Hauptsache die Mädels sind anständig angezogen... - Interview mit Carolina Möbis
Hauptsache die Mädels sind anständig angezogen...
Interview mit Carolina Möbis, Autorin von PRA 26
(Der Wega-Zyklus 2)
Interview mit Carolina Möbis, Autorin von PRA 26
(Der Wega-Zyklus 2)
: Ich fürchte, ich lebe sehr unspektakulär. Ich bin weder Geheimagent, noch führe ich ein Doppelleben im Internet oder sonst was. Ich habe auch keine prestigeträchtigen Literaturpreise oder Wettbewerbe gewonnen, keine spektakulären Kurzgeschichten veröffentlicht, bin noch nie durch Australien getrampt und habe keine extremen Hobbys oder ungewöhnliche Haustiere. Ich lebe noch immer nicht in einem romantischen Schloss an der Loire, auch wenn das wünschenswert wäre. Ich besitze allerdings neben Plüschgucky einen Plüschcthulhu mit einer Weihnachtsmütze. Aber ob das jetzt jemanden interessiert
: Mit etwas Glück, Chuzpe, Vertrauen seitens der Redax und der Referenz, Battletech-Autorin zu sein.
: Ganz besonders Spaß gemacht haben natürlich Hektor und sein Frauchen. Ich liebe Hektor und bin sehr dankbar, dass das Lektorat ihn nicht gestrichen hat. Generell waren die Abschnitte um die selbst kreierten Protagonisten einfacher zu schreiben. Rhodan darzustellen, fand ich durchaus anspruchsvoll, aber dazu mehr weiter unten. Überhaupt tat ich mich anfangs mit der Einstiegsszene schwer. Aber das ist oft so. Man braucht ein paar Seiten, bis man sich in die Serie und das Exposé eingeschrieben hat. Generell mochte ich das Exposé und habe da nicht das Geringste zu bemängeln. Es war ausführlich genug, sodass man als Anfänger noch genug Haltegurte beim Drahtseilakt hatte, aber auch genug Spielraum, damit man auch ein paar eigene Ideen unterbringen konnte. Also eine gute Mischung.
: Ich bat Plüschgucky neben dem Rechner um eine Inspiration und dann gings los. Actionfilme mag ich durchaus. Besonders, wenn sie noch mit einer Prise Humor gewürzt sind. Zwar konnte ich mich nie mit Rambo oder Top Gun anfreunden, aber dafür gehe ich in jeden James Bond ist ja nur gut im Kino liebe beispielsweise die Bluesbrothers Autoverfolgungsjagd, die mir in meinem BT-Erstling als Inspiration diente, und Hong-Kong-Action-Movies. Tatsächlich denke ich bei Actionsequenzen oft an Filmszenen. Ich schreibe aber keine Szenen nach (so gut merke ich mir Filme dann doch nicht), sondern erfinde natürlich meine eigenen. Aber dabei habe ich die Szenen deutlich vor Augen. Sonst funktioniert es auch nicht. Wahrscheinlich, weil ich auch zur Generation Fernsehen gehöre und natürlich vom Kino geprägt bin.
: Ich habe mich vor allem an den anderen PRA-Romanen orientiert. Bei so einer traditionsreichen Serie kam es mir nicht so sehr darauf an, meinen Großadministrator zu schreiben, sondern einen, den die anderen Autoren und vor allem die Leser auch als ihren Großadministrator wiedererkennen. Und das ist, zugegeben, gar nicht so einfach, wie man denkt. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist.
: Witzig. Genau diese Frage wurde mir schon einmal gestellt. Ich denke, ich habe mich genauso gefreut und genauso gebangt, wie jeder andere neue Autor im Team, der zum ersten Mal seinen PR-Roman eingereicht hat. Mein Geschlecht spielt da keine Rolle.
: Grundsätzlich kann man sagen, dass die Serie ja einige starke weibliche Hauptfiguren etablierte, wie Betty Toufry oder Tanisha Khabir. So was finde ich eigentlich viel spannender als nachzurechnen, wie viele weibliche Charaktere welche Rolle gespielt haben. Wären die drei Musketiere unterhaltsamer gewesen, wenn Athos eine Frau gewesen wäre? Hätten Winnetou und Old Shatterhand noch einen weiblichen Sidekick gebraucht? Fragen, die ich mir nie gestellt und auch bei PRA nie in Betracht gezogen habe. Wenns passt, dann schätze ich natürlich weibliche Charaktere durchaus, aber ich finde, es darf nicht gezwungen politisch korrekt wirken. So etwas wäre das Schlimmste und ich hoffe in PR(A) bleibt uns das erspart.
Ich sage immer: Hauptsache die Mädels sind anständig angezogen und werden, obwohl Frauen doch so viel leichter frieren, nicht in unrealistisch knappe Outfits gezwungen, wie das arme Sci-Fi Busenbabe. Du weißt schon, die die in jeder SF-Fernsehserie immer der Optik wegen im Bikini mit kurzem Röckchen rumlaufen muss. Wenn weibliche Hauptfiguren auch mal dick sein dürfen oder durchschnittlich aussehen, dann haben wir wahre Gleichberechtigung.
Und um auf den Ausgangspunkt zurückzukommen: ich glaube man sollte sich bei PR/A gendermäßig nicht zu heiß machen. Es gibt dort starke und vielschichtige Charaktere. Und darauf kommt es an.
: Was man tun könnte? Ich empfehle Spacevampire. Mystische, attraktive Spacevampire. Und eine außerirdische Rasse sprechender Pferde, dann können Jungleserinnen gleich von der Wendy auf die Perry umsatteln. Atlan könnte sich ja mal für Männer interessieren. Vielleicht im Thora Spin-Off Mein Leben mit Rhodan Schicksalsjahre einer Arkonidenprinzessin
Nein, im Ernst, ich denke: Weltenbauer-SF, galaktische Politik, futuristische Technik das zieht uns Frauen gemeinhin einfach nicht so an. Daran würde auch nicht unbedingt eine Invasion weiblicher Hauptfiguren etwas ändern. Und wenn man wirklich anfinge, bewusst zielgruppenorientiert zu schreiben, dann würde man vielleicht einiges opfern, das die Serie so erfolgreich und liebenswert gemacht hat. Man kann ja auch den Männern neben Battlefield 1942 und DMAX noch ein paar Domänen überlassen. Und einige Frauen finden ja dann doch den Weg ins Perryversum. Wie ich zum Beispiel.
: Ich hätte nichts dagegen.
: Denkbar ist vieles. Aber darüber mache ich mir noch keine Gedanken. Im Augenblick hoffe ich erst einmal, dass mein kleiner Roman bei den Lesern ankommt. Alles andere wird sich zeigen.
Das Heft an sich
PRA Band 26, »Der Tod in Terrania«,
von Carolina Möbis
Guckys Angreifer und somit der Mörder der Mitglieder des Mutantenkorps ist enttarnt: Es ist Saquola, der ferronische Botschafter! Als Divestor so die Bezeichnung, die ihm Rhodan aufgrund seiner Psi-Gabe angedeihen lässt ist es ihm möglich, anderen Mutanten die Fähigkeiten zu entziehen und selbst zu nutzen. Was genau der Ferrone nun aber vorhat, bleibt vorerst im Dunkeln, denn Saquola ist spurlos verschwunden.PRA Band 26, »Der Tod in Terrania«,
von Carolina Möbis
Während in Terrania fieberhaft nach dem Verbrecher gesucht wird, plagt den Großadministrator noch eine weitere Sorge: Solange Saquola auf freiem Fuß ist, sind die Mutanten, eigentlich Rhodans treueste und verlässlichste Verbündete, in großer Gefahr. Eine Sorge, die sich allzu bald als berechtigt erweist, denn schon hält der Tod Einzug in der terranischen Hauptstadt...
Mit »Der Tod in Terrania« ist Carolina Möbis ein durchweg überzeugendes PRA-Debüt gelungen. Der Roman hat vielleicht nicht ganz die Klasse der Werke von Marc A. Herren oder Hermann Ritter, besonders weit abgeschlagen ist er allerdings ebenfalls nicht.
Möbis' Stil fügt sich nahtlos in die sonstige Erzählweise des Perryversum ein. Die Protagonisten des Romans wirken samt und sonders glaubhaft, und insbesondere bei den Figuren von Rhodan, Tako und Gucky merkt man, dass sich die Autorin Mühe gegeben hat, die im Laufe der Serie gezeichneten Charaktere konsequent beizubehalten und fortzuentwickeln. Auch sonst gibt es in Sachen Stil nichts auszusetzen; der Roman lässt sich flüssig lesen und weiß sowohl in Actionszenen als auch während ruhigerer Momente zu gefallen.
Handlungsmäßig liefert Möbis eine packende Mischung aus SF, Krimi und Katastrophenthriller. Ein Mix, ganz ähnlich dem, den bereits Frank Borsch in seinem Beitrag zu PRA verwendet hat (wenn auch mit anderen Storyelementen), und der auch diesmal voll ins Schwarze trifft.
Besonders gelungen ist dabei die Kriminalgeschichte, in die der übergewichtige Ermittler Narim Trock hineingezogen wird. Gewürzt mit einer Prise Ironie gelingt Möbis hier eine wunderschöne Hommage an die altehrwürdigen Detektivgeschichten, wie man sie unter anderem von Raymond Chandler her kennt (der im Roman übrigens auch erwähnt wird). Das ganze ist atmosphärisch dicht, ohne sich zu ernst zu nehmen. Mindestens ebenso gelungen wie diese Szenen an sich sind die Erklärungen, die Möbis für das PR-ungewöhnliche Ambiente liefert, so dass auch altgediehene Perry-Fans keine Problem haben dürften, das ausgefallene Setting zu genießen.
Ein weiterer Pluspunkt des Romans: Möbis vermeidet ausgelutschte Klischees. Figuren und Handlungsstränge sind originell und fernab jedweder Stereotypen.
Will man unbedingt etwas am Roman bemängeln, so kann man allenfalls feststellen, dass es Möbis nicht immer hundertprozentig gelingt, die Protagonisten des Romans so zu gestalten, dass man als Leser vollends mit ihnen leidet und fühlt. Hier haben andere Autoren (etwa die schon erwähnten Herren und Ritter, aber auch Thurner im Vorgängerband) allerdings auch Vorgaben geschaffen, die nur schwer erreichbar sind, besonders für einen Neuling im Perryversum.
Unabhängig vom Roman vielleicht noch ein Wort zum Titelbild: Sorry, aber das war wohl nix. Nach dem genialen Cover von Band 25, das leider nicht zum Inhalt des Hefts gepasst hat, ist nun das genaue Gegenteil eingetreten; nun stimmen zwar Illustration und Story (halbwegs) überein, doch von seiner Wirkung her ist das Cover unter aller Kanone. Da kann man nur hoffen, dass die nächsten Titelbilder zu gewohnter Qualität auflaufen.
»Der Tod in Terrania« ist ein spannendes, gut zu lesendes PR-Abenteuer, das den neuen Zyklus äußerst interessant fortführt. Mit Carolina Möbis haben die Macher von PR ein Talent entdeckt, von dem man in Zukunft hoffentlich noch weitere Romane lesen darf (auch wenn dann irgendwann der Umfang der Zyklen erhöht werden muss, bei all den neu entdeckten Autoren, von denen man gerne mehr lesen würde...)
So viel für diesmal. PRA geht in zwei Wochen weiter, dann mit Achim Mehnert und seinem Roman
Kommentare
Ich kann dir nur empfehlen, dem neuen Zyklus eine Chance zu geben. Die bisherigen Romane sind wirklich gelungen, und gerade MMTs Auftaktband weiß wirklich zu gefallen. Gib dir einen Ruck und der Serie eine Chance - es lohnt sich!
aus den 70gern) , aber Spaß bei Seite, Carolina Möbis hat da ein feines Stück Roman abgeliefert,
Hochachtung!