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Frisches Blut

Perry, Action und ich - Mein Rhodan-TagebuchFrisches Blut
Anmerkungen zum ersten PRA-Roman von Andreas Kasprzak

Mark A. Herren und Timothy Stahl haben es vorgemacht: Man muss nicht unbedingt jahrelang für PR schreiben, um spannende und mitreißende Romane aus dem Perryversum verfassen zu können. Beide Autoren betraten mit ihren Beiträgen zum »Demetria«-Zyklus nicht nur Neuland, sie brachen gar in ein Universum auf, das ihnen, zumindest in schriftstellerischer Hinsicht, bislang unbekannt war. Und zumindest mir, also jemandem, dem der PR-Kosmos bis zum Start von PRA mindestens ebenso fremd war wie den Schreiberlingen, haben ihre Romane zum größten Teil enorm viel Spaß gemacht.

Mit Band 20, einem Heft mitten aus der zweiten Staffel, betritt nun ein weiterer Autor das Feld, der bislang noch nichts für PR oder PRA geschrieben hat. Sein Name: Andreas Kasprzak. Ein vollkommen unbeschriebenes Blatt ist der Schriftsteller aber nicht; auf sein Konto gehen unter anderem die David-Anderson-Mysteryromane, die im Ullstein-Verlag erscheinen, sowie ein Vielzahl von Sachtexten zu verschiedenen Themen aus der Unterhaltungsbranche.



Wenn ich Andreas hier also als anerkannten und etablierten Autor bezeichne, dann ist das wohl keine Übertreibung. Doch... Schreibt ein Verfasser schon automatische deshalb einen guten PRA-Roman, weil er seit vielen Jahren aktiv auf dem Buchmarkt zu Gange ist? Wohl kaum. Denn, wie Andreas im Interview auf der LKS von Heft 20 bemerkt, es ist etwas ganz anderes, eine Geschichte für PRA zu verfassen, als ein eigenes Buch, dessen Handlung  in einem selbst entworfenen Kosmos spielt, zu Papier zu bringen.

Daher habe ich mit einiger Spannung auf den Kasprzaks Roman gewartet. Ich war neugierig, wie es ihm gelingen würde, sich schriftstellerisch ins Perryversum einzubringen. Ob er den ganz großen Wurf gelandet hat? Das will ich im Folgenden unter Beachtung einiger zentraler Aspekte der Serie klären.

Aspekt 1 (wenig überraschend): Die Actionszenen
Was Action angeht, so durfte Andreas im Wesentlichen zweimal in die Vollen greifen. Zum einen gleich zu Beginn des Romans, als Lok-Aurazin und Liarr, die attraktive Ultima Ekhas, um die Kontrolle eines Raumgleiters ringen, und zum anderen gegen Ende der Geschichte, als es zu einer erneuten Konfrontation von Rhodan und dem letzten Regenten der Energie kommt.
In Sachen Action macht Kasprzak seine Sache voll und ganz zufriedenstellend. Die beiden doch sehr verschiedenen Sequenzen sind wortgewandt in Szene gesetzt und wissen Dank einer Menge Spannung und Dramatik zu überzeugen. Besonders der Kampf zwischen Lok-Aurazin und Liarr zum Auftakt des Hefts – eine geradezu klassische Actionsequenz, bei der der Held und sein Gegner auf engstem Raum um die Kontrolle über ein Fahrzeug ringen – versteht es, den Leser an die Story zu fesseln.

Dass ich die Actioneinlagen nicht als „sehr gut“ oder „großartig“ bezeichne, liegt schlicht und einfach daran, dass ich als Leser der ersten PRA-Staffel ein wenig verwöhnt und dementsprechend ganz andere Sachen gewöhnt bin. Mit den atemberaubenden Kampfszenen, wie sie Robert Feldhoff oder Christian Montillon vorgelegt haben, können sich Andreas' Beschreibungen einfach nicht messen.

Das soll nun allerdings keine Kritik sein. Die Actioneinlagen aus »Splitter des Feindes« haben mich bestens unterhalten und mir so viel Freude bereitet.

Aspekt 2: Die Charaktere
Hier heißt es: Beide Daumen hoch für Andreas Kasprzak! Was den Umgang mit Perry und Co angeht sowie die Charakterisierung dieser Figuren, hat er einfach alles richtig gemacht.
Es dürfte wohl zu den schwersten Aufgaben eines Autors gehören, mit Protagonisten arbeiten zu müssen, die der Leser schon seit vielen Heften kennt, mit denen man selbst allerdings noch nie zuvor zu Gange gewesen ist. Die Leser haben bestimmte Vorstellungen davon, wie die Figuren in verschiedenen Situationen reagieren werden, wie sie handeln und wie sie sprechen, was sie fühlen und was sie denken. Als Autor obliegt es einem nun, diese Erwartungen zu erfüllen, gleichzeitig aber seinem eigenen Stil treu zu bleiben, um schlussendlich auch einen Roman zu schreiben, mit dem man selbst mehr oder weniger zufrieden ist.

Andreas Kasprzak ist dieser Spagat perfekt gelungen. Auf der einen Seite unterscheidet er sich in seinem Stil deutlich von den anderen Autoren, und er verhehlt dies auch zu keiner Zeit. Auf der anderen Seite entspricht das Bild, das er von Rhodan, Betty und all den anderen entwirft, genau dem, das man sich als Leser im Laufe der vorangegangenen Hefte von den Charakteren gemacht hat. Hatte man z.B. bei Wim Vandemaan (Heft elf aus der ersten Staffel) das Gefühl, einen ganz anderen Perry vor sich zu haben, als den, den man aus der bisherigen Reihe kannte, so stellt sich eine derartige Irritation bei der Lektüre von »Splitter des Feindes« nicht ein. Perry bleibt Perry, wie er leibt, lebt und von einer Gefahrensituation in die nächste hetzt.

Daher also nochmal: Erstklassig, Herr Kasprzak! Den Umgang mit den Protagonisten des Perryversums hat er ohne Zweifel drauf.

Aspekt 3: Die Dynamik
Genau hier liegt dann der berühmte Hund begraben. So spannend die Actionszenen auch waren und so stimmig die Schilderung der Personen von statten ging, in Sachen Dynamik und Tempo fehlt es dem Roman mitunter sehr.

Nach dem Non-Stop-Action-Auftakt der ersten Staffel ist es im Laufe der Serie ja ein wenig ruhiger geworden. Gerade was den »Kristallmond«-Zyklus angeht, merkt man das deutlich. Die zweite Staffel ist spürbar weniger action- und temporeich als die Vorgängerseason. Dennoch hat man auch während Staffel zwei bislang nie das Gefühl gehabt, ein Roman komme irgendwie nicht von der Stelle (von ganz wenigen Einzelszenen einmal abgesehen).

Anders ist die bei »Splitter des Feindes«. Viele der Nicht-Actionszenen wirken ein wenig langatmig. Nicht langweilig, das bestimmt nicht! Nichtsdestotrotz kann man sich des Gefühls nicht erwehren, immer wieder auf Szenen zu stoßen, die einen Tick oder zwei zu lang sind, in denen der Autor zu lange am selben Aspekt der Handlung hängen bleibt, ohne die Story wirklich voranzutreiben. Das ist schade, denn dadurch verliert der Roman merklich an Dynamik und man wartet beim Lesen ein wenig ungeduldig darauf, dass nun endlich wieder etwas aufregendes Neues passiert.

Dies trifft, wie gesagt, nicht auf die spannend inszenierten Actionszenen zu. Doch in den Sequenzen dazwischen fällt die fehlende Dynamik mitunter doch schon störend auf.

Aspekt 4: Die Atmosphäre

Einen Roman zu schreiben, der spannend und bewegend sein soll, ohne dabei besonders auf eine stimmige Atmosphäre zu achten, das geht gar nicht. Eine der Handlung und der Absicht des Autors angemessene Stimmung ist ein wesentlicher Bestandteil eines guten Manuskripts.

Im Großen und Ganzen weiß Andreas Kasprzak in dieser Hinsicht zu überzeugen. Das Setting des Romans ist gut beschrieben, und man hat keine Mühe, sich das Geschriebene bildlich vorzustellen und die Handlung wie einen Film vor seinen Augen ablaufen zu lassen.

Einzig aufgrund der fehlenden Dynamik ergibt sich hier ein Problem. Atmo, das meint das harmonische Zusammenspiel von allen Elementen, die einen Roman ausmachen. Die Charakterisierung der Personen muss ebenso stimmen wie die Darstellung von Handlungsorten und die Schilderung glaubwürdiger Dialoge. Da es dem Roman aber an Dynamik mangelt, leidet auch die Atmosphäre ein wenig. Alles in allem liegt Kasprzaks Werk aber eine durchaus gelungene Stimmung zugrunde, die einen über so manche etwas langatmig erscheinende Szene hinwegtröstet.

Fazit
»Splitter des Feindes« ist ein ordentlicher, wenn auch nicht rundum gelungener Roman. Andreas Kasprzaks PRA-Debüt weiß in vielerlei Hinsicht zu überzeugen, doch es hat die ein oder andere Schwäche – gerade, was Tempo und Dynamik angeht – die verhindert, dass man sich ganz und gar in der Geschichte verliert. Mit dem bislang stärksten Debüt eines PR(A)-Neulings, dem von Marc A. Herren, kann der Roman daher nicht konkurrieren.

Aber, und das sollte unbedingt festgehalten werden: Andreas' Beitrag ist alles andere als ein Schuss in den Ofen. Gerade was den Umgang mit den Charakteren anbelangt erweist sich der Autor als äußerst talentiert. Ich hätte nicht gedacht, dass ein „Neuling“ Perry, Tanisha und all die anderen derart treffend inszenieren kann.

So viel zu Andreas Kasprzak und seinem Heftroman »Splitter des Feindes«. Ich bin gespannt, wie der Einstand von Hermann Ritter in vier Wochen ausfällt. Doch es ist ja noch ein wenig hin, bis wir in dieser Hinsicht genaueres erfahren. In zwei Wochen ist es an einem alten Bekannten, die weiteren Abenteuer rund um Perry, Lok-Aurazin und die Opulu zu schildern. Achim Mehnert übernimmt dann erneut das Steuer, und der Titel seines Romans lautet:

»Die Puppe Tanisha«
Perry Rhodan Action 21 - Die Puppe Tanisha

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