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... Marliese Arold über die Herausforderung, heute vom Schreiben leben zu wollen

Marliese Arold... Marliese Arold ...
... über die Herausforderung, heute vom Schreiben leben zu wollen

Marliese Arold ist eine vielseitige Autorin, die sich mit einem vielfältigen Spektrum etabliert hat. Das reicht von Büchern für Leseanfänger, über Fantasy für Mädchen und Erwachsene bis hin zu ihrem neuesten Projekt, einem historischen Roman, der im alten Ägypten zur Pharaonenzeit angesiedelt ist. Wer sich derartig etabliert hat, der kann bestimmt auch Fragen danach beantworten, ob und wie man als Schriftsteller überlebt.

 

Zauberspiegel: Marliese, du bist ja inzwischen seit Jahren bereits hauptberuflich als Autorin tätig. Seit wie vielen Jahren werden Bücher von dir veröffentlicht? Und seit wann bist du hauptberuflich Autorin?
Marliese Arold: Vor 28 Jahren wurden die ersten Bücher von mir veröffentlicht. Und genauso lange bin ich hauptberufliche Autorin; ich habe nie einen anderen Job nebenbei ausgeübt. Ich habe Bibliothekswesen studiert und bin Diplom-Bibliothekarin mit Schwerpunkt Kinderbibliothek. Nach dem Studium war ich arbeitslos und nutzte die Zeit, um zu schreiben - denn Schreiben war das, was ich eigentlich immer machen wollte. Nach zweieinhalb Jahren Frust und ca. 50 Absagen hat es dann endlich geklappt und es haben ungefähr gleichzeitig zwei Verlage zugesagt. (Anmerkung: Diesen "Luxus", "nur" zu schreiben, konnte ich mir leisten, weil mein Mann damals die Brötchen verdiente. Und er hat immer fest an mich geglaubt, dass ich es schaffen werde.)

Zauberspiegel: Kannst du von deiner Schreiberei leben? Oder ist es mehr oder weniger eine Verbindung des Angenehmen (Schreiben von Büchern) mit dem Nützlichen (Verdienst durch die Buchverkäufe)?
Marliese Arold: Ja, inzwischen kann ich schon etliche Jahre von meiner Schreiberei leben. Das war auch immer mein Ziel. Ich erinnere mich, dass uns während des Studiums einmal ein Dozent vorgerechnet hat, wie viel ein Autor an einem Buch verdient. Er hat die Sache durchaus realistisch dargestellt - und das Ergebnis war deprimierend. Ich hörte mir das an, verdrängte es dann aber sofort wieder mit dem Gedanken: "Bei mir wird das anders!"

Zauberspiegel: Wie hast du es damals geschafft, dein erstes Buch zu veröffentlichen? War es ein sofortiger Erfolg, oder einfach „nur“ ein mittelprächtiger Erstling? Und wie schwer war es, danach Folgeaufträge zu bekommen?
Marliese Arold: Es hat zweieinhalb Jahre gedauert, bis ich - nach ca. 50 Absagen - einen Vertrag von einem Verlag bekommen habe. Das Schöne daran war, dass es gleich ein Vertrag für eine ganze Buchserie (ZM-Streng geheim) war; ich hatte also regelmäßig Aufträge. Ein anderer Verlag hatte 4 Wochen vorher einen Jugendroman von mir angenommen. Als ich im selben Jahr auf die Buchmesse fuhr, lernte ich die Leute kennen und die Verlegerin fragte nach einem weiteren Text von mir, weil ihr mein witziger Stil gut gefallen hatte.
Die veröffentlichten Bücher waren ein durchschnittlicher Erfolg, keine Flops, aber auch keine wirklichen Bestseller.  

Zauberspiegel: Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viele Buchprojekte du bisher umgesetzt hast. Diese ziehen sich von Büchern für Erstleser bis hin zu Jugend- und Erwachsenenbüchern. Streust du dies absichtlich breiter, oder ist es eine (natürliche?) Entwicklung im Verlauf der Entwicklung, die ein Autor auch durchmacht?
Marliese Arold: Ich habe praktisch von Anfang an für 2 Verlage gearbeitet, mit unterschiedlichen Genres. Wenn man kreativ ist, dann kommen einem Ideen für alles Mögliche, auch für Geschichten für Kleinere. Ich wollte auch mal ein Bilderbuch machen und musste mir dazu einen weiteren Verlag suchen, denn von meinen beiden Verlagen hatte keiner Bilderbücher im Programm. Ich probiere auch gerne etwas Neues aus - und das, was man noch nie gemacht hat, ist eine Herausforderung. Es ist einfach reizvoll, auszuprobieren, ob man es kann und welche Erfahrungen man dabei macht. Wenn man Kontakte zu Verlagen hat, wird man natürlich irgendwann auch gefragt, ob man ein bestimmtes Projekt machen will, wie zum Beispiel damals Problembücher für den Loewe-Verlag. Die wurden übrigens sehr erfolgreich und sind auch noch heute - nach ca. 15 Jahren - als Taschenbuch lieferbar.

Zauberspiegel: Du veröffentlichst ja nicht nur in einem Verlag, sondern bist für verschiedene Verlagsgruppen tätig. Ist das Absicht? Welche Vor- und Nachteile hat das? Wie sehen Verlage das, wenn ein Autor nicht exklusiv schreibt? Ist diese Streuung mit einer der Gründe, aus dem es dir gelungen ist, hauptberuflich zu schreiben?
Marliese Arold: Auf mehreren Beinen steht man einfach besser, das ist meine persönliche Ansicht. Man ist unabhängiger. Natürlich kann man auch mehr Manuskripte unterbringen. Ich bin ja immer sehr produktiv gewesen, damit ist vielleicht ein einziger Verlag überfordert. Selbstverständlich kann ein Autor auch glücklich werden, wenn er exklusiv für einen Verlag schreibt - vorausgesetzt, dieser Verlag räumt dem Autor eine besondere Stellung ein.
Früher gab es den "Verleger-Verlag", der Verlag hatte eine Art familiäre Struktur - und natürlich sieht ein Verleger es nicht gern, wenn ein Autor, den er quasi aufgebaut hat, dann zu einem anderen Verlag abwandert, der ihm bessere Konditionen bietet. Trotzdem geschieht das immer wieder.
Es war der reine Zufall, dass ich von Anfang an für mehrere Verlage gearbeitet habe. Dahinter steckte keine Strategie - ich hatte ja kaum Ahnung vom Buchmarkt. Aber im Nachhinein kann ich sagen, dass es ganz gut war, wie es gekommen ist. Exklusiv für einen Verlag bzw. für eine Verlagsgruppe zu arbeiten, ist nicht mein Ding; ich habe es zwischendrin mal für etwa 4 Jahre ausprobiert - es hat sich nicht bewährt. Andere Autoren mögen da vielleicht andere Erfahrungen machen.

Zauberspiegel: Schreibst du auch unter Pseudonym? Wenn ja, warum tut ein anerkannter Autor dies, und wenn nicht, gab es solche Angebote schon?
Marliese Arold: Der Ensslin Verlag, der damals meine heiteren Jugendromane ab 12/14 veröffentlichte, wollte, dass ich ein Pseudonym nehme, als ich im Verlag das Genre wechselte. Also schrieb ich zwei Kinderbücher unter dem Pseudonym "Andrea Adler". Das wäre in meinen Augen nicht unbedingt nötig gewesen, zumal ich als "Arold" damals schon einen gewissen Namen hatte. Pseudonyme bieten sich an, wenn man das Genre wechselt. Ob es immer klug ist, mag dahingestellt sein. Auf dem Buchmarkt wird jedoch sehr stark in Schubladen gedacht und es gibt viele Vorurteile. Beispielsweise, ob ein Kinder- und Jugendbuchautor überhaupt ein Erwachsenenbuch schreiben kann - und wenn ja, ob es dann auch "gut" ist. Denn - kaum zu glauben! - für manche Leute sind Kinder- und Jugendbücher überhaupt keine richtigen Bücher ... und die Autoren demnach auch keine richtigen Autoren. Wenn sie sich dann trotzdem an einen Erwachsenentext wagen, muss es ja schiefgehen!!! Brrrr - wenn ich so was höre, könnte ich die Wand hochgehen!

Zauberspiegel: Im Fernsehen und Film geschieht es, dass man auf ein Genre oder einen Stil festgelegt wird: der Abenteurer, der Liebhaber, die Betrügerin ... Wie ist das bei einer Autorin wie dir, die schon so lange beruflich schreibt? Und die eine so große Vielfalt in ihrer Arbeit hat?
Marliese Arold: Ich lasse mich einfach nicht festlegen!

Zauberspiegel: Führst du die Verhandlungen über deine Buchaufträge mit den Verlagen selbst? Oder nutzt du eine Agentur? Und warum? In welchen Fällen würdest du es einem Autoren, der in den Markt kommen möchte, empfehlen, eine Agentur in Anspruch zu nehmen?
Marliese Arold: Als ich vor 28 Jahren anfing, hatten nur wenige Autoren einen Agenten. Ich hatte damals - Ironie des Schicksals - das unverschämte Glück, bei einem Verlag zu landen, der gewöhnlich nur mit Agenturen zusammengearbeitet hat; ich war die einzige Autorin ohne Agentur. Aber mein Konzept war damals so professionell, dass es die Herren im Verlag überzeugt hat. - Heute hat sich das alles sehr gewandelt. Ein Agent kann einem Autor vieles abnehmen, vielleicht auch besser mit den Verlagen verhandeln, bei Streitigkeiten schlichten ... Es ist nicht einfach, die Vertragsklauseln zu durchschauen, da kann eine Agentur durchaus hilfreich sein. Sicher zahlt es sich aus, wenn man einen guten Agenten hat. Ich denke auch hin und wieder darüber nach, aber ich bin schon so lange im Geschäft und habe so viele Kontakte, dass sich bisher keine Notwendigkeit ergeben hat. Aber wer weiß?

Zauberspiegel: Wie hat sich der Buchmarkt verändert in den vergangenen Jahren? Du hast sehr viele Kontakte in alle möglichen Bereiche und Ebenen – Verlagsleiter, Lektoren, Autoren. Wie bewertest du diese Veränderungen? Und welche Auswirkungen hat dies auf deine Arbeit?
Marliese Arold: Die Verlage haben entdeckt, dass man im Kinder- und Jugendbuchbereich viel Geld verdienen kann. Den Verleger-Verlag gibt es kaum noch, die Verlage gehören heute meistens Konzernen, die natürlich möglichst viel Gewinn aus den Verlagen herausholen möchten. Die Mitarbeiter des Verlags stehen unter großem Stress und Zeitdruck, das wirkt sich auf die persönliche Betreuung aus. Es bleibt kaum Zeit, mal mit der Lektorin ein bisschen locker zu quatschen, das war früher eher möglich. Die Fluktuation in den Verlagen ist hoch. Heute wird knallhart geschaut, wie hoch die Verkaufszahlen sind - und läuft ein Buch/eine Reihe nicht gut genug, dann fliegt es ratzfatz aus dem Programm. Gnadenlos ...

Zauberspiegel: Eine sehr entscheidende Wirkung ist ja die der Publizierung in Form von E-Books. Merkst du das in deiner Arbeit? Verändert dies die Anfragen von Verlagen? Und wie siehst du das mit dem Copyright in diesem Bereich? 
Marliese Arold: Bisher spielt das E-Book noch kaum eine Rolle. Aktuell gibt es ein einziges Buch von mir als E-Book. Das wird sich in den nächsten Jahren natürlich ändern. - Es ist wichtig, dass der Verlag die E-Book-Rechte nur so lange hat, wie er die Rechte für die Printausgabe besitzt. Fallen die Rechte an den Autor zurück, kann er theoretisch die E-Book-Ausgabe selbst herausbringen, das ist ein wichtiger Aspekt.

Zauberspiegel: Auf einen Satz gebracht: Warum ist Marliese Arolds Arbeit unverwechselbar und unwiderstehlich?
Marliese Arold: Ich möchte immer Qualität liefern. Die Leser, die meine Bücher kaufen, sollen das Gefühl haben, dass sie das Geld wert waren, das sie dafür ausgegeben haben. Ich will meine Leser unterhalten und nicht langweilen, ich will sie in aufregende Abenteuer locken, sie zum Lachen bringen oder zum Weinen, sie sollen Herzklopfen bekommen und wütend werden, sie sollen sich entspannen können und mit meinen Büchern einfach glücklich sein ... Wink
 
Ergänzung vom 25.Mai 2011:
Im Zuge der Frage, ob wir schon Titel von Marliese Arold rezensiert haben, hier eine Übersicht der Artikel, Rezensionen, Interviews mit, von und über Marliese Arold:

Kommentare  

#1 Laurin 2011-05-25 02:55
Sehr schönes und ebenso interessantes Interview das den einen oder anderen Blick hinter die Kulissen gewährt. :-)
#2 Andrew P. Wolz 2011-05-25 11:09
Ja, das Interview hat mir auch sehr gut gefallen. Es hätte gerne noch länger sein können. Gibt es eigentlich auf dem Zauberspiegel eine Rezension zu einem Buch der Autorin?
#3 Bettina.v.A. 2011-05-25 23:10
Hallo Laurin, ja, ich finde das Interview auch gelungen - und habe schon daran gedacht, einige der Fragen in anderen Interviews in ähnlicher Art wieder zu verwenden.

Hallo Andrew, es wird sicher nicht die letzte Unterhaltung mit Marliese Arold gewesen sein.
Falls du mehr von und über sie lesen willst, ich habe eine Übersicht der Artikel mit ihr und über sie angefügt.
#4 Andrew P. Wolz 2011-05-27 15:56
Danke, Bettina, das ist prima. Dann muss ich mir das nicht einzeln zusammensuchen. Ist ja doch schon einiges zusammengekommen.

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