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Gedankensplitter über das Schreiben von Kurzgeschichten

GedankenspltterGedankensplitter...
...über das Schreiben von Kurzgeschichten

Gelegentlich hat man das Glück, auf einen Leserbrief zu stoßen, der sich wohltuend vom belanglosen Geschwätz der meisten anderen abhebt. So ein Glücksfall war der Brief von Georg Mackowiak (Fantasia 2). Er wies darin auf einige wesentliche Dinge hin, auf die der Amateur-Schreiber kaum achtet. Natürlich gibt es Autoren, die instinktiv alles richtig machen, und viele Profis missachten die Regeln, aber sie können es sich gelegentlich erlauben.


Doch die meisten Autoren fangen klein an, und für diese sind meine folgenden Hinweise bestimmt und vielleicht auch eine Hilfe.

Nur zu gut kann ich mich an die Zeit vor über zwanzig Jahren erinnern, als ich meine ersten Stories schrieb. Wenn ich mir nun so meine früheren Werke ansehe, dann wundere ich mich, dass sie veröffentlicht wurden. Die meisten waren schlecht aufgebaut, miserabel geschrieben und voller Fehler. Aber auch die wenigsten Geschichten meiner Freunde waren Meisterwerke.

Da komme ich nun zum Hauptproblem, mit dem jeder Anfänger konfrontiert wird. Bis zum heutigen Tag habe ich noch keinen Herausgeber, Redakteur, Freund, Bekannten, Leser, Kritiker und Fan getroffen, der mir auch nur ein wenig bei meiner Schreiberei weitergeholfen hatte! Ratschläge, Verbesserungsvorschläge und Tips blieben aus. Die Reaktion war höchstens folgende: "Das hat mir gefallen, das war Mist, das war ziemlich schwach." Alles Aussagen, die dem Anfänger nicht helfen, ja eher schaden. Eigentlich hatte ich vor vielen Jahren schon erwartet, dass irgendjemand über soviel Fachkenntnis verfügt und gezielt und genau auf Fehler hinweisen kann. Dafür wäre ich unendlich dankbar gewesen. Ich musste selbst meine Fehler zu erkennen suchen, was ziemlich mühsam war. Doch ich beherzigte einen Ratschlag, den ich irgendwo gelesen hatte: STUDIERE DIE AUTOREN, DIE ERFOLG HABEN! Analysiere ihre Stories und Romane. Und das tat ich dann auch.

Durch meine Hände sind viele Manuskripte gegangen, und ich habe einige an Verlage verkaufen können. Oft habe ich bemüht, Autoren auf Fehler hinzuweisen und Ratschläge zu geben, wie man Geschichten aufbauen muss, damit sie sich verkaufen lassen. Das Talent ist meiner Meinung nach höchst unwichtig; wichtig ist, dass man das Prinzip kennt.

Vor ein paar Jahren erklärte ich einer Freundin, wie man Stories schreibt. Sie schrieb mir damals: "Also schreibe ich Stories, wie Du's mir beigebracht hast. Gut. Ich werde mich bemühen, ich werd's versuchen." Das war am 19.1.70. Am 20.9.70 veröffentlichte die NEUE REVUE ihre erste Geschichte und zahlte ein Honorar, das höher als das für einen Heftroman war!

Aber nun endlich zu den grundlegenden Regeln.

Eine Kurzgeschichte soll rasant erzählt werden; da ist kein Platz für langweilige Schilderungen, die vielleicht für eine längere Erzählung geeignet sind, obzwar ich das auch bezweifle. Jeder Anfänger sollte das alte Sprichwort beherzigen: In der Kürze liegt die Würze.

1. DER LESER SOLL SOFORT IN DIE HANDLUNG EINGEFÜHRT WERDEN

Aber gelegentlich liest man so einen Kurzgeschichtenanfang:
Nebel wallte durch das Tal. Ein fauliger Geruch hing in der Luft. Irgendwo krächzte ein Vogel, der aus seiner Nachtruhe aufgeschreckt wurde. Die Erde schien sich unter der Spannung aufzubäumen, die in der Luft hing. Es war eine Nacht, in der alles geschehen konnte, ja..
scheint ziemlich übertrieben, was? Kommt aber immer wieder vor. Ich höre nach ein paar Sätzen zu lesen auf.

Noch ein schlechtes Beispiel:
Das von Efeu überwucherte Kings Head Hotel stand ernst und streng da, und doch wirkte es hier am Hände des wenig besuchten Ickley Moors in Yorkshire im Norden Englands merkwürdig majestätisch. Es war in elizabethanischem Stil aus roten Ziegeln erbaut, die während der vergangenen drei Jahrhunderte unter Wind und Wetter gelitten hatten, und trug eine Girlande aus Nebelfetzen wie einen teuren, wenn auch schon etwas schlampigen Pelzumhang.
Und in dieser Art geht es hurtig weiter, dieser Anfang geht einmal bei einem Roman; für eine Kurzgeschichte ist er völlig unmöglich.

In den ersten Satz, oder zumindest in den ersten Absatz einer Story muss Folgendes hineinkommen: WER, WANN, WAS, WIE, WO, WESHALB. Zumindest ein paar dieser W-Worte sollten aufgegriffen werden. Und der Hauptheld sollte rasch vorgestellt werden, nicht irgendeine für die Handlung unwesentliche Nebenfigur. Der Leser soll sofort, oder ziemlich bald wissen, worum es in dieser Story geht.

Ein simples Beispiel für einen richtigen Beginn:
Die Schergen holten mich aus der Zelle, denn im Morgengrauen sollte ich geköpft werden, da ich die Tochter des Fürsten entführt hatte.
Na fein, denkt sich der Leser, der Bursche erzählt in der Ich-Form, also wird er die Hinrichtung überstehen. Wie schafft er es sich zu befreien? Weshalb hat er die Fürstentochter entführt? Das Interesse ist geweckt, und das ist auch der Sinn eines flotten Storyanfangs.

Ein paar andere Beispiele:

DAMON KNIGHT -
Vor zehn Monaten war das letzte Flugzeug über die Stadt geflogen, und Rolf Smith wusste nun ganz sicher, dass außer ihm nur noch ein einziges menschliches Wesen überlebt hatte. Sie hieß Louise Oliver und saß ihm gegenüber in dem Erfrischungsraum eines Warenhauses in Salt Lake City.
Da hat man doch einiges in zwei Sätzen erfahren und man will wissen, wie es nun weitergeht.

JOHN BURKE -
Als Alice Jarman die Haustür öffnete und Simon Potter vor sich sah, wusste sie, dass es Schwierigkeiten geben würde.
GERALD KERSH -
Wir nahmen eine Ladung Bananen an Bord der Claire Dodge in Puerto Pobre, als ein aufgeregter kleiner Mann auf das Schiff stürzte.
ROBERT SPECHT -
Charlie Atkinson und Ted Winters wurden am gleichen Tag ins Irrenhaus gebracht.
RICHARD STARK -
Ich weiß nicht mehr, wann es war, als ich genau wußte, daß ich Janice umbringen muß.
ROBERT ARTHUR -
Die Farringtons waren eine reizende Familie - wenn es einem nichts ausmachte, über ein paar schlechte Angewohnheiten, wie zum Beispiel Morden, hinwegzusehen.
RICHARD MATHESON -
Um drei Uhr morgens fuhr Mr. Ketchum an einem Ortsschild vorbei. Er las: Zachry, Einwohnerzahl 67.
EVAN HUNTER -
Der Manager war der Mann, den er am meisten hasste. Zu dieser Erkenntnis war er in der letzten Nacht gekommen. Als er hupte morgen, mit der Lüger im Hosenbund, das Kaufhaus betrat, steigerte er sich so in den Hass auf den Manager hinein, dass er darüber alle anderen Hassgefühle, die er sonst noch hatte, völlig vergaß.
Die Beispiele stammen aus zwei Hitchcock-Anthologien: EIN DUTZEND FÜR DEN HENKER und MÖRDERISCHES BETTGEFLÜSTER.

Übungsbeispiele: Anthos und Kurzgeschichtensammlungen durchsehen und die Storyanfänge studieren. Wenn möglich aber keine Sword & Sorcery hernehmen, da in diesem Genre doch eher nur die zweite Garnitur schreibt. Bestens eignen sich Krimi-Stories, aus denen man ziemlich viel lernen kann,

2. BESCHREIBUNGEN SIND DER TODFEIND DER PROSA
In einer Story ist die Handlung das wichtigste! Es ist sinnlos und langweilig, Räume, Häuser, Landschaften etc. genau zu beschreiben. Es ist auch höchst unnötig, wenn sich in jedem dritten Satz irgendjemand eine Zigarette anzündet, oder einen Brandy trinkt. Leider sind in der S&S liebevolle Schilderungen der unnötigsten Dinge höchst beliebt. Meine Güte, wie fad ist es doch zu erfahren, wie eine Burg, ein Pferd, ein Schwert aussieht.

In einer Geschichte ist aber auch nicht der Platz, um Personen genau zu beschreiben. Menschen muss man durch ihre Taten und aus den Dialogen kennenlernen. Eine Aufzählung von einer endlosen Liste von Eigenschaften ist zu unterlassen. Nur irgendetwas Wesentliches heraussuchen: Glatze, lispelndes Sprechen, Bart, etc.

Unnötig sind die folgenden Beschreibungen:
Ihr blondes Haar war sorgfältig gepflegt, in der Mitte gescheitelt und im Nacken zu einem Zopf geflochten, der mit bunten Bändern verziert war, die wie kleine bunte schillernde Schlangen aussahen.
Oder:
Sein Gesicht war länglich, hager und bleich; Falten zogen sich von den Augen bis zum Mund hinab, die tief wie Ackerfurchen waren. Der Mund war klein, herzförmig und zusammengekniffen und von einem leuchtenden Rot, wie man es…
In einer Story genügt es völlig zu schreiben:
Sie war eine vollbusige Blondine, die ihre besten Tage hinter sich hatte.
Oder:
Ein schlampig gekleideter Mann betrat den Laden.
Oder:
Eine dürre Blondine bediente mich.
Natürlich kann man die Hauptpersonen genauer beschreiben. Aber das soll nicht auf einmal geschehen.

Hat man nun eine Geschichte fertig, dann nehme man einen Rotstift zur Hand und streiche die Story brutal auf die Hälfte zusammen! Dabei wird man merken, wieviel Unnötiges und Unwichtiges man geschrieben hat, das der Leser nicht unbedingt wissen muß. Nochmals: Eigenschaftswörter nur sparsam verwendenl

3. DIALOGE
Da werden wohl die größten Sünden begangen. Viele Anfänger glauben, dass Dialoge dazu dienen, um belanglose Erklärungen abzugeben, oder schöngeistige Unterhaltungen zu führen. Dazu ist eine Story gänzlich ungeeignet. Die Dialoge sollen möglichst kurz sein (keinesfalls in Monologe ausarten) und auch sie sollen dazu dienen, die Handlung voranzutreiben. Die Hauptpersonen in der Geschichte sollen aufeinanderprallen, sie sollen sich bekämpfen. Gegensätze sollen herausgearbeitet werden, und dazu sind die Dialoge da.

Ich sah mir eine Amateurstory an (Fantasia 2). Die Dialogstellen waren genauso, wie ich es erwartet hatte. Ich sah mir zwanzig Dialoge an, doch ich fand das hübsche Wort SAGEN nicht einmal! Da konnte ich lesen: dreimal "lachte" und "stöhnte"; je zweimal "meinte", "knurrte", "murmelte", "brüllte", "zischte"; je einmal "fragte", "lächelte", "antwortete", "knirschte", etc.

Deutschsprachige Autoren scheinen eine panische Angst vor dem Wort SAGEN zu haben; dabei wickeln sich die meisten Unterhaltungen so ab, dass sich die Leute etwas zu sagen haben.

Sehen wir uns nun einmal die Dialoge eines echten Profis an: H a r o l d R o b b i n s - DREAMS DIE FIRST. Da verwendet der Autor auf den ersten Seiten vierzehnmal "said", dreimal "asked" und je einmal "cornplained" "called", "answered".

Ein anderes Beispiel: CORWIN VON AMBER von Z e l a z n y . Zwölfmal "sagte", zweimal "fragte" und je einmal "erwiderte", "wollte", "keuchte", "fuhr", "maulte", "wiederholte".

Natürlich kann man irgendwann einmal knurren, brummen, zischen etc. Aber das sollte nur selten geschrieben werden, da der Leser sonst abstumpft. Noch besser ist es natürlich, man kommt ohne diese Worte und auch ohne "sagte" aus.
Ein paar Beispiele dazu aus CORWIN.
"Guten Abend", sagte ich.
"Oh - guten Abend", erwiderte sie.
"Wann komme ich hier raus?", wollte ich wissen.
"Da muss ich den Arzt fragen."
"Tun sie das", sagte ich.
"Bitte rollen Sie den Ärmel hoch."
"Nein, danke."
"Ich muss Ihnen eine Injektion geben."
"Nein. Brauche ich nicht."
"Das muss leider der Arzt entscheiden."
"Dann schicken Sie ihn her, damit er's entscheiden kann. Aber bis dahin lasse ich es nicht zu."
"Ich habe leider meine Anweisungen."
"Die hatte Eichmann auch - und Sie wissen ja, was mit dem passiert ist."
Dieser Dialog (über seine Qualität wollen wir nicht urteilen) zeigt deutlich, wie man ein Gespräch zwischen zwei Personen gestalten kann. Man weiß immer genau, wer im Augenblick spricht.

Ein anderer Trick ist, dass man im Dialog einen Namen oder den Namen beider Personen verwendet; da kann man dann auch immer genau wissen, wer nun gerade etwas sagt.

Beispiel aus SO LANG IHR ZWEI NOCH LEBT von Ed McBain.
"Hallo?", meldete er sich.
"Steve, hier ist Danny. Hast du eine Minute Zeit?"
"Gewiss, was gibt es?"
"Es tut mir leid, dass ich dich daheim stören muß."
"Schon in Ordnung, was hast du denn, Danny?"
"Ich habe diesen Baal ausfindig gemacht."
Diese Methode sollte man aber in Stories auch nur eher sparsam einsetzen. Abschließend noch ein Beispiel dieser Frage-Antwort-Methode, und zwar aus DAS SCHWERT DES DAMOKLES von John D. MacDonald:
"Wollen Sie freiwillig unsere Fragen beantworten?"
 "Natürlich."
"Name und Beruf?"
"Howard Riggs. Forschungsassistent etc."
"Wie lange haben Sie den Verstorbenen gekannt?"
"Ich habe Dr. Hilber seit Jahren gekannt, etc."
"Wir kennen seine Geschichte. Wieviel hat man Ihnen von dieser Sache hier erzählt?"
 "Nicht sehr viel. Nur dass er tot ist..."
Das genügt wohl; das Prinzip sollte nun klar geworden sein. Und nun nehmen wir uns den gleichen Dialog her und versehen ihn mit einigen der üblichen Anfängerfehler:
"Wollen Sie freiwillig unsere Fragen beantworten?" knurrte der Kommissar fragend und verzog angeekelt den Mund.
"Natürlich", entrüstete sich Riggs und blickte den Kommissar bösartig an.
"Name und Beruf?" fragte der Kommissar streng und beugte sich vor.
"Howard Riggs", brummte der Verdächtige. "Forschungs... etc."
"Wie lange haben Sie den Verstorbenen gekannt?" wollte der Polizeibeamte nun wissen.
"Ich habe Dr. Hilber seit drei Jahren gekannt", antwortete Riggs und steckte sich eine Zigarette an.
"Wir kennen seine Geschichte", unterbrach ihn der Kommissar. "Wieviel hat man Ihnen von dieser Sache hier erzählt?"
Riggs zögerte einen Augenblick. "Nicht sehr viel", stieß er zischend hervor.
Der Unterschied spricht wohl für sich.

Übung: LESEN und nochmals LESEN. Langsam und genau, und mehrmals eine Story durchlesen und sich Notizen machen.

4. THEMATIK
Wenn möglich, dann sollte in einer Story nur ein einziges Thema behandelt werden. Man beschränke sich auf möglichst wenige Personen. Man wähle die Namen so aus, dass sie sich leicht voneinander unterscheiden lassen. Verschiedene Anfangsbuchstaben nehmen. Heißt der Held Ralf Holzmann, dann sollte sein Gegenspieler nicht gerade Rolf Heinzelmann heißen, oder die Heldin Dora und ihre Gegnerin Dore. Man lege sich schon vor dem Schreiben ein Namensverzeichnis der Personen an, die in der Kurzgeschichte vorkommen werden. Auch in den Schilderungen der Personen kann man ruhig etwas Schwarz-Weiß-Malerei betreiben. Der Held ist groß und blond und kühn wie ein Germane, der Gegner ist klein mit einer Hakennase und bösartig. Das muss man ja nicht so niederschreiben, aber man kann es sich während des Schreibens vorstellen, damit man die Personen besser in den Griff bekommt.

Der Held oder die Heldin soll in irgendwelchen Schwierigkeiten stecken oder mit einem Problem konfrontiert sein. Am Ende der Story sollte die Schwierigkeit aus eigener Kraft überwunden sein und das Problem aus eigener Kraft gelöst sein. Das Thema soll logisch aufgebaut werden und auch logisch gelöst werden. Dumme Zufälligkeiten sind nur bei Geschichten erlaubt, die nur auf diese Zufälligkeit aufgebaut sind; dazu gehören die Krimis, in denen einer seine Frau umbringt und dabei geht etwas schief.

Unser Held wurde in einer höchst eindeutigen Situation mit der Frau des Königs erwischt, er soll als Sklave verkauft werden, oder er ist dem bösen Herrscher den Zehent schon seit undenklichen Zeiten schuldig, etc.

Ein abschließender Ratschlag:
Man besorge sich ein paar verschiedenfarbige Wichtigmacher (Textmarker). Dann nehme man sich eine Anthologie her und beginne zu übermalen:

  • Rot - Beschreibung der Personen
  • Grün - Dialogstellen
  • Blau - Beschreibung von Gegenständen


Und so weiter. Hat man eine Antho auf diese Weise durchforstet, dann weiß man oft mehr über Stories und wie man eine verkaufbare Geschichte bauen muss als der Redakteur, der sie später kaufen oder veröffentlichen wird.

Vielleicht kann der eine oder andere mit diesen Tips etwas anfangen; sollte das der Fall sein, dann wäre ich sehr froh, denn dann hätte ich endlich etwas Nutzbringendes getan...

Nachsatz
Das hatte ich 1980 geschrieben, die Reaktionen waren fast nur negativ. Ich schrieb dann zwei Stories, die in Penthouse erschienen.  Meine SF-Produktion war ja eher bescheiden, aber eine Story war sehr gut. Mir gingen Ski-Rennen und die dazu gehörenden ORF-Übertragungen auf die Nerven.

1980 schrieb ich mir den Ärger von der Seele. Daraus entstand eine Novelle: Die 9377-Meter-Qual. Sie erschien dann als "Dabei sein ist alles" in der Hahn-Antho "Gemischte Gefühle".

Ich hatte die Geschichte an Hahn verkauft, da kam das deutsche Penthouse heraus.  Die Geschichte war zu lang, das war mir klar, aber ich probierte es. Ein paar Tage später riefen sie mich aus Zürich an, sie waren entzückt. Leider musste  gekürzt werden, ich war damit einverstanden. Ursprünglich starteten neun Läufer, da waren es nur acht, und alle anderen mir wichtigen Aussagen wurden leider auch gestrichen.

1983 brachte Penthouse eine weitere Story von mir: Die Zeitkamera. Da kann der Leser dann überprüfen, ob ich mich an meine eigenen Regeln und Gedanken zur Kurzgeschichte halte.

© by Kurt Luif 1980 & 2011

 

kTM

 

Kommentare  

#1 McEL 2011-02-25 00:15
Nur allzu wahr, das alles! Ich wünschte auch, es hätte mal in meiner Anfängerzeit jemanden (meinetwegen auch ein Lehrbuch) gegeben, der solche fundierten Tipps verbreitet hätte!
Davon abgesehen lernt man nie aus. Ich schreibe seit Jahren und lerne immer noch jede Woche was dazu. :-)
#2 Larandil 2011-02-25 05:24
Mitte der 80er hat Thomas Ziegler mal in einem Perry Rhodan-Report seine guten Ratschläge zum Schreiben von Science-Fiction-Kurzgeschichten zusammengefaßt. Die könnte ich bei Bedarf auch mal heraussuchen und hier einstellen ... 8)
#3 Wolfgang Trubshaw 2011-02-25 23:34
Zitat:
Das hatte ich 1980 geschrieben, die Reaktionen waren fast nur negativ.
Sind auch einige gewagte Thesen drin. Ziemlich alles, gegen das du dich da aussprichst, könnte man auch verteidigen. (In Maßen natürlich, wie alles im Leben.)

Klingt zu starr formelhaft.

Diese Erste-Satz-Krankheit war schon in den Pulps 1940 (nicht erst 1980) zu einem Klischee in sich selbst mutiert ...

Vieles dessen, was in Dialogen außerhalb der Anführungszeichen steht, verstehe ich (als Leser, aber auch wenn ich selbst mal etwas schreibe) als "Regieanweisungen" und Anweisungen an den Kameramann.

Außerdem kann man durch solche Dinge auch Charakterisierung vermitteln.

Es ist ein Benutzen unterschiedlichster Kameraweiten. Deine Extrem-Lösung sind quasi Stimmen aus dem Off.

Und "Beschreibungen sind der Todfeind der Prosa" ist auch etwas heftig verallgemeinernd.

Und ich weiß schon, du gehst einfach mal davon aus, dass die Leser dieses Textes das Hirn mitbringen, Dosierungs-Wichtigkeit von selbst zu erkennen und Verallgemeinerungs-Nachsicht walten zu lassen, aber dafür ist der Text schon sehr wie für Leser geschrieben, die eben kein Hirn haben.

Dass die dann negativ reagieren ist jetzt für mich nicht sooo überraschend.

Mich würde aber interessieren, für wen genau das 1980 geschrieben wurde, also wo das veröffentlicht wurde. An wen hat sich das gerichtet?
#4 Carn 2011-02-26 12:19
Stimmt wohl alles - aber in erster Linie für Spannungs-Geschichten. Geht's in eine andere Richtung (beispielsweise humoristisch), bedient man sich anderer Mechanismen. Zu bedenken ist auch, welches Publikum man bedienen will. Zur kurzweiligen Unterhaltung, oder vielleicht eher ein Publikum, das intensivere Geschichten bevorzugt und mehr in Charaktere eintauchen will.
Für den Heftroman sind diese Anleitungen natürlich genau richtig.
#5 Harantor 2011-02-26 12:23
@Carn:

Nicht unbedingt. Es gibt erstaunlich viele Geschichten von Roald Dahl, die eben den Gedankensplittern von Kurt folgen...

@Wolfgang: Das ist in Fantasia (vom EDFC) als Reaktion auf einen Leserbrief erschienen.
#6 Toni 2015-12-17 21:09
Sehr interessanter Artikel. Danke für den Tip Harantor!
Hört sich wirklich so an, als gelten seine Regeln für den Heftroman, aber so wars wohl auch gemeint.

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