# 55 - Veteranentreffen

Aber das Ganze war ernst gemeint. Es ging nicht um irgendwelche Soldaten irgendeines Krieges. Es ging um die Altmeister des Horrorfandoms, das so an die fünf, sechs Jahre im Koma dahin vegetierte. Reste gab es noch. Dieter Hoven hatte ausgewählte Altfans aufgetrieben und lud im Mai nach Meerbusch. Am gleichen Tag fand der 34. Spieltag der Fußballbundesliga statt. Und Bayern wurde wieder nicht Meister, sondern der 1.FC Kaiserslautern, aber das trübte den Tag nur unwesentlich und spielte nur insofern eine Rolle, als dass ich der einzige Bayern Fan vor Ort sein sollte und mich alle Welt zu ärgern versuchte. Aber nein, ich ließ mich nicht ärgern, sondern weinte erst, als ich wieder zu Hause war, gar hemmungslos.

Norbert wollte, ich wollte und es hieß Feuerriegel käme auch. Die Kampfkugel! Das konnten wir uns nun überhaupt nicht entgehen lassen. Also an besagtem Samstag ab ins Auto und ab gings nach Meerbusch. Lauter altvertraute Gesichter, die man zum Teil ewig nicht gesehen hatte. Es bildete sich ein Tisch mit Manfred Feuerriegel, Norbert, mir und noch ein oder zwei Nasen.

Mann, was haben wir gelacht. All das, was ich den geneigten Lesern auf Geisterspiegel.de und Zauberspiegel.de nun seit zwei Jahren erzähle, haben wir uns da in ein oder zwei Stunden an den Kopf geworfen. Viele der Sätze begannen mit: "Weißt du noch damals in ..." oder "Erinnerst du dich noch an ...", "Jason Dark hat doch mal ...", "Der Con da und da. Wann war das doch? Da ging doch ..." oder "Was ist aus dem und dem geworden?" "Weißt du noch: Was haben Vampire mit Erotik zu tun?" Und nach jedem dieser Sätze brach sich ein heulendes Gelächter der Fandomhyänen Bahn. Es war tatsächlich ein bisschen wie Erinnerungen, wie sie Soldaten an längst vergangene Schlachten teilten. Oft reichte ein Stichwort, um wüstes Gejohle zu provozieren.

In der Tat war es aber wohl eher ein Mischmasch aus Veteranen-, Klassentreffen und Goldener Konfirmaton. Und nicht nur am unserem Tisch schlug die Stimmung hohe Wellen. Überall das gleiche Bild. Es herrschte fast immer beste Stimmung.

Bis auf ... Es gab eine Ausnahme. An manchen Tischen war es immer ruhig. Das wechselte, wie mir nach und nach auffiel. Mal war es da, dann dort ruhig, als herrsche Grabesstimmung. Fast wie auf einer Beerdigung. Die Mienen betreten, die Augen zu Boden gerichtet. Und dann war es plötzlich wieder laut und fröhlich. Dafür herrschte an einem anderen Tisch plötzlich Totenruhe wie auf einem Gottesacker.

Und dann war es auch bei uns auf einmal ganz still. Die Gespräche versiegten. Dieter Hoven nahm Platz und das Gespräch erstarb wie unter einem Fluch. Aber kaum hatte er sich erhoben, war die volle Fröhlichkeit zurück. Bis heute frage ich mich, woran das gelegen haben mag. Ich habe nicht die leistete Ahnung. Aber er hat danach nie wieder versucht, so ein Treffen zu organisieren.