#19 Profis für Amateure
#19: Profis für Amateure
Fritz Tenkrat war da wie viele Autoren. Sie haben selten für Fanzines der Clubs Stories geschrieben. Das hatte die unterschiedlichsten Gründe. Oft genug auch den, dass, wenn man den Fans den kleinen Finger reichte, diese die ganze Hand wollten. Sprich jeder Clubleiter wollte dann eine Geschichte (und die dann nach Möglichkeit exklusiv). Besser war, möglichst gar nicht erst für die Fanpresse zu schreiben, dann wurde man nicht so von Clubleitern genervt oder gar beschimpft, wenn der Autor nur einen Club (und wenns der Größte war) für eine kurze Erzählung auswählte.
In Zauberspiegel 5 veröffentlichten wir eine Geschichte von W. K. Giesa, die speziell mir bzw. meinem Geflügel gewidmet war. Sie war betitelt "Hexen Hermanns Horror Hühner". Giesa war immer produktiv für Magazine. Kein Wunder, er entstammte dem Fandom und hatte ein Herz für Fanzines. In den ersten sechs Nummern war immer eine Giesa-Story, aber da er diese (bis auf die Horror-Hühner) immer an mehrere Magazine gab, verzichteten wir dann auf seine Ergüsse. Rolf Michael schrieb zwar Exklusiv-Beiträge (bei weitem nicht nur Stories), doch musste der Fanzinemacher damit rechnen, dass er diese Beiträge als Mehrteiler bringen musste, weil Rolf gern lange Texte verfasste, die oft den Rahmen der Blättchen sprengte, die das Horrorfandom Fanzines nannte. Die Teestunde ist ein beredtes Zeugnis.
Walter Appel aka Earl Warren hat für den Zauberstern als Reaktion auf ein Gedicht von Petra im Zauberspiegel Nr. 11 einmal eine wortgewaltige Ballade verfasst, weil er von Petras Schaffen beeindruckt war. Gar nicht mal so schlecht. Wuchtig wars, was da aus des Hessen Feder geflossen war.
Putzig ist auch die Geschichte um die (soweit ich weiß) einzige Geschichte von A. F. Morland für ein Fanzine. Sie erschien im Si/Za-Magazin von Manfred Feuerriegel. Wer konnte ihm, dem jovialen Plauderer, dem großen Kommunikator, etwas abschlagen? Kaum einer. Der Sonnenkönig aus Bremen, der jovial über das größte Reich im Horrorfandom herrschte, aber dabei niemals unsympathisch wurde, bekam was er wollte fast immer. Und wo sonst erschien Jason Darks einzige Geschichte für ein Fanzine? Natürlich in Feuerriegels Magazin.
Eine (Norm-)Manuskriptseite (30 Zeilen mal 60 Anschläge) war es, die der Meister und Ballard-Erfinder aus Österreich mal zwischen zwei Romanen so hinkloppte, wie er selbst zugab. Dort beschrieb er, wie sich ein Ghoul durch das Erdreich des Friedhofs wühlte und oben angekommen Ballard und Silver erspähte. Das veranlasste ihn dazu, sofort zu verschwinden. Norbert und ich witzelten, dass Morland der Meister des flüchtenden Ghouls war (siehe Gespenster-Krimi 307 "Der Ghoul von Mallorca", in der der Ghoul auch die meiste Zeit auf der Flucht war ich komme doch immer wieder auf diesen Roman zurück).
Aber es war dennoch eine feine Geste des vielbeschäftigten Autors. Das soll hier nicht verhehlt werden. Manfred wurde auch beneidet um seinen Erfolg. Ich weiß nicht, ob dies auch der Autor in Form von fordernden Briefen zu spüren bekam. Fans neigen manchmal dem Irrtum zu, dass der Autor nur für sie da ist.
Titel der nur bedingt bahn brechenden Geschichte war: "Ich, der Ghoul", was einen Leser zu der Vermutung trieb, es könne sich dabei um eine Art Fortsetzung zu "Ich, der Werwolf" handeln, den Fritz Tenkrat für Pabels Vampir Horror verfasst hatte und der unter dem Pseudonym Brian Ford erschienen war.
Die putzigste Leserreaktion allerdings war: "Natürlich ist die Story gut, ist ja auch von A. F. Morland." Wat willste sagen? Selbst der Autor stimmt ihm da nicht zu. Aber: So waren und sind die Fans.