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Von stillen Lesern und aktiven Fans

Neu bei MADDRAXVon stillen Lesern und aktiven Fans

Romanheftleser lassen sich, so meine bisherige Erfahrung, in drei Gruppen einteilen. Die erste Gruppe, die stillen Leser, begnügen sich damit, hie und da oder auch regelmäßig ihre Lieblingsserie zu verfolgen. Dies kann durch mehr oder weniger häufiges Kaufen der Bände am Kiosk des Vertrauens oder aber durch ein Abonnement geschehen. Der zweiten Gruppe hingegen ist das bloße Konsumieren der Romane zu langweilig, und deshalb trachtet sie danach, sich aktiv am Fangeschehen zu beteiligen. Conventions, Internetforen oder der Zauberspiegel bieten hierfür einiges an Möglichkeiten. Die dritte Gruppe schließlich möchte sich nicht nur mit einem Romanheft beschäftigen, sondern auch an der Entstehung des fertigen Produkts teilhaben – sei es durch die Einflussnahme in die Handlung oder durch das Mitgestalten der Leser-Kontakt-Seite (LKS). Mit einer Veröffentlichung eines von mir erstellten Interviews mit Jo Zybell in MX 273 habe ich es vor kurzem in die dritte dieser Gruppen geschafft. 

Der FeuerrohrpriesterDie MADDRAX Hardcoverreihe im Zaubermond-Verlag konnte vor kurzem ein kleines Jubiläum feiern: Mit „Der Feuerrohrpriester“ erschien vor ein paar Wochen der 25. Band dieser Serie! Dieses Buch wurde, ebenso wie schon Band 1 vor zehn Jahren, von Jo Zybell verfasst. Zu diesem feierlichen Anlass beschloss der Zaubermond-Verlag in der hauseigenen Zeitschrift „Mysterypress“ ein Interview mit Jo Zybell abzudrucken, das ausschließlich Fragen von MX-Fans beinhalten sollte. So wurden alle Freunde von MADDRAX von Michael Schönenbröcher Ende April im Bastei-Forum aufgerufen, Fragen für dieses Interview zu entwerfen – derjenige Leser, der die meisten Fragen einschickte, sollte einen Gutschein für zwei MX Hardcover bekommen.

Dass ich nicht zu den stillen Lesern gehören möchte, sondern dass für mich auch ein kritisches Austauschen über die Romane wichtig ist, war schon zu Beginn meiner bis jetzt her kürzeren Fankarriere klar. Nicht umsonst schreibe ich schließlich gerne Kolumnen für den Zauberspiegel, lese im Bastei-Forum die neuesten Kommentare der Leserschaft mit und bin im letzten Monat sogar zum Colonia Con geflogen. Im Gegensatz zu anderen Bereichen der Literatur scheint man sich bei Heftromanen, und insbesondere bei MADDRAX, wirklich überdurchschnittlich intensiv um die Fans zu kümmern. Das kommt natürlich der aktiven Fanszene, eben den nicht stillen Lesern, zugute und kann teilweise auch die jahrzehntelange Langlebigkeit von so mancher Serie erklären.

Jo ZybellAus diesem Grund wollte ich ebenfalls die Gelegenheit nutzen und Jo Zybell einige Fragen stellen, die mich spätestens seit der Lektüre der ausgezeichneten Bücher „Apokalypse“ und „Genesis“ beschäftigten. Dieses Vorhaben war schließlich auch von Erfolg gekrönt, da einige Zeit später ein langes Interview mit meinen Fragen und Antworten von Zybell in der aktuellen Ausgabe der Mysterypress erschien. Als materielle Draufgabe durfte ich als Geschenk die beiden Hardcover-Bände 5 und 6 bald mein Eigen nennen, und als weiteres ideelles Zuckerl wurde ein Teil dieses Interviews auf der LKS von MX 273 abgedruckt.

Meiner Meinung nach gehört die Leser-Kontakt-Seite zu den Dingen, die eine Serie längerfristig zu ihrem eigenen Flair verhelfen und sie somit erfolgreich machen. Cathrin hat sich übrigens dem Thema LKS ausführlich gewidmet. Sei es, ob durch Leserbriefe die aktuelle Handlung kommentiert wird, ob Kurzgeschichten von Fans abgedruckt werden, oder ob die MADDRAX-Galerie wieder um eines neues Bild bereichert wird: zusätzliches Material auf der LKS neben den Geschichten bietet die Möglichkeit, das komplette Universum einer Serie anschaulicher zu gestalten, Kontakt zwischen Redaktion und Lesern zu schaffen und die Fans zu einem Teil des Phänomens MADDRAX werden zu lassen. Aus diesem Grund möchte ich die Leser-Kontakt-Seite bei MX auch keinesfalls missen, und freue mich darüber, dass ich es nun auch in die Gruppe derjenigen geschafft habe, die zumindest teilweise bei der Gestaltung einer neuen MADDRAX-Ausgabe beteiligt sind! Übrigens wurde zu diesem Anlass sogleich ein Leserbrief aufgesetzt, und vielleicht kann dieser in ein paar Wochen wieder in einer neuen Ausgabe bestaunt werden Wink.

Doch nicht nur mit Interviews und aktuellen Ausgaben habe ich mich in letzter Zeit beschäftigt, sondern natürlich konnte ich auch bei der Aufholjagd der frühen Romane wieder einen kleinen Schritt vorwärts machen:

Die Amazonen von BerlinBand elf trägt den Titel ‚Die Amazonen von Berlin’ und wurde von Claudia Kern verfasst. In diesem werden Matt und Aruula von Amazonen, den sogenannten Frawen, festgenommen und ins zukünftige Berlin (Beelinn) gebracht. Die Frawen sind ein reiner Frauenstamm, der sich im ständigen Krieg mit denen Menen, einem Männerstamm, befindet. Als Anführerin der Frawen entpuppt sich Matts ehemalige Kollegin Jennifer Jensen, welche der Frauenstamm für eine Gesandte Gottes hält. Jennifer hat jedoch ihr Gedächtnis verloren und erinnert sich erst wieder an Matthew, als dieser gezwungen wird, aus Fortpflanzungsgründen mit Jennifer zu schlafen. Nach einer wilden Verfolgungsjagd in einem Berliner Bunker kann Jennifer ihre Machtposition ausnutzen, um Matt und Aruula vor dem Tod zu bewahren, und mit Matts Hilfe wird der Grundstein für ein friedlicheres Zusammenleben von Frawen und Menen geschaffen.

Die Sekte des LichtsDer zwölfte Band, Die Sekte des Lichts von Jo Zybell, spielt im heutigen und zukünftigen Köln. Im Jahre 2010 hat Kardinal Josef im Kölner Dom eine Vision der Heiligen Drei Könige. Dies veranlasst Josef dazu, die Gebeine der Heiligen Drei Könige dazu zu nutzen, selbige zu klonen, um dem katholischen Glauben wieder eine neue Basis zu geben. Der Genetiker Vittoris unterstützt Josef bei diesem Vorhaben, da er dabei eine gute Möglichkeit erkennt, menschliche Versuchspersonen für das Experimentieren mit seinem Lebens-Elixier zu ergattern. Beides gelingt Vittoris nach dem Kometeneinschlag. Das Mittel für das ewige Leben hat jedoch den Preis, dass wöchentlich mehrere menschliche Gehirne benötigt werden. So kommt es, dass auch im 26. Jahrhundert die Klone noch über Köln herrschen und in regelmäßigen Abständen menschliche Opfer einfordern. Auch Aruula, die von den Bewohnern Kölns gefangen genommen wird, soll den „Schrecklichen Drei“ diesen letzten Dienst erweisen. Matt kann jedoch mit der Hilfe von Rulfan, der eine Gruppe widerständischer Systemkritiker anführt, die Klone in letzter Sekunde töten.

Das Milliarden-HeerEin besonders beklemmender Roman ist Timothy Stahl mit MX 13 (Das Milliarden-Heer) gelungen. Vor und nach dem Einsturz von Christopher-Floyd führt Professor Hallstein verschiedene Versuche mit Insekten durch. Diese scheinen nach dem Kometen allerdings einem großen Evolutionsdruck ausgesetzt zu sein, nehmen zusehend an Intelligenz zu und töten sogar Hallsteins ehemaligen Nachbarn Carl Ranseier. 500 Jahre später werden auch Aruula und Matthew von Insekten angegriffen und müssen über einen Fluss nach Arachne (das ehemalige Aachen) fliehen. Dort angekommen, treffen die beiden auf Einheimische, welche berichten, dass die komplette Stadt unter der Herrschaft von anscheinend intelligenten Insektenwesen steht, welche die dort lebenden Menschen als Nahrung verwenden. Aruula kann mit ihren telepathischen Kräften Kontakt zu dem Insektenwesen Ch’zzarak herstellen, welches den Menschen hilft, die Königin der Insekten zu töten.

Der Tod über ParisIn Band 14 (Der Tod über Paris), geschrieben von Michael J. Parrish, gelangen Aruula und Matt nach Paris. Dort befinden sich die Me’ros im ständigen Krieg mit den Parii. Von ersteren, die in der unterirdischen Metro leben und regelmäßig Menschen an einen riesigen mutierten Vogel, den Avtar, opfern, werden Aruula und Matthew entführt. In der Gefangenschaft trifft Matt auf seinen ehemaligen Kollegen Hank Williams und wird später von einer Gruppe der Parii befreit. Nachdem Matt den Avtar mit Plastiksprengstoff töten kann, stellt er jedoch fest, dass die Me’ros noch einen zweiten Riesenvogel besitzen. In einer selbstlosen Handlung opfert Hank Williams sein Leben, damit Matthew auch den zweiten Vogel erschießen kann.

Die HeilerMX 15 (Die Heiler), verfasst von Claudia Kern, spielt schließlich in Brüssel (Bryssels). Kurz nach Christopher Floyd kann sich eine Gruppe von Ärzten und Krankenschwestern samt einer riesigen Fülle von Medikamenten in das Atomium einschließen und selbiges verriegeln. Ähnlich religiösen Riten wird das medizinische Wissen um Krankheiten und Behandlungsmethoden im Atomium über Generationen weitergegeben, und auch noch im 26. Jahrhundert behandeln die Ärzte des Atomiums Kranke aus der Bevölkerung gegen Nahrung, Holz oder andere Bezahlung. Da Aruula an einer schweren Blutvergiftung leidet und die Pest in Brüssel ausbricht, dringt Matt gewaltsam in das Atomium ein. Dort stellt er fest, dass aufgrund eines medizinischen Fehlers Kranke mit Pestbakterien infiziert wurden, was langsam aber sicher die Bevölkerung von Bryssels gegen die Ärzte aufhetzt. In letzter Sekunde kann Matt genügend Antibiotika aus dem abbrennenden Atomium retten, um Aruula und den Großteil der Bevölkerung zu heilen.

Von diesen Romanen halte ich MX 13 für besonders erwähnenswert. Als Horror-Fan weiß ich es sehr zu schätzen, wenn bei MADDRAX wirklich die dunkle Zukunft der Erde geschildert wird. Mit der beklemmenden Darstellung einer Stadt, die von mutierten Insekten regiert wird, trifft Timothy Stahl eine Zukunftsvision, wie sie düsterer wohl nicht sein könnte. Der Autor schreckt auch davor nicht zurück, die lebenden und sich bewegenden Wände der Insektenbauten oder die von Leichtenteilen und dahinvegetierenden noch lebenden Menschen übersäte Vorratskammer der Insekten detailreich zu beschreiben. Dies fordert auch hartgesottene Horrorfans, die in diesem Bereich schon einiges gewöhnt sind, und für Menschen, die generell keine große Freude mit Insekten haben, dürften so manche Szenarien dieses Romans an Ekel nicht mehr zu überbieten sein. Nichtsdestotrotz weiß Timothy Stahl, einige widerliche und abschreckende Szenen nicht zu übertreiben, sondern setzt sie gekonnt ein, um das klaustrophobische Gefühl der engen und dunklen Räume der Insektenhöhlen noch zu verstärken. Einmal mehr zeigt sich außerdem, dass man bei Horrorgeschichten nicht zwangsläufig auf Fantasyelemente wie Geister und Dämonen zurückgreifen muss: halbwegs erklärbare Mutationen in einer postapokalyptischen Zukunft reichen dazu völlig aus und sind für meinen Geschmack auch wesentlich plausibler als Übersinnliches.

Gleich drei der fünf erwähnten Romane spielen neben dem 26. Jahrhundert auch in der Zeit um den Kometen Christopher-Floyd. In Band 12 ist es Vittoris, der nach dem Kometeneinschlag drei Menschen klont, welche später Köln regieren, in MX 13 experimentiert Hallstein vor dem Kometen mit Insekten, die später durch Evolutionsdruck immer intelligenter werden und in Ausgabe 15 zieht sich das Krankenhauspersonal direkt nach dem Kometeneinschlag in das Atomium zurück, das Jahrhunderte später immer noch als eine Art Krankenhaus benutzt wird. Das Stilmittel, auch auf die Zeit um Christopher-Floyd zurückzugreifen um die „aktuelle“ Welt im 26. Jahrhundert zu erläutert, findet sich also schon von Beginn an bei MADDRAX. Ich für meinen Teil lese Romane, die auch ein paar Jahrhunderte vor der aktuellen Handlung spielen, sehr gern: erstens wird durch die verschiedenen Zeitepochen Abwechslung garantiert und zweitens kommt auch die Weltuntergangsstimmung bei MX so nicht zu kurz, da immer wieder deutlich gemacht wird, welche gravierenden Veränderungen die Katastrophe Christopher-Floyd nach sich gezogen hat.

Am 20. Juli erscheint MADDRAX 274
Die dunkle Seite des Mondes
Die dunkle Seite des Mondes

Kommentare  

#1 Cartwing 2010-07-20 07:53
Nette Idee, die alten Romane zu besprechen.
Allerdings kann man die Inhaltsangaben bei Bedarf auch auf der MX - Seite nachlesen. Schöner fänd ich es, wenn du deine Eindrücke zu den Romanen noch ausführlicher schildern würdest.
Ansonsten mehr davon. :-)
#2 Werner Pütz 2010-07-20 15:22
Hach ja, da werde bei mir erinnerungen wach wie ich zu Maddrax kam. Nämlich genau mit Band 10 hab ich den Einstieg gemacht. ;-)
Ansonsten kann ich mich meinem Vorredner anschließen, das mich eher interessieren würde wie deine Eindrücke von Maddrax sind.
Aber da Du dich ja noch als "Neuling" bezeichnest wirst Du das sicherlich von uns als positive Kritik werten. :-*
Also dann freu ich mich schon auf deine nächste Kolumne :lol:
#3 Stefan Gugerell 2010-07-21 22:07
@ Cartwing und Gruselbaer: vielen Dank für das Feedback! Ich werde das ab meiner nächsten Kolumne berücksichtigen und mehr Eindrücke (und dafür weniger Inhaltsangaben) einbauen.

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