Fanzine Classics: Ein Interview mit Earl Warren
Ein Interview mit Earl Warren
Hexenhammer: Hallo Earl, könntest du uns zuerst einmal einen kurzen Steckbrief von
dir geben?
Earl Warren: Geboren am 24.4.48 in Seligenstadt/Hessen. Berufsabschluss als Bürokaufmann. Nach einem runden Dutzend verschiedener beruflicher Tätigkeiten habe ich dann mit 25 hauptberuflich zu schreiben begonnen.
Hexenhammer: Du hast ja für mehrere Serien geschrieben. Gespenster Krimi und der legendäre Dämonenkiller gehörten dazu. Mit welcher Serie/Figur fühlst du dich am meisten verbunden?
Earl Warren: Neulich habe ich für jemand, der es dann doch nicht abgedruckt hat, eine statistische Aufzählung gemacht. Daraus geht hervor, das ich zu dem Zeitpunkt 340 Romane, allergrößten teils Heftromane, geschrieben hatte. Für 26 Reihen, falls man Taschenbuch-Reihen extra zählt 28, unter insgesamt, Verlagspseudonyme mitgerechnet, 14 Pseudonymen.
Eigene Pseudonyme hatte ich 7, falls man zwei mitrechnet, die nur ein bzw. dreimal verwendet wurden, 9. Earl Warren ist das weitaus häufigste gewesen: 140 Titel. Ich von Western über Grusel bis hin zu Frauenromanen Geschrieben, Krimis, Spionage und andere.
Für manche Reihen habe ich nur ein oder zwei Romane verfasst, mal zu Probieren.
Besondere Verbundenheit, naja. Mir ist der Gespenster-Krimi so lieb wie der Dämonenkiller.
Hexenhammer: Da du auf dem Mitgliedsantrag unter – bevorzugter Lesestoff: Jason Dark eingetragen hast, kann man davon ausgehen, das du auch mal in andere Serien hinein liest. Bist du da nicht neidisch, wenn ein Autor einen guten Roman vorgelegt hat?
Earl Warren: Ich kenne Jason persönlich gut und schätze ihn sehr. Das heißt nicht, das ich ihn kopieren würde. Wenn ein Autor keinen eigenen Stil entwickeln kann oder will, sollte er etwas anderes machen. Ich erkenne einen guten Roman grundsätzlich an, ganz egal von wem er kommt, da bin ich unparteiisch. Neidisch bin ich nicht. Ich habe sonst genug schlechte Eigenschaften.
Hexenhammer: Du gehörst ja, wie viele wissen, zum Generalstab des Dämonenkillers. Hat es mal Unstimmigkeiten unter euch Autoren gegeben?
Earl Warren: Einen Generalstab würde ich das beim DK nicht nennen. Es gab und gibt drei Hauptautoren. Vlcek/Wolf, Davenport und meine Wenigkeit. Streit hatten wir bis jetzt noch keinen, ich fange auch keinen an.
Hexenhammer: Stehst du mit Ernst Vlcek und Neal Davenport in Verbindung? Wenn ja, was hält euch zusammen?
Earl Warren: Ich stehe mit beiden in Verbindung. Zusammen hält uns der Dämonenkiller und der Beruf, den wir gemeinsam haben.
Hexenhammer: Hattest du schon immer vor Autor zu werden? Kam der Entschluss von dir oder hat dir jemand dazu geraten?
Earl Warren: Meine schriftstellerischen Fähigkeiten begann ich im zarten Alter von 7 Jahren zu entdecken, als ich schreiben und lesen lernte. Von meinem zwölften Lebensjahr an hatte ich den Wunsch, vom schreiben leben zu wollen. Daran hat sich bis heute nicht geändert. Meine anderen zahlreichen Berufe habe ich nie gern ausgeübt, was wohl der Hauptgrund für den häufigen Wechsel war. Falls man von einer Entdeckung sprechen kann, dann war das Jason Dark. Er hat mir auf jeden Fall sehr geholfen, und ich bin ihm schon aus diesem Grund in Freundschaft verbunden.
Hexenhammer: Frische Ideen in einen Roman zu bringen scheint mir ziemlich schwer. Hast du auch solche Probleme?
Earl Warren: 1. Wenn ich eine gute Idee habe, mache ich einen Roman daraus.
2. Wenn ich keine gute Idee habe, mache ich einen Roman daraus.
Irgendeine Idee habe ich immer.
Spaß beiseite. Wenn ich mich vor ein Blatt Papier setze und nachdenke, fällt mir etwas ein. Oder auch beim spazieren gehen oder sonst wann, wenn ich mich mit der Materie beschäftige. Ich kenne das nicht anders, seit ich denken kann und darauf geachtet habe. Manche Romane schreiben sich schwer, andere leicht. Aber sie schreiben sich jedenfalls bzw. ich kann sie schreiben.
Hexenhammer: Würdest du, wenn der Pabel-Verlag an dieh herantritt, für den Däki weiter schreiben?
Earl Warren: Man ist an mich herangetreten, ich habe mich bereiterklärt. Jetzt warte ich nur noch auf das Weiterschreiben. (P.S. Aber nicht, ohne etwas anderes zu tun. Claro.)
Hexenhammer: Welcher war dein erster Roman?
Earl Warren: Lassiter und die Weidepiraten. Bastei -Verlag. Western. 1973 erschienen. Ich habe ihn am 15.4.73 zu schreiben begonnen und acht oder zehn Tage später beendet.
Hexenhammer: Was hat dich zum Horror-Genre gezogen? Viele Autoren sind Anfang der 70 Jahre zu Gruselserien gewechselt, haben aber vorher etwas anderes geschrieben.
Earl Warren: Damals brauchte ich Aufträge. Horror war Neuland. Man brauchte Autoren. Außerdem habe ich auch eine Neigung dafür. Aber nur Horror möchte ich nicht schreiben. Sonst würde ich mich noch für Draculas Opa halten.
Hexenhammer: Irgendeine Meinung zum Fandom?
Earl Warren: Ich schätze das Fandom sehr, bin allerdings der Meinung, das da auch ein paar, wenige, Wichtigtuer umher springen. Mich stört das weiter nicht. Aber ich wundere mich. Ich habe schon als Kind schockweise Romane gelesen. Aber auf die Idee, einen Fanclub zu gründen oder einem beizutreten, bin ich nie gekommen. Die erste Aufgabe eines Autoren ist es, möglichst gute Romane zu schreiben. Was er mitzuteilen hat, kann er da hineinlegen. Dann kommt alles andere, soweit Zeit dafür ist.
Hexenhammer: Zum Beispiel auf ein Interview zu antworten? Ich hoffe nicht.
Earl Warren: Oh ja, die Hoffnung war völlig vergebens. Zumindest handelt es sich mal um vernünftige Fragen, die auch gerne und ausführlich beantwortet habe. Die üblichen 08/15 Interviews finde ich äußerst einfallslos. Größe, Augenfarbe, Alter,welches Buch ich gerade lese und welche Filme ich mag. Mir sagt das gar nichts.
Hexenhammer: Bei deiner langjährigen Tätigkeit als Autor sind dir bestimmt einige kuriose, witzige, seltsame Ding untergekommen. Kannst du dich noch an eine Begebenheit erinnern?
Earl Warren: Ich erinnere mich an harte und mühsame Arbeit, an viele Stunden vor der Schreibmaschine, in der ich trotz manchmal drückender privater Misshelligheiten eine Leistung erbringen musste. Ich erinnere mich an Nächte, die ich durch geschrieben habe, und viel schwarzen Kaffee. Mittlerweile hat sich das geändert. Ich stehe früh auf und trinke Tee. Nachmittags bin ich dann fertig, in jeder Beziehung.
1976 war ich am Bauen und brauchte Geld. Da wurde viel in Schwarzarbeit gemacht, und ich half tüchtig mit, schleppte Steine und Mörtel und so. Da stand ich Samstags um halb sieben Uhr auf, frühstückte und wühlte auf der Baustelle bis 18 Uhr. Dann gingen die anderen nach Hause. Ich duschte, aß zu Abend, stellte die Füße in eine Waschschüssel mit kaltem Wasser, weil mir die Augen zuklappten, füllte Kaffee ein und schrieb noch zehn oder fünfzehn Seiten. Das war recht lustig.
Damal ging es um den Indien-Zyklus beim DK. Da kamen Namen drin vor wie Padmasambhawa Boddhisattwa. Ich mit meiner Todmüdigkeit schrieb mal Padmasambamba oder Padmasabattwa und sonst was. In einem Manuskript brachte ich es auf ein halbes Dutzend verschiedener Schreibweisen, bis sich ein völlig entnervter Bearbeiter beschwerte und ich meine Arbeit auf dem Bau einschränkte. Ich möchte bemerken, das mir solche Fehler normalerweise nie unterlaufen. Aber der Padmasambhawa ist mir noch heute nicht geheuer. Ich habe den Namen jetzt aus dem Gedächtnis geschrieben, und würde mich nicht wundern, wenn der Hund etwas anders hieße.
Zum Lebenslauf möchte ich noch bemerken, das ich geschieden bin und ein Kind habe. Falls sich einer für das finanzielle Ergebnis meiner vielen Romane interessiert, kann ich dazu sagen: reich bin ich bisher noch nicht geworden. Ich wünsche euch weiterhin gute Unterhaltung beim Lesen meiner Romane. Mit gruseligen Grüßen Earl Warren.
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Herzlichst
Walter