Die Erschaffung eines Traumpaares - Der Glückspilz
Die Erschaffung eines Traumpaares
Der Glückspilz
Mit Jack Lemmon hatte Billy Wilder bereits einige Jahre zuvor erste gemeinsame Filme gedreht, angefangen bei „Manche mögen’s heiß“ über „Das Appartement“ bis hin zu „Das Mädchen Irma la Douce“. Walter Matthau hingegen war 1966 noch neu im Billy-Wilder-Universum, und zu jenem Zeitpunkt eigentlich noch ein Charakterdarsteller aus der zweiten Reihe, der sich seinen Lebensunterhalt mit etlichen Gastauftritten in langlebigen Fernsehserien oder mit der einen oder anderen Nebenrolle in zumeist ernsten Hollywoodfilmen („Angriffsziel Moskau“, „Die 27. Etage“) verdiente. Dass in ihm auch ein exzellenter Komödiant steckte, wurde in vollem Maße erst dank Billy Wilder bekannt, der den knautschgesichtigen Mimen in „Der Glückspilz“ zu Höchstleistungen anspornte, die ihm schließlich sogar einen Oscar einbringen sollten. Von da an war Walter Matthau als Filmstar etabliert, konnte im Alleingang oder mit seinem kongenialen Partner Jack Lemmon die unterschiedlichsten Filme stemmen und immer wieder für gute Laune sorgen, wenn seine clevere Selbstsucht und seine faule Verschlagenheit auf die Integrität, die Sauberkeit und Uneigennützigkeit von Lemmon trafen und sich diese Gegensätze wechselseitig befruchteten. Wie beispielsweise im zwei Jahre später entstandenen „Ein seltsames Paar“, den Gene Saks nach einem Bühnenstück von Neil Simon inszenierte.
Fernsehkameramann Harry Hinkle (Jack Lemmon) wurde während eines Footballspiels vom Hünen „Boom Boom“ Jackson (Ron Rich) regelrecht über den Haufen gerannt. Harrys Schwager Willie Gingrich (Walter Matthau) ist ein schmieriger Winkeladvokat, der in dem Vorfall eine wahre Goldgrube wittert. Er überredet den naiven Harry dazu, den Schwerverletzten zu mimen, der sich kaum mehr rühren kann, um von der gegnerischen Versicherung ein Schmerzensgeld in Millionenhöhe zu fordern. Das Dreigestirn der Anwälte der Gegenseite gibt sich nicht so schnell zufrieden, zieht eigene Ärzte für Untersuchungen zurate und setzt nach Harrys Entlassung aus dem Krankenhaus schließlich den Privatdetektiv Purkey (Cliff Osmond) auf diesen an, um ihn auf frischer Tat als Simulant zu überführen. Derweil reist auch Harrys in Scheidung lebende Frau Sandy (Judi West) wieder an, weil sie ihrerseits glaubt, einen Brocken von der üppigen Schmerzensgeldsumme für sich reklamieren zu können.
Der in sechzehn Kapitel untergliederte Film schildert genüsslich die Mechanismen des US-amerikanischen Justizsystems, für das Betrug und Übervorteilung keine Fremdworte sind. Der von Billy Wilder äußerst straff und pointenreich in Szene gesetzte Spaß lebt natürlich insbesondere vom liebenswerten und ausgezeichnet getimten Spiel seiner prominenten Darsteller. Was man dabei gerne übersieht, ist die subtile Rassismuskritik des Films, der zu einer Zeit eine Lanze für dunkelhäutige Menschen brach, als dies noch keinesfalls allgemein gesellschaftsfähig war. Ein nach wie vor kurzweilig und tiefgründig unterhaltender Filmulk, der alte und neue Fans begeistern wird. Die BluRay-Erstveröffentlichung des Films, die ab 12. Juli 2018 im Handel erhältlich ist, bietet ein überzeugendes schwarz-weißes Widescreen-Bild (im Format 2,35:1), das durch große Schärfe und gute Kontraste auffällt und nur gelegentlich Filmkorn sichtbar macht. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0 Stereo, optional mit deutschen und englischen Untertiteln) ist durchweg gut verständlich und bietet ebenfalls keinen Grund zur Beanstandung. Die Extras umfassen eine isolierte Tonspur der Filmmusik, den englischen Kinotrailer zum Film und eine umfangreiche Galerie aus seltenen Fotos und internationalen Werbematerialien zum Film.