... Hans-Peter Roentgen über Spannung, Unterleiber und Checklisten
... Hans-Peter Roentgen ...
... über Spannung, Unterleiber und Checklisten
: Das ist sicher eine Möglichkeit, Spannung zu erzeugen. Aber nicht die einzige.
: Weil Spannung nicht aus dem Kopf, aus dem Verstand kommt. Sondern aus den Gefühlen. Es ist wie Sex. Mit dem Verstand kommst du dem nicht bei.
: Auf jeden Fall. Kriegen sich die beiden Verliebten, obwohl er ihr gerade ein Glas Bier über den Kopf geschüttet hat und sie den Lieblingsteller seiner Mama an der Wand hat zerschellen lassen? Wenn wir mit den Personen mitfühlen, dann wollen wir wissen, wie der Konflikt gelöst wird.
: Spannung ist, wenn du das Buch nicht mehr zuklappen kannst. Spannung zieht den Leser in die Geschichte und er muss wissen, wie es ausgeht. Wenn der Leser das Buch zuklappt und vergisst, weiter zu lesen, dann fehlt es an der Spannung.
: Nein, ich kenne diese Autoren ja seit einiger Zeit und alle haben sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und halten darüber auch Seminare.
: Sicher hat jeder Autor seine eigene Stimme, seine eigene Art, Geschichten zu erzählen. Das zeigt sich auch in den Interviews im Buch. Dennoch gibt es viele Techniken, die alle Autoren auf die eine oder andere Art verwenden. Eine Freundin, die Julia sagt, sie habe Romeo mit einer Nutte gesehen; ein Zeuge, der plötzlich umgebracht wird, bevor er etwas sagen kann; ein Junge, der gemobbt wird – unerwartete Ereignisse und bedrohliche Konflikte sind immer gut. WENN uns Julia & Co. Interessieren!
: Ja, nicht alle Leser finden alles gleich spannend. Wer als Lonesome Cowboy im Wilden Westen herumstreifen will, wird sich nicht dafür interessieren, ob Julia ihren Romeo kriegt. Und es gibt keinen Stein der Weisen. Es gibt Spannungsregeln, sicher, aber die sind Werkzeuge, mit denen sich mangelnde Spannung erhöhen lässt. Aber es gibt kein TÜV-Prüfsiegel: Aha, Herr Meier hat alle Spannungsregeln beachtet, also ist sein Text spannend.
: Aus meinen Erfahrungen mit Autorencoachings. Und weil ich weiß: Um Schreiben zu lernen, muss man schreiben, schreiben, schreiben. Sie sollen dazu anregen. Trockenschwimmkurse haben noch niemandem das Schwimmen beigebracht.
: Eigentlich hatte ich an Jungautoren gedacht. Aber offenbar profitieren auch alte Hasen von dem einem oder anderem Kapitel. Ich gehe auch immer wieder zu Workshops verschiedenster Autoren und Lektoren. Man lernt nie aus.
: Schwierig. Beim ersten Planen, ersten Schreiben sollte man nicht zuviel Kritik zulassen, das tötet leicht die Phantasie. Erfahrene Autoren haben natürlich ein Gefühl für Dramatik, Spannung entwickelt und merken leichter, wenn sie sich vergaloppieren. Ich glaube, dass es vor allem die Überarbeitung ist, bei der dann die Spannungsschrauben kontrolliert werden. Mit jedem neuen Text entwickelt sich daraus ein Bauchgefühl, da spürst du schneller, welche Wege eher in langweilige Landschaften führen.
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