Meine Zeit beim Marken Verlag - Meine Arztromane, seltsame Erscheinungsweisen und letzte Bemerkungen
Meine Zeit beim Marken Verlag
Meine Arztromane, seltsame Erscheinungsweisen und letzte Bemerkungen...
Meine Arztromane, seltsame Erscheinungsweisen und letzte Bemerkungen...
Ich habe nicht nur einen, sondern mindestens sechzehn Frauen- respektive Arztromane - geschrieben, und zwar für die Serie Dr. Rudolf Koch [Marken-Verlag] unter dem Pseudonym Rita Wallner.
Gekommen bin ich dazu, dass mich der Lektor Werner Dietsch, leider schon verewigt, angegangen hat. Das war zu Zeiten meiner Famulatur in einem Krankenhaus in Bergisch Gladbach in den Jahren 1982 und 1983, die ich während meines späten Studiums der alternativen Medizin machte.
Werner Dietsch fragte mich: Du bist doch jetzt im Krankenhaus, machst doch Deine Famulatur. Du könntest doch für mich Arztromane schreiben? Wir machen im Marken-Verlag eine Taschenbuchreihe, eine Arzt-Romane-Reihe.
Das war eine Herausforderung, da waren mindestens 320.000 Anschläge gefragt und da konnte man einen Roman so richtig anlegen. Dass aus der Taschenbuchreihe dann nichts geworden ist, lag an den Druckmöglichkeiten und an der Verlagspolitik bei Marken. Die ersten Hefte der Reihe Dr. Rudolf Koch sind im doppelten Heftformat erschienen. Das hatte für den Autor natürlich auch den sehr schönen Vorteil, dass man fast doppeltes Honorar dafür bekommen hat. Das war immer gerne gesehen.
Werner Dietsch war von meinen Romanen hellauf begeistert, und er erzählte immer wieder: Ich habe einen Roman von Hübner gelesen, alles frisch von Fass, das sind wahnsinnige Dinger!
Gut, dieses Lob hat mich natürlich sehr gefreut, vor allem, weil eben auch das Honorar stimmte.
Bei Marken gab es manchmal seltsame Ideen. So ist die Westernparodie Joker Boys im Zweimonatsrhythmus erschienen. Ich weiß es nicht wer sich die zwei Monate ausgedacht, ich vermute aber der Verleger Noster, der eigentlich kein Verleger sondern Kaufmann war. Das war auch mit ein Grund für den Niedergang des Marken-Verlages.
Aber da spielten auch viele andere wichtige Faktoren eine Rolle. Noster hatte nicht das Durchhaltevermögen eines Verlegers und man musste damals eine Heftreihe mindestens 30 40 Nummern lang draußen haben, um bei der Leserschaft überhaupt bekannt zu werden.
Und wenn Noster nach der Nummer 6 oder 7 keine Auflagensteigerung sah oder sich die Remittendenzahl, d.h. die zurückgegangenen und nicht verkauften Romane angesehen hat, war er schon gefrustet. Er hat immer nur den Profit gesehen und nicht bemerkt, dass ein Verleger auch Verpflichtungen und Durchhaltevermögen haben muss, damit sich Erfolg einstellte. Er hätte eine Serie lange genug draußen haben müssen, damit die Leserschaft diese kennen lernen und frequentieren kann.
So ist auch Infero, die Serie mit den Katastrophen Romanen zustande gekommen. Da wollte man im Trend sein. Das war eine Idee von van Buggenum, inspiriert durch die Katastrophen-Filme, die ja in den 70er Jahren mit viel Erfolg in den Lichtspielhäusern liefen. Diese kamen aus Amerika. Europa hat ja keine nennenswerten Katastrophenfilme produziert. Das war ein Aufspringen auf den fahrenden Zug.
Die Abläufe in den Unterhaltungsmedien erfolgten jedoch immer schneller und so wechselten auch die Themen. Solche Katastrophenfilme sind schon nach drei bis vier Wochen aus den Lichtspielhäusern verschwunden, auch wenn sie solide Einspielergebnisse brachten. Ähnlich war das auch bei den Heftromanen-Themen.
Es wurde zu schnell gewechselt, das Durchhaltevermögen fehlte. So waren diese Serien mehr oder weniger zum Scheitern verurteilt.
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: Das ist richtig, Zeitkugel und ERDE 2000 sind in den Anfängen anonym erschienen, d.h. es gab keine Autoren-Namen oder Pseudonyme. Unter P. Eisenhuth habe ich die meisten Romane geschrieben, es waren auch einige andere Pseudonyme dabei, unbedeutend und nicht erwähnenswert [ ].
: Habe ich schon beantwortet: Mit dem Verhalten des kaufmännisch denkenden Verlegers, der rein auf Kommerz bedacht war, und weniger darauf, den Leuten Unterhaltung zu bieten. Er war kein Samariter oder mildtätiger Mensch, er wollte Mäuse sehen.
: Ich würde sagen, ja! Der Markt war schon abgegrast. Das war auch damals schon so. Es gab auch eine Kombination von Western und Horror-Romanen, bei Marken waren das die Grusel-Western. Betreut wurden die Grusel-Western von Werner Dietsch, es war eben ein Abklatsch, wie Hexen-Hermann das auch mal formuliert hat, weder Fisch noch Fleisch.
: Das war eine Überlegung von Verleger Noster und van Buggenum, da musste man auch etwas in Sachen Grusel-Romane machen.
Es gab sehr viele Gespräche mit Autoren, dass waren W. A. Hary, Otto Birner oder sonst jemand, die sind teilweise am Redakteur, in dem Fall war ich das, vorbeigeführt worden. Das ergab, dass viele Romane ganz individuell geprägt waren und wenig Rücksicht darauf genommen wurde, was andere Autoren in den Heften davor geschrieben hatten. Es war keine Kontinuität gegeben, weder in der Führung der Heldenfigur, noch im Ablauf der Geschichten. Es hatten bei Marken zu viele Leute etwas zu bestimmen. Diese haben sich auch ausbedungen, mit den Autoren selbst zu verhandeln und das ist den Serien, wie man heute weiß, gar nicht bekommen.
Das erklärt auch Widersprüche zwischen den Autoren, z. B., dass Gordon Black in Band 1 Anwalt und in Band 2 Journalist war. So etwas hätte nicht passieren dürfen, es ist aber leider vorgekommen.
: Das ist auch die Idee von van Buggenum gewesen, das war auch keine schlechte Idee, nur hätte man diese Sache konsequenter durchziehen müssen. Mir waren da die Hände gebunden, ich hatte da nicht nur die Redaktionsarbeit zu machen. Ich war gleichzeitig auch Produktionsleiter für das gesamte Spektrum des Marken-Verlages, also Liebes-Romane, Roman-Journale, Krimis und Western. Das Lektorat habe ich mehr oder weniger in der spärlich bemessenen Freizeit durchführen müssen.
: Da muss ich sagen, dass ich da auch etwas Mitverantwortung zu tragen hatte. Ich habe mich nämlich nicht energisch genug dem Chefredakteur und dem Verleger gegenüber durchgesetzt.
: Ja, das war ein Versuch, an den Riesen-Erfolg von John Sinclair heranzukommen. Genauso hatte man zuvor vergeblich versucht, an Jerry Cotton und an Perry Rhodan heranzukommen.
: Auch das ist richtig. Verleger Noster hatte nicht die Geduld und nicht das Beharrungsvermögen, um die ersten vernünftigen Ergebnisse abzuwarten. Er wollte ganz schnell Ergebnisse und zwar gute Ergebnisse sehen und das ist eben in so kurzer Zeit nicht machbar.
Zu dieser Zeit gab es schon die Möglichkeit, dass man sich CDs ausleihen konnte, es wurden mehr Fernsehprogramme geboten. Im Hörfunk gab es Sender für die jungen Leute. Die Medienlandschaft war im Umbruch begriffen und da ist für das Heft der Raum zum Atmen immer geringer geworden.
Zauberspiegel: Wie und warum ist Marken Mitte der 80er in die Pleite gerutscht?
Horst Hübner: Der eine Grund war fehlendes Beharrungsvermögen des Verlegers. Zweitens ein zahlenmäßig viel zu gering besetzter Stab von Vertretern und drittens die Konzeptionslosigkeit der Verlagsleitung, die immer sehr schnell von einem Genre zum anderen wechselte und mal das eine oder das andere favorisierte. Es ist nicht gelungen, sich an eine Erfolgsgeschichte dranzuhängen und davon zu profitieren. Diese Rechnung ist nicht aufgegangen, das haben die Leser nicht mitgemacht.
: Nein, es war bei Marken untersagt, die Autoren untereinander bekannt zu machen, damit sie sich austauschen konnten. Die Autoren waren natürlich nicht auf den Kopf gefallen. Die wussten relativ schnell, wer mit ihnen an der Serie schrieb. Aber vom Verlag aus wurde das nicht unterstützt, im Gegenteil, es wurde unterdrückt.
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Kommentare
Leider waren das die letzten Ausführungen von Horst Hübner.