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Ab in die Zukunft

Flieg, IkarusAb in die Zukunft!
Zeitreisen der besonderen Art

Ein spezielles Kapitel der Science Fiction ist das Thema Zeitreise. Besonders beliebt sind die Reisen in die Vergangenheit. Man denke nur an Mark Twains "Ein Yankee am Hofe des König Artus". Auch im Heftroman wimmelt es von solchen Reisen. Die Zeitkugel widmete sich Mitte der 70er-Jahre ausgiebig diesem Thema. Und auch bei Perry Rhodan wurde wiederholt in die Vergangenheit gereist. Man denke nur an die zweite Hälfte des MdI-Zyklus. Als Erstes dürfte aber Manfred Wegner innerhalb von Mark Powers dieses Thema aufgegriffen haben.

Dort begegnet der Held dem tapferen Arminius. (Nr. 31, Der Zeitverbrecher).

Nun, das Problem bei Reisen in die Vergangenheit ist natürlich die Gefahr des Zeitparadoxons. Kurz ausgedrückt: Wenn ich in die Vergangenheit reise, um dort die Ursache für eine Entwicklung in der Gegenwart auszuschalten, die mir nicht gefällt und Erfolg habe, würde ja der Grund für mich in die Vergangenheit zu reisen entfallen. Wenn ich aber nicht reise ... usw. Wenn ich andererseits bei meiner Zeitreise versehentlich dafür sorge, dass meine Urgroßmutter und mein Urgroßvater sich gar nicht erst kennenlernen ...

Unproblematischer erscheinen da die Reisen in die Zukunft. Aber auch dort lauert Gefahr. Wenn ich in die Zukunft reise und mir die Lottozahlen der nächsten Woche merke und dann anschließend Lotto spiele, verändere ich natürlich auch die Zukunft. Aber es gibt im Rahmen der Zukunftsreise sogar ein spezielles Verfahren, das grundsätzlich auch praktikabel erscheint. Sogar in unserer Gegenwart gibt es in den USA und Großbritannien Firmen, die sich darauf spezialisert haben, z. B. Krebskranke nach ihrem Tode einzufrieren, damit sie in ferner Zukunft nach Erfindung eines Heilmittels wieder aufgeweckt und geheilt werden können. Also es geht grundsätzlich darum, einer gegenwärtigen Entwicklung auszuweichen, indem man sich in eine Art Tiefschlaf begibt. Die ganze Serie der Atlan-Zeitabenteuer beruht auf diesem Prinzip. Der auf der Erde gestrandete Arkonide lässt sich immer wieder für Jahrhunderte in Tiefschlaf versetzen, in der Hoffnung, dass sich in der Zwischenzeit etwas ereignet, das ihm ermöglicht, sein ungewolltes Exil zu verlassen. Bei Raumschiff Enterprise war es Khan mit seiner Gefolgschaft, die sich in eine Art Kälteschlaf begeben hatten. Jahrhunderte später machten sie dann Captain Kirk das Leben schwer (Space Seed = Der schlafende Tiger).

Diese Art der Zukunftsreise begegnet uns auch im aktuellen Ikarus-Band 46 "Die Welt der Schlafenden" von Irene Salzmann. Ausgangspunkt ist die Reise in die Vergangenheit, die die Ikarus-Crew im Rahmen des Kampfes gegen die Outsider gemacht hat. (Band 32 Dirk van den Boom "Vor der Großen Stille") Dort hatte sich der Außerirdische Hozz bei Roderick Sentanza nach dem Schicksal seines Volkes der Tumanen erkundigt und als diesem nichts darüber bekannt war, ihm ein Artefakt übergeben und ihn gebeten, in der fernen Zukunft auf den Heimatplaneten nach dem Rechten zu sehen. Denn die Tumanen der Vergangenheit wollten sich in Hibernation begeben, um so den Wirren der Outsiderangriffe zu entgehen. Jetzt, sechshundert Jahre danach, erinnert man sich an diese Begegnung und schickt ... ja, nicht die Ikarus, sondern den Rettungskreuzer Phönix mit Captain Hellermann dorthin. Man hofft darauf, dass dieses alte Volk möglicherweise ein Gegenmittel gegen die Wanderlustseuche kennt. Sally McLennan will aber gewissermaßen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Mit ein paar kleinen Manipulationen sorgt sie dafür, dass Junius Cornelius mit an Bord geht. Klar, dass auch Pakcheon die Station verlässt und seinen Freund begleitet. Damit ist er aber aus dem Wege und kann nicht dagegen einschreiten, dass auf Vortex Outpost mit dem Blut der Vizianer geforscht wird, um sich die natürliche Resistenz dieses Volkes gegen den Wanderlustvirus zunutze zu machen.

Und tatsächlich hat es Probleme auf dem Planeten der Tumanen gegeben. Statt wie vorgesehen nur einige Jahrzehnte zu überbrücken, dämmern die Bewohner nun seit Jahrhunderten vor sich hin. Ein nicht unerheblicher Teil der Tiefschläfer ist schon still und leise verschieden. Die Crew der Phönix macht sich umgehend daran, die übrigen aufzuwecken. Ein gar nicht so einfaches Unterfangen. Zumal abtrünnige Mitglieder der Söldnerorganisation das Unternehmen verhindern wollen.

In einigen Zwischensequenzen enthüllt Skyta einiges aus der Geschichte der geheimnisvollen Schwarzen Flamme. Jetzt ist klar, wie und warum die Söldnerorganisation entstanden ist.

Insgesamt ein schöner Roman von Irene Salzmann. Einerseits wird ein loses Ende aus dem Outsider-Zyklus aufgegriffen, andererseits geht es mit Junius Cornelius und Pakcheon und ihrer komplizierten Beziehung weiter. Der Auflösung der Fragen des Wanderlustzyklus allerdings sind wir wieder nur ein kleines Stück näher gekommen. Und da der nächste Roman ein Gastroman ist, steht zu befürchten, dass auch dort der große Durchbruch ausbleibt. Läuft etwa alles auf einen großen Showdown in den letzten drei Romanen des Zyklus hinaus? Werden Thomas Folgmann, Sylke Brandt und Dirk van den Boom ein furioses Finale in Szene setzen? 

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