Märchenkönige
Zunächst könnte man sagen: so jemand passt nicht zu Ludwig II., aber nur zunächst. Immerhin: Er gab Unsummen für seine Schlösser aus und kümmerte sich kaum um sein Volk, weswegen sich schnell viele Widerständler fanden, die ihren König am liebsten abgesetzt hätten. Jedoch gelang es nicht.
"In den letzten Lebensjahren zog sich der König zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück. Er schloss sich auf Neuschwanstein ein, trank oft Champagner und Cognac. Seine Dienerschaft behandelte er demütigend, so mussten z. B. seine Minister stundenlang stehend ihre Ratschläge und Berichte mitteilen. Selbst sein Intimfreund, der Wiener Burgschauspieler Josef Kainz, wurde in einer Anwandlung von Zorn von ihm tätlich angegriffen, sodass dieser sich für immer von ihm zurückzog. Es kam vor, dass er plötzlich normale Menschen um sich haben wollte. Dann gab er die Order, diese zum Beispiel in eine Waldschänke einzuladen, wo er sich dann unter die Einheimischen mischen konnte, bekleidet mit Lederhose und Lodenjoppe. In diesem Fall war es auch möglich, dass der König plötzlich, den Befehl gab, alle zu vertreiben und selber kräftig mit Schlägen nachhalf."
Seine Diener, die sich im Stil des alten Europa kleiden und sprechen mussten, waren verständlicherweise sehr froh über die Absetzung ihres Oberhauptes. Immerhin wollte er schon damals in Japan mit aller Gewalt Neuschwanstein nachbauen - und es war ihm gleichgültig, wie viele Menschen dabei ums Leben kamen. Durch geschickte Manipulation war es ihm möglich gewesen, seine "Untertanen" zur Treue zu animieren. Wirkliche Treue brachten ihm wohl nur die allerwenigsten entgegen.
Er hatte seinen eigenen Bruder fast ermordet, entnahm seiner Enkelin munter ihre Organe und seine Schwägerin wurde mit dem Tod bedroht. - Man wusste also, dass er bereit war, selbst über die Leichen seiner eigenen Familie zu gehen, nur damit er wirklich zu Ludwig II. werden würde.
Es gelang ihm sogar, Schwäne zu treuen Dienern abzurichten, die jeden außer ihm angriffen, der sich also dem König nähern wollte. Außer natürlich er erlaubte es. Matt hatte die mutierten Schwäne bereits im Afrazyklus (Band 200-224) kennengelernt und wusste daher, dass sie sehr gefährlich werden können.
Jedoch muss Matt seine Freundin erst einmal lebend zu den Hydriten bekommen. Und dass noch mehr Gefahren auf ihn warten, ist ohnehin bekannt. Und ob Rudowigo wirklich besiegt ist? Seinen "Untertanen" wäre es zu wünschen, aber wir wissen ja, dass sein Vorbild, Ludwig II. von Bayern, auch nie aufgab. Zumindest Rudowigo kann man bedauern: Denn trotzalledem war er ein genialer Arzt, der leider seiner eigenen Gier erlag.