbeitete. Das mag mit dem persönlichen Kontakt zu den Lektoren zu tun haben.

Zauberspiegel: Wie kam es, dass sie als freier Autor hauptsächlich bei Marken geschrieben haben?
Otto Birner: Weil ich mich dort immer sehr gut aufgehoben fühlte. Die meisten Manuskripte hat Werner Dietsch zu bearbeiten, der für mich schließlich ein aufrichtiger Freund war. Aber auch mit Horst Hübner hatte ich häufig zu tun. Beide ließen ihre Autoren auch an der Entwicklung der Serien teilhaben und waren immer für neue Ideen und Vorschläge aufgeschlossen. In anderen Verlagen waren die Strukturen meist starrer.

Zauberspiegel: Warum musste der Marken-Verlag Ende 1985 seine Pforten schließen?
Otto Birner: Die Version, die man mir mitteilte, war, dass speziell bei Männerromanen die Leser wegbröckelten. Das war Mitte der achtziger Jahre. Frauenromane verkauften sich dagegen einigermaßen gut. Doch diese machten in meinem Arbeitsbereich nur einen Bruchteil des Betätigungsfeldes aus. – Wenn der Absatz zurückgeht, ist der Umsatz und letztlich der Gewinn für den Verlag geringer und die Produktion wird irgendwann unrentabel. Das war wohl auch die Ursache, dass die Romanheftproduktion eingestellt wurde. Die Entscheidung fiel sehr plötzlich und für viele – auch für mich – unerwartet.

Zauberspiegel: Bei der Serie ZEITKUGEL sind Sie erst sehr spät eingestiegen. Wie sind Sie zu dieser Serie gekommen?
Otto Birner: Horst Hübner schrieb auch an Reihen mit, die von seinem Lektorkollegen Werner Dietsch betreut wurden. Er suchte nach Autoren und so kam ich auf diesem Weg mit ihm in Kontakt. Zu diesem Zeitpunkt lief die "Zeitkugel"-Reihe schon eine ganze Weile.

Zauberspiegel: Bei Ihren Zeitkugel-Romanen fällt auf, dass sie sich gerne mit Legenden wie Wilhelm Tell oder dem Rattenfänger von Hameln und legendären Persönlichkeiten wie Kaspar Hauser und Dr. Faust beschäftigt haben. Haben Sie diese Themen selbst gewählt? Wie kam ihr diesbezügliches Interesse zustande?
Otto Birner: Wie viele andere habe ich mich immer schon für Mythen und Geheimnisvolles oder Ungeklärtes interessiert. Deshalb habe ich diese Themen vorgeschlagen und auch in Romanform umgesetzt. Ob es die Pest ("Der schwarze Tod") war oder der Rattenfänger von Hameln, der ja wirklich existiert haben soll, ob es die geheimnisvolle Herkunft des Kaspar Hauser war oder auch die Figur des Dr. Faust, die zu Goethes Protagonist wurde, ob Wilhelm Tell oder Agnes Bernauer – um einige herauszugreifen -, die Personen und Ereignisse hatten alle etwas Geheimnisvolles, Faszinierendes. Und nahezu alle Erklärungen haben auch ein spekulatives Element. Warum also der Spekulation nicht eine weitere Facette hinzuzufügen? Das regt die Fantasie der Leser an.

Zauberspiegel: Horst Hübner war ab Band 10 Redakteur und Hauptautor der Serie ZEITKUGEL, später auch der Serie ERDE 2000. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?
Otto Birner: Aus meiner Sicht sehr fruchtbar und anregend. Nicht nur auf die Arbeit bezogen. Wir telefonierten oft halbe Nächte lang, weil wir uns über viele Themen austauschten und uns oft auch regelrecht hineinsteigern konnten. Außerdem ist er ein kluger, gebildeter Kollege mit überschäumender Kreativität - und ein angenehmer Mensch.

Zauberspiegel: Hatten Sie Kontakt zu anderen Autoren der Serien ZEITKUGEL und ERDE 2000?
Otto Birner: Nur sehr sporadisch. Es blieb mehr ein oberflächlicher Kontakt, was ich heute als schade empfinde.

Zauberspiegel: Für ERDE 2000 waren Sie in der Anfangszeit aktiv, Ihr letzter Roman war dort aber bereits Band 11. Wie kam es, dass Sie für diese Serie keine weiteren Romane mehr verfasst haben?
Otto Birner: Das lag vor allem daran, dass ich mit meinen anderen Reihen sehr viel zu tun hatte. Dazu kam, dass für diese Art SF, die ja eigentlich eine Fortsetzung unserer Realwelt sein sollte und nicht reine Fantasy wie etwa Perry Rhodan oder Ren Dhark, umfangreiche Recherchearbeit notwendig war, wofür mir schließlich die Zeit fehlte. Also bot ich kaum noch Manuskripte für diese Reihe an. Meine Devise in der Zusammenarbeit mit den Redakteuren und Lektoren war immer, dass sie sich auf einen Autor verlassen können müssen, vor allem bei der rechtzeitigen Ablieferung des Manuskripts. Und wenn ich dies nicht sicher einhalten kann, muss ich konsequent sein und sagen: kann ich nicht machen.

Zauberspiegel: Was haben Sie nach dem Ende des Marken-Verlages gemacht?
Otto Birner: Ich habe für Bastei-Lübbe geschrieben und für den Pabel-Verlag, aber mich verstärkt mit Fachliteratur beschäftigt und als Redakteur einer Händlerfachzeitschrift in der Videobranche. Später war ich dann als Redakteur, Lektor und Producer in einem kleinen Lokalverlag tätig und für die komplette Zeitschriften- und Buchproduktion zuständig. Hier erschienen vor allem Biographien, Realkrimis usw.

Zauberspiegel: Bei welchen Serien schreiben Sie derzeit mit?
Otto Birner: Zur Zeit schreibe ich nicht sehr viel, abgesehen von Kurzgeschichten und Kurzkrimis. Ich lektoriere und schreibe gelegentlich Sach- oder Fachbücher. Aber ich habe einiges in Vorbereitung, das ich realisieren will, wenn ich wieder etwas mehr Zeit zur Verfügung habe. Hier sind die Schwerpunkte prähistorische SF, Satirisches und allerlei Kritisches zum Thema Gesellschaft. An Serien bin ich im Moment überhaupt nicht beteiligt, außer an den ebooks im vph-Verlag. Hier bringe ich eine Anzahl überarbeiteter Romane als ebook heraus, überwiegend Seeabenteuer und Western. Vielleicht fällt mir aber noch ein ganz neues Thema ein, mal sehen.

Zauberspiegel: Sie sind auch heute noch als freier Autor tätig, haben aber auch schon als Redaktionsleiter und Lektor gearbeitet. Was sind ihre aktuellen Projekte außerhalb des Heftroman-Sektors?
Otto Birner: Ich arbeite derzeit an mehreren Projekten, die sehr rechercheintensiv sind. Überwiegend handelt es sich dabei um Wirtschaftsthemen und um Sozialkritisches. Zum ersten Themenkomplex, in dem ich noch einige Zeit zu recherchieren habe, möchte ich derzeit noch nicht viel verraten, weil die Themen einfach zu heiß sind. Aber ein Hinweis wäre etwa "Liechtenstein" oder "Schweiz". Im zweiten Themenbereich geht es mir um gesellschaftliche Auswüchse wie etwa die totale Entfernung der Politik von der Realität oder auch um die zunehmende Pervertierung der Justiz. – Aber ich habe auch mehrere Roman-Manuskripte in der Bearbeitung, unter anderem eine SF-Trilogie mit dem Titel "Das Experiment Mensch", die in Kürze bei vss erscheinen wird.

Kommentare  

#1 Hermes 2018-10-05 23:39
Interessant ist, dass im Interview auch über den Roman über Dr. Faust gesprochen wird, so als ob er von Otto Birner geschrieben worden sei.

In den einschlägigen Titellisten wird er aber P. Eisenhuth bzw. Horst Hübner zugerechnet.
#2 Heiko Langhans 2018-10-08 06:36
Apropos Titelliste - sollte da nicht noch etwas kommen? :-?
#3 Zakum 2020-07-02 06:52
Ja, eine Titelliste wäre sehr interessant.
Auch in Hinblick als Ergänzung für die aktuellen Santana- und Lassiter-Listen ;-)

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