Abenteuer Selbstverlag … oder die Rückkehr einer klassischen Grusel-Serie
Abenteuer Selbstverlag
... oder die Rückkehr einer
klassischen Grusel-Serie
Mit dem E-Reader Kindle und diversen Kindle Apps für Smartphones, Tablets und Windows-8-PCs will Amazon die Autoren zu Verlegern machen und lockt mit satten Honoraren bis zu 70 Prozent.
In den USA boomt das E-Book bereits. Erste Autoren sollen bereits Millionäre geworden sein, allerdings denke ich, dass solche Meldungen mit Vorsicht zu genießen sind. Trotzdem - in Deutschland sollen acht Selbstverleger inzwischen über 100.000 Euro verdient haben.
Die Unabhängigkeit von Verlagen ist für Autoren natürlich ein verlockender Gedanke, und so beschloss auch ich kürzlich, das einfach mal zu versuchen. Aber was veröffentlicht man in diesem Markt?
Zuerst dachte ich an Krimi-Kurzgeschichten. Ich habe genug davon auf der Festplatte und könnte sie zu einer Anthologie zusammenstellen, dachte ich. Andererseits gibt es schon so viele Krimis - wer will das noch alles lesen? Und für eine Kurzgeschichte 99 Cent zu verlangen, das erscheint mir auch ein wenig hoch gegriffen.
Bei der Recherche war das Literaturcafé sehr hilfreich. Der Herausgeber der Website, Wolfgang Tischer, hat ein Standardwerk zum Publizieren für Amazon herausgegeben und gibt hier im Literaturcafé unverzichtbare Tipps:
Ein Tipp war, dass Genre-Titel sehr gut gehen, und dass der selbstverlegende Autor seine Zielgruppe sehr gut kennen muss. Dabei kam mir in den Sinn, dass ich schon seit dem Jahr 2000 E-Books publiziere, auch wenn die eher ein Schattendasein fristeten. Der Passauer Verlag Readersplanet hatte damals die UWA-Serie entdeckt und den Großteil der Titel auf seine E-Book-Plattform gestellt. Mehr als zehn Euro anteiliges Honorar blieb da pro Jahr aber nicht für mich übrig.
Warum also nicht diese Serie für Amazon neu auflegen? Readersplanet hat sie ohnehin nicht mehr im Programm, also beschloss ich, ihr bei Amazon eine neue Heimat zu geben. Vorteil: Die Romanhefte sind bereits vorhanden und in den 70er- und 80er-Jahren auch lektoriert worden. Ich beschloss außerdem, sie für Amazon unter dem alten Pseudonym "Roger Damon" erscheinen zu lassen - nicht, weil ich mich hinter einem Pseudonym verstecken will (bei Readersplanet erschienen sie unter Roland Rosenbauer), sondern weil manch ein heutiger Leser, der einen alten Silber-Grusel-Krimi entdeckt, diesen durchliest und mehr davon kennenlernen möchte, die E-Books nicht findet. Ein Leser, der einen Grusel-Krimi von Roger Damon in den Händen hält, sucht im Netz nach diesem Namen und findet nur teuere Sammlerausgaben, aber keine E-Books. Dies soll sich jetzt ändern.
Ein Selbstverleger muss sich aber nicht nur um das Manuskript kümmern, sondern auch um Titelbilder, grafische Gestaltung und Werbung. Nur gut, dass ich gerne und viel fotografiere, einen guten Draht zu einigen Fotomodellen habe und sogar Vampirthemen im Archiv habe. Also die Mädels angeschrieben, Bildrechte geklärt (Recht am eigenen Bild: Wer auf ein Titelbild kommt, muss damit einverstanden sein) und es konnte losgehen. Die Manuskripte wurden leicht überarbeitet, aber nur stilistisch, nicht inhaltlich. Zum Beispiel wurde gelegentlich aus drei kurzen Sätzen ein einziger Satz gemacht und überflüssige Füllwörter weggestrichen. Die Originalmanuskripte sind damals in den Siebzigerjahren noch mit der Schreibmaschine geschrieben worden. Da waren Änderungen sehr mühsam. Jetzt ist das kein Problem mehr. Trotzdem liegen Welten zwischen meinem damaligen und dem heutigen Schreibstil. Na gut, es sind Klassiker - neu schreiben will ich die nicht.
Die ersten beiden UWA-Romane "Von Vampiren gekapert" und "Die Untoten von Saint Tropez" gehören zusammen. Das ist wie beim Pilotfilm einer Fernsehserie. Ich wollte sie nicht mehr auseinanderreißen, also beschloss ich, zwei Romane in einen Band zu packen. Das hat auch noch einen finanziellen Grund: Für Bücher, die im Verkauf bis zu 2,49 Euro kosten, bekommt ein Autor 35 Prozent Honorar, für Bücher, die mehr kosten, sind es 70 Prozent.
Na gut, dachte ich, Bastei-Lübbe verlangt für Kindle-Heftroman-E-Books 1,49 Euro, dann bin ich mit 2,88 für einen Doppelband sicher nicht zu teuer. Obwohl ich mir auch schon einen Vierfachband zum Preis von 3,99 Euro überlege. Mal sehen. Wer bereits Heftromane besitzt, will vielleicht nur Einzelbände kaufen. Am besten Leserreaktionen abwarten und dann weitersehen.
Seit dem 10. März 2013 ist das erste UWA-E-Book für den Kindle im Amazon-Programm erhältlich. "Von Vampiren gekapert" wurde bisher ein einziges Mal verkauft (Stand 30. 3. 2013). "Neptuns Todeskuss" folgte am 20. 3., ohne dass bisher auch nur ein einziger Band verkauft wurde.
Am Ostersonntag und Ostermontag werde ich dieses Buch gratis anbieten (Amazon erlaubt diese Werbeaktion an maximal fünf Tagen).
Mal sehen, wie es weitergeht. "Fluch des Alchimisten" folgt in Kürze. Ich werde die Fangemeinde des Zauberspiegels gerne über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten.
Anregungen werden von mir gerne entgegengenommen. Das Schöne am Kindle-E-Book ist ja auch, dass man als Autor jederzeit etwas ändern kann und dass der Leser das korrigierte Exemplar als Upgrade kostenlos erhält.
Ansonsten wünsche ich allen erst einmal
Frohe Ostern
Kommentare
Und wenn ich so höre, was die E-Books einbringen, dann versteht ihr sicher auch, warum ich dann lieber gleich meine Geschichten hier im Zauberspiegel veröfentliche. Das bringt mir zwar überhaupt kein Geld, aber dafür werden die Sachen vielleicht gelesen. Und Ruhm und Ehre sind ja die einzigen Sachen, wofür es sich zu schreiben lohnt, wenn man von den Honorare nicht mal das Leben eines Hartz IV Empfänger führen kann....
@Roland: Deine Romane weiß ich zu schätzen, ohne Frage! Die Gestaltung Deiner E-Books finde ich jedoch bedenklich. Abgesehen von den Motiven (besonders "Von Vampiren gekapert", wo schon die Lichtstimmung nicht passt), ist Dein Autorenname aufgrund des Verlaufseffekts und des dunklen Blaus schlecht lesbar. Die Zugehörigkeit zu einer Serie kann man nur ahnen, da unterschiedliche Typo beim Titel verwendet wird und es auch keine Rahmengestaltung gibt, die sofort ins Auge fällt und den Seriencharakter widerspiegelt. Ich sehe das Cover immer als Visitenkarte, und die sollte gestaltungstechnischen Prinzipien folgen. Wenn Du magst, können wir uns gern mal darüber austauschen (romerohoellenjaeger.de)
Also - ich kann die Klagen irgendwie nicht so richtig nachvollziehen.
Ich bin ja selbst einer von diesen Self Publishern im Amazon-Kindle-Shop.
Zwei meiner E-Books (1x Fantasy, 1x SF-Kurzgeschichten) laufen so gut wie gar nicht. Pech (schulterzuck).
Dafür verkaufen sich die beiden anderen E-Books (1x SF-Mini-Serie "Star-Force" und 1x SF-Roman "Colossus") umso besser.
Letzte Woche habe ich von der E-Book-Ausgabe meines Space-Fiction-Romans Fernfrachtraumschiff Colossus das 350ste Exemplar verkauft - und inzwischen sind noch ein paar mehr dazu gekommen. Derzeit stehe ich bei den E-Book-Bestsellern in der Sparte SF sogar auf Platz 63 (letzte Woche war es noch besser, aber das schwankt täglich).
Also muss ich da irgendetwas richtig gemacht haben.
Für jedes verkaufte E-Book bekomme ich etwa 1,75 Euronen (35%-Regel). Da kommt ein nettes kleines Taschengeld zusammen.
Mehr sollte man als Selfpublisher auch auf gar keinen Fall erwarten, sonst sind die Depressionen vorprogrammiert.
Leben kann man davon nicht, aber damit sollte man sowieso nicht rechnen.
Mir geht es auch gar nicht so sehr um die Moneten (obwohl ich die natürlich gerne annehme ), sondern vor allem darum, dass ich als Selfpublisher auf einer großen Online-Plattform (Amazon) viel mehr potentielle Leser erreichen kann als ich es sonst als reiner Freizeit-Schreiber überhaupt könnte.
Wenn keiner meine Sachen haben will, dann muss ich akzeptieren, dass ich offensichtlich nicht das Richtige geliefert habe.
Wenn meine Sachen gekauft werden, dann freue ich mich darüber und nehme es als Motivation für meinen nächsten Freizeit-Schreibspaß.
Was natürlich auch äußerst WICHTIG ist:
1.
Halbwegs ordentliche Rechtschreibung und Grammatik sind ein MUSS!!!
Denn die Fehlerhaftigkeit eines Textes ist nicht nur ein Ärgernis für den Leser, sondern auch eine störende Lese-Erschwernis. Das mag niemand!
2.
Beim Erstellen eines E-Books muss sich ein Selfpublisher ebenfalls Mühe geben!
Auch wenn die Story noch so gut und der ganze Text komplett fertig geschrieben ist, muss man für das Erstellen und Gestalten eines E-Books trotzdem noch 8 bis 10 Stunden Arbeit investieren.
Einen Text einfach nur in ein E-Book-Format umwandeln reicht nämlich nicht!
Das Ergebnis sieht dann schon in der Vorschau ("Blick ins Buch") beschissen aus und man braucht sich nicht zu wundern, dass es keiner haben will.
Der Text eines E-Books sollte nicht nur in der kleinsten Schriftgröße, sondern auch in einer mittleren Schriftgröße auf dem E-Reader noch ordentlich aussehen (Blocksatz ist hier empfehlenswert.)
Das muss man vor dem Hochladen unbedingt auf einem E-Reader durchtesten!
Kleine Formatierungs-Fehler, die den Gesamteindruck nicht zu sehr beeinträchtigen, kann man allerdings verschmerzen. (Da muss man leider bei E-Books mehr Abstriche machen als bei Print-Books.)
Fazit:
Wer nicht nur gut schreiben kann, sondern sich auch ein wenig Mühe bei der Gestaltung seines E-Books macht, hat auch eine klitzekleine Chance.
Aber auf keinen Fall mehr erwarten!
Und wenn's nicht klappt - locker bleiben!
Was ein Selpublisher noch beachten sollte:
1. Keine Diskussion mit Kritikern, egal wie ungerecht man die Kritik empfindet! Unbedingt die Klappe halten!
2. Werbung in Foren und Social-Networks nur dort, wo man schon länger Mitglied ist!
2a. Auch in den Foren und Netzwerken, in denen man bekannt ist, bei der Werbung für sein Werk bescheiden auftreten!
3. Keine "Werbe-Überfälle" in fremden Foren und Networks!!! Das gibt böses Blut und erzeugt einen sehr schlechten Eindruck. Der Misserfolg ist dann vorprogrammiert.
Merke:
Wer bei der Werbung für das eigene Werk einfach nur das beachtet, was man unter "gutem Benehmen" versteht, hat mehr Chancen.
...
Uff!!!
Jetzt habe ich viel mehr geschrieben als ich eigentlich wollte.
Vielleicht wäre es besser gewesen, daraus einen Artikel zu machen.
Aber egal - nu' isses passiert.
Fröhliche Oster-Grüße vom Kaffee-Junkie
Kannst du ja als Basis für den Artikel benutzen! Horst freut sich bestimmt über Material... und ich wäre schon mal einer der Leser des Artikels.
Kommt halt auf den Autor und den Roman an. Das eine eBook läuft, das nächste nicht. Egal, ob von einem SP oder von einem Verlag. Da steckt man nicht drin. Wenn man am Geschmack der Leser vorbei schreibt, mancht man nix dran.
Mich würde wirklich interessieren, wie es weitergeht.
Jooo... mal sehen....
Könnte ich tatsächlich mal machen.
Hier ist noch ein kleiner Tipp für hoffnungsvolle Selfpublisher:
Wer es kann (oder jemanden kennt, der es kann), der sollte auch einen kleinen Video-Trailer zum Buch erstellen und auf YouTube präsentieren.
Zwei Beispiele:
Fernfrachtraumschiff Colossus - Video1
Fernfrachtraumschiff Colossus - Video2
Hat bei mir jedenfalls ein paar Leser neugierig gemacht.
Und Video-Werbung für Profi-Produkte (hier Atlantis-Verlag) habe ich auch schon mal gebastelt (einfach zum Spaß, weil ich die Serie so gut finde ):
Rettungskreuzer Ikarus
Was für Verlage gut ist, kann ja für Selfpublisher nicht schlecht sein.
Amen! Dem ist wirklich nichts hinzuzufügen. Vor allem Punkt 1. Das sollten nicht nur Selbstverleger beachten, sondern auch andere Autoren.
und Kleinverleger
Artikel ist geschrieben und an den Cheffe abgeschickt.
www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85Z%C3%95%C3%91&url=search-alias%3Ddigital-text&field-keywords=earl+warren+thriller&rh=n%3A530484031%2Ck%3Aearl+warren+thriller
www.beam-ebooks.de/kategorie/1053
Meine Website bin ich am aktualisieren, die wird komplett - ich habe aber nochmal den Link zu der alten genommen. Ich will das Projekt mit den eBooks weiterführen, nicht nur mit Romantic Thrillern, und teile dazu noch Näheres im Zauberspiegel mit.
Ob man das nun Selfpublisher nennt oder sonstwie - warum soll ich eine Verkaufsplattform außer Acht lassen, die sich anbietet?
Also, bei mir sieht das in der kurzen Zeit - beim beam habe ich übrigens erst letzten Mittwoch hochgeladen - gut aus.
Herzliche Grüße an alle, ich bin ja relativ selten in Foren - vielleicht ändert sich das etwas.
Bisher bin ich nicht gestorben, wenn mir solche Meisterwerke entgangen sind.
Auch bei "ganz tollen Rezensionen", die empfohlen werden zu lesen - vom Autor oder der Autorin empfohlen, sie lesen - bin ich skeptisch. Wer die wohl geschrieben hat?
Wieso, weiß ich nicht.
Sehr wichtig ist beim Selfpublishing eine professionelle Verfahrensweise.
Und Profi, auch wenn ich nicht immer richtig liege, bin ich.
@ Martin B.: Danke für dein Posting.
Für mich ist das Neuland, aber es macht mir Spaß. Wenn etwas Erfolg hat, macht es immer Spaß.
Gut ist auch, wenn man selbst was macht und probiert und nicht nur in Foren rumdiskutiert, was man machen könnte und was sein könnte.
Here comes the bride, wenn sie kommt - also das Cover. Wenn nicht, kommt sie eben nicht.
Etzer ist auch der Smiley da.
Ist der Name Hexen-Hermann nicht eigentlich diskriminierend für eine ethnische Mindherheit?
Es heißt doch heute Schaumküsse statt Mohren- oder Negerküsse und Sinti und Roma anstatt Zigeuner, was ja ein Schimpfwort wäre.
Statt Hexe oder Hexer müsste es demnach Magie-PraktikandIn oder Mystik-Mobile/r heißen.
Wo sind wir denn hier?