# 6 A. F. Morland, der Ghoul von Mallorca und Michael Kubiak über Edelwestern
# 6 A. F. Morland, der Ghoul von Mallorca und Michael Kubiak über Edelwestern
A. F. Morland hatte sich angesagt und dann tatsächlich die weite Reise aus Wien gemacht, um an diesem Con teilzunehmen. Immerhin war gerade die eigene Serie gestartet und man könnte das ganze als PR-Termin betrachten, denn auch der Gespenster-Krimi und Tony Ballard-Lektor Michael Kubiak war dabei (der heute als literarischer Agent und Übersetzer arbeitet).
Oh ja. Wir hatten uns wieder vorbereitet. Insbesondere Norbert hatte sich mit der Lektüre diverser Gespenster-Krimi mit dem Helden Tony Ballard vorbereitet. Unser Interview lief dann aber in mancher Hinsicht aus dem Ruder (was ihm gut bekam), denn es wurde in mancherlei Hinsicht eine Diskussion daraus.
Im Hintergrund klimperte jemand ständig völlig sinnlose Tonfolgen und untermalte das Interview quasi mit Freejazz, was auf dem Band deutlich zu hören war. Aber immerhin. Dieses Interview bzw. die Diskussion brachten wir nach Hause. Und niemand zog am Stecker. Den hatten wir gut im Auge.
"Der Ghoul von Mallorca" (Gespenster-Krimi 307) hatte es uns angetan. Da schufen die wichtigsten Gegner von Tony Ballard (unter ihnen Rufus und Phorkys) einen Ghoul, um Tony Ballard zu vernichten.
Wir konnten nicht verstehen, warum dieser extra zur Vernichtung Ballards geschaffene Ghoul denn nicht mächtiger wurde, ja sogar beim Anblick seines Feindes sogar ständig weglief.
A. F. Morland nahm nach besten Kräften Stellung, während Michael Kubiak zunächst zuhörte. Er verteidigte seinen Ballard und seine Romane, zog Franco Solo heran, der für Pabel jahrelang in den Kampf gegen die Mafia gezogen war..
In dem Interview ging es auch irgendwann darum, ob Zusammenhänge, die Herkunft von Dämonen und ähnliches erklärungsbedürftig wären. Fritz Tenkrat meinte, man müßte nicht alles erklären. Manches wäre da. Wir sahen das anders und der Worte wurden reichlich gewechselt.
Es hat Spaß gemacht und er kam nie in solche Verlegenheit wie Jason Dark gute sechs Monate vorher. Im Grunde glitten wir ab in die Grundlage und Widersinnigkeiten des Heftromans. Wie kann ein Held der Hölle überhaupt widerstehen? Wie kann Franco Solo den Kampf gegen die Mafia so lange durchstehen?
Auch wurde diskutiert, wie mächtig dürfen Held und Gegenseite sein. Diese Spirale, die unter anderem bei John Sinclair dazu geführt hat, daß manche Plots nicht mehr funktionieren. Wenn die Gegner also mächtiger werden, muß der Held es auch, was wiederum zu mächtigeren Gegnern führt. Diese Diskussion entzündete sich an Ballards Bad im Drachenblut.
Mit diesem Interview habe ich viel über die Mechanismen des Romanhefts gelernt. Und wenn ich Spaß daran haben wollte mußte ich lernen, mich mit einigen Voraussetzungen abzufinden.
Dann kam irgendwann auch die Sprache auf den Jugendschutz. Wenn sie auch nicht indiziert wurden, so waren doch die "Insekten-" und "Blutbestien"-Romane von A. F. Morland, der seinerzeit noch A. F. Mortimer hieß, höchst umstritten.
Das war der Zeitpunkt wo Michael Kubiak auf den Plan trat. Er erklärte, daß das ja mit der Brutalität und dem Jugendschutz alles schön und gut sei, aber in dem Western "Das Wiegenlied vom Todschlag" werden Leute gut sichtbar geköpft. Das wäre in diesem Fall, aber in Ordnung weil es die Brutalität der Weißen gegen die Indianer zeigt, und das wäre ja künstlerisch und politisch gewollt. Er fand, daß dort letztlich mit zweierlei Maß gemessen werde. Nicht nur Michael Kubiak fand das. Der Tisch war sich einig.
Das Band war längst ausgelaufen, aber wir redeten weiter. A. F. Morland ist einer der sympathischsten Erscheinungen in der Autorenszene des Heftromans.
Was noch anzumerken bliebe wäre, daß der Veranstalter des Cons, Dieter "Ober-Guru" Hoven offensichtlich über den Entzug eines seiner wichtigsten Gaststars reichlich irritiert war. Mehrfach näherte er sich der munteren Gesprächsrunde und versuchte herauszufinden, wie lange es noch dauern würde. Oder er stellte eine belanglose Frage, die eigentlich nur störte. Ständig hielt er sich in der Mähe auf. Das Bild eines kleinen Jungen, den man nicht genügend Aufmerksamkeit schenkte, drängte sich auf. Als wir nach fast anderthalb Stunden die Tafel endlich aufhoben, wäre Dieter wohl am liebsten in eine Kirche gerannt und hätte eine Kerze angezündet. Aber er bekam seinen Stargast unbeschädigt zurück. Wir wollten ja nur mal mit ihm spielen ... Und er hat mitgespielt.
Und Tony Ballard wurde im Laufe der Jahre zu einer der Serie, die sich am besten entwickelt haben. Er löste sich immer mehr von herkömmlichen Horrorheft und fand seine Nische zwischen Zamorra und Sinclair. Tony Ballards fremde Dimensionen waren immer für viel Action gut und der Autor beherrscht dieses Fach. Spätestens ab 50. Band der eigenen Serie wurde ich mehr und mehr zum Fan. Unglücklicherweise bin ich nicht vermessen und großkotzig genug, daß auf diesen Nachmittag mit Norbert und mir zurückzuführen.
Aber dieses Interview ist das erste Mal, daß ich dem Autor persönlich begegnet bin. Und er hat mich durch sein offenes Wesen beeindruckt. Auch war seine eiserne Verteidigung seiner Romane und Serie, aber er hörte dabei zu und versuchte wenigstens seine Linie zu erklären und begenete auch Nachfragen ruhig und gelassen. Und auch damit wir er mit kritischen Fans umging. Leider ist er danach nur noch einmal auf einem Con erschienen. Schade.
Oh ja. Wir hatten uns wieder vorbereitet. Insbesondere Norbert hatte sich mit der Lektüre diverser Gespenster-Krimi mit dem Helden Tony Ballard vorbereitet. Unser Interview lief dann aber in mancher Hinsicht aus dem Ruder (was ihm gut bekam), denn es wurde in mancherlei Hinsicht eine Diskussion daraus.
Im Hintergrund klimperte jemand ständig völlig sinnlose Tonfolgen und untermalte das Interview quasi mit Freejazz, was auf dem Band deutlich zu hören war. Aber immerhin. Dieses Interview bzw. die Diskussion brachten wir nach Hause. Und niemand zog am Stecker. Den hatten wir gut im Auge.
"Der Ghoul von Mallorca" (Gespenster-Krimi 307) hatte es uns angetan. Da schufen die wichtigsten Gegner von Tony Ballard (unter ihnen Rufus und Phorkys) einen Ghoul, um Tony Ballard zu vernichten.
Wir konnten nicht verstehen, warum dieser extra zur Vernichtung Ballards geschaffene Ghoul denn nicht mächtiger wurde, ja sogar beim Anblick seines Feindes sogar ständig weglief.
A. F. Morland nahm nach besten Kräften Stellung, während Michael Kubiak zunächst zuhörte. Er verteidigte seinen Ballard und seine Romane, zog Franco Solo heran, der für Pabel jahrelang in den Kampf gegen die Mafia gezogen war..
In dem Interview ging es auch irgendwann darum, ob Zusammenhänge, die Herkunft von Dämonen und ähnliches erklärungsbedürftig wären. Fritz Tenkrat meinte, man müßte nicht alles erklären. Manches wäre da. Wir sahen das anders und der Worte wurden reichlich gewechselt.
Es hat Spaß gemacht und er kam nie in solche Verlegenheit wie Jason Dark gute sechs Monate vorher. Im Grunde glitten wir ab in die Grundlage und Widersinnigkeiten des Heftromans. Wie kann ein Held der Hölle überhaupt widerstehen? Wie kann Franco Solo den Kampf gegen die Mafia so lange durchstehen?
Auch wurde diskutiert, wie mächtig dürfen Held und Gegenseite sein. Diese Spirale, die unter anderem bei John Sinclair dazu geführt hat, daß manche Plots nicht mehr funktionieren. Wenn die Gegner also mächtiger werden, muß der Held es auch, was wiederum zu mächtigeren Gegnern führt. Diese Diskussion entzündete sich an Ballards Bad im Drachenblut.
Mit diesem Interview habe ich viel über die Mechanismen des Romanhefts gelernt. Und wenn ich Spaß daran haben wollte mußte ich lernen, mich mit einigen Voraussetzungen abzufinden.
Dann kam irgendwann auch die Sprache auf den Jugendschutz. Wenn sie auch nicht indiziert wurden, so waren doch die "Insekten-" und "Blutbestien"-Romane von A. F. Morland, der seinerzeit noch A. F. Mortimer hieß, höchst umstritten.
Das war der Zeitpunkt wo Michael Kubiak auf den Plan trat. Er erklärte, daß das ja mit der Brutalität und dem Jugendschutz alles schön und gut sei, aber in dem Western "Das Wiegenlied vom Todschlag" werden Leute gut sichtbar geköpft. Das wäre in diesem Fall, aber in Ordnung weil es die Brutalität der Weißen gegen die Indianer zeigt, und das wäre ja künstlerisch und politisch gewollt. Er fand, daß dort letztlich mit zweierlei Maß gemessen werde. Nicht nur Michael Kubiak fand das. Der Tisch war sich einig.
Das Band war längst ausgelaufen, aber wir redeten weiter. A. F. Morland ist einer der sympathischsten Erscheinungen in der Autorenszene des Heftromans.
Was noch anzumerken bliebe wäre, daß der Veranstalter des Cons, Dieter "Ober-Guru" Hoven offensichtlich über den Entzug eines seiner wichtigsten Gaststars reichlich irritiert war. Mehrfach näherte er sich der munteren Gesprächsrunde und versuchte herauszufinden, wie lange es noch dauern würde. Oder er stellte eine belanglose Frage, die eigentlich nur störte. Ständig hielt er sich in der Mähe auf. Das Bild eines kleinen Jungen, den man nicht genügend Aufmerksamkeit schenkte, drängte sich auf. Als wir nach fast anderthalb Stunden die Tafel endlich aufhoben, wäre Dieter wohl am liebsten in eine Kirche gerannt und hätte eine Kerze angezündet. Aber er bekam seinen Stargast unbeschädigt zurück. Wir wollten ja nur mal mit ihm spielen ... Und er hat mitgespielt.
Und Tony Ballard wurde im Laufe der Jahre zu einer der Serie, die sich am besten entwickelt haben. Er löste sich immer mehr von herkömmlichen Horrorheft und fand seine Nische zwischen Zamorra und Sinclair. Tony Ballards fremde Dimensionen waren immer für viel Action gut und der Autor beherrscht dieses Fach. Spätestens ab 50. Band der eigenen Serie wurde ich mehr und mehr zum Fan. Unglücklicherweise bin ich nicht vermessen und großkotzig genug, daß auf diesen Nachmittag mit Norbert und mir zurückzuführen.
Aber dieses Interview ist das erste Mal, daß ich dem Autor persönlich begegnet bin. Und er hat mich durch sein offenes Wesen beeindruckt. Auch war seine eiserne Verteidigung seiner Romane und Serie, aber er hörte dabei zu und versuchte wenigstens seine Linie zu erklären und begenete auch Nachfragen ruhig und gelassen. Und auch damit wir er mit kritischen Fans umging. Leider ist er danach nur noch einmal auf einem Con erschienen. Schade.