# 72: Der Norden pennt
Eine formidable Idee, die im Horrorfandom aber immer nur bedingt funktioniert hat (letztlich aber nicht nur da), denn sie scheitert am gemeinen Fan, der oft tausend Gründe hat, nicht aktiv zu werden. Und selbst in Zeiten von DSL und schneller Internet-Kommunikation hat sich dies nur bedingt geändert. Konsumieren ist einfacher. Und dann muss man sich doch erstmal trauen seine mühsam geschrieben Geschichten, Artikel oder unter heftigen Schwitzen entstandenen Zeichnungen einer Wolfsmeute von Leser und Betrachtern auszuliefern. Die zarten Pflänzchen der eigenen Kreativität sollte nicht zertreten werden. Kritik kann böse sein (ich weiß das, ich teile sie aus und habe sie eingesteckt). Aber nicht jeder hat eine solch dickes Fell, sich dem auszusetzen. Das ist verständlich.
Es gab einige Mitglieder aus dem Norden (der damals noch kleiner war, weil Mecklenburg Vorpommern noch die Bezirke Schwerin und Rostock war) im Dan Shocker's Fantastik Club 'Marlos' und wegen der in Achtzigern noch gängigen vierstelligen Postleitzahlen nannten wir das ganze Aktionsgruppe 2000. Sollten sie aus den nördlichen Landschaft - Inseln, Watt, Marsch, Geest und Heide - zu uns kommen, um gemeinsam das Ganze zum Leben zu erwecken. Heinrich Dammann malte so etwas wie ein Wappen und nun schrieben wir die übrigen Norddeutschen Mitglieder bzw. Marlos-Bürger des Dan Shocker's Fantastik Club 'Marlos' an.
Klar war schon bei der Gründung, dass ein Fanzine her musste. Wie hatten zwar noch keines gemacht. Aber bitte. Das sollte doch jedem durchschnittlich befähigtem Mitteleuropäer gelingen. Das hatten doch schon so viele gemacht. Während wir auf die Reaktionen der Norddeutschen warteten, machten wir gewaltige Pläne, was da alles rein sollte. Serien, Stories, Artikel, Zeichnungen (der arme Heinrich), Nachrichten (damals auch schon mal News genannt) und eben auch Rezensionen.
Aber: Keine Sau rief uns an. Kein Schwein schrieb einen Brief. Der gemeine norddeutsche Marlos-Bürger wollte uns nicht. Sie blieben in ihren Sesseln hocken. Einzig Hennig Soppa aus Lübeck meldete sich kurz. Stattdessen trudelten die ersten Briefe aus dem Süden (das meint Bayern und die hatten damals 8000er Postleitzahlen) ein. Dann brachte Dan Shocker unsere Adressen auf der Leserseite von Larry Brent. Vielleicht würde das ja helfen. Da stand auch dabei was wir waren: Nordlichter, die Nordlichter suchten. Nur bereiteten wir uns darauf vor, Hunderte von Norddeutschen aufzunehmen. Immerhin war Larry Brent eine der auflagenstärksten Serien. Und ein paar Exemplare mussten doch zwischen Cuxhaven und der Lüneburger Heide und der holländischen und der Zonengrenze verkauft werden. Hamburg, Bremen, Kiel und Lübeck waren große Städte wo viele Leute wohnten. Da musste doch wer Lust haben, der Aktionsgruppe 2000 beizutreten.
Pustekuchen!
Die Postleitzahlen der eintrudelten Briefe ließen uns verzweifeln: 4000er, 3000er (das kam ja schon fast hin), 7000er (weit ab vom Schuß) und aus fast allen möglich Plz.-Gebieten kamen Anfragen nach Mitgliedschaften und den ersten beiden mittlerweile erschienenen Zauberspiegeln. Die verschickten wir ja auch gern, aber Mitglied. Nee! Das ging doch nicht. Nicht wirklich.
Bah! Waren die doof! Hallo, wir wollen welche aus dem 2000er-Bereich! Aber ausgerechnet von dort waren die Reaktionen eher mager. Wir standen also nun vor dem Problem, was sollten wir mit denen aus dem Rest der BRD tun?
Wir schickten die Aktionsgruppe ins Koma, aufgelöst haben wir sie, glaube ich, nie. Streng genommen gibt es die sogar noch. Müßte das nicht inzwischen Aktionsgruppe 20000 heißen? Stattdessen gründeten wir einen Club, den Horror- und Fantasyclub "Söhne der Zauberer". Wie saudoof wir doch waren! Dumm wie Bohnenstroh, aber wir lernten eben nur auf dem harten Weg. Erstmal auf die Fresse fallen.