Heiteres Zahlenraten - (US-)Markt Jahresstatistik 2010
Heiteres Zahlenraten
(US-)Markt Jahresstatistik 2010
Wie?! BATMAN ist auf dem Index?
Nein, natürlich nicht. BATMAN ist vielmehr der Index geworden!
Soll heißen, seit einigen Monaten nennt Diamond offenbar keine tatsächlichen Zahlen mehr, sondern bloß noch eine relative Verkaufszahlenangabe im Verhältnis zu den Verkaufszahlen von DC´s BATMAN.
Die Verkaufszahlen des monatlichen Batman-Heftes werden als 100 Indexpunkte herangezogen. Je nachdem, ob ein anderes Heft sich besser oder schlechter verkauft als BATMAN, hat es dann eben mehr oder weniger als diese ominösen 100 Indexpunkte.
Ich schreibe hier bewusst das Wort ominös, da nicht exakt definiert ist, wie (mathematisch) sich ein Wegsteigern oder Abfallen von diesem Index-Hunderter zu verstehen hat. Und selbst die BATMAN-Zahlen nennt Diamond natürlich nicht mehr ...
Nun gibt es in den USA durchaus auch andere seriöse Quellen für (zumindest einigermaßen konkrete Hochrechnungen von) Verkaufszahlen. Für die folgenden von mir selbst zusammengetragenen Angaben gilt also zu berücksichtigen:
Gesamtsituation und die Kleinen
Die Statistik hier beruht auf den 500 erfolgreichsten Einzelheften des Jahres 2010, wenn es um spezifische Titel und Hefte geht, und auf der Gesamtsituation, wo von Marktanteilen gesprochen wird.
Prinzipiell ist ein Absacken der Spitzentitel zu verzeichnen. Knapp nach den Top 30 fällt man nach meiner Berechnung im Jahr 2010 schon unter 100.000 verkaufte Exemplare. Letztes Jahr lag diese symbolische Grenze noch eine Ecke niedriger, sprich: es gab mehr Hefte jenseits dieser Grenze.
Gesamt dürften von den 500 erfolgreichsten Heften im Jahr 2010 immerhin noch 32,1 Mio. Stück verkauft worden sein. (Vorjahr, noch den expliziten Zahlen nach: 33,4 Mio., also ein Minus von ca. 1,3 Mio. Stück oder -4%)
Hatten die kleinen Verlage (also abseits Marvel und DC) im Jahr 2009 noch 15 Hefte in die Top500 gebracht, mit ca. 0,8 Mio. Verkäufen, sind es im Jahr 2010 bloß noch 12 Einzelhefte mit 0,6 Mio. verkauften Exemplaren geworden.
Die erfolgreichsten drei Comics hiervon waren:
Marvel und DC
Im Jahr 2010 hatte Marvel 297 der 500 erfolgreichsten Hefte und DC hatte 191.
Die erfolgreichsten fünf Marvels (dank dem gefühlten 47sten Nummerierungsneustart) waren:
Die (dank dem gefühlten 47sten Endlos-Mega-Event) fünf erfolgreichsten DC-Comics des abgelaufenen Kalenderjahres waren:
Zu den Marktanteilen (hier ist es rein Diamond-Statistik, ohne Interpretation):
Prozentuale Anteile am Diamond-Umsatz (vulgo Dollar Market Share) 2010:
Prozentuale Anteile an verkauften Einheiten 2010:
Bemerkenswert, dass Image 2010 IDW Publishing als Viertgrößten wieder überholt hat, wenn auch äußerst knapp.
Danach folgen ferner liefen, in der zu 2009 unveränderten Reihung: Dynamite Entertainment, Boom! Studios, VIZ Media.
Abschlussbemerkung
Ich weiß natürlich nicht, weshalb Diamond neuerdings so ein Geheimnis um die Zahlen macht. Auf deren Homepage hätte ich keine entsprechende Verlautbarung oder Pressemeldung gelesen.
Ich weiß allerdings, dass die Außenwirkung so einer Aktion, speziell unter der Handvoll Leuten, die sich für derlei Statistiken interessieren, ziemlich verheerend ist. Weil dann sehen wieder alle schwarz.
Ich auch?
Nein, zur Abwechslung mal nicht. Sollte meine Statistik hier auch nur halbwegs richtig sein (und diese Annahme steht und fällt damit, ob deren Indexpunktsystem tatsächlich rein prozentbasiert und außerdem über und unter 100 gleichermaßen erweitert wird), dann mag der Markt im Jahr 2010 um etwa 5% geschrumpft sein.
Allerdings nur der Markt über Diamond!
Es steht nirgendwo geschrieben, dass es Diamond gut gehen muss, damit es der (US-)Comic-Welt gut geht. Jener ginge es wohl besser, ginge es Diamond irgendwann mal gar nicht so gut.
Ich habe letztens bemerkt, dass die Comic-Verlage wieder vermehrt Abos anbieten. Das war früher schon so, und das ist jetzt langsam wieder so, und ich finde das ganz in Ordnung. So kann man Diamond rausschneiden und es bleibt mehr Geld für die Verlage.
Persönlich vermute und empfinde ich meine hier selbst berechneten Zahlen als minimal überschätzt und wohlwollend aufgerundet. Aber vielleicht ist meine ganze Rechnerei hier ja auch bloß reinste Spinnerei. Was weiß man schon ...
Enttäuschend ist aber wieder mal zu sehen, was genau denn (noch) gut rennt. Und es sind wiedermal die Neustarts und die Mega-Events, und wenn man auf die Kluft schaut, die zwischen 1 und 500 der "Top 500" klafft, dann mag einem mulmig werden.
Weil oben steht zwar ein Heft mit annähernd 190.000 Verkäufen, aber auf Platz 500 stand im Jahr 2010 der traditionsreiche Titel Fantastic Four mit seiner #585. Und bescheidenen 41.600 Verkäufen.
Und plötzlich wundert man sich überhaupt nicht mehr über vermeintliche Winzigauflagen von 222 Stück Panini´scher Hardcover-Ausgaben ...
Nein, natürlich nicht. BATMAN ist vielmehr der Index geworden!
Soll heißen, seit einigen Monaten nennt Diamond offenbar keine tatsächlichen Zahlen mehr, sondern bloß noch eine relative Verkaufszahlenangabe im Verhältnis zu den Verkaufszahlen von DC´s BATMAN.
Die Verkaufszahlen des monatlichen Batman-Heftes werden als 100 Indexpunkte herangezogen. Je nachdem, ob ein anderes Heft sich besser oder schlechter verkauft als BATMAN, hat es dann eben mehr oder weniger als diese ominösen 100 Indexpunkte.
Ich schreibe hier bewusst das Wort ominös, da nicht exakt definiert ist, wie (mathematisch) sich ein Wegsteigern oder Abfallen von diesem Index-Hunderter zu verstehen hat. Und selbst die BATMAN-Zahlen nennt Diamond natürlich nicht mehr ...
Nun gibt es in den USA durchaus auch andere seriöse Quellen für (zumindest einigermaßen konkrete Hochrechnungen von) Verkaufszahlen. Für die folgenden von mir selbst zusammengetragenen Angaben gilt also zu berücksichtigen:
Gesamtsituation und die Kleinen
Die Statistik hier beruht auf den 500 erfolgreichsten Einzelheften des Jahres 2010, wenn es um spezifische Titel und Hefte geht, und auf der Gesamtsituation, wo von Marktanteilen gesprochen wird.
Prinzipiell ist ein Absacken der Spitzentitel zu verzeichnen. Knapp nach den Top 30 fällt man nach meiner Berechnung im Jahr 2010 schon unter 100.000 verkaufte Exemplare. Letztes Jahr lag diese symbolische Grenze noch eine Ecke niedriger, sprich: es gab mehr Hefte jenseits dieser Grenze.
Gesamt dürften von den 500 erfolgreichsten Heften im Jahr 2010 immerhin noch 32,1 Mio. Stück verkauft worden sein. (Vorjahr, noch den expliziten Zahlen nach: 33,4 Mio., also ein Minus von ca. 1,3 Mio. Stück oder -4%)
Hatten die kleinen Verlage (also abseits Marvel und DC) im Jahr 2009 noch 15 Hefte in die Top500 gebracht, mit ca. 0,8 Mio. Verkäufen, sind es im Jahr 2010 bloß noch 12 Einzelhefte mit 0,6 Mio. verkauften Exemplaren geworden.
Die erfolgreichsten drei Comics hiervon waren:
- Green Hornet #1 von Dynamite Entertainment (Platz 214 mit ca. 61.600 Stk, sämtliche der zahlreichen Variant-Cover-Versionen zusammengezählt)
- True Blood #1 von IDW Publishing (Platz 299 mit ca. 54.100 Stk., sämtliche Variants)
- Buffy the Vampire Slayer #32 von Dark Horse (Platz 304 mit ca. 53.600 Stück)
Marvel und DC
Im Jahr 2010 hatte Marvel 297 der 500 erfolgreichsten Hefte und DC hatte 191.
Die erfolgreichsten fünf Marvels (dank dem gefühlten 47sten Nummerierungsneustart) waren:
- Avengers #1 (Platz 1 mit ca. 188.200 Stück)
- X-Men #1 (Platz 2 mit ca. 155.500 Stück)
- Siege #1 (Platz 4 mit ca. 148.000 Stück)
- New Avengers #1 (Platz 6 mit ca. 142.400 Stück)
- Siege #2 (Platz 9 mit ca. 129.200 Stk)
Die (dank dem gefühlten 47sten Endlos-Mega-Event) fünf erfolgreichsten DC-Comics des abgelaufenen Kalenderjahres waren:
- Blackest Night #8 (Platz 3 mit ca. 152.000 Stück)
- Blackest Night #7 (Platz 5 mit ca. 146.600 Stück)
- Brightest Day #0 (Platz 7 mit 139.700 Stück)
- Brightest Day #1 (Platz 8 mit 138.100 Stück)
- Batman: Return of Bruce Wayne #1 (Platz 10 mit ca. 128.300 Stück)
Zu den Marktanteilen (hier ist es rein Diamond-Statistik, ohne Interpretation):
Prozentuale Anteile am Diamond-Umsatz (vulgo Dollar Market Share) 2010:
- Marvel: 38,2% (2009: 40,5%, also -2,3 Prozentpunkte)
- DC: 30,4% (2009: 29,3%, also +1,1 Prozentpunkte)
- Dark Horse: 5,2% (2009: 5,2%, also unverändert)
- Image Comics: 4,5% (2009: 3,7%, also +0,8 Prozentpunkte)
- IDW Publishing: 4,1% (2009: 4,2%, also -0,1 Prozentpunkte)
Prozentuale Anteile an verkauften Einheiten 2010:
- Marvel: 43,4% (2009: 45,6%, also -2,2 Prozentpunkte)
- DC: 34% (2009: 32,2%, also +1,8 Prozentpunkte)
- Dark Horse: 3,9% (2009: 4,1%, also -0,2 Prozentpunkte)
- Image Comics: 3,7% (2009: 3,3%, also +0,4 Prozentpunkte)
- IDW Publishing: 3,5% (2009: 3,5%, also unverändert)
Bemerkenswert, dass Image 2010 IDW Publishing als Viertgrößten wieder überholt hat, wenn auch äußerst knapp.
Danach folgen ferner liefen, in der zu 2009 unveränderten Reihung: Dynamite Entertainment, Boom! Studios, VIZ Media.
Abschlussbemerkung
Ich weiß natürlich nicht, weshalb Diamond neuerdings so ein Geheimnis um die Zahlen macht. Auf deren Homepage hätte ich keine entsprechende Verlautbarung oder Pressemeldung gelesen.
Ich weiß allerdings, dass die Außenwirkung so einer Aktion, speziell unter der Handvoll Leuten, die sich für derlei Statistiken interessieren, ziemlich verheerend ist. Weil dann sehen wieder alle schwarz.
Ich auch?
Nein, zur Abwechslung mal nicht. Sollte meine Statistik hier auch nur halbwegs richtig sein (und diese Annahme steht und fällt damit, ob deren Indexpunktsystem tatsächlich rein prozentbasiert und außerdem über und unter 100 gleichermaßen erweitert wird), dann mag der Markt im Jahr 2010 um etwa 5% geschrumpft sein.
Allerdings nur der Markt über Diamond!
Es steht nirgendwo geschrieben, dass es Diamond gut gehen muss, damit es der (US-)Comic-Welt gut geht. Jener ginge es wohl besser, ginge es Diamond irgendwann mal gar nicht so gut.
Ich habe letztens bemerkt, dass die Comic-Verlage wieder vermehrt Abos anbieten. Das war früher schon so, und das ist jetzt langsam wieder so, und ich finde das ganz in Ordnung. So kann man Diamond rausschneiden und es bleibt mehr Geld für die Verlage.
Persönlich vermute und empfinde ich meine hier selbst berechneten Zahlen als minimal überschätzt und wohlwollend aufgerundet. Aber vielleicht ist meine ganze Rechnerei hier ja auch bloß reinste Spinnerei. Was weiß man schon ...
Enttäuschend ist aber wieder mal zu sehen, was genau denn (noch) gut rennt. Und es sind wiedermal die Neustarts und die Mega-Events, und wenn man auf die Kluft schaut, die zwischen 1 und 500 der "Top 500" klafft, dann mag einem mulmig werden.
Weil oben steht zwar ein Heft mit annähernd 190.000 Verkäufen, aber auf Platz 500 stand im Jahr 2010 der traditionsreiche Titel Fantastic Four mit seiner #585. Und bescheidenen 41.600 Verkäufen.
Und plötzlich wundert man sich überhaupt nicht mehr über vermeintliche Winzigauflagen von 222 Stück Panini´scher Hardcover-Ausgaben ...
Kommentare
Sozusagen in der Altvorderenzeit.
Zitat: Da würde mich doch mal interessieren, welches Kundenklientel diese Comics kauft.
Zählen Buffy und TrueBlood nicht als Tennie-, respektive Kindercomics, bzw. als reine Mädchencomics? Oder werden diese Serien in den USA als vollwertige, massenmarkttaugliche Comics angesehen?
Bei Green Hornet war es sicher der (in den USA durchaus bemarketingte) Film, der die Verkäufe gepusht hat. Das Franchise ist besonders auch bei Altsäcken beliebt, die zum großen Teil mit Re-Runs der Originalserie aufwuchsen.
True Blood dürfte wohl vermutlich tatsächlich überproportional viele weibliche Käufer gefunden haben, vermute ich mal. Wie alt die sind, wage ich nicht zu sagen, aber wohl nicht allzu alt.
Buffy wiederum ist ein Sonderfall. Deren Leserschaft ist nicht annähernd so weiblich wie man glauben mag. Und Teenie-Klientel war es damals, als das Ding neu im Fernsehen war. Aber die meisten (loyalen) Fans der Figur sind mittlerweile Twens.
Was überhaupt heutzutage noch als "massenmarkttauglich" betrachtet werden kann, ist ja die große Frage.
Am Höhepunkt der 90er-Blase dürften die schlechtestgehenden Hefte aus den Top 500 nicht weit weg gewesen sein von den heute bestgehendsten. Jetzt rein Verkaufszahlen betrachtend ...
Aber bei Marvel scheint dies in die Verlagsphilosopie übergegangen sein - bei Fantastic Four, Thor und Hulk ist man zwischenzeitlich dann wieder zur Normal-Numerierung übergeschwenkt - weil man die 500er Jubiläen feiern und durch diese Nummern abkassieren wollte). Diese Jagd nach No.1's dürfte sich mittlerweile totgelaufen haben (weil auch die doofsten Sammler einsehen dürften, daß die Teile nach ein paar Jahren auch nicht mehr Wert haben als die anders numerierten).
Mmmmh, True Blood wird nur von Mädchen gekauft - keine Ahnung, die Fernsehserie ist aber dermaßen vollgepropft mit hartem Sex und Splatter, daß er nix für Barbie-Enthusiasten sein dürfte...