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Schreiben ist schreiben und Messe ist Messe (April 2015)

Auf eine Mail mit Uschi ZietschSchreiben ist schreiben ...
... und Messe ist Messe

Uschi Zietsch ist mit ihrem Mann regelmäßig auf den verschiedensten Events unterwegs, um Werbung für den Fabylon-Verlag und dessen Portfolio zu machen. So auch auf der Leipziger Buchmesse 2015 Mitte März. Ich hatte das große Vergnügen, sie die vier Tage am Messestand als Mitarbeiter zu begleiten. Der Andrang war groß, es gab viele schöne Gespräche mit Lesern. Doch wie empfindet Uschi selbst solche Events, wie bewertet sie deren Nutzen?


Uschi und Andreas am StandAndreas: Für mich war es das erste Mal bei euch am Messe-Stand, alles war für mich neu und spannend. Ihr macht das nun schon eine ganze Weile und kennt euch aus. Haben sich eure Erwartungen und euer Elan über die Zeit geändert, wenn ihr zu einer Messe oder Con fahrt?
Uschi: Es ist immer ein Auf und Ab. Manchmal stürzen wir uns mit großen Erwartungen auf ein Event, manchmal rechnen wir mit „gar nichts“ – und erleben entsprechend Überraschungen in alle Richtungen. Genau wie den Erfolg eines Buches kann man nie vorhersagen, wie eine Messe oder Con sein werden. Mal kommen viele Leute, mal wenige, mal zeigt überhaupt keiner Interesse trotz vieler Besucher, dann wieder stürzen sich „alle“ auf uns von den Wenigen, die da sind. Deshalb ist es für uns nicht minder spannend, auch nach mehr als 30 Con- und 27 Messejahren ist es nicht Routine.
Allerdings sind wir mit den Jahren natürlich „ruhiger“ geworden, wir packen nicht mehr das Auto bis oben voll mit Büchern, sondern können inzwischen schon recht gut abschätzen, wie viel geht (und wenn's weg ist – kann man ja bestellen!). Das Planen und Packen geht nun professionell, das Reisefieber bleibt allerdings immer gleich. Für uns sind diese Tage und Wochenenden trotz der Anstrengung wie ein kleiner Urlaub, weg von Daheim und dem Alltag, rein ins Ungewisse und „woanders sein“. Wir mögen die Stimmung, schauen uns liebend gern an anderen Ständen um, geben Geld aus, manchmal mehr als wir einnehmen (hüstel), unterhalten uns ... man muss so etwas natürlich mögen, denn es ist wirklich sauanstrengend, vor allem wenn man sehr früh aufstehen muss bzw. noch bis spät in die Nacht fährt und viele Kilometer vor sich hat, doch für ein paar Tage (also Leipzig ist die Höchstmenge an Tagen, mehr darf es nicht sein) macht uns das richtig Spaß.

Uschi signiert bei Perry RhodanAndreas: Leipzig, Nürnberg, Luxemburg. Ihr seid gerade viel unterwegs und braucht viel Energie. Würde es keinen Spaß machen, wären die Akkus wahrscheinlich schnell leer. Wie gehen die Leute in den unterschiedlichen Locations auf euch zu, wie wichtig sind euch die Begegnungen auf solchen Veranstaltungen – sowohl mit Lesern als auch mit Kollegen? Nimmt man etwas fürs Schreiben mit?
Uschi: Ja, diesen Monat geht es aber echt rund, sämtliche Wochenenden sind wir unterwegs. Aber dann, ehrlich gesagt, muss auch mal wieder gut sein, denn die Arbeit daheim muss auch getan werden, nicht nur das Nötigste und ansonsten Wäsche waschen, Koffer um- oder neu packen, Besorgungen und so weiter. Es macht Spaß, aber die Anstrengungen machen sich auch irgendwann bemerkbar, vor allem, weil wir seit 2014 nun außergewöhnlich viel unterwegs waren. Aber dabei haben wir auch viele Erfahrungen gemacht, sind an Orte gekommen, die wir vermutlich im Leben nie kennengelernt hätten, und haben viele schöne Zeiten erlebt. Langweilig oder ein Fehlschlag war es eigentlich nie. Oder wir reden es uns schön. wink Nein, ernsthaft, sich zu ärgern bringt ja auch gar nichts. Man kann es nur versuchen und hinterher feststellen: Wiederholung lohnt nicht, oder: auf jeden Fall!
Obwohl wir auf sehr unterschiedlichen Veranstaltungen sind, ist der Ablauf überall gleich: wir haben unseren Stand, präsentieren uns im bestmöglichen Licht und in tollen Klamotten und harren der Leute, die da hoffentlich zahlreich kommen werden. Und sie kommen auf uns zu. Da gibt es diejenigen, die eh schon aus der Szene sind, und diejenigen, die Fans des Genres sind, und die „Unbedarften“, die Passanten, die sich „das mal anschauen“ wollen. Wir freuen uns immer sehr, bekannte Gesichter zu sehen und uns über die Szene zu unterhalten, oder sich auch über Privates auszutauschen, und es ist natürlich sehr wichtig, wenn wir „Fremde“ ansprechen können, um sie auf unser Programm aufmerksam zu machen und vielleicht sogar zum Spontankauf zu animieren. Erheiternd war es zuletzt in Nürnberg, zum speziellen Steampunk-Festival: „Ach, da gibt es auch Bücher dazu?!“ – nicht nur von einer Person geäußert, und so konnten wir sagen: „Freilich, deswegen sind wir ja hier, damit es alle erfahren ...“
Gruppenfoto mit Rhodan, Stern und ZietschOb ich etwas fürs Schreiben mitnehme? Weiß nicht. Ich denke nicht. Natürlich habe ich immer mein Büchlein dabei, in das ich dann spontane Geistesblitze eintrage, aber die habe ich so oder so, wenn ich unterwegs bin. An und für sich schalte ich auf Veranstaltungen den inneren Schreibkasten eher ab und konzentriere mich ganz und gar aufs Präsentieren. Das ist zugleich eine kleine Erholung vom Dauer-Rotieren und schafft neue Kräfte. Deshalb vermeide ich es auch, meinen Laptop mitzunehmen. Schreiben ist schreiben und Messe ist Messe. Es muss nicht immer alles gleichzeitig und überall sein. Ich will ja schließlich mindestens 100 bei bester Gesundheit werden. Höchstens Daddeln auf Facebook ist erlaubt, um das aktuelle tolle Foto hochzuladen und damit stets „am Puls der Zeit“ zu sein. wink ...

Kommentare  

#1 RoM 2015-04-05 19:34
Servus, Andreas.
Zwar blasen einschlägig interessierte (oder schlicht dafür bezahlte) Herolde eine "Punkt-Null"-Revolution nach der nächsten an - aber der Mensch trifft eben gern Andere & Anderes, nach wie vor, live!
Und in der Tat bleibt es eine Besonderheit, die Macher hinter einem Buch ansatzweise kennen zu lernen. Autoren, Künstler, Herausgeber.

Der Mensch ist lieber analog als digital; subkutane Chips hin oder her... ;-)

bonté

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