Erinnerungen an früher
Na ja, wie auch immer, beginnen wir mal am Anfang.
Schon bevor ich in die Schule kam, hatten mir meine Grosseltern mütterlicherseits das Lesen beigebracht.
Auf deren Nachttischen lagen immer Der Roman der Woche (mit Alan Wilton) und einige Hefte der Serie Butler Parker lesebereit.
Wilton war halt immer ein normaler Krimi mit europäischem Einschlag, aber der Parker, der hatte es mir angetan. Mit allen seinen Tricks und Erfindungen, sowie seiner unnachahmlichen Britischen Reserviertheit.
Gehst du bitte zum Romanshop und tauscht die Hefte um, war ein Satz, der mein Leben grundlegend verändern sollte.
Im zarten Alter von 7 Jahren betrat ich zum Ersten Mal einen Romanshop (Romanschwemme) um aufgetragenes zu erledigen.
Die hatten dort aber nicht nur normale Krimis und diese Liebesschnulzen, sondern auch Serien wie den Gespenster-Krimi und Silber Grusel Krimi.
Tja, gesehen und getauscht oje damit war´s um mich geschehen.
Das war dann doch gänzlich was anderes als die üblichen Romane.
Wer die Geschichten von A.F. Mortimer (Friedrich Tenkrat) und seinen Insektenwesen kennt, weiß was ich meine.
Echter Horror und saubrutal, daher in Germanien auf dem Index.
Ich bin der Meinung, geschadet hat es mir nix, obwohl es echt starker Tobak war. Leute die mich kennen, teilen diese allerdings nicht mit mir.
So what!
Die anderen Grosseltern hatten G-Man Jeremias Baumwolle (Jerry Cotton) und einige Western, zwecks Erleichterung der Tätigkeit, auf der Toilette geparkt.
Klar musste ich meine Nase auch in diese Serien stecken.
Aber Western gab es auch noch in anderer Form, nämlich die, die ich aus den Shops heim schleppte Grusel und Geister-Western.
Bub, was liest denn du da für Zeugs, bekam ich des Öfteren zu hören.
Mir war´s wurscht, ich las das trotzdem alles weiterhin unverdrossen.
Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich nicht nur Leser sondern auch Sammler bin und daher früher meine Mutter, später meine Freundin, und zum jetzigen Zeitpunkt meine Frau, in den Wahnsinn trieb bzw. treibe.
So stapeln sich mehrere tausend Hefte (Gespenster, Silber Grusel Krimi, Mythor, Prof. Zamorra, Tony Ballard, Vampir Horror, Dämonen Killer, John Sinclair, Monstrula, uvm.)
in meiner Zweit-Wohnung.
Aber am nachhaltigsten beeindruckt haben mich jedoch Larry Brent und an erster Stelle Macabros.
Sagenhaft, welch tollen Stil Dan Shocker (Jürgen Grasmück) da zu Papier gebracht hatte.
Und auch die nette Leserseite mit den Nachrichten aus Marlos begeisterten mich.
Ehrensache, dass auch ich Marlosbürger wurde.
Gleichgesinnte waren somit leicht gefunden, der Kontakt allerdings war damals viel beschwerlicher als heute herzustellen.
Ja, man musste noch Briefe schreiben, zur Post bringen und warten, bis dann endlich Antwort kam.
Ende der 80er Jahre setzte ich dann endlich Fuß auf deutschen Boden. Marlos-Treffen in Hannover!
Was für ein Erlebnis, endlich konnte ich mein Idol Jürgen Grasmück persönlich kennen lernen.
Es war erstaunlich wie toll wir Österreicher im Hohen Norden Germaniens aufgenommen wurden.
Dort traf ich auch erstmals mit HHvA (Horst) zusammen brummelig aber herzerfrischend ehrlich. Raue Schale dafür mit butterweichem Kern.
Jürgen und seine Frau Karin waren ein ganz tolles Team. Was bin ich heute noch froh die beiden persönlich getroffen zu haben (auch noch weitere male am Buchmesse-Convent).
Erwähnenswert ist vielleicht noch die Tatsache, dass einige Freunde mit mir einen Club gründeten, der sich mit der Phantastik im Allgemeinen beschäftigte.
Den HFSFC Wien (Horror-Fantasy Science Fiction Club namenstechnisch nicht gerade eine Offenbarung, aber es traf den Nagel auf den Kopf).
Unser Magazin Odyssee Reisen durch die Welten der Phantastik kennen manche alteingesessenen Fandomler vielleicht noch.
Ganz stolz waren wir, dass Werner Kurt Giesa unser Logo fürs Magazin entworfen und gestaltet hat (Herr Professor Zamorra himself wenn man so will).
Zamorra hatte ich ebenso wie anderes verschlungen und am 2. Kongress der Fantasie in Passau, kam es zu einem weiteren, interessanten Erlebnis.
Viele Redner und Vortragende waren dort zu hören, des weiteren gab es auch noch Autorentreffen mit zwei speziellen Herren.
Zum einen war das Michael Ende (Momo) der mehr als belagert und umringt wurde nix für mich - der war auch ein wenig eingebildet, so was kann ich schon mal gar nicht leiden.
Der andere war das absolute Gegenteil.
Kein Mensch interessierte sich zum Zeitpunkt unseres Besuchs des Tagungsraumes für ihn.
Besagter Autor war niemand geringerer als Rolf Michael!
Was hatten wir Spaß und vielschichtige Gesprächthemen wie Fantasy und natürlich auch Prof. Zamorra. Die Story um die Strasse der Götter ist nach wie vor einer der genialsten Höhepunkte der Serie.
Meeghs, Götter, ERHABENE und die DYNASTIE DER EWIGEN, Zeus und das gesamte PZ. Team Herz was willst du mehr!?!
So war das eben, man fuhr mehrmals im Jahr ins Ausland, veranstaltete ein Marlos-Treffen (mit Jürgen) in Wien und hatte einfach Spaß mit allen Beteiligten.
Gruß an dieser Stelle an Uwe Schnabel!
Beeindruckend war auch meine Begegnung mit Fritz Tenkrat (A.F. Mortimer/Morland).
Erich Huber, ein Mitstreiter aus alten Tagen, und ich verabredeten wir uns damals mit besagtem Herrn Tenkrat im Donauzentrum, welches sich im 22. Wiener Gemeindebezirk befindet.
Fritz kam extra aus Gänserndorf angereist und war in Begleitung seiner äußerst symphatischen Frau Anni.
Das Eis war nach den ersten paar Bierchen rasend schnell gebrochen und wir plauderten und fachsimpelten munter drauf los.
Im Zuge des weiteren Gesprächs, mussten wir dann (wegen der Bierchens) alle 3 gleichzeitig raustreten. Anni sprach diesem Getränk nicht zu und blieb somit beim Tisch.
Dort, wo auch der Kaiser zu Fuß hingeht, ging das Gespräch lustigerweise weiter sagenhaft wie man von den paar Prozenten des Gerstensaftes beeinflusst wird.
Fritzchens Frau war allerdings gar nicht begeistert, als wir mit schwerer Schlagseite vom Örtchen zurückkehrten.
Wurscht, wir blieben dann alle noch einige Zeit sitzen und so langsam beruhigte sich das Schiff genannt Donauzentrum wieder, stellte das Schaukeln und Schlingern ein und auch Anni war dem Gespräch mehr zugetan, als zu Beginn.
Zum Abschied versprachen wir uns wieder zu treffen, allerdings sind seit damals schon mehr als 20 Jahre ins Land gezogen.
Vielleicht klappt es ja doch noch mal würde mich echt drüber freuen.
Auch mit einer zweiten Eminenz des Horrorromans verbinden mich ein paar nette Abende.
Die Rede ist von Kurt Luif alias Neal Davenport.
Ich wagte es doch glatt ihn anzurufen und fürchtete mich vor einer brüsken Absage.
Es kam aber ganz anders als erwartet.
Na kloar, i muass eh hundssitten bei a poar Freind im 13. Hieb (Bezirk), kummst afoch vurbei.
Mehr Aufforderung brauchte es nicht bei mir.
Flugs in die Straßenbahn gesprungen und ab, quer durch die ganze Stadt, nach Hietzing gedüst.
Dort angekommen, erwartete mich Kurt an der Gartentüre um mich an zwei riesigen Dobermännern vorbei zu lotsen. Nicht dass ich Angst vor Hunden habe, aber die beiden Viecher waren auch Kurt nicht immer geheuer, daher diese Vorsichtsmaßnahme.
Als ich ihm ein paar Dämonen-Killer Hefte zum Signieren rüberschob war sein einziger Kommentar:
Wooos? Des perverse Zeigs lest du, do graust ma doch boid söba no dafua!
Er war halt das was man bei uns einen Grodn Michl nennt.
Aber seine Romane und was darin so passierte waren bald schon nur noch nebensächlich.
Wir verbrachten die meiste Zeit am Billard-Tisch den seine Freunde in einem der vielen Zimmer der Villa untergebracht hatten.
Wow, konnte der Kerl gut spielen. Später brauchte es dann eine Stärkung in Form eines feudalen Abendessens.
Seine Freunde waren des Öfteren in Schweden unterwegs und brachten von dort auch immer Leckereien mit.
Eine davon war gezuckerte Wurst!
So was von grauenvoll hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht gegessen, wobei, gegessen hab ich die dann auch nicht; das Klump war nicht zu schlucken.
Seisdrum, Spaß und Gaudi hatten wir trotzdem.
Ein paar Mal war ich ihn dann noch besuchen und auch mit dem Verein trafen wir uns noch in einem Lokal, doch leider schlief das ganze mit der Zeit ein.
Schade darum lang ist´s her.
Aber es kommt wie´s eben kommen muss.
Man wird älter und auch reifer (aber nicht alle), steht im Berufsleben und schlägt sich so durch. Die Zeit für das einst lieb gewonnene Hobby wird immer weniger und auch die Autoren verlassen Stück für Stück diese Welt.
Getrauert haben wir u.a. um Kurt Brand, Jürgen Grasmück, Heike und Werner Kurt Giesa sowie Ernst Vlcek.
Es ist mir eine Ehre Euch gekannt zu haben. Ihr habt Meilensteine im Fandom gesetzt und den Heftroman Euren unverkennbaren Stempel aufgedrückt, ja zum Teil sogar zum Leben erweckt.
In unseren Erinnerungen werdet Ihr ewiglich verankert sein und nachkommende Generationen sollen sich an Euren Werken genauso erfreuen wie es wir getan haben.
Kommen wir aber wieder zum Jubiläum zurück.
Ich bin immer noch unschlüssig was ich schreiben soll, denn 40 Jahre konnte ich den Heftroman noch nicht verfolgen (33 maximal) und beigetragen habe ich ja auch nichts.
Ausgenommen das regelmäßige Kaufen und Lesen von Selbigem.
Irgendwie ist es aber schön, viele dieser fast vergessenen Ereignisse nochmals Revue passieren zu lassen. Unglaublich, an was man sich schon gar nicht mehr bewusst erinnern kann.
Lange Gespräche mit Michel Wuethrich haben da so einiges aus dem Limbo des Gedächtnis hervorgerufen.
Meine letzte Nacht war furchtbar, denn obwohl ich nix schreiben wollte, drohte mir die Birne zu platzen, mit all den Gedanken und Erinnerungsfetzen, die da rumschwirrten.
Gut, jetzt sind sie draußen und endlich zu Papier gebracht.
Und wer ist Schuld dran?
Michel, der gerade hier in Wien zu Besuch ist und Horst Hermann der dieses Ansinnen an Michel richtete.
Mein Schweizer Freund hat einfach nicht locker gelassen und auch den Herren aus Germanien wollte ich, auf Grund der alten Zeiten, nicht enttäuschen, daher konnte ich dann nicht mehr anders, als diese kleinen Anekdoten zum Besten zu geben.
Aber es hat echt Spaß gemacht noch mal in die Vergangenheit einzutauchen und sich zu erinnern wie alles für einen selbst begonnen hat.
In diesem Sinne verabschiede ich mich, in der Hoffnung, nicht allzu sehr gelangweilt zu haben.
Grüsse an alle aus dem sommerlichen Wien.
Mario Simon
Kommentare
Ja es ist wirklich so - mit den Heftromanen verbindet man viele Erinenrungen.
Liebe Grüße,
Stephan