The Most Dangerous Game - Ein Survival Actioner ohne Atempause ...
The Most Dangerous Game
Ein Survival Actioner ohne Atempause ...
"Ein adrenalingeladenes ACTION MOVIE alter Schule und eine HOMMAGE an die Actionfilme aus den ACHTZIGERN"
Genug davon. Natürlich wäre es wenig werbewirksam, wenn man die Wahrheit drauf klatschen würde:
Das Original war sozusagen ein Abfallprodukt. Die Regisseure Ernest B. Schoedsack und Irving Pichel, sowie deren Hauptdarsteller Joel McCrea und Fay Wray, nutzten die Pausen in dem langen Entstehungsprozess von KING KONG (King Kong und die weiße Frau, 1933), um in den schon vorhandenen Kulissen einen Survival-Thriller zu drehen, der ebenfalls zu einem Klassiker mutierte und bis heute als Blaupause genutzt wird, wenn es um Filme über Menschenjagd geht. THE MOST DANGEROUS GAME (Graf Zaroff – Genie des Bösen, 1932) ist ein zeitloser Thriller, der selbst heute, 86 Jahre nach seiner Uraufführung, fesselnd unterhalten kann.
Die Ankündigung, die Neuverfilmung von 2017 nach Deutschland zu bringen, ließ mich nicht ruhen und so stand ich bereits am ersten Verkaufstag da und grapschte das Ding aus dem Regal. Ich liebe das Original und eine zeitgemäße Umsetzung könnte tatsächlich den angekündigten Actionreißer ergeben. Na ja, hätte man vielleicht Dwayne Johnson statt John Hennigan verpflichtet, dann wäre der Film a) mit besserem Budget ausgestattet worden, man hätte sich wohl b) etwas mehr Mühe mit dem Drehbuch gegeben, außerdem gäbe es wahrscheinlich c) auch Actionszenen und d) wären Schauspieler zu sehen gewesen.
Dabei hatte ich John Hennigan in gar nicht so schlechter Erinnerung. Er spielte den Sindbad in dem schrulligen kleinen Abenteuerschinken SINBAD AND THE WAR OF THE FURIES (2016), ein netter Zeitvertreib aus der Billigwerkstatt von TheAsylum. Dort konnte der gestandene WWE-Wrestler seinen muskolösen Körper in Pose werfen und seine lockere Art wirkte sehr sympathisch. Er hatte außerdem mit Jamie Bernadette eine bessere Partnerin als diese talentfreie Schlaftablette Michelle Taylor im vorliegenden Film.
Ich möchte hier jetzt nicht allzu sehr auf einem Vergleich zwischen Original und Neuverfilmung herumreiten. Es gab in der Vergangenheit unzählige Filme, die man als Remake hätte bezeichnen können, und nicht alle davon waren schlecht. Dieser hier muss sich aber den Vorwurf gefallen lassen, gegen das Original mächtig abzustinken, denn er beruft sich auf die gleiche Vorlage und benutzt die gleichen Namen.
Drei Schiffbrüchige stranden an der Küste einer unbekannten Insel. Einer von ihnen ist schwer verletzt. Rick und Anna machen die Bekanntschaft mit Ivan, mit dem sie den Verwundeten in ein Lager schaffen. Dort treffen sie auf Colonel Zaroff. Es geht sehr schnell. Zaroff gibt den Beiden einen Vorsprung, dann will er sie jagen. Rick ist eigentlich gelernter Jäger, doch seine Alkoholsucht hat ihn schwach werden lassen. Deshalb übernimmt Anna zunächst die Führung. Die Insel ist mit tödlichen Fallen überzogen und so müssen die Helden sich gegenseitig mehrfach das Leben retten. Schließlich finden sie das gestrandete Schiff mit dem sie gekommen waren, doch sie kehren in das Lager zurück um den Verletzten zu bergen. Es kommt zum Showdown mit Zaroff – ratet mal wer gewinnt.
Es gibt exakt zwei Sequenzen, die man als Actionszenen bezeichnen könnte. Dabei handelt es sich lediglich um Faustkämpfe, die von einem offenbar volltrunkenen Kameramann gefilmt wurden und, um die Schwächen in der Choreografie weiter zu vertuschen, hektische Schnittfolgen aufweisen. Das ist leider eine Krankheit des modernen Actionkinos allgemein. Hierbei dann aber von einer Hommage an die 80'er zu sprechen ist ein Hohn. Zu jener Zeit wurde das Handwerk noch gezeigt und versteckte sich nicht hinter vorgenannten Stilmitteln.
Was ich nicht mag ist die Aufmachung einer solchen Veröffentlichung. Kein Marktschreier würde derart penetrant mit Superlativen um sich werfen. Tiberius-Film ist leider Sieger des Wettbewerbs, was solche Methoden angeht. Bei unzähligen Filmen haben sie dadurch Erwartungshaltungen geschaffen, welche von den Programmen dann gar nicht erfüllt werden konnten. Etwas dezenter in der Aufmachung des Klappentextes zu sein wäre eine gute Maßnahme um den Zuschauer nicht zu verprellen. Vielleicht würde man sogar in einer Gurke wie dieser dann noch ein paar positive Aspekte entdecken. Durch meine Erfahrung mit Billigschund weiß zumindest ich, dass den Machern ob des Budgets einfach nicht mehr möglich war. Und übrigens ist es leicht, den werbewirksamen Stempel "Uncut" auf dem Cover zu platzieren. Zu sehen gibt es nämlich – nüscht! Da mutet die FSK-Freigabe "ab 16" schon fast lächerlich hoch an.
Na gut, ein besseres Drehbuch und etwas weniger klischeehafte Figuren und Handlungen wären schon drin gewesen. Allein ob dessen macht sich das große Gähnen breit. Natürlich mögen sich Rick und Anna zunächst nicht. Natürlich ist Zaroff ein an Selbstüberschätzung leidender Zeitgenosse, natürlich plagen Ivan irgendwann Zweifel, sodass er Anna und dem Verletzten die Flucht ermöglicht. Letzterer geht übrigens dabei drauf, er wird von einer Falle getötet. Warum sollten sich Held und Heldin auch mit so einem auf dem Nachhauseweg belasten? Die Schauspieler tun ein Übriges, die Figuren in völliger Belanglosigkeit versinken zu lassen.
Logische Fehler hagelt es – du meine Güte. Ich bin bei billigen Filmen gerne nachsichtig und selbst Großproduktionen schlagen sich manchmal mit Anschlussfehlern oder Unlogiken herum. Beispiele: Ivan hat unser Paar aufgespürt und schießt mit seiner Waffe auf die Beiden. Schon nach wenigen Fluchtmetern aber können sie aber wieder spazieren gehen und Witze reißen. Der Angriff von Ivan wurde einfach vergessen. Als es Nacht wird machen die Beiden ein dickes Lagerfeuer. Ernsthaft? Äh, ja, Zaroff und Ivan liegen bestimmt in den Betten und kuscheln mit ihren Stofftieren, da kann ja nichts passieren. Nach dem Essen legen sich Rick und Anna schlafen. Na immerhin, sie löschen das Feuer. Aber sie rüsseln gleich weg, was sollte denn schon Aufregendes geschehen? Am Morgen können sie dann auch ausgeruht das Tagewerk beginnen.
Da muss ich dann doch mal den Originalfilm heran ziehen. Dort wird dem fliehenden Paar kaum eine Atempause gegönnt. Und selbst wenn Zaroff sich zurückzieht, so bleibt seine Bedrohung, denn man weiß nicht, was er wirklich tut und wann. Da bleibt den Protagonisten keine Zeit für Liebesbekundungen oder gar Witze. Im neuen Film ist es dann anders. So ernst und verfahren die Situation auch sein mag, die Helden lächeln viel und verbreiten eine gute Laune – was zur Folge hat, dass man keinerlei Sympathie für sie empfinden kann. Da wünscht man sich manchmal schon, Zaroff und Ivan würden den Beiden ein Ende bereiten. Leider sind jene aber auch wenig reiz- und wirkungsvoll. Eric Eteban besitzt nicht einmal weit entfernt jene dämonische Ausstrahlung und Optik des Leslie Banks aus dem O-Film.
Am Ende bleibt ein Film von dem deutlich abzuraten ist. Klar, mehr Möglichkeiten hatten die Macher nicht. Sich dann aber an ein solch übergroßes Vorbild heranzuwagen (das vergleichsweise auch nicht mehr gekostet hat) ist schon maßlose Selbstüberschätzung.
THE MOST DANGEROUS GAME
Cover und Screenshots der deutschen DVD (Tiberius-Film)
Kommentare
Die Filme sagen mir bis jetzt noch nichts, aber kann ja noch kommen. Zumindest kommt mit den Artikeln wieder ein Stück Old-Zauberspiegel hoch.
Bin damals bei BAD TASTE, ELMER, DARK SOCIETY usw. hängen geblieben...
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