Phantom 8
In der achten Ausgabe von Phantom begibt sich eine junge Frau im Auftrag eines Milliardärs auf die Suche nach dem unsterblichen wandelnden Geist.
In der zweiten Geschichte bewahrt das Phantom zwei Jugendliche davor, den gleichen verhängnisvollen Weg wie den ihres Vaters einzuschlagen und im Anschluss werden Kit und Heloise einer Prüfung unterzogen.
Hinter der Maske
Laughton Brice wird als kleines Mädchen vom Phantom aus einem brennenden Haus gerettet. Allerdings wird das Phantom bei der Rettungsaktion verletzt und wird von dem kleinen Mädchen aus den Flammen gezogen.
Als erwachsene Frau wird sie von dem Milliardär Desmond Melchizedek angeheuert, den wandelnden Geist ausfindig zu machen. Melchizedek ist bereits 104 Jahre alt und dem Tod nahe. Er verspricht sich von dem scheinbar unsterblichem Phantom, das Geheimnis des ewigen Lebens zu erfahren.
Laughton nimmt die Spur des Phantoms auf und sucht den Piraten Asad auf, der vom Phantom auf seinem Boot bekämpft wurde (siehe Phantom 5). Die weiteren Spuren führen sie bis in die Sümpfe von Louisiana, in denen sie von einem Alligator angegriffen wird. Wie aus dem Nichts erscheint das Phantom, um ihr das Leben zu retten und gleich wieder zu verschwinden.
Laughton lässt sich nicht entmutigen und ihre Ermittlungen führen sie schließlich nach Bangalla. Im Urwald trifft sie auf das Phantom. Melchizedek ist nicht untätig geblieben und hat Laughton anhand ihrer Handysignale nach Bangalla folgen können.
Der Milliardär landet mit einem Trupp seiner Männer im Urwald und es entbrennt ein Kampf. Phantom geht aus dem Kampf als Sieger hervor. Melchizedek erleidet einen Herzinfarkt und stirbt daran. Im Sterben kann er noch einen Schuss aus seinem Revolver abgeben und trifft Laughton tödlich. Er kommt der Bitte der Sterbenden nach seine Maske abzunehmen und so kann sie kurz vor ihrem Tode in das wahre Antlitz des wandelnden Geistes schauen.
Fazit
Autor Martin Powell und Zeichner Hannibal King erzählen eine flotte und kurzweilige Geschichte, in der sich die junge Laughton Brice auf der Suche nach dem Phantom begibt. Melchizedek hat Laughton ganz gezielt für diese Mission ausgesucht. Er weiß, dass sie aufgrund der Rettungsaktion ein besonderes Verhältnis zum Phantom hat.
Er will an das Wissen um die Unsterblichkeit gelangen, hat aber auch noch eine ganz persönliche Rechnung mit dem wandelnden Geist zu begleichen. Sein Gesicht ist voller Male des Totenschädelringes des Phantoms. Melchizedek scheint bereits einige Erfahrungen mit der Schlagkraft des Phantoms gemacht zu haben.
Melchizedek ist der König in seinem Reich aus Geld und Verbrechen. Schon sein Name ist sehr aufschlussreich. Melchizedek ist eine Gestalt aus der Bibel und wird als König von Salem bezeichnet. Er wird in den Schriften des Judentums und des Christentums allerdings unterschiedlich ausgelegt. Mal ist er ein Priester, mal ein König. Auf jeden Fall kommt ihm eine mythische Bedeutung zu.
Bereits zu Beginn gibt es einige Hinweise auf Ereignisse zu der Storyline „Die Rückkehr des Dunklen Ostens (Phantom 5). Dort bekommt das Phantom es mit Organhändlern zu tun, deren Hintermänner aber nicht aufgedeckt werden. Laughton hat Gerüchte gehört, wonach Melchizedek im illegalen Organhandel verstrickt ist. Schnell wird dem Leser klar, dass der alte Milliardär selbst von den Organen profitiert, um so länger am Leben zu bleiben.
Die Geschichte nimmt ein tragisches Ende. Laughton versucht noch das Phantom im Kampf gegen Melchizedeks Männer zu unterstützen, wird aber von dem Alten niedergeschossen. Aus Dank, dass sie ihm bei der Rettungsaktion das Leben gerettet hat, erfüllt er ihr einen letzten Wunsch.
Sie möchte sein wahres Gesicht sehen. Er streift seine Maske ab und erfüllt ihr diesen. Im letzten Panel sieht der Leser die tote Laughton und einen trauernden Kit Walker. Sein Gesicht ist in den Händen verborgen, denn der Leser darf es nicht sehen. Denn nach wie vor gilt, dass Niemand das Gesicht des Phantoms sehen darf und dann überlebt.
Die Geschichte wird aus der Perspektive Laughtons erzählt. Die Rettungsmission erlebt der Leser mit den Augen eines kleinen Kindes mit. Während der Suche nach dem Phantom verweilt der Leser bei Laughton. In den Sümpfen in Louisiana erlebt Laughton den wandelnden Geist nur als einen Schatten. Er hält ihr zwar den Alligator vom Leib, sehen kann sie ihn aber nicht. Als es zum Kampf mit Melchizedek kommt, wechselt die Perspektive des Lesers zu der des Phantoms.
Die Zeichnungen sind gefällig, aber nicht in jeder Situation konsequent durchgezeichnet. Die Anfangssequenzen im brennenden Haus und die Szenen mit Melchizedek im Rollstuhl sind sehr gewissenhaft gezeichnet. Die Actionszenen sind ebenfalls gelungen und wirken sehr dynamisch. In einigen Dialogen wirken die Figuren etwas lustlos gezeichnet und hätten etwas mehr Esprit vertragen können. Trotz dieser kleinen Abstriche ist die Geschichte eine sehr lesenswerte.
Die Sünden des Vaters
Phantom ist vor Jahren einer Diebesbande auf der Spur gewesen und konnte bei einem Diamantenraub das Bandenmitglied Knox gefangen nehmen. Knox verbüßt seitdem eine Haftstrafe in Boomsbay, dem Gefängnis in Bangalla. Präsident Luaga inspiziert das Gefängnis und über ihn kann Knox einen Kontakt zum Phantom herstellen.
Der Ganove bittet den wandelnden Geist, seine Kinder von einer Untat abzuhalten. Sie planen seine alte Gang um ein paar Diamanten zu erleichtern. Sie wollen mit den Steinen verschiedene Stellen in Bangalla bestechen, um ihren Vater vorzeitig aus dem Gefängnis frei zu bekommen.
Phantom setzt sich auf die Spur der Kinder, denn er selbst hat ein Interesse daran, die lang gesuchte Bande endlich hochnehmen zu können. Er beobachtet, wie die Jugendlichen einen geplanten Überfall Knox‘ alter Gang sabotieren. Sie dringen mit den Ganoven in ein Gebäude ein, in dem ein Händler seine Diamanten in einem Safe deponiert hat.
Die Kinder sperren alle Ausgänge zu und schließen sich unerkannt mit den Dieben ein. Das Phantom ist ebenfalls zur Stelle und vereitelt den Raub. Die Diebesbande gelangt in Polizeigewahrsam und das Phantom kann mit den Jugendlichen entkommen. Die Beute wird zurückgelassen.
Das Phantom kehrt nach Bangalla zurück und in den nächsten Tagen erhält Knox ein Begnadigungsschreiben von Präsident Luaga, denn er hat dabei mitgewirkt, dass die Verbrecherbande nach vielen Jahren endlich gefasst worden ist. Er wird auf freien Fuß gesetzt und kann zu seinen Kindern zurückkehren.
Fazit
Die vorliegende Geschichte von Tony DePaul und Paul Ryan ist ein Daily Strip. Das Phantom wurde ursprünglich für diese Publikationsform geschaffen, aber trotzdem scheiden sich an ihm die Geister. Der Aufbau der Strips unterscheidet sich eben doch erheblich von dem einer gewöhnlichen Comicgeschichte.
Auffällig bei dieser Geschichte ist, dass vor allem der Teil, in dem sich Phantom und die Kinder die Auseinandersetzung mit der Diebesbande in dem verriegelten Gebäude liefern, viel Raum einnimmt. Aber das scheint ein Stilmittel von Autor Tony DePaul zu sein, denn ein vergleichbarer Aufbau war bereits in den vorangegangenen Ausgaben zu sehen.
Die Strips erscheinen täglich und daher ist die Story in viele kleine Abschnitte unterteilt. Die Zeichnungen müssen dem ebenfalls angepasst werden und daher schreitet die Geschichte in klar abgrenzbaren Panels voran. Ausufernde Layouts, wie sie der Leser aus kompletten Heften oder Alben kennt, sind kaum möglich.
Die im Heft veröffentlichten Leserbriefe spiegeln dieses Dilemma wieder. Einige Leser können mit den Strips überhaupt nichts anfangen, andere kaufen das Magazin nur wegen diesen. Daher wird das Magazin wohl weiterhin einen Mix aus Strips und normalen Comicgeschichten enthalten.
Familienbande
Nach den Ereignissen um Knox und seiner fehlgeleiteten Kinder gerät das Phantom ins Grübeln, ob er Kit und Heloise ausreichend auf die Herausforderungen des Lebens und der Bürde, die die Aufgaben des Phantoms mit sich bringen, vorbereitet hat.
Er beschließt, mit ihnen ein paar Tage in der freien Wildness zu verbringen und setzt sie augenscheinlich den unterschiedlichsten Gefahren aus. In Wirklichkeit besteht zu keinem Zeitpunkt eine wirkliche Gefahr für die Kinder, denn Phantom beauftragt die Eingeborenen einen unsichtbaren Rettungsschirm um die Kinder herum zu errichten. Bei jeder kleinsten Gefahr ist einer der Männer im Hintergrund anwesend, ohne dass die Kinder es bemerken.
Die Kinder bestehen die Tests mit Bravour und das Phantom kann mit den beiden nach Hause zurückkehren.
Fazit
Tony DePaul und Paul Ryan setzen mit dieser Story unmittelbar nach Beendigung der letzten Geschichte ein. Der strukturelle Aufbau in Hinsicht auf die Länge einzelner Sequenzen findet sich auch in dieser Geschichte wieder. Der Inhalt weicht allerdings vom inhaltlichen Muster einer gewöhnlichen Phantomgeschichte ab. Es gibt keinen Fall zu lösen und es gibt auch keine Schurken zu sehen.
Der Handlungsverlauf besteht allein darin, Kit und Heloise zu testen. Das bietet zwar ein wenig Abwechslung, ist aber inhaltlich zu wenig, um die Handlung über die ganzen Seiten spannend gestalten zu können.
Die einzelnen Szenen sind zu langatmig und laden dazu ein, das eine oder andere Panel zu überlesen. Eine Straffung der Handlung und eine Kürzung des Seitenumfangs hätte der Geschichte sichtlich gutgetan.
Phantom 8
Erscheinungsdatum: August 2023
Preis: 9,99€
Hinter der Maske
Autor: Martin Powell
Zeichner: Hannibal King
Farben: Andrew Dalhouse
Die Sünden des Vaters
Autor: Tony DePaul
Zeichner: Paul Ryan
Farben: Paul Ryan
Familienbande
Autor: Tony DePaul
Zeichner: Paul Ryan
Farben: Paul Ryan
Zauberstern Comics
© Torsten Pech (11/2023)