Unterwegs nach Osten - »Im Reich des Kublai Khan«
Unterwegs nach Osten
»Im Reich des Kublai Khan«
Der 1933 geborene Berliner „Hotte“ Buchholz übernahm ab den frühen 1950er Jahren erste Filmrollen und wurde schließlich 1955/56 mit seinen Rollen in „Himmel ohne Sterne“ und „Die Halbstarken“ zum neuen Teenieschwarm und Kritikerliebling. Dass er nicht nur blendend aussah und deswegen das Potenzial zum Leinwandstar hatte, sondern auch über ein beachtliches schauspielerisches Talent verfügte, blieb auch im Ausland nicht unbemerkt, wo er 1959 im von J. Lee Thompson inszenierten britischen Film „Tiger Bay“ sein englischsprachiges Filmdebüt gab. Schon im Jahr darauf gehörte er unter John Sturges in Hollywood zu den „Glorreichen Sieben“, spielte für Billy Wilder im heute als Kult verehrten Berlin-Film „Eins, zwei, drei“ oder an der Seite von Bette Davis in „Die Nackte“. 1965 schließlich wurde er als Marco Polo für „Im Reich des Kublai Khan“ engagiert. Die Rolle war zwei Jahre zuvor von Alain Delon unter der Regie von Christian-Jaque begonnen worden, doch der Produktion ging das Geld aus. Als man mit Hilfe von italienischen, jugoslawischen, ägyptischen, afghanischen und Schweizer Koproduzenten neu beginnen konnte, wurden neben dem Regisseur auch etliche der Darsteller ausgetauscht.
Im Jahr 1271 will Papst Gregor X. (Guido Alberti) einige Getreue in den Osten entsenden, um dem chinesisch-mongolischen Kaiser Kublai Khan (Anthony Quinn) eine Friedensbotschaft zu überbringen. Seine Wahl fällt auf die wenig erfolgreichen venezianischen Händler Nicolo (Massimo Girotti) und Matteo Polo (Mica Orlovic) sowie deren Sohn respektive Neffen Marco Polo (Horst Buchholz). Der lange und beschwerliche Weg führt die Karawane durch arabische Wüsten und Gebirge, wo Marco Polo mit zwei Tempelrittern (Jacques Monod und Bruno Cremer) in die Hände des Alten vom Berge (Akim Tamiroff) fällt, der die Mission der Reisenden zu verhindern sucht. Nur durch den persönlichen Einsatz von Beduinenfürst Emir Alaou (Omar Sharif) gelingt Marco Polo die Flucht. Doch auch das weitere Vorankommen ist von Entbehrungen gezeichnet, wenn sich die Truppe durch sengende Hitze und eisige Kälte weiter nach Osten fortbewegt. Nach dem Überqueren der Chinesischen Mauer ist der Auftrag auch noch lange nicht erfüllt, denn zwischen den Mongolen und den Chinesen toben noch immer blutige Auseinandersetzungen, die sich bis in die Familie Kublai Khans hineinziehen, der mit seinem Sohn, Prinz Nayam (Robert Hossein), in vielerlei Hinsicht nicht einer Meinung ist.
Ein aufwändig an exotischen Schauplätzen produzierter Abenteuerfilm, der sein Publikum gekonnt bei Laune hält. Am überzeugendsten gerieten natürlich die beeindruckenden Franscope-Aufnahmen, die mit viel Sinn für gelungene Kameraeinstellungen eingefangen wurden und immer mal wieder Reminiszenzen an die Arbeiten David Leans („Lawrence von Arabien“) wecken. Historisch bedeutsam ist auch die kurze Ablichtung der Buddha-Statuen von Bamiyan in Afghanistan, die im Jahr 2001 von Kämpfern der Taliban vollständig zerstört wurden. Aber auch einige Darsteller der stargespickten Besetzungsliste können beeindrucken, vor allem Anthony Quinn in einer ungewöhnlichen Rolle, der als Sprachrohr für die pazifistischen Aussagen und die versöhnliche Botschaft des Films genutzt wird. Für Liebhaber der seinerzeit immens populären Historienfilme ein nach wie vor sehenswerter Beitrag. Die DVD-Wiederveröffentlichung in der Reihe Pidax-Historien-Klassiker erfolgt in remasterter Qualität, die beim beeindruckenden Bild (im Widescreen-Format 2,35:1) keinerlei Wünsche mehr offenlässt. Der Ton liegt – genau wie in den 2013 erschienenen DVD- und BluRay-Fassungen von Universum Film – lediglich in der deutschen Synchronfassung (in Dolby Digital 2.0 Stereo) vor. Als Extras gibt es den deutschen Kinotrailer sowie eine ganz hübsche animierte Bildergalerie mit deutschen und italienischen Aushangfotos zum Film sowie als Booklet den verkleinerten Nachdruck des zwölfseitigen „Illustrierten Film-Kuriers“ (Nr. 69) mit zahlreichen Fotos, ausführlicher Inhaltsangabe und Hintergrundinformationen zum Film und seinen Darstellern.