Ho Ho Ho – dieser Weihnachtsmann erschlägt alle bösen Buben mit seinem Kriegshammer - »Violent Night«
Ho Ho Ho – dieser Weihnachtsmann erschlägt alle bösen Buben mit seinem Kriegshammer
»Violent Night«
Heiligabend ist eine Zeit, in der man mit der Familie zusammenkommt, den Abend gemeinsam verbringt und die Festtage genießt. Eine idyllische „Stille Nacht“ ist der wohlhabenden Familie Lightstone dieses Jahr allerdings nicht vergönnt. Stattdessen bricht die Hölle über sie herein, als eine Truppe von Söldnern ihr trautes Heim stürmt und sie als Geiseln nimmt, um so an die Millionen in ihrem Tresor zu kommen. Was die skrupellosen Eindringlinge jedoch nicht bedenken: Sie stehen auf der Ungezogenen-Liste des Weihnachtsmannes – weswegen genau der sich ihnen nun mit aller Kraft entgegenstellt und der Familie zur Hilfe eilt.
Ein Blick auf die Filmographie des norwegischen Regisseurs Tommy Wirkola wirkt wie ein Best-Of des filmischen Wahnsinns der letzten Jahre. Seine „Kill Bill“ Parodie „Kill Buljo“ (2007) erhielt sogar Lob vom Meister Quentin Tarantino höchstpersönlich, richtig bekannt wurde Wirkola aber erst mit seiner Splatter-Komödie „Dead Snow“ (2009). Dieser Nazi(!)-Zombie(!!)-Streifen überzeugt mit tollen Gore-Effekten und vielen augenzwinkernden Referenzen an die „Evil Dead“-Filme von Sam Raimi – 2014 folgte die noch abgefahrenere Fortsetzung „Dead Snow 2: Red vs Dead“. Der Erfolg dieser Filme eröffneten Wirkola die Möglichkeit mit größerem Budget zu arbeiten, was er sich etwa für die sehr unterhaltsame Märchen-Sauße „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“ (2013) oder den doppelbödigen Science-Fiction-Thriller „What happened to Monday“ (2017) zunutze machte.
Wirkolas neuester Streich widmet sich nun ausgerechnet dem Fest der Liebe: Weihnachten. Wenig überraschend ist daraus aber kein besinnlicher Film für die Adventszeit geworden, sondern eine sehr blutige Action-Komödie, welche ihr FSK 16 Siegel immer wieder bis zum Äußersten ausreizt. Das grundlegende Story-Gerüst wirkt dabei über weite Strecken wie eine Mischung aus den beiden Weihnachtsklassikern „Kevin allein zu Haus“ (1990) und „Stirb Langsam“ (1988) - beide Filme werden zudem mehrfach in „Violent Night“ mal mehr und mal weniger subtil referenziert – der spitzzüngige Humor und die garstigen Fallen aus „Kevin allein zu Haus“ treffen auf den Geiselplot und die übermenschliche Heldenfigur aus „Stirb Langsam“.
Diese Mischung funktioniert wirklich ausgezeichnet, was vor allem am kreativen Drehbuch des Films sowie dem sehr spielfreudigen Ensemble liegt. David Harbour liefert eine erinnerungswürdige Performance als abgehalfterter Weihnachtsmann, der sogar Billy Bob Thornton als Bad Santa aus dem gleichnamigen Film wie eine liebliche Frohnatur erscheinen lässt. Die Familie Lightstone besteht zudem ausschließlich aus herrlich überzeichneten Figuren, welche sich an der Grenze zur Karikatur bewegen und mit ihren auf die Spitze getriebenen Dialoggefechten immer wieder für Lacher sorgen – besonders hervorstechen tun dabei Cam Gigandet als Möchtegern-Actionstar Morgan Steele (welcher wohl bewusst Erinnerungen an die Figur des Harry Ellis aus „Stirb Langsam“ hervorrufen soll) und Alexander Elliot als Smartphone süchtiger Teenager-Influencer. Neben dem Comedy-Aspekt weiß auch die Action des Films zu überzeugen, wenn der Weihnachtsmann zu einer unbarmherzigen Killermaschine wird, welche sogar John Wick ernsthafte Konkurrenz macht, wenn es um den kreativen Einsatz von Alltagsgegenständen als Waffen geht. In den Kampf-Szenen geht es sehr blutig zur Sache, was mit einigen exzellenten Splatter-Effekten einhergeht, welche lobenswerterweise größtenteils sogar handgemacht sind – nur manchmal stört ein etwas unfertig wirkender CGI-Effekt diesen ansonsten tadellosen Gesamteindruck.
Spätestens wenn der Weihnachtsmann zu den Klängen von Bryan Adams Kultsong „Christmas Time“ reihenweise die bösen Buben mit seinem Kriegshammer plattmacht, muss man diesen Film einfach in sein Herz schließen. Dabei setzt Wirkola in seinem Finale sogar noch eine Schippe drauf, inszeniert zunächst eine halsbrecherische Schneemobil-Jagd, welche sich süffisant vor einer ähnlichen Szene aus „Stirb Langsam 2“ verbeugt und präsentiert schließlich einen finalen Kill, den man als Zuseher in dieser Form definitiv noch nie gesehen hat. Wenn dann kurz darauf der vom Weihnachtsklassiker-Song „Merry Christmas Everybody“ von der britischen Rockband Slade untermalte Abspann einsetzt, verspürt man als Zuseher fast ein bisschen Wehmut, da man gerne noch etwas mehr Zeit mit David Harbour verrückten Weihnachtsmann verbracht hätte.
Fazit:
„Kevin allein zu Haus““ trifft auf „Stirb langsam“ – trotz dieser offensichtlich zu Schau getragenen Inspirationsquellen verfügt „Violent Night“ über genügend eigene Ideen, um das Kinopublikum in seinen Bann zu ziehen. Besonders die karikaturhaft überzeichneten Charaktere sowie die sehr kreativen, überaus blutigen und teilweise einfach super witzigen Kills sorgen für blendende Unterhaltung. In Kombination mit dem grandios aufspielenden David Harbour als Santa Claus ergibt sich eine äußerst vergnügliche Mischung, welche das Zeug zum Weihnachtsparty-Klassiker hat.
Violent Night