#91: Subjektive Wahrnehmung, Vetos, Oberste Räte
#91: Subjektive Wahrnehmung, Vetos,
Oberste Räte
Ich war immer froh, daß es diese Gliederung gab.
Konnten doch die Lords ihres Kasperlespiele machen und behindert mich als Volk
nicht weiter bei der Magirasimulation. Nun gehöre ich zu dieser Komikertruppe,
die (in der Regel zwei von drei Sachen haben) Übergewicht, Haarprobleme, Brille/Kontaktlinsen.
Und da wirds dann schlimm. So etwa seit 2000 herum zeichnete sich mal wieder
Unzufriedenheit ab, die sich aufschaukelte. Nur Gustav Gaisbauer war fern. Diesmal
traf es den Obersten Rat (Straßl und Lukschandl als Gründer plus Dieter
Steinseifer). Der Oberste Rat definierte sich als Wächter und letzte Instanz
der Simulation, der aber nicht als handelndes Organ zu betrachten ist, sondern
nur dann eingreift, wenn die Grundfesten der Simulation MAGIRAs, wie sie
verstehen, in Gefahr sind.
Da gibt es die unterschiedlichsten Darstellungen
über Vetos, die der Oberste Rat gemacht hat. Manches kann ich nicht
nachvollziehen. Aber als Betroffener habe ich durchaus meine eigene Meinung zu
dem Gremium. Wenn Vetos, dann zeitnah (es gibt die schöne FOLLOW-Tradition von
Jahr und Tag) und nach Studium (=Lesen!!!!) der Unterlagen und Protokolle oder
bei Teilnahme an einer Sitzung unmittelbares Eingreifen nachdem man sich alles
angehört hat. Aber der Oberste Rat gab sich sogar die Vollmacht zu jeder Zeit
alle Beschlüsse mit einem Veto zu überziehen.
Das sorgte zunehmend für Unmut. Dazu kam, dass der
Oberste in Art, Umfang und Zeitpunkt seiner Äußerungen nicht das glücklichste
Händchen hat. So haben sich Lords in jahrelangen Prozessen neue Gesetze für die
Simulation gegeben, die der Oberste Rat kickte und durch unglückliche
Eigenformulierungen ersetzte (2005). Das ganze kurz vor dem Fest. Völlig unzureichend
und unglücklich. Das Wort Alterstarrsinn drängte sich auf und wurde. Werde ich
auch mal so, wenn ich über sechzig bin? - Vielleicht bin ich auch schon jetzt
so.
Der Lordrat, der einmal im Jahr tagte löste sich
gar auf, nachdem er sich auf Nichts mehr einigen konnte. Dazu zerfielen die Lords
in mindestens drei Fraktionen. Die einen, die sich gegen den Obersten Rat aussprachen,
gar seine Absetzung wollten, die dem Obersten Rat folgten und die, die zwischen
den Stühlen saßen. Ich war bei denen, die irgendwo dazwischen waren. Ein FOLLOW
ohne Gründer ist kein FOLLOW mehr, aber in dem Moment wo ich andere einlade
meine Simulation zu teilen, muß ich diese auch mitspielen lassen. Verfahren,
knifflig. Wo ist Deep Thought, wenn man ihn braucht? Aber vermutlich, hätte er
noch viel länger nachgedacht und wieder nur als Lösung 42 ausgegeben, weil
wieder keiner die richtige Frage stellen konnte.
Diesen ganzen Zauber bekam das Volk FOLLOWs
natürlich mit und wollte nun auch informiert werden und mitreden. Warum bloß?
Die hätten doch weiter ihren Spaß haben können. Das schöne war immer, die Aktivitäten
und Kindergartenaktionen der Lords wegignorieren zu können. Aber diesmal wollte
das keiner. Das häßliche Wort Spaltung machte die Runde. Hubert Straßl stellte
sogar das Modell parallel existierender FOLLOWs in den Raum.
Ein weiteres Problem war die Art und Weise wie die
Welt MAGIRA an sich zu sehen ist. Es gibt da die Spieler, die das Ewige Spiel (kurz EWS) spielen
und auf mittlerweile vier Welten eine Art überdimensioniertes Risiko spielen.
Dann sind da die Erzähler und die Rollenspieler und jede, aber auch jede dieser
Gruppen sieht die Welt mit anderen Augen. Der eine wünscht eine Festlegung von
Grundgegebenheiten (einer dieser Verfechter bin ich), damit als Autor sich auf
das wesentliche konzentrieren kann und der Definition nach eine Fantasywelt
schafft. In einer solchen einigen sich Autor und Leser, im Falle Follows
Beteiligte an der Simulation darauf, wie die Welt beschaffen ist. Ist sie
wandelbar wird sie zu einer Märchenwelt. Die Spieler wollen ihr Spiel spielen.
Hubert will Magira nicht festlegen, weil nur für ihn der in der Fantasy oft und
gern beschworene 'Sense of Wonder' entsteht. Daher gibt es auch einen Spruch
von der "subjektiven Wahrnehmung' der Welt.
Wie auch immer. Das ganze ist kompliziert und wird
mit großem Ernst betrieben. Aber, wem es gelingt, dieses Gezerre nicht zur
Kenntnis zu nehmen, hat seinen Spaß in FOLLOW. Ich habe mich Anfang 2006 aus
dieser Diskussion ausgeklinkt und mache nur noch mein Ding. Ich kommentierte
zwar gelegentlich noch Entwicklungen, aber für geht es jetzt nur noch darum,
Magiraner zu sein und das umzusetzen. Zu mehr fehlt mir einfach mittlerweile
die Lust. Aber dieses, die Sery'de von E'sch T'hut Wiyr machen mir Spaß. Die
anderen können ihr kleinliches Gezerre veranstalten. Ich halte mich da weitestgehend
raus, zumal es eben nicht mehr um MAGIRA ging, sondern um Pöstchen und
persönliche Animositäten. 2007 sollte noch mal alles schlimmer machen, aber der
gordische Knoten wurde zerschlagen.
Demnächst darüber dann mehr...