# 71: Hottes Anekdoten
Horst ist das, was man einen Sympathicus und begnadeten Erzähler nennen könnte. Es dauerte nicht lang und er hatte einen Kreis von Zuhörern um sich versammelt, von denen einige nicht wussten, wer der Erzähler war (und die sich daraufhin diskret erkundigten). Aber Gordon Black konnte, obwohl eine grandiose Serie, nicht den Publikumserfolg verzeichnen, so dass der Autor von Autogrammwünschen weitestgehend verschont blieb.
Aber das tat der Faszination für den Erzähler keinen Abbruch, der den Horrorfans einen Einblick in die geheimnisvolle Welt der Verlagsarbeit in Anekdotenform gab. Der gemeine Horrorfan wusste, dass ein Autor die Romane schrieb, die er, der Fan, dann fertig am Kiosk kaufte. Was in der Zwischenzeit mit dem eingereichten Manuskript passierte, war für das durchschnittliche Mitglied in einem Horrorclub der achtziger Jahre ein Mysterium. Es schien der Glaube vorzuherrschen, dass die gottgleichen Verfasser der Geschichten ihres Helden doch alles druckfertig schrieben. Es ist wahrscheinlich vermessen, das Bild der Redakteure zu entwerfen, die auf den Knien rutschend und mit leuchtenden Augen das Werk des verehrten Autors zur Druckerei brachten. Denen wurde dann durch Horst Hübner nahe gebracht, dass es so was wie das druckreife Skript eines Autors nicht gäbe, dass vielmehr im Verlag mehr passierte als nur der Satz, die Auswahl des Titelbildes und der Druck mit den anschließenden Belieferung der Kioske. Der Lektor hatte auch mehr zu tun, als nur diesen oder jenen Tippfehler zu korrigieren.
Diesen Einblick in die Welt der Verlage gab er nicht etwa mittels eines staubtrockenen Vortrags, sondern anhand von Anekdoten über Lektoren, Kaufleute und Autoren. Wir, die geneigten Zuhörer erfuhren etwas über Basteis Western-Legende Karl Wasser und seinen 'Tee'. Über stotternde Krimiredakteure und wie der 'alte' Lübbe geärgert wurde. Horst Hübner gab zum besten, wie Gustav H. Lübbe den Verlag wie ein Patriarch regierte und zu spät kommende Redakteure begrüßte.
Der Nachmittag verging wie im Fluge. Ich nahm dann die Gelegenheit wahr, um mit Horst Hübner noch über seine Aktivitäten in Sachen Hexenprozesse zu sprechen. In der Folge verbrachte ich einige Stunden im Archiv und las Prozessakten. Aber darüber ein andermal mehr.
Das war einer der kurzweiligeren Meerbusch-Cons und die Zeit verflog dank Horst Hübner und seinen Anekdoten...