Das liebenswerte Nordlicht - »Heinz Reincke – Schauspieler 1925-2011«
Das liebenswerte Nordlicht
»Heinz Reincke – Schauspieler 1925-2011«
1925 wurde das blond gelockte Nordlicht in Kiel geboren und entdeckte schon früh seine Liebe zum Schauspiel und der Theaterbühne. Seine ersten Statistenrollen übernahm er noch als Teenager an den Kieler Bühnen. Der Zweite Weltkrieg bremste die Karriereambitionen Reinckes ein wenig aus, doch auch an der Front und in der anschließenden Kriegsgefangenschaft konnte er es nicht lassen, mit seinen Interpretationen klassischer und aktueller Stücke auf Publikumsfang zu gehen. Nach einem ersten Engagement am Renaissance-Theater Schleswig gelangte Reincke über das Württembergische Staatstheater in Stuttgart schließlich ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, weil dessen damaliger Intendant Gustaf Gründgens in ihm einen der hoffnungsvollsten Nachwuchsschauspieler seiner Generation sah.
Fast zehn Jahre blieb Heinz Reincke der renommierten Bühne und seinem legendären Intendanten verbunden. Schon sein erster Auftritt unter Gründgens war die Hauptrolle in einer Uraufführung, nämlich des Stückes „Das kalte Licht“ von Carl Zuckmayer. Reincke wusste auf der Stelle zu begeistern, wurde mit Lobeshymnen von Kritikern bedacht und vom Publikum von Anfang an ins Herz geschlossen. Weitere wichtige Rollen folgten, beispielsweise 1956 die Titelrolle in „Thomas Chatterton“ oder 1958 in „Dantons Tod“ nach Georg Büchner. Durch seine Heirat mit der österreichischen Kollegin Erni Mangold verlagerte sich Reinckes Lebensmittelpunkt in den 1960er Jahren zusehends in südlichere Gefilde. 1968 erreichte ihn schließlich das Angebot, am Wiener Burgtheater ins Ensemble aufgenommen zu werden. Siebzehn Jahre blieb er dem wichtigsten österreichischen Theater verbunden, überzeugte in Stücken wie „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ an der Seite Attila Hörbigers oder als Big Daddy in „Die Katze auf dem heißen Blechdach“. 1970 nahm Heinz Reincke die österreichische Staatsbürgerschaft an, blieb tief im Herzen aber immer seiner Kieler Heimat verbunden.
Parallel zu seiner Bühnenkarriere war Reincke auch schon in jungen Jahren in allen anderen Medien ein gefragter Künstler. Filmauftritte absolvierte er in Klassikern wie „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ oder „Nasser Asphalt“, aber auch in Publikumserfolgen wie „Heintje – Mein bester Freund“ oder „Die Brücke von Remagen“. Fernsehzuschauern dürfte er insbesondere durch seine Verkörperung des Dorfpastors Eckholm im Dauerbrenner „Der Landarzt“ vertraut sein, eine Rolle, die er in weit über 200 Folgen über 20 Jahre lang spielte. Es ist etwas schade, dass die von Karin Jaekel-Neumann herausgegebene Veröffentlichung diese Teile von Reinckes Karriere nur schlaglichtartig beleuchtet. Es versteht sich von selbst, dass der Band des Theater-Museums Kiel auf die Bühnenauftritte des Mimen fokussiert, zumindest ein umfassendes Werkverzeichnis aller Arbeiten Reinckes hätte man sich aber doch noch gewünscht.
Zumindest die Theaterkarriere Reinckes ist auf interessante Weise (wenngleich auch nicht vollständig) abgebildet, vereint etliche hochwertige Bühnenfotos mit Auszügen aus zeitgenössischen Kritiken, die diese vergängliche Kunstform auf bestmögliche Art wieder erfahrbar macht. Besonders gelungen an dem 120seitigen Buch sind auch die zahlreichen Originalzitate Heinz Reinckes, die dieser für eine geplante Autobiografie niedergeschrieben hatte, die aber bis heute unveröffentlicht blieb.
„Heinz Reincke – Schauspieler 1925-2011: