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Die »Toten Götter« leben

SternengeflüsterDie »Toten Götter« leben

Das Finale des letzten »Sternenfaust«-Zyklus brach mit einer Tradition, die die Serie in meinen Augen sehr von »Perry Rhodan« unterscheidet. Während es bei Rhodan immer mal wieder Heftromancover gibt, bei denen man sich fragt, welche Szene der Handlung das denn nun bitte darstellen soll, war das bei »Sternenfaust« immer anders.

Das Cover des Finales beglückte den Leser mit einem futuristischen New York, das gerade durch Geschosse aus dem All in seine Einzelteile zerlegt wird. Darauf prangte der Titel: »Apokalypse«. Diesmal war die Szene so aber nicht im Heft beschrieben. Sicher, das Titelbild ist beeindruckend und es hat auch grob etwas mit der Handlung zu tun, aber es wird nirgendwo beschrieben, dass so viele Asteroiden das Verteidigungsnetz der Erde durchbrechen. Zumal ein Asteroid auch weitaus verheerendere Schäden anrichten würde.


ApokalypseWer jetzt der Meinung ist, dass dies eine extrem pingelige Kritik ist, hat recht. Und das sagt einiges über die Qualität des vorletzten Sternenfaust-Romans aus: Denn weitere Kritikpunkte gibt es nicht. Nachdem man im vorherigen Zweiteiler auf schlichte weise die toten Götter entzaubert hat, entledigt sich die Serie nun auf epische Weise einer Hinterlassenschaft der »Toten Götter«.

Die Orphanen greifen die Erde an. Während Admiral Taglieri auf der Sternenfaust herausfinden muss, dass sein Schüler Adric der Anführer der Orphanen ist, versucht die Sternenfaust mit einigen weiteren Schiffen alles, um die Asteroiden, die die Orphanen auf die Erde schleudern, abzuwehren. Derweil arbeitet Professor von  Schlichten an einem Trick, der die Orphanen zerstören soll und der Hohe Rat setzt ein Notfallevakuierungsprogramm ein, dass einige unschöne Aktionen beinhaltet.

»Apokalypse« vereint also Action, politische Fehltritte und gute Dialoge (zwischen Adric und Taglieri). Da fällt dann auch überhaupt nicht mehr auf, dass die Situation letztendlich wieder einmal mit der »Waffe der letzten Sekunde« gerettet wird. Denn dank des Schachzuges, Adric als siebten Orphanen zu enttarnen, endet der Roman sehr nachdenklich

Mit den Orphanen noch in dem laufenden Zyklus abzuschließen, ist eine gute Idee. Denn die Orphanen wirkten zwar (für Science-Fiction-Verhältnisse) glaubwürdig und sorgten für einige gute Romane, aber auf Dauer hätten die riesigen Weltraumquallen wohl nicht punkten können. Stattdessen sorgen sie hier für einen der besten »Sternenfaust«-Romane und prophezeien gleichzeitig, dass nach ihnen noch viel schlimmere Dinge geschehen werden.

Der Angriff der Orphanen macht aber auch die Unfähigkeit der Solaren Politiker deutlich. Es fiel schon häufiger auf, wie undemokratisch und unsinnig das Regierungssystem teilweise wirkte. Einen wirklichen Überblick hat der Leser nie bekommen. Am merkwürdigsten wirkte aber, dass ein Militär so einfach an der Spitze der Solaren Welten stehen kann. In dem Roman »Apokalypse« zeigt sich dann, was herauskommt, wenn ein Soldat das Militär anführt. Das Evakuierungsprogramm des Hohen Rates bewertet jeden Menschen nach seiner Nützlichkeit. Wer am nützlichsten ist, wird zuerst evakuiert, wer weniger nützlich ist, muss warten. Ausgenommen sind natürlich Mitglieder des Hohen Rates und deren Angehörige. Gleichzeitig schwirren Einheiten aus, die jeden Aufrührer sofort exekutieren, denn sobald Unruhen ausbrechen würden, wäre das Programm nicht mehr reibungslos durchführbar. Dieses Programm wird wohl noch zu einigen Konsequenzen führen.

Konsequenzen wird auch ein Attentat eines Ratsmitglied auf den Hohen Rat haben. Denn als der Rat gerade die Erde verlassen will, stellt sich die Abgeordnete Claudette Kosloff  quer und trennt mal eben alle Abgeordnete von der Außenwelt ab. Wer hinter diesem Komplott steckt, wird noch interessant sein.

Insgesamt war »Apokalypse« das bisher beste Finale eines »Sternenfaust«-Zyklus. Es stellt somit einen würdigen Abschluss für einen Zyklus dar, der nach einem eher verkorksten Zyklus wieder Dynamik, Spannung und Authentizität in die Serie gebracht hat.

Vom 150ten Band der Serie erhoffte ich mir daher nicht besonders viel. Im Vergleich zum Vorgänger – dachte ich – konnte er eigentlich nur verlieren. Das Gegenteil war der Fall.

Anstatt das Ende von »Apokalypse« fortzuführen und Admiral Taglieri nach dem Mord an Adric zu beobachten oder darzustellen, wie die Reaktionen auf die Taten des Hohen Rates sind, blendet die Handlung auf einen Handlungsstrang um, der im »Erzengel«-Zyklus extrem vernachlässigt wurde.

Die Wahrheit über Dana FrostIn Heft 130 lies man den Leser wissen, dass Dana Frost eine unbekannte, tödliche Krankheit hat, die nicht mehr heilbar ist. Das wirkte ein wenig aus der Luft gegriffen, schließlich hatte man zuvor davon nichts gehört. Der Erklärungsversuch, dass sie und ihr Arzt es geheim halten wollten, war dann auch eher schwach. Alles wirkte, als wolle man die zwar profilierteste, aber halt in die Jahre gekommene Person der Serie aus dieser herausschreiben.

In Band 134 (»Die Wahrheit über Dana Frost«) erfuhr der Leser dann, dass die Krankheit nur genetisch verbesserte Menschen befällt. Und noch besser: Die Krankheit breitet sich nur bei besonders stark verbesserten Genetikern aus. In einem extrem spannenden Roman erkämpfte sich Dana Frost daraufhin eine Mission zum »Auge des Universums«, wo sie sich aufgrund eines Tipps der Entität aus dem Heft 95 eine Heilung auf ihrer Krankheit verspricht. Nach dieser Enthüllung wurde Frost aber nur in einer Nebenhandlung mal wieder aufgegriffen. Weiter Informationen erhielt man überhaupt nicht mehr.

Das Auge des UniversumsDer Titel des 150ten Bandes der Serie lautet: »Das Auge des Universums«. Dieser Zyklusauftakt beendet mal eben die Reise, die Dana Frost unternommen hat.

Gleich zu Beginn erreicht ihr Raumschiff mit der Genetiker-Besatzung das „Auge des Universums“. Kurz darauf werden alle Mitglieder der Mission bis auf Dana Frost und die Entität entführt. Es stellt sich heraus, dass im »Auge des Universums« die Entitäten beheimatet sind. Von den Entitäten erfährt Dana, dass sie die entstofflichten »Toten Götter« sind. Die »Toten Götter« leben also im »Auge des Universums« weiter. Die Entitäten haben kein Heilmittel für die Krankheit. Daher stellen sie jeden Teilnehmer der Mission vor eine Wahl: Entweder er lässt seinen Körper absterben und tritt der vergeistlichten Gemeinschaft der Entitäten bei oder aber er wird mit einem gesunden und unsterblichen Klonkörper wieder zurück auf das Schiff geschickt. Nach dem wilden Zyklusfinale ist es sehr beeindruckend und bewegend, wie in »Das Auge des Universums« der Entscheidungsprozess der wichtigsten Charaktere ruhig beschrieben wird. Zum Schluss wird Danas Schiff die Behring einfach zur Erde teleportiert, wobei die Entitäten zuvor natürlich noch einige warnende Worte vor den zukünftigen Ereignissen verloren haben.

Somit beginnt der neue Zyklus mit einem echten Kracher. Vor allem die Tatsache, dass Dana Frost jetzt wieder in die Haupthandlung integriert werden könnte, ist schon ein kleiner Grund zum Jubeln. Denn die Autoren haben sich im letzten Zyklus zwar richtig Mühe gegeben, Admiral Taglieri etwas mehr Tiefe zu verleihen, dennoch wirkt er manchmal noch recht stereotyp.

Natürlich bleiben mit dem Auftaktband noch viele Fragen offen. Wie wurde Dana jetzt eigentlich genetisch aufgewertet? Warum gehört sie, obwohl ihre Aufwertung viele Jahre zurückliegen muss, noch immer zu den besonders aufgewerteten? Was machen jetzt die vielen Genetiker, die infiziert sind und für die es keine Heilung gibt? Wird es dadurch jetzt zu einem Umdenken in der Genetiker-Gesellschaft kommen? Aber ein Zyklusanfang, der keine Fragen offen ließe, wäre auch ein wenig verwunderlich, zumal der Roman einem zudem ja das Gefühl gibt, eine Reihe Fragen beantwortet zu bekommen.

Außerdem traut man dem aktuellen »Sternenfaust«-Team zu, dass es diese Fragen nicht vergisst, sondern sie in naher Zukunft beantwortet. Und zusammen mit den politischen Querelen und der heiklen Situation auf Kridania gibt es auch genügend Themen, die auch mal Geschichten abseits der gigantischen, planetenzerstörenden Haupthandlung mit »Toten Göttern«, die im Auge des Universums wohnen, bietet. Nach zwei sehr guten Romanen, scheint es, als dürfe man sich auf einen »Große Leere«-Zyklus freuen, der mindestens so gut wird wie der vorherige »Erzengel«-Zyklus.

Kommentare  

#1 Remis Blanchard 2010-11-10 11:00
Band 150 war ganz in Ordnung. Nur, dass Dana Frost nun unsterblich sein soll, das kann ich nicht verstehen. Die Serie heisst Sternenfaust und nicht Dana Frost. Viel interesaanter wäre es gewesen, hätte Dana Frost beim Auge des Universums neue Erkenntnisse über ihre Krankheit gewonnen und sie hätte dort einen weiteren Tip bekommen, der sie auf eine weitere Reise geschickt hätte. So wären spannende Einzelabenteuer mit Dana Frost garantiert gewesen. Dana Frost war zwar von Anfang dabei, das heisst aber nicht, dass man ihre gleich die Unsterblichkeit geben soll. Das mit der Unsterblichkeit hätte noch ein paar Jahre Zeit gehabt.

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