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Was die Zukunft bringen wird...

Das Grauen wird 40Was die Zukunft bringen wird...
Was ich mir von (zukünftigen) Horrorheftromanen wünschen würde

Jochen AdamDer Horrorheftroman wird 40. Herzlichen Glückwunsch meinerseits zu diesem Jubiläum!

Feierliche Anlässe wie Hochzeiten oder eben  solche runden Geburtstage laden geradezu zu langen Reden und Festschriften ein. Dass ich mich mit einer solchen in den Kanon der Gratulanten einreihe, ist einem Aufruf des Zauberspiegels zu verdanken, auf dessen Webseite anlässlich des Jubiläums Meinungen, Kommentare und sonstige Artikel zum 40jährigen Bestehen des Horrorheftromans gesammelt werden sollen.

Eine klasse Aktion, wie ich finde. Meine Beteiligung hat nur einen (winzig kleinen) Haken: Eigentlich lese ich keine Horrorheftromane...

Was allerdings nicht an den Heften als solches liegt. Heftromane lese ich schon, sehr gerne sogar. Der Übeltäter ist hier vielmehr der Bereich, mit dem sich die Romane befassen: das Horrorgenre eben.

Jeder, der mich oder zumindest meine Artikel auf dem Zauberspiegel kennt, weiß, dass ich in einer Vielzahl unterschiedlicher Genres zu Hause bin. Ob Krimi oder Fantasy, Abenteuer, Drama oder SF, es gibt kaum ein Gebiet, das ich nicht des öfteren in Form von Büchern, Heften, Filmen, Serien oder anderen Medien beackere. Zu den wenigen Ausnahmen, die ich dabei mache, gehört das Horrorgenre.

Dafür gibt es eine Menge guter Gründe. Spannungsarme, allzu vorhersehbare Storylines, stereotyp gestaltete Protagonisten und Gegenspieler, die noch um ein Vielfaches farbloser sind, Handlungsbögen, die sich allzu oft in zielloser Brutalität und Menschen fressenden Zombies erschöpfen,... Die Liste ist lang. Das Horrorgenre kann mich einfach nicht so begeistern, wie es andere Genres tun, nicht im entferntesten. Was nicht heißt, dass ich es nicht immer mal wieder probieren würde. Mehr oder weniger regelmäßig raffe ich mich dann auf und wage mich an einen neuen Horrorfilm oder einen neuen unheimlichen Roman. Die Ergebnisse waren bislang allerdings eher niederschmetternd.

Das trifft leider auch auf die Erfahrungen zu, die ich im Rahmen von Horrorserien im Heftformat gemacht habe. Ein kurzer Überblick gefällig? Bitte sehr:

  • Vampire. Furioser Auftakt, überraschend brutal, und endlich mal jemand anderes im Zentrum der Handlung als ein vom Leben gezeichneter Vampirjäger. Doch schon nach wenigen Heften ging den Autoren die Puste aus und die Romane versanken im unteren Mittelmaß.

  • Raven, die zwölfteilige Mini-Serie von Wolfgang Hohlbein. Jede Woche erneut ein echtes Glücksspiel: Würde man eines der ungeheuer spannenden Highlights treffen oder doch wieder einen Roman erwischen, bei dessen Lektüre man Mühe hat, wach zu bleiben? Ich kenne keine andere Serie, die derart geschwankt hat, was die Qualität der einzelnen Romane betrifft.

  • Wölfe, die Mini-Serie von Timothy Stahl. Mein bis dato überzeugendster Abstecher ins Reich der Horrorheftromane, wenn auch kein Vergleich zu Heften aus anderen Bereichen. Und die Eigenart Stahls (dessen Stil ich sonst wirklich gerne lese), die Werwölfe als „Wölfische“ zu bezeichnen, ging mir recht schnell gewaltig auf die Nerven.

  • Das Volk der Tiefe, das zweite Spin-Off zum Endzeitkracher Maddrax. Nur soviel dazu: Meiner Meinung nach der absolute Tiefpunkt von MX. Schade, denn die Autoren, die die einzelnen Romane der Reihe schrieben, verfassen sonst Werke, die deutlich spannender und packender sind.

Meine Abstecher ins Horrorgenre waren in Sachen Heftroman genauso wenig von Erfolg gekrönt wie sie es bislang, mit wenigen Ausnahmen, im Bereich von Film, Fernsehen oder Buch gewesen sind. Eigentlich schade, denn Serien wie Perry Rhodan, Torn und Jerry Cotton beweisen (bzw. bewiesen) es Woche für Woche aufs Neue: Es gibt da draußen eine Menge talentierter Autoren, die mit Sicherheit auch eine mitreißende Horrorserie im Heftformat verfassen könnten.

Doch genug des Meckerns. Das hier ist schließlich ein Geburtstagsartikel, und in einem solchen gehört es sich eigentlich nicht, dass der Schreiberling nichts anderes tut als rumzujammern. Stattdessen gebe ich mich mal vorsichtig optimistisch und behaupte: Irgendwann wird bestimmt eine Horrorserie entwickelt werden, die es versteht, mich in ihren Bann zu ziehen. In diesem Zusammenhang möchte ich einen Aufruf an die Verleger von Heftromanen starten: Bringt doch bitte wieder eine neue Horrorserie auf den Markt! Die Zeit wäre auf alle Fälle reif für frische Blut (was man jetzt interpretieren kann, wie man will...).

Doch bevor es tatsächlich dazu kommt und eine neue Reihe im Zeitschriftenhandel erscheint, über die ich mich letztendlich dann doch nur beschwere, äußere ich wohl lieber mal ein paar Hoffnungen und Wünsche zu dem, was ich in Zukunft gerne lesen würde.

  • Vergesst den gebrochenen, ständig unter unerklärlichen Schuldgefühlen leidenden Dämonenjäger als Hauptfigur! Die Idee von Vampire, mal die „Bösen“ ins Zentrum zu rücken, war doch an sich nicht schlecht. Bitte mehr davon (wenn auch deutlich spannender und abwechslungsreicher umgesetzt...). Und wenn doch wieder die „Guten“ im Zentrum stehen, dann bitte mal kein Held, der die ganze Zeit mit seinem ach so schrecklichen Schicksal hadert.

  • Lasst den Mist mit dem ganz großen Erzfeind, der ein paar Tausend Hefte lang der Hauptgegner ist und der eh nicht besiegt werden kann. Übermächtige Gegner wie diese, die im Endeffekt allen Schrecken kontrollieren, sind ungefähr so innovativ wie Serienkiller in Krimis, und das „Große Böse“ (wenn wir es mal so nennen wollen) hat schon dafür gesorgt, dass Serien wie Buffy und Charmed allzu schnell ihren Reiz verloren haben. Ich weiß, es ist nicht ganz leicht, sich hier was Neues auszudenken, aber es gibt im deutschsprachigen Raum eine Menge brillanter Heftromanautoren, denen sicher etwas Innovatives und Einzigartiges einfällt, wenn man sie nur machen lässt...

  • Wenn schon Horror, dann auch bitte richtig! Macht die Serie düster und gerne auch brutal. Wie wäre es denn beispielsweise mal mit einer Reihe, die im finsteren Mittelalter angesiedelt ist, oder aber in einer dunkel Parallelwelt, die ganz neue, bislang völlig unbekannte Schrecken hervorbringt?

  • Lasst die Hauptpersonen keine unverwundbaren Übermenschen sein. Der Cast der Serie darf sich ständig verändern, sprich Todesfälle dürfen auch unter den Protagonisten nicht ausgeschlossen werden. Nie ist Horror langweiliger als dann, wenn man genau weiß, dass bestimmte Gestalten zwangsweise überleben müssen (und sollte es gar nicht anders gehen, dann lasst wenigstens zu, dass die „unsterblichen“ Charaktere im Laufe der Zeit echte Entwicklungen und Veränderungen durchmachen).

  • Bringt Abwechslung in die Bude. Zyklische Handlungen sollten in einem sinnvollen Verhältnis zu Einzelabenteuern stehen, und die Storys der einzelnen Romane können durchaus variieren, so dass es einmal recht blutig zugeht, beim nächsten mal dafür wieder mehr Wert auf Atmosphäre gelegt wird.

Ich weiß, solche Anmerkungen sind schnell geäußert, und es ist viel leichter, sie so vage zu formulieren, als sie schlussendlich umzusetzen und eine komplette Serie auf dieser Grundlage zu entwickeln. Ich will auch gar nicht behaupten, das perfekte Rezept für eine einzigartige Horrorserie im Kopf zu haben; wäre dem so, würde ich dieses hier vorstellen, anstatt meine doch recht weit gefassten Wünsche zu äußern.

Dennoch hoffe ich, mit diesen Zeilen ein klein wenig erreichen zu können, und sei es nur, dem ein oder anderen ein paar Denkanstöße zu geben, wie denn eine neue Reihe im Bereich des Horrorheftromans aussehen könnte. Und wer weiß? Vielleicht kann ich mich ja in nächster Zeit auf eine Horrorserie im Heftformat freuen, die zumindest den ein oder anderen meiner Wünsche erfüllt und die mich Woche für Woche aufs Neue mit gruseligen und nervenaufreibenden Geschichten bestens unterhält...

Doch das ist ferne Zukunftsmusik. Im Moment zählt nur eines, nämlich dass der Horrorheftroman 40 Jahre alt geworden ist. Das ist ein Grund zum Feiern und für Autoren wie Verleger hoffentlich ein Anlass, sich dieses Mediums zu besinnen und mit frischen Ideen und neuen Reihen dafür zu sorgen, dass sich Fans düsterer Spannung auch in Zukunft allwöchentlich auf ebenso packende wie unheimliche Storys freuen dürfen.

Kommentare  

#1 Captain Elch 2008-07-23 16:50
Das interessiert mich jetzt doch:

Zitat:
Vergesst den gebrochenen, ständig unter unerklärlichen Schuldgefühlen leidenden Dämonenjäger als Hauptfigur! .... Und wenn doch wieder die ?Guten? im Zentrum stehen, dann bitte mal kein Held, der die ganze Zeit mit seinem ach so schrecklichen Schicksal hadert.
Wo siehst Du diesen Typus? Du sagst ja selbst, dass Du kaum Horror liest. Das ist jetzt kein Vorwurf, sondern eine Frage. Denn genau dieser von Dir ausgemachte Typ existiert doch im Heft so gut wie gar nicht. Ich nehme mal an, Du meinst hier Torn? Das ist dann aber auch schon der Einzige. Oder beziehst Du Dich hier auf noch andere Serienhelden?
#2 Gabriel Adams 2008-07-23 23:07
@ Captain Elch

Stimmt, ich lese kaum Horror und habe an sich wenig mit dem Genre zu tun. Aber immer, wenn ich dann mal doch einen Ausflug in dieses Genre unternehme, treffe ich auf solche Serienhelden.
Du sprichst einen von ihnen ja schon an, Torn. Andere Beispiele sind die Hauptfiguren aus den TV-Serien Buffy, Angel und Supernatural, die ja allesamt dringend mal 'ne Therapie bräuchten. Auch in Filmen und Büchern zum Horrorgenre teffe ich derartige Charaktere ständig wieder. Etwa die Helden aus den "Dunkle Spannung"-Romanen von Markus Heitz.
Ich wollte dieses Phänomen auch gar nicht ausschließlich auf Horrorheftromane beziehen. Es ist einfach etwas, was mir in Film, Fernsehen und Literatur zu häufig auffällt, querbeet durch alle Genres. Und manchmal geht mir das einfach auf den Senkel.
Von einer neuen Horrorserie würde ich mir daher wünschen, dass sie eben genau diesen Typen von Helden nicht ins Zentrum stellt. Das wäre dann schon mal ein erster Schritt, der es mir möglich machen sollte, die Serie mit Freude zu lesen. Anders ginge es auch, siehe Torn, es würde mir halt einfach nicht so gut gefallen :D
#3 Harantor 2008-07-24 13:26
Der Held des Horror-Heftromans war in den Siebzigern und Achtzigern in der Regel der ungebrochene Kämpfer gegen das Böse, der sich tapfer in die Schlacht gegen jeden übermächtigen Gegner warf. Larry Brent, Björn Hellmark, Professor Zamorra, Der Magier Roy de Voss und auch John Sinclair waren wahre Kämpfer.
#4 benfi 2008-07-26 21:50
Gute Ideen - allerdings bezweifel ich echt, dass ein Verlag nochmal das Abenteuer 'Neue Gruselserie' auf sich nimmt! Ich lasse mich zwar gerne überraschen, doch selbst diese Mini-Serien waren nicht gerade das Gelbe vom Ei - weder für Leser noch für den Verlag.

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