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# 82: Wecken mit Wagner

As Time Goes By# 82: Wecken mit Wagner

1982 hatte die Aktionsgruppe 2000 den Zuschlag erhalten, den Marlos Con zu organisieren. Es tobte die Fußball WM in Spanien. Deutschland hatte sich ins Finale gekämpft (gegen Österreich mittels eines Nichtangriffspaktes die Algerier nach Hause geschickt). Wegen des am Samstag anstehenden Spiels um den dritten Platz zwischen Frankreich (bei denen der Spieler Battiston fehlte, den 80 KG geballter Wahnsinn in Gestalt des deutschen Torwarts Toni Schumacher angesprungen hatten – der arme Franzose musste die Brötchen einige Wochen aus der Schnabeltasse ziehen, weil der Kiefer gebrochen war und einige Zähne fehlten) und Polen, das der WM-Dritte von 1974 mit 3:2 für sich entschied, hatten wir einige Absagen bekommen.


Das erklärt sich unter anderem dadurch, dass damals der Videorekorder noch nicht flächendeckend verbreitet war, so dass man es entweder live oder gar nicht sehen konnte.

Am Freitag davor sollte eine Autorenlesung stattfinden. Dafür hatten sich W. K. Giesa und Rolf Michael. Dieses Fiasko ist aber auch nicht Thema dieser Folge. Diese Geschichte werde ich später erzählen... Viel später...

Das Wecken, das Frühstück und die Fahrt von Drochtersen nach Harburg am folgenden Tag und die daraus resultierende Folgen sind unsere Themen dieser und der nächsten beiden Folgen von As Time Goes By.

Wie immer kam man ziemlich spät ins Bett, da noch dieser oder jene Schoppen zu trinken, diese oder jene Sache zu besprechen oder über Diesen und Jenen zu lästern war.

Hinzu kam: Unser Haus in Drochtersen-Nindorf war Zink gedeckt, weil meine Eltern sich in den Fünfzigern nicht leisten konnten, das Reetdach zu erneuern. Ich weiß nicht, wer sich an den Sommer 1982 erinnern kann? Manche mögen noch Quark im Schaufenster gewesen sein. In diesen Tagen der WM war er heiß, der Sommer.

Wer nun Zink kennt, der weiß um die ausgezeichneten Eigenschaften des Materials bezüglich Wärmeleitung. Zwar war mein Zimmer mit einer zwanzig Zentimeter dicken Schicht aus Glaswolle bedeckt, aber in diesen Tagen brach die Wärmeisolierung gegen Mittag zusammen, um die Hitze dann erst gegen drei Uhr nachts wieder ziehen zu lassen.

Wenn ich abends Fußball schaute, saß ich mit einer Kühltasche voller Getränke vor dem Fernseher und schwitzte mich zu Tode.

Aber am Morgen gegen neun begann das Wecken. Immerhin wollte ich als Co-Organisator nicht als letzter in der Rönneburger Eiche eintreffen. Diese Gaststätte hatte den Vorteil, die Endstation einer Buslinie zu bilden, die über den Harburger Bahnhof führte.

W. K. und Rolf hatten oben in meinem Zimmer geschlafen, wo auch meine Stereoanlage stand und ich meine Hefte aufbewahrte.

Auf meinen liebevollen Weckruf „Moin, aufstehen“ und das bei der Marine beliebte „Reise, Reise“ erschien nur Rolf auf der Bildfläche.

Es war einfach nicht W.K.’s Zeit. Er geruhte weiter zu schlafen.

Rolf, der frühstücken wollte, ging entschlossen zum Auto von W.K., denn der hat seinen Riesenopel als Mobil zur Verfügung gestellt. Ein Griff du eine Kassette erschien in seiner Hand. „Wagner weckt jeden“, brummte das Altgetwern.

Ich weiß heute, mehr als ein viertel Jahrhundert und sechs Fußballweltmeisterschaften später, nicht mehr welches flotte Stück aus den Opern Wagners Rolf ausgesucht hatte. Aber ich tendiere zum „Walkürenmarsch“.

Wir gingen nach oben, Rolf bedeutete mir an der Tür zurückzubleiben. Er schaltete die Anlage ein. Das vertraute leichte Brummen sagte mir, er riss die Lautstärke voll auf. 80 Watt mochten im Che-Stadium nicht viel sein, aber in einem zwanzig Quadratmeter großen Zimmer können die übles anrichten.

Rolf drückte auf „Play“ und wir flohen.

Sekunden später dröhnten Flüche und Verwünschungen folgten uns. Die Musik war aus ... Aber W.K. war wach und er hasste uns. 

Nur einmal beim Zelten in Wallenstein, war sein Zorn noch größer, aer auch diese Geschichte erzähle ich ein andermal...

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