Fanzine Classics: Ein Sonntag bei Jason
Ein Sonntag bei Jason
Alles fing damit an, dass der Dieter Hoven (bekannt als haarspaltender Polemisierer des H-Fandoms) bei meinem Kumpel Freddi anrief, um uns eine „sehr wichtige“ Angelegenheit ans Herz zu legen.
„Der Jason feiert demnächst seinen 40sten. Ich habe mir gedacht, das wir ihm da etwas besonderes schenken.“ Nun, das Besondere entpuppte sich schließlich als ein Schwung Autogrammkarten, so an die 500 Stück. Die gab es zu dieser Zeit vom Jason nicht, wie knickerig vom Bastei-Verlag! Die Karten waren nicht ganz billig und so schmiss man halt mit mehreren Fandomlern zusammen. Wir machten natürlich sofort mit, ja waren es dem Helmut sogar schuldig. Gleichzeitig konnten wir noch seine Bude inspizieren. Er kam schließlich auch immer nach Essen und mit ihm hat alles angefangen. Zu dieser Zeit war auch kein Fanzine geplant, Zeit und Geld standen daher zur Verfügung. An der Aktion waren 11 Mann und eine Frau (Lilli Tonev) beteiligt. Irgendwie mussten wir diese Karten jetzt an den Helmut bringen.Dieter bot sich an uns mitzunehmen.
Fred und ich sicherten uns also einen Platz in Dieters „goldener Galeere“. Leider hatten diese Idee noch andere Mitschenker. Und da Dieter nicht nein sagen konnte, quetschten wir uns mit sechs Leuten plus dem Sohnemann vom Dieter in den Passat. Die Polizei hätte ihre Freude an der Fuhre gehabt. Die Fahrt wurde uns von Klein Hoven versüßt, der das hohe Lied der Schokoladenlosen anschlug. Bei solch obskuren Gestalten in einer Karre hätte ich als Kind auch geschrien, vor lachen. Yakup, Zeichner und Gelegenheitsschauspieler,versuchte noch den Kleinen mit einer Vorführung seiner Künste aufzumuntern. Ich weiß nicht wie Kinder im Alter von drei Jahren normalerweise auf Werwolfverwandlungen reagieren,ich weiß nur eins, der Yacup hat es verdammt echt aussehen lassen. Kurzum, wir hatten eine Menge Spaß. Zumal sich Frank Rehfeld und Yacup den Beifahrersitz teilen mussten. Keiner von beiden wollte hinten sitzen.
Irgendwann auf unserem Weg trafen wir dann noch mehr Leute die in Richtung Helmut Dunkel unterwegs waren. Es waren schon recht viele, eine richtige Belagerung stand bevor.
So gegen 15 Uhr war es dann soweit. Jason öffnete die Tür und traute seinen Augen nicht. Fett grinsend stand eine Meute Horrorfans vor ihm. Ich glaube er bereute jetzt, das er jemals einen Roman geschrieben hat. Nach dem Händeschütteln wurden wir ins Wohnzimmer getrieben. In einem Zwei-Mann-Zelt wohnte die Familie Rellergerd nicht gerade und ich wusste endlich, wo die eins-dreißig, die ich jede Woche für den neuen Sinclair berappte, blieben. In der Wohnstube schlugen wir uns dann sofort um den besten Platz. Aber mal im Ernst, die Begrüßung war richtig herzlich. Helmuts Frau, Roswitha, freute sich richtig uns zu sehen, was wir nicht verstanden. Ersteinmal quasselten alle wild drauf los, das Thema schwankte wie ein Betrunkener mit zwei Litern Maria intus. Das beste was ich an diesem Tag gehört habe war eine Aussage eines gewissen H.U.Steffan, Redakteur bei John Sinclair, die er äußerte, als er die Zusage für sein Kommen auf einem Con gab. . Er sagte:“Ich muss doch mal sehen, wie sich mein Untergebener vor seinen Fans verhält...“ worauf Jason nur antwortete...“Wunschträume!“ Zu diesem Zeitpunkt dürfte er den Verlag im Bereich Gruselsektor bereits in der Tasche gehabt haben, bei den Umsatzzahlen. Als die Frau des Hauses dann zum Kaffee trinken aufrief, konnte sich keiner mehr halten. Jeder Gedanke an gute Manieren war sofort verflogen, dafür flog die Obsttorte umso tiefer. Ruckzuck war der Kuchen vertilgt. Schließlich erhob sich der ganze Mob wieder um im Wohnzimmer einen zu schütten. Das Helmut kein Abstinenzler ist wussten wir schon von unseren Clubtreffen, ein weiterer charakterlicher Pluspunkt für „ uns Helmut“.
Nach einiger Zeit polterten wir dann die Stufen ins Allerheiligste hinauf. Wir durften ins Arbeitszimmer des Grauens, na ja des sanften Gruselns. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Bücher, noch und noch, starrten uns aus allen Ecken des ausgebauten Dachbodens an. Es wurde gestaunt und die Aah`s und Ooh`s waren zu vernehmen. Wer sich bis dahin noch als Besitzer einer umfangreichen Sammlung phantastischer Literatur rühmte, wurde jetzt eines Besseren belehrt. Hunderte Werke standen in den Regalen. In der Schreibecke, dort wo er seine Romane verzapft, standen dann seine Werke. Sämtliche JS-Taschenbücher in mehrfacher Ausführung und Belegexemplare seiner beiden Bücher, Hexenküsse und Ghostbusters. Auf dem Schreibtisch lag ein Stapel Fanzines. Unter anderen auch der Hexenhammer, den ich klammheimlich nach oben mogelte,öhem. Der Raum wirkte extrem gemütlich und ich konnte mir gut vorstellen wie es sich hier arbeiten lässt.
Ein wenig später fand man sich dann im Wohnzimmer wieder ein. Anzeichen für den kommenden Aufbruch machten sich breit. Ursprünglich wollten wir nur eine halbe Stunde „“oder so“bleiben. Aus „oder so“ wurden dann 3 Stunden. Um es noch mal zu sagen, Helmut ist ein echt toller Typ. Er macht nie den Eindruck als wenn ihm was auf die Nerven fällt und gibt einem das Gefühl das die Belange des kleine Lesers ihn interessieren. Das kann man nicht spielen. Darum ging es ja, neben den Romanen, auch. Sinclair war mittlerweile mehr was zu sammeln für mich. Aus alter Tradition oder wegen der Titelbilder, ich kaufte sie immer noch... Danke übrigens noch mal an Helmuts Frau. Echt nette Person, hatten sie ja schon kurz kennengelernt. Sie holte Jason immer von den Treffen in Essen ab.
Einige Leute machten beim Abschied den Eindruck, sie wollten von Jason adoptiert werden aber hinter uns gingen direkt die Jalousien runter (Scherz).
Kommentare
Eine klasse Gratulation zum Geburtstag.
Ich als sein alter Wegbegleiter muss es wissen!