Viel Spreu und wenig Weizen Die HÖRMICH 2015 - Ein Eventbericht
Viel Spreu und wenig Weizen
Die HÖRMICH 2015 - Ein Eventbericht
Dafür interessieren sich hauptsächlich Hörer von damals. Vierzig- bis Fünfzigjährige Hörspielhörer, die auf diese Weise noch einmal dieses Hörerlebnis der Vergangenheit haben wollen.
Unter den Gästen waren aber auch viele jüngere Hörer. Die Hauptattraktion dieser Veranstaltung war das Kaufen und Verkaufen. Das Handeln und Feilschen. Nebenprodukt waren die Programmpunkte. Nebeneffekt waren die netten Gespräche unter Hörspielliebhabern. Mir blieb dafür kaum Gelegenheit, da ich selbst verkauft habe. Ich traf aber einige bekannte Gesichter. Nicht zuletzt Bekannte aus vergangenen Tagen, Leute die sich schon auf der seeligen HÖRSPIEL (2008-2010) tummelten. Das waren wenigstens teilweise noch richtige Events, auf denen sich auch namhafte Repräsentanten des Mediums tummelten. Damals traf man Heikedine Körting, H.G. Franciskowsky, Oliver Rohrbeck, Patrick Bach und und und. Das darf man bei der HÖRMICH, deren Plakate weit verbreitet in Hannover aushangen, nicht mehr erwarten. Und doch gab es diesmal ein Highlight. Douglas Welbat war gemeinsam mit seiner Frau Katja vor Ort. Die beiden Schöpfer der legändären Hörspielserien Larry Brent und Macabros bei EUROPA. Sie gaben dort auch ein kleines Interview. Bekannte Sprecher sonst: eher Fehlanzeige. Allerdings war Martin Sabel mit vor dabei, aber der gilt eher schon als Fan und misscht sich wie ein eben solcher unters Volk.
Bei den vielen Hörspielproduktionen, die es heutzutage gibt, ist es oft nicht leicht die sogenannte Spreu vom Weizen zu trennen. Dabei muss man sich nur in den Verkaufscharts umsehen oder in den Regalen der Fachmärkte und der alte Bibelspruch gewinnt wieder seine Bedeutung. Dort steht all das was einen Namen hat: John Sinclair, Die drei ???, Hui Buh, Teufelskicker und anderes. All diese Label gaben sich nicht als Austeller die Ehre. Auch wenn diesmal bedeutend mehr Aussteller zugegen waren als noch 2014. Es war dennoch nur der Spreu. Produkte und Label von denen man selten bis nie etwas gehört hat. Das wäre auch nicht falsch, wenn die Produkte wenigstens zum Teil ansprechend wären. Doch kaum ein Aussteller konnte mich hier auch nur ansatzweise begeistern. Manchmal gibt ja die sogenannten Perlen, die Produkte die keine Lobby haben und wenig Geldmittel, die aber wenigstens gute Geschichten anbieten.
Einige Bekannte gab es aber doch. PIDAX Film war die wohl größte Hausnummer unter den Ausstellern. Der geschätzte Medienpartner des Zauberspiegels vertreibt ja nicht nur alte Filmschinken, sondern auch Hörspielklassiker aus dem Radio. Ich freute mich über den Stand-Nachbarn und stellte mich gleichwohl als deren Rezensent vor. Bekannt dürften auch noch die Label Dreamland und Ohrenkneifer sein. Alles andere lief dann schon unter ferner liefen. Ich glaube auch kaum dass die Laufkundschaft des Events mit der Vielzahl an unbekannten Produkten etwas anfangen konnte.
Flohmarkt, Flohmarkt und nochmals Flohmarkt. Mein Stand war in den ersten beiden Stunden gut besucht, dann flaute der Besucherstrom ab. Die Programmpunkte in der Eingangslobby fingen viele Besucher ab und sie drangen gar nicht in die hinteren Räume der umfunktionierten Kindertagesstätte vor, wo ich mich mit PIDAX und Co. befand. Dabei waren die Programmpunkte alles andere als interessant. Den Abschluss bildete ein Casting namens "Voice of Hannover" indem Nachwuchssprecher gesucht wurden. Nach dem Abbild von Castingsshows im Fernsehen wurde hier eine langweilige Show geboten. Man suchte, so der Moderator eine neue Stimme für Hörspiele. Dem Sieger winkt eine Rolle. Die Jury durfte Punkte vergeben auf einer Skala von "scheiße bis Christian Brückner", so der Moderator.
Fazit: Von den netten Menschen und netten Gesprächen abgesehen hatte die HÖRMICH nicht viel zu bieten. Nicht für einen alten Haudegen wie mich jedenfalls. Aber es ist auch schwer mich da zufrieden zu stellen. Die große Zeit des Hörspiels ist eben lange vorbei und was es an Neuen gibt vermag nicht wirklich zu begeistern. Nicht so wie vor 10 Jahren oder mehr. Ich finde es aber gut, dass es diese Veranstaltung gibt. Dazu in Hannover, was sehr nahe für mich liegt. In 30 Minuten war ich vor Ort. Das darf gerne weiter gehen, denn ausbaufähig ist das Ganze.
An der Lokalität könnte man arbeiten. Die alten Räume sind Geschmackssache. Etwas verwinkelt das Ganze. Aber zum familiären Flair trägt es bei. Die hinteren Räume waren etwas umfunktioniert und dienten wohl unter der Woche als KITA, Jedenfalls sah es dort so aus.
Der Termin für die nächte HÖRMICH in Hannover-Linden steht jedenfalls schon wieder: Es ist er 28.05.2016.
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