Spaß an der Freude - Jörg Weigands »Abenteuer Unterhaltung«
Spaß an der Freude
Jörg Weigands »Abenteuer Unterhaltung«
Und deshalb sollte sich jeder Autor auch darüber im Klaren sein, welche rechtlichen Möglichkeiten ihm zustehen; von denen die meisten – offen gesagt – keine Ahnung haben, weil sie sich darum nicht kümmern.
Aber beklagen wollen sich alle über ihre Situation.
Und ein weiteres Anliegen, das mir sehr am Herzen liegt, seit ich als Herausgeber Anthologien zusammenstelle, ist der schriftstellerische Nachwuchs. Oft genug belächelt oder schief angesehen, sind junge Autoren für unsere Literatur ebenso von Bedeutung wie neu in den Arbeitsmarkt eingetretene Beschäftigte für die Sozialversicherung.
60 Jahre Beschäftigung mit Unterhaltungsliteratur.
Eine Bilanz, die vielleicht nicht jedem schmecken mag. In der Rückschau eine bewegte Entwicklung mit Höhen und Tiefen, bei der mir klar geworden ist:
Unterhaltungsliteratur ist in jedem Falle alle Mühen wert, die man darauf verwenden kann – als Leser, als Autor und als Kritiker."
So der Klappentext zu Jörg Weigands Buch über seine Jahre als Autor, Herausgeber, aber auch für die kulturell Interessierten so exotischen Dingen wie Leihbuch und Heftroman und deren Schöpfern. Das ist zumindest ungewöhnlich möchte man zunächst denken. Ein derart profilierter ehemaliger Redakteur hat doch bestimmt ganz andere Dinge erlebt, die sich lohnen erinnert zu werden.
Mag sein, aber dieses Buch ist ein äußerst unterhaltsamer, lesenswerter Band mit einem ziemlichen Schwerpunkt auf den Groschenromanen und Leihbüchern. Man trifft auf jemanden, der Schlaglichter auf die unterschiedlichsten Erscheinungsformen des Trivialen und des unterhaltsamen in gedruckter Form wirft. Es ist auch ein Buch, das zum Widerspruch einlädt, aber so, dass ich trotz allem immer weiter lesen wollte. Einen wie mich, der sich nun auch etwas mehr als vierzig Jahre damit befasst war es auch eine Entdeckungsreise der besonderen Art. Weigand ist keiner, der da versucht hat jemanden nach dem Mund zu schreiben, sondern nimmt sich und sein Erleben als Richtschnur. Für mich versucht er nichts zu beschönigen, sondern lädt eben auch ein, Dinge anderes gesehen und erlebt zu haben.
Mich hätte ein noch tieferer Einblick seiner Arbeit für und mit dem Jugendschutz interessiert. Ich selbst habe ja den Herr Stefen noch kennengelernt als dieser im Un-)Ruhestand immer noch in Bonn für den Jugendschutz tätig war. Ich hatte auch den Eindruck, dass dieser Mann seine Aufgabe differenzierter begriff, als manche der Entscheidungen des Jugendschutzes erahnen lassen. Aber man kann nicht alles haben.
Weigand nimmt den Leser mit auf einen Streifzug durch seine sechzig Jahre in der rein der Unterhaltung verpflichteten Literatur. Leser, Sammler, Autor, Herausgeber, Beobachter und mehr. Ich ahbe mich zu jeder Zeit gern mitnehmen lassen, auch wenn ich manchmal den Kopf schüttelte oder gelegentlich anderer Auffassung war. Da fühle ich mich zur Auseinandersetzung eingeladen. Zu gegebener Zeit werde ich mich da deutlich auffordern. Was aber zu keiner Zeit geboten wird und Weigand auch als Liebhaber ausweist ist der Umstand, dass er sich nicht erdreistet aus dem Elfenbeinturm der Kultur heraus abwertend zu urteilen oder seine Liebhaberei als Spleen abzutun. Er ist ernsthaft bei der Sache, geht auch mit manchen Dingen ins Gericht (eben an diesen Stellen erwacht auch mein Widerspruchsgeist), aber ohne von oben herab zu urteilen und vernichtende Verdikte zu sprechen.
Für mich der interessanteste Part sind die Begegnungen Weigands aus allen den Jahren. Das Spektrum reicht da von Jürgen Grasmück, Helmut Rellergerd, Unger und Stammel über Dietmar Kuegler bis hin zu Jesco von Puttkammer, Konsalik uind vielen mehr. Einige kannte ich, andere nicht. Mich interessierte da Weigands Sicht auf die Bekannten und erst recht zu jenen, die ich nicht kannte oder kennenlernen konnte.
Insgesamt bietet dieses Buch eine subjektive Sicht auf eine Leidenschaft in vielen Ausprägungen eines ausgezeichneten Journalisten, der zu schreiben versteht. Ich kann die Lektüre nur jedem anraten. Das sit zwar kein Band für einen großen Verlag, aber Verlage wie Diethard von Reeken aus Lüneburg können gar nicht hoch geniug geschätzt werden, solche Bände zu publizieren. Leider stellt dieser Verlag seine Tätigkeit ein, wie Phantastik News meldete.
Aber noch kann man als interessierter zuschlagen und eines der letzten Bände ist ein weiterer Weigand auf den ich mich freue. Es dreht sich um das Nachkriegsleihbuch. Ein Thema, dass wie dieser vorliegende Band beweist bei Weigand gut aufgehoben ist. Ich bin geneigt einen weiteren Band dieser Erinnerungen zu bekommen.
Auch im Zauberspiegel haben wir Weigand mal interviewt.
Im Gespräch mit .
- ... Jugendschutz, Indizierungen und Schundkampf
- ... den Heftroman was ihn von der Yellow Press trennt
- ... übers Schreiben und Herausgeben
Weigand bleibt in dieser Hinsicht ein interessanter Mann. Ein Mann, der sich zu lesen lohnt.
Kommentare
Zitat: Begründet wird das mit den Preiserhöhungen bei der Post. Sehr schade.
Eine davon stammt von Karl Jürgen Roth, der ja auch eine Zeitlang Zauberspiegel-Mitarbeiter war.
Bei dieser Gelegenheit: Kommen Privatnachrichten, bei denen ich Harantor als Empfänger in das entsprechende Feld („An:“) eintrage, eigentlich bei dir an, Horst, oder nicht?
Ich hatte wegen eines Beitrags von gestern eine PN an dich geschickt, der Beitrag ist aber nach wie vor unverändert (sprich: inhaltlich doppelt).