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Die Phantom-Zone - General Zod und der Kryptonische Strafvollzug

Heldenhaft - Die DC-KolumneDie Phantom-Zone
General Zod und der Kryptonische Strafvollzug

Bei meiner Themenwahl zu dieser Kolumne lasse ich mich gerne von allen möglichen Dingen inspirieren. Letztens hat es eine News-Meldung   hier im Zauberspiegel geschafft, mich auf eine Idee zu bringen.

Darin wurde die Besetzung des Bösewichts im nächsten Superman-Film verkündet. Eines Bösewichts, der schon in den ersten zwei Filmen mit Christopher Reeve seinen Charm versprühen durfte: General Zod.

Der nette Herr Bösewicht ist sehr mit der dem Planeten Krypton eigenen Form des Strafvollzugs verbunden, nämlich der Verbannung in die Phantom-Zone ...


General Zod (gespielt von Terence Stamp)General Zod?
Jener Generation angehörig, die genau zur richtigen Zeit geboren wurde, um das Aufkommen von VHS und Videotheken als Kind in Erinnerung zu haben, gab es für mich eine Handvoll Filme in meiner Kindheit, die ich mir wohl dutzendmal auf Video reingezogen habe. Dazu gehören die ersten beiden Superman-FIlme mit Christopher Reeve.

So toll und genial ich die Filme auch gefunden hatte, war ich damals als Comic-Leser etwas verwundert (nicht wirklich enttäuscht, so kritisch war ich damals noch nicht), dass man keinen „bekannten“ Bösewicht in die Filme nahm.

Gut, Luthor war drin. Aber der war mir damals einer der unliebsten Gegner des Kryptoniers. (Zu jener Zeit war Luthor in den Comics noch der „böse Wissenschaftler“, noch nicht der Tycoon, zu welchem ihn eigentlich erst Autor John Byrne machte.)

Im ersten Film haben drei kryptonische Verbrecher ja quasi bloß einen Gastauftritt, als Vorgeschichte für den zweiten Film (viele Szenen des zweiten wurden zeitgleich oder übergangslos nach denen für den ersten gedreht).

Erst im zweiten Film dreht es sich dann so richtig um diese drei kryptonischen Kriminellen. Der Anführer des Trios ist besagter General Zod.

(Falls man sich den Film mal wieder ansehen will, empfehle ich händeringend den erst 2006 releasten „Richard-Donner-Cut“. Darin wurden die Szenen des ursprünglichen Regisseurs wieder rein geschnitten, was dem Gesamtfilm und dessen Atmosphäre äußerst dienlich ist. Falls es Interessierte gibt, die diesen Cut noch nie gesehen haben: unbedingt ansehen!)

In den Comics ist General Zod ein größenwahnsinniger, faschistoider Militär (der anders als im Film stets in Uniform gezeichnet wurde). In den Filmen wurde er unvergleichlich fies vom facettenreichen britischen Schauspieler Terence Stamp verkörpert.

Als Kind kannte ich die Figur des General Zod noch nicht. Er ist eine Figur des frühen Silver Age - eines Zeitraums, den ich Comic-technisch bis dahin noch nicht erkundet hatte. Ich habe den Typen trotzdem „geliebt“, weil er wirklich widerwärtig hassbar war. Arrogant. Unfair. Genau so eben, wie ein Bösewicht sein soll.

Zu hören, dass die Figur des General Zod im für 2012 geplanten nächsten Superman-Film wieder den Bösewicht abgeben soll, hat mich folglich sehr gefreut. Über die Besetzungswahl (man lese den Eingangs verlinkten News-Beitrag) verkneife ich mir noch ein Urteil. Spätestens seit Heath Ledgers Casting als Joker habe ich mir ein Voraburteilen abgewöhnt. Wir werden sehen, ob dieser neue General Zod der Darstellung durch Terence Stamp gerecht wird.

Positiv ist allerdings, dass Zack Snyder für den Film als Regisseur verpflichtet werden konnte. Wer seine Filme „300“ und „Watchmen“ kennt, wird wissen, dass er sich minutiös an graphische Vorgaben aus den Comics zu halten pflegt. Welche Bedeutung hat das nun in Verbindung mit General Zod?

Nun - mit der Figur selbst keine allzu große. Aber damit, dass man mit der Figur sicher auch die Phatom-Zone im Film haben wird. Und war die Darstellung der Phantom-Zone in den „alten“ Filmen für ihre Zeit FX-technisch beachtlich, hatte sie doch genau gar nichts mit ihrer üblichen Darstellung in den Comics zu tun.

Aber was ist die Phantom-Zone eigentlich? 

US-Paperback mit 9 klassischen Phantom-Zonen-GeschichtenVersuch eines kostengünstigen Strafvollzugs
Die Todesstrafe war auf Krypton schon lange vor dessen Untergang abgeschaffen worden. Die schlimmste Bestrafungsform war folglich jene, die Verbrecher in Tiefschlaf zu versetzen, sie mit Schlafgas in diesem Zustand zu halten und sie mit befriedenden Substanzen (Psychopharmaka wohl), welche langfristig die kriminellen Tendenzen in ihren Hirnen auslöschten, in Kapseln in den Orbit zu schießen. Dort drehten sie dann eben für die Dauer ihrer Strafen ihre Runden.

Es war Supermans Vater, Jor-El, der einst dem Wissenschafts-Rat des Planeten vorschlug, die Verbrecher stattdessen für die Dauer ihrer Strafen in die Phantom-Zone zu verfrachten. Er war in seinen Studien eher beiläufig auf diese vollkommen entstofflichte „Zwischendimension“ gestoßen. Man konnte jemanden dort hin schicken (er demonstrierte es vor dem Rat mit seiner Frau Lara), wodurch dieser Jemand als reines Geistwesen fortan dort sein Dasein fristete. Ohne Möglichkeit, auf die reale Welt zugreifen zu können.

Zwar kann man aus der Phantom-Zone die reale Welt genau beobachten, aber man ist quasi wie ein Geist. Wird von niemandem gehört, niemandem gesehen, niemandem gespürt. Einziger Weg in die Zone ist der von Jor-El erfundene Phantom-Zonen-Projektor.

(Ursprünglich eine Art großer Scheinwerfer, mit welchem, der Verurteilte angestrahlt wird, woraufhin er verschwindet. Die „Schwingungen“ jedes einzelnen werden gespeichert, wodurch man ihn nach Ablauf der Strafe wieder problemlos in die echte Welt zurück projizieren kann.)

In der Phantom-Zone benötigt er keinerlei Nahrung oder sonst irgend eine teure Sache. „Besser“ noch: er bleibt bei vollem Bewusstsein, kann somit seine Taten (hoffentlich) bereuen. „Bewusstsein“ ist dort ja alles, was man noch ist. In den Comics wurde das als „humanere“ Strafe betrachtet. (Es gab aber auch Verurteilte, die hunderte Jahre, einer gar unendlich dorthin verbannt wurden.) Aber das war Silver Age in den Staaten und der damalige dortige Zeitgeist ...  Mittlerweile ist das Konzept selbst in den USA nichtmehr als „human“ verkaufbar. In einigen Zeichentrick-Episoden neueren Datums hat speziell Batman seine moralischen Bedenken darüber geäußert, aber wir driften hier ab ...

Die 1982er Mini-Serie "Phantom Zone"Jedenfalls ging das eine Zeit lang gut. Zahlreiche Verbrecher - darunter eben auch General Zod, wegen eines Putschversuchs zu 40 Jahren verurteilt - wurden in die Zone geblasen.  

Einige der Verbrecher hatten parapsychische Kräfte, und irgendwann gelang es ihnen aus der Phantom-Zone heraus auf die Träume Jor-Els einfluss zu nehmen. Dieser hätte - von den Verbrechern quasi „ferngesteuert“ - beinahe als Schlafwandler alle der Bösen aus der Zone wieder freigesetzt, bevor ihn seine Frau Lara im letzten moment davon abhalten konnte. Jor-El und der Wissenschaftsrat erkannten, dass ein Verbleib des Projektors auf Krypton somit zu gefährlich war, weshalb sie ihn ins All bliesen, wo keiner derart leichten Zugang zum Gerät hatte.

Die in der Phantom-Zone befindlichen Verbrecher wurden darin belassen. Aber es wurden keine weiteren dort hin verbracht. Man nahm wieder die Bestrafung mit Tiefschlaf im Orbit in Angriff, aber es dauerte ohnehin nicht mehr lange, bis der ganze Planet auseinanderflog.

Paradoxerweise waren nun aber eben die Verbrecher in der Phantom-Zone dem Untergang Kryptons entkommen, da sich die Zerstörung in der echten Welt zutrug und nicht in diese entstofflichte Nebendimension eingreifen konnte.

Neben General Zod, der sich (ungefragt, aber meist auch unhinterfragt) zu deren Anführer aufschwang, gab es eine illustre Gruppe weiterer kryptonischer Übeltäter. So etwa Ursa, eine Kryptonierin, die einen Hass auf alle Männer hatte, diese als Massenmörderin um die Ecke brachte, und ja auch die „Ehre“ hatte, in den Verfilmungen mit Chris Reeve mitzuwirken.

Comics
Die Phantom-Zone wurde im Silver Age erfunden, und von 1962 an gab es einige Jahre lang immer wieder Geschichten um sie und die darin gefangenen Verbrecher. Erfunden wurde sie ursprünglich gar nicht für „Superman“ sondern für die Reihe von „Superboy“. Auch in Jimmy Olsens und Lois Lanes eigenen Serien kamen wiederholt Geschichten um sie vor. Dort war das Ganze meist als Gespenster-Mär aufgezogen, bis erkannt wurde, dass es eben die Verbrecher aus der Zone waren, die auf telepathischem oder ähnlichen Wege in die echte Welt eingriffen.

Auf deutsch sind von Ehapa mindestens die Hälfte der entsprechenden Geschichten veröffentlicht worden, man kann dem Thema Phantom-Zone also durchaus auch in antiquarischen Ehapa-Comics begegnen.

DC brachte 2009 ein nettes Paperback heraus, in welchem gleich die wichtigsten neun Hefte zum Thema aus dem Silver Age gesammelt wurden, inklusive natürlich dem ersten Heft überhaupt zum Thema, nämlich Adventure Comics #283.

Das Buch heißt: Superman: Tales from the Phantom Zone“.
Die US-Ausgabe hat die ISBN 978-1401222581. Es existiert eine inhaltlich idente UK-Ausgabe von Titan Books, die auf besserem Papier gedruckt ist, zu finden unter der ISBN 978-1848563261.

Hier im Artikel habe ich auch die Titelbilder der 4-teiligen Mini-Serie „Phantom Zone“ aus dem Jahr 1982 zusammengestellt. Habe diese Geschichte für den Artikel gestern nochmal gelesen, und sie ist durchaus nett. Zwar baut der Vierteiler von Band zu Band etwas ab, aber Band 1 beginnt auf wirklich hohem Niveau, sodass es selbst beim Abschlussband noch durchschnittlich bleibt.

Geschrieben wurde die Mini-Serie von Steve Gerber, manchem vielleicht als Erfinder von „Howard the Duck“ namentlich bekannt. Gezeichnet hat der von mir sehr geschätzte Gene Colan, der Leuten wohl am ehesten durch seine Arbeit an der Serie „Tomb of Dracula“ in Erinnerung geblieben ist.

Dieser Vierteiler findet sich nicht (!) in oben erwähntem Paperback. Aber die US-Hefte sind spottbillig zu haben, und selbst in deutscher Übersetzung kann man diese Geschichte finden, nämlich in den Superman/Batman-Heften Ehapas, dort in den Nummern 21-24/1982. 

Abschlussbemerkung
Die Lektüre der Mini-Serie hat mir wieder einige der Bösewichte aus der Phantom-Zone in Erinnerung gerufen. Und sie sind eigentlich alle durchaus tauglich, einen zu unterhalten. Ichbin sehr gespannt, was Zack Snyder in seinem Superman-Film zu General Zod einfallen wird, und in welchem Ausmaß die Phantom-Zone sowie die anderen Bösewichte darin im Film vorkommen werden.

Ich verbleibe bis nächste Woche mit dem Ratschlag, sich wirklich mal (wieder) den Richard-Donner-Cut von „Superman II“ anzusehen. Ist ein wirklich toller Film. Und allein die Szene zwischen dem US-Präsidenten und Zod im weißen Haus ist es wert und zeugt von General Zods Arroganz und Selbstverständnis.

Kommentare  

#1 Carn 2011-04-24 16:47
Auf General Zod wurde ich, wie Du Wolfgang, nur durch den Donner-Film aufmerksam. Diese Figur wurde in den 70ern und 80ern von den Superman-Comic-Autoren nicht benutzt.
Ich war zu dieser Zeit mehr von Parasit, dem Toyman, Metallo, Brainiac, Terraman, Bizarro und einigen anderen illustren Gestalten fasziniert.
Ich würde es schade finden, wenn man Supermans reichhaltigem Schurken-Arsenal nicht zumindest kurze Cameo-Auftritte im Film gönnen würde (er könnte ja nebenbei mal kurz dem Parasiten die Luft rauslassen). Sicherlich wär's Quastsch Supie mit einer ganzen Armee an Widersachern vollzumüllen, aber kurze Cameos sind für mich das Salz in der Suppe.

Gene Colan fand ich zu den Tomb-of-Dracula-Zeiten wirklich großartig, aber da hatte er auch den genialen Tuscher Tom Palmer an seiner Seite, der seinen Zeichnungen Substanz und Flair verlieh.
In den späten 80ern zeichnete er dann Batman und diverse andere DC-Charaktere - hier offenbarten sich eigentümliche anamtomische Schwächen (Augen, die nicht auf einer Höhe lagen, sonderbar verdrehte Gliedmaßen), so dass ich sagen muß, dass er mich während dieser Phase ziemlich enttäuschte (bei Batman konkurrierte er dazu noch mit dem hervorragenden Don Newton, der Batman grandios interpretierte - wenn die Stories nur nicht so schwach gewesen wären...)

Terrence Stamp war wirklich genial in der Zod-Rolle - ich kannte den Schauspieler vorher nicht und wurde erst dadurch auf seine Fähigkeiten aufmerksam.
Nur die äußerst tuntigen Kostüme der 3 Kryptonier waren schon in den späten 70ern eine Katastrophe (vielleicht noch von den Disco-Truppen beeinflusst) - hier bin ich mir sicher, dass im Snyder-Film more Style geboten wird.
Überhaupt erwarte ich mir von Snyder bedeutend Besseres als von Singer - er scheint mehr Wert auf etwas Eigenständiges zu legen, ohne den Superman-Kanon komplett über den Haufen zu werfen (der Singer-Flick war ja wohl nur eine Huldigung an die Reeves-Filme und vernachlässigten das große Reservoir an Einfällen, Charakteren und Möglichkeiten, die der Superman-Kanon bietet).

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