Das kirchliche Schlitzohr - »Keiner haut wie Don Camillo«
Das kirchliche Schlitzohr
»Keiner haut wie Don Camillo«
Um die Emanzipation von seinem gemütlich-dicken Leinwandpartner Bud Spencer noch deutlicher zu machen, entschied sich Terence Hill dazu, „Keiner haut wie Don Camillo“ auch selbst zu inszenieren. Sein Regiedebüt wurde zu einem wahren Familienunternehmen, denn das Drehbuch stammt aus der Feder seiner Ehefrau Lori Hill, mit der der blauäugige Star seit mittlerweile mehr als 50 Jahren verheiratet ist. In kleineren Nebenrollen treten der gemeinsame Sohn Jess Hill (als Phantom – in der deutschen Version aber geschnitten) und auch Ross Hill auf, ein Adoptivsohn der Hills, der 1990 mit erst 16 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen sollte. In Grundzügen hat man sich an den vielfältigen Auseinandersetzungen zwischen dem katholischen Pfarrer und dem kommunistischen Bürgermeister orientiert, wie sie zunächst in den Büchern von Giovanni Guareschi geschildert worden waren. Heutzutage dürften sich die meisten natürlich am ehesten an die filmischen Umsetzungen mit Fernandel und Gino Cervi erinnern, die in insgesamt fünf Filmen (ein sechster blieb aufgrund von Fernandels frühem Tod unvollendet) in die ikonischen Rollen geschlüpft waren und auch den deutschen Fernsehzuschauern in schöner Regelmäßigkeit auf der Mattscheibe wiederbegegnen.
Pfarrer Don Camillo (Terence Hill) und der kommunistische Bürgermeister „Peppone“ Bottazzi (Colin Blakely) sind nur selten einer Meinung. Beide haben schlitzohrige, selbstsüchtige Charaktereigenschaften, durch die sie immer wieder aneinandergeraten. Camillo trainiert beispielsweise als Fußballmannschaft die „Angels“, während Peppones Team den Namen „Devils“ trägt. Auch beim Kartenspielen versuchen sich die beiden sturen Männer, immer wieder gegenseitig übers Ohr zu hauen und mit faulen Tricks als Sieger hervorzugehen. Dass sich vor allen Dingen Don Camillo dabei selten so verhält, wie man es von einem kirchlichen Würdenträger erwarten würde, spricht sich schließlich sogar bis zum Bischof (Cyril Cusack) herum, der damit droht, den Hitzkopf in eine beschauliche Bergregion strafzuversetzen, weil der dortige Pfarrer gerade gestorben ist.
Terence Hill versucht, die klassischen Geschichten um Don Camillo und Peppone in die 80er Jahre zu transferieren. Deswegen ist sein Pfarrer nicht nur deutlich jünger und schnittiger als Fernandel, sondern fährt auch leidenschaftlich gern Motorrad. Wenn die Argumente versiegen, lässt er die Fäuste sprechen, wie wir das aus den bisherigen Filmen des Stars gewohnt sind. Hills Regiedebüt hätte insgesamt etwas mehr Tempo nicht geschadet, denn es kommt immer wieder zu Durchhängern und deutlich zu lang ausgewalzten Szenen. Für Fans des Schauspielers und das jugendliche Zielpublikum bietet aber auch dieser Film noch charmante und amüsante Unterhaltung. Die BluRay-Einzel-Disc-Erstveröffentlichung lässt „Keiner haut wie Don Camillo“ in einer exzellenten Schärfe und ausgewogenen Farben (im Widescreen-Format 1,85:1) erstrahlen, die keine Wünsche mehr offenlassen. Der Ton liegt auf Deutsch und Italienisch im DTS HD Master Audio 2.0 vor und ist ebenfalls in Ordnung (beim italienischen Originalton fehlen ungefähr 20 Sekunden, die an der entsprechenden Stelle mit dem deutschen Synchronton und italienischen Untertiteln aufgefüllt wurden). Als Extras bietet die Veröffentlichung eine Postkarte und zwei neuere Trailer zum Film sowie eine kleine animierte Bildergalerie.
Kommentare
Antwort:"Aber Herr! Das ist doch ein ganz weicher Eichenknüppel!"