Fanzine Classics: Ein Interview mit Kurt Luif
Ein Interview mit Kurt Luif
Hexenhammer: Hallo Kurt! Vielleicht könntest du uns zuerst einmal einen kleinen Überblick deines bisherigen Schaffens und einen kleinen Steckbrief zu deiner Person geben.
Luif: Geboren 14.5.1942 – Größe 190 cm – Erste Kurzgeschichte mit 15 Jahren – Hauptberuflich Schriftsteller – Junggeselle – Pseudonyme: Neal Davenport, Burcette, Spielmanns, Hartmann usw...
Hexenhammer: Schaffen ist ja schon mal ein sehr schmeichelhaftes Wort für meinen `literarischen Ausstoß`.
Luif: Laut Duden bedeutet es: Von einem Künstler geschaffenes Werk. Naja, ich bin kein Künstler, das wollte und will ich auch nicht sein. Kunst sollen andere schaffen, ich will einfach die Leser unterhalten.
Ich komme aus dem SF-Fandom und meine ersten Stories erschienen in SF-Fanzines. Dann verkaufte ich einige Geschichten und Romane. Mehr oder minder wurde ich Schriftsteller. Eigentlich wollte ich SF schreiben, doch die damals in Deutschland eingeschlagene Linie sagte mir nicht zu, denn ich verabscheue die Technik und den sogenannten Fortschritt. Ich stieg dann auf Krimis um, schmierte aber auch zuckersüße Liebesgeschichten für Illustrierten. Horror kam erst viel später.
Hexenhammer: Da du den Horror schon mal angesprochen hast, wie ging es dir als der Däki eingestellt wurde? Sollte die Handlung in Cocco -Taschenbüchern weiterlaufen?
Luif: Ich fühlte mich einfach scheußlich. Aber es kam nicht ohne Vorwarnung, denn als die ersten Indizierungsanträge einlangten, erwarteten wir alle, dass es die Serie nicht mehr lange geben werde. Nun könnte ich heftig im Dreck wühlen, aber das bringt nichts ein. Merkwürdig ist, dass die Dämonenkiller-Serie auf die Abschussliste kam, als eine Neuauflage vorbereitet wurde. Mehr will ich dazu nicht mehr sagen. Nein, in den Taschenbüchern sollten nur die Jugendabenteuer von Cocco Zamis erscheinen.
Hexenhammer: Die Sieben ist ja eine magische Zahl! Euch hat sie wohl nur Pech gebracht (Dämonenkiller Nr. 7 -Amoklauf- Dez.1973) von dir war eine der indizierten Nummern. Drei weitere Romane teilten ihr Schicksal. War die Handlung, aus deiner oder der Sicht der anderen Däki-Autoren wirklich zu brutal, wie die Damen und Herren des Jugendschutzes meinten?
Luif: Meiner Meinung nach hätte man wahllos Romane aus der Serie herausgreifen können. Die Herrschaften von der Prüfstelle hätten fast jeden Roman als jugendgefährdend einstufen können. In jeder tageszeitung stehen scheußlichere Dinge drinnen.
Hexenhammer: Wir wissen, dass du mit Ernst Vlcek eng zusammen gearbeitet hast. Wie kam es dann, daß ihr Autoren wie Warren, der sich meiner Meinung nach super integrierte, Palmer , Kelasker, Chess und Hugh Walker ins Boot geholt habt? Die zuletzt genannten lieferten unterschiedlich starke Romane ab. Walker hätte auch noch sehr gut gepasst, leider steuerte er nur einen Roman bei. Warren, Davenport, Vlcek bildeten ja irgendwie den Stab.
Luif: Die Zusammenarbeit mit Ernst war sehr intensiv, von der anderen Autoren kenne ich nur Hugh Walker persönlich. Die anderen Autoren wurden von der Redaktion vorgeschlagen. Wir hatten da keinerlei Einfluss.
Hexenhammer: Hast du heute noch Kontakt zum Ernst? Ihr kommt ja beide aus Österreich. Der Fritz Tenkrad/Morland ja auch kennst du ihn?
Luif: Ernst sehe ich höchst selten. Er wohnt nicht mehr in Wien. Privat haben wir kaum Kontakt miteinander, denn unser Bekanntenkreis ist zu verschieden und auch unsere Interessen. A.F. Morland kenne ich seit über zehn Jahren, doch außer gelegentlichen Telefongesprächen habe ich auch keinen Kontakt.
Hexenhammer: Gibt es von deinen zahlreichen Pseudonymen eins, unter dem du besonders gerne geschrieben hast?
Luif: Da ich unter mehr als zwanzig Peudonymen geschrieben habe, sind sie mir alle ziemlich gleichgültig.
Hexenhammer: Irgendeine Meinung zum Horrorfandom? Geht ja inzwischen auch manchmal etwas kleinkariert zu. Du warst ja auch mal im SF-Fandom aktiv.
Luif: Ich habe noch immer zu wenig Ahnung über das H-Fandom. Über die Intrigen und persönlichen Angriffe weiß ich kaum Bescheid. Sie interessieren mich auch nicht. Vom SF-Fandom habe ich genug. Die Streitereien vor zwanzig Jahren genügten mir.
Hexenhammer: Der Dämonenkiller macht ja immer wieder mal Ausflüge in die Geschichte. Hast du ein dickes Buch neben der Tippse oder woher kommt dein Wissen?
Luif: Geschichte war früher für mich höchst uninteressant. Doch nach und nach beschäftigte ich mich damit. In der Schule langweilte es mich außerordentlich Jahreszahlen und Daten zu lernen, dazu gibt es unzählige Nachschlagewerke. Wurde im D.K. Eine bestimmte Zeit behandelt, dann kaufte ich mir Bücher darüber und studierte sie gründlich. Historiker würden sicherlich einige Fehler entdecken, aber meist stimmen die Fakten und der Background.
Hexenhammer: Es dürfte endgültig heraus sein, daß der Dämonenkiller weitergeführt wird, auch nach Band 143. Weißt du schon wer alles weiterschreiben, bzw. mitschreiben wird? Earl Warren hat wohl schon zugesagt.
Luif: Naja, du klingst da ziemlich sicher. Wie es derzeit aussieht, wird der Däki weitergeführt. Wer die weiteren Romane schreiben wird? Das entscheidet der Chefredakteur.
Hexenhammer: Habt ihr/du schon etwas zur Handlung geplant oder wird dort weitergemacht, wo aufgehört wurde?
Luif: Wahrscheinlich werden einige der bereits vorliegenden Manuskripte in den Papierkorb wandern. Ich kann mir auch nur schwer vorstellen, das die Serie mit dem ursprünglich vorgesehenen Band 144 weitergeht, denn das war ein nicht in den Zyklus gehörender Band. Die Leser wollen wissen wie es weitergeht, daher nehme ich an, wird statt 144 die Nummer 145 gebracht werden, die an 143 anschließt.
Hexenhammer: Keine Angst, dass die Prüfstelle noch ein Auge auf den Däki hat? Was würde passieren?
Luif:Keine Ahnung. Ich weiß es nicht, da ich die Bestimmungen nicht kenne.
Hexenhammer: Wie war eigentlich die Resonanz zum Einschubband Nr.34? Hat es dir Schwierigkeiten bereitet, diesen Roman zu schreiben oder war dir alles sofort wieder vertraut? Wer diesen Roman gelesen hat wird festgestellt haben, das er in die vorhergegangene Handlung passt.
Luif: Einige fanden ihn gut, andere langweilig und schwach. Es war eine verdammt harte Arbeit, da ich die alten Romane lesen musste und versuchte möglichst nahtlos an die früheren Bände anzuschließen. Beim Schreiben schlichen sich immer wieder Zweifel ein. Ist das Ding nicht langweilig? Das Thema war ja nicht sonderlich aufregend. Trotzdem war es faszinierend, nach so langer Zeit wieder einen Dämonenkiller zu schreiben.
Hexenhammer: Was machst du zu Zeit?
Luif: Im Moment übersiedle ich, verfluche die Handwerker, die mich im Stich lassen und weiß nicht wie ich meine 10.000 Bücher in der neuen Wohnung unterbringen werde. Derzeit schreibe ich gerade einen Krimi...
Hexenhammer: Zum Schluss noch die Frage: Hast du in deiner schriftstellerischen Laufbahn mal etwas kurioses oder außergewöhnliches erlebt?
Luif:Da könnte ich einen ganzen Roman schreiben. Aber ich berichte nur wie ich zufällig ein Horror- Autor wurde.
Ich vertrat 1971 einige deutsche Autoren. Für den Heyne-Verlag hatte ich drei Horror-Anthos zusammengestellt und galt daher für Herrn Bernhardt, dem Chefredakteur, der später zu Pabel wechselte, als Horror-Fachmann. Herr Bernhardt wandte sich an mich, da er eine Horror-Reihe starten wollte. Meine Autoren sollten kurze Expos verfassen. Auch Hugh Walker schrieb einen Roman, der so gut gefiel, das er als Nummer 1 der Vampir-Reihe erschien. Doch die anderen eingereichten Expos sagten Herrn Bernhardt überhaupt nicht zu. Er hatte damals keine Ahnung, das ich schon diverse Storys und Romane für andere Verlage geschrieben hatte. Schließlich schickte mir Bernhardt ein Expose: NACHT DER AFFEN!
Alle meine Autoren weigerten sich diesen Blödsinn zu schreiben. Schließlich wurde es mir zu `blöd` und schrieb die ersten 10 Seiten, wählte das Pseudonym James R. Burcette und zu meiner größten Überraschung war Herr Bernhardt begeistert. Ich schrieb den Roman fertig. Immer neue Exposes trudelten aus München ein. Unangenehm wurde die Angelegenheit für mich, als Herr Bernhardt diesen geheimnisvollen James R. Burcette persönlich kennenlernen wollte. Ich gestand ihm, das ich dieser Bursche war.
Kommentare
Da kann ich dir nur zustimmen...
Dass diese Schoten außer ein paar Hardcorefans praktisch niemanden mehr interessieren, wollen und können sie nicht akzeptieren.
Ich für meinen Teil zieh mir gerne nochmal "die alten Schoten" rein. Und wenn sich für einige Leute noch Geld daraus machen läßt... hält das Ganze doch irgendwie am laufen.