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#91: Subjektive Wahrnehmung, Vetos, Oberste Räte

As Time Goes By#91: Subjektive Wahrnehmung, Vetos, Oberste Räte

FOLLOW ist seit seiner Gründung durch Hubert "Hugh Walker" Straßl, Edi Lukschandl und Axel Melhardt 1966 im Wesentlichen hierarchisch organisiert. Das heute ein bißchen anders. Zwar steht nach außen hin wie ein Monument die Gliederung Lord – Gefolge. Aber FOLLOW ist eine Ansammlung von Individualisten. Freiwillig und bis zu einem gewissen Grad gern. Darüber hinaus: Nee! So nicht.


Ich war immer froh, daß es diese Gliederung gab. Konnten doch die Lords ihres Kasperlespiele machen und behindert mich als Volk nicht weiter bei der Magirasimulation. Nun gehöre ich zu dieser Komikertruppe, die (in der Regel zwei von drei Sachen haben) Übergewicht, Haarprobleme, Brille/Kontaktlinsen. Und da wird’s dann schlimm. So etwa seit 2000 herum zeichnete sich mal wieder Unzufriedenheit ab, die sich aufschaukelte. Nur Gustav Gaisbauer war fern. Diesmal traf es den Obersten Rat (Straßl und Lukschandl als Gründer plus Dieter Steinseifer). Der Oberste Rat definierte sich als Wächter und letzte Instanz der Simulation, der aber nicht als handelndes Organ zu betrachten ist, sondern nur dann eingreift, wenn die Grundfesten der Simulation MAGIRAs, wie sie verstehen, in Gefahr sind.

Da gibt es die unterschiedlichsten Darstellungen über Vetos, die der Oberste Rat gemacht hat. Manches kann ich nicht nachvollziehen. Aber als Betroffener habe ich durchaus meine eigene Meinung zu dem Gremium. Wenn Vetos, dann zeitnah (es gibt die schöne FOLLOW-Tradition von Jahr und Tag) und nach Studium (=Lesen!!!!) der Unterlagen und Protokolle oder bei Teilnahme an einer Sitzung unmittelbares Eingreifen nachdem man sich alles angehört hat. Aber der Oberste Rat gab sich sogar die Vollmacht zu jeder Zeit alle Beschlüsse mit einem Veto zu überziehen.

Das sorgte zunehmend für Unmut. Dazu kam, dass der Oberste in Art, Umfang und Zeitpunkt seiner Äußerungen nicht das glücklichste Händchen hat. So haben sich Lords in jahrelangen Prozessen neue Gesetze für die Simulation gegeben, die der Oberste Rat kickte und durch unglückliche Eigenformulierungen ersetzte (2005). Das ganze kurz vor dem Fest. Völlig unzureichend und unglücklich. Das Wort Alterstarrsinn drängte sich auf und wurde. Werde ich auch mal so, wenn ich über sechzig bin? - Vielleicht bin ich auch schon jetzt so.

Der Lordrat, der einmal im Jahr tagte löste sich gar auf, nachdem er sich auf Nichts mehr einigen konnte. Dazu zerfielen die Lords in mindestens drei Fraktionen. Die einen, die sich gegen den Obersten Rat aussprachen, gar seine Absetzung wollten, die dem Obersten Rat folgten und die, die zwischen den Stühlen saßen. Ich war bei denen, die irgendwo dazwischen waren. Ein FOLLOW ohne Gründer ist kein FOLLOW mehr, aber in dem Moment wo ich andere einlade meine Simulation zu teilen, muß ich diese auch mitspielen lassen. Verfahren, knifflig. Wo ist Deep Thought, wenn man ihn braucht? Aber vermutlich, hätte er noch viel länger nachgedacht und wieder nur als Lösung 42 ausgegeben, weil wieder keiner die richtige Frage stellen konnte.

Diesen ganzen Zauber bekam das Volk FOLLOWs natürlich mit und wollte nun auch informiert werden und mitreden. Warum bloß? Die hätten doch weiter ihren Spaß haben können. Das schöne war immer, die Aktivitäten und Kindergartenaktionen der Lords wegignorieren zu können. Aber diesmal wollte das keiner. Das häßliche Wort Spaltung machte die Runde. Hubert Straßl stellte sogar das Modell parallel existierender FOLLOWs in den Raum.

Ein weiteres Problem war die Art und Weise wie die Welt MAGIRA an sich zu sehen ist. Es gibt da die  Spieler, die das Ewige Spiel (kurz EWS) spielen und auf mittlerweile vier Welten eine Art überdimensioniertes Risiko spielen. Dann sind da die Erzähler und die Rollenspieler und jede, aber auch jede dieser Gruppen sieht die Welt mit anderen Augen. Der eine wünscht eine Festlegung von Grundgegebenheiten (einer dieser Verfechter bin ich), damit als Autor sich auf das wesentliche konzentrieren kann und der Definition nach eine Fantasywelt schafft. In einer solchen einigen sich Autor und Leser, im Falle Follows Beteiligte an der Simulation darauf, wie die Welt beschaffen ist. Ist sie wandelbar wird sie zu einer Märchenwelt. Die Spieler wollen ihr Spiel spielen. Hubert will Magira nicht festlegen, weil nur für ihn der in der Fantasy oft und gern beschworene 'Sense of Wonder' entsteht. Daher gibt es auch einen Spruch von der "subjektiven Wahrnehmung' der Welt.

Wie auch immer. Das ganze ist kompliziert und wird mit großem Ernst betrieben. Aber, wem es gelingt, dieses Gezerre nicht zur Kenntnis zu nehmen, hat seinen Spaß in FOLLOW. Ich habe mich Anfang 2006 aus dieser Diskussion ausgeklinkt und mache nur noch mein Ding. Ich kommentierte zwar gelegentlich noch Entwicklungen, aber für geht es jetzt nur noch darum, Magiraner zu sein und das umzusetzen. Zu mehr fehlt mir einfach mittlerweile die Lust. Aber dieses, die Sery'de von E'sch T'hut Wiyr machen mir Spaß. Die anderen können ihr kleinliches Gezerre veranstalten. Ich halte mich da weitestgehend raus, zumal es eben nicht mehr um MAGIRA ging, sondern um Pöstchen und persönliche Animositäten. 2007 sollte noch mal alles schlimmer machen, aber der gordische Knoten wurde zerschlagen.

Demnächst darüber dann mehr...

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