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Ritter, Gaukler, Speis und Trank - Kaiserfest 2016 in Fritzlar

Kaiserfest in FritzlarRitter, Gaukler, Speis und Trank
Kaiserfest 2016 in Fritzlar

Fritzlar ist eine nordhessische Kleinstadt, der man ihre Bedeutung heute kaum noch anmerkt. Sie ist einfach das, was eine nordhessische Kleinstadt eben so auszeichnet: eine nette kleine Stadt mit ziemlich geschlossener Bebauung der Innenstadtbereiche mit vielen schönen Fachwerkhäusern, kleinen Läden, Gastronomie, möglichst einer historischen Stadtmauer. Erst wenn man sich mit der Geschichte der Stadt etwas genauer beschäftigt – ein kurzer Blick in Wikipedia reicht schon – stellt man fest, dass Fritzlar viel mehr ist, oder besser war.


Cover des Flyer von 2016Angefangen von dem angenommenen Standort der Donarseiche, über den bereits um 732 geweihten Bau einer Kirche und eines Klosters, betreut durch Abt Wigbert, einen Gefährten des Bonifatius, und eine mittelalterliche Königspfalz noch aus der Zeit Karl des Großen, bis hin zu unzähligen Reichstagen, Fürstentagen, Friedensverhandlungen, Kirchensynoden war Fritzlar durch das ganze Mittelalter eine bedeutsame Stätte des Deutschen Reiches und ein Schauplatz der Reichspolitik.

So war die Stadt nach einer kirchlichen Gründung zu einem Ort mit Kaiserpfalz geworden, dann ein Bistum unter Mainzischer Oberherrschaft. Fritzlar erwies sich für Mainz als wesentlicher Machtfaktor, nicht zuletzt als wichtiges Standbein in einem ansonsten hessischen Nordhessen. So war das Bistum Fritzlar gemeinsam mit dem östlich gelegenen Eichsfeld der nördlichste Kurmainzische Besitz.

Diese Bedeutung schwand mit der Übernahme Fritzlars in den Besitz der hessischen Landgrafen, nachdem es den Mainzer Erzbischöfen im 15. Jahrhundert nicht gelungen war, sich militärisch gegen Ludwig I. von Hessen durchzusetzen.

Dass es der Stadt gelungen ist, trotz immer wieder vorkommender Belagerung, Zerstörung und Schleifung der Mauern so einen harmonischen und charmanten Charakter zu bewahren, ist bemerkenswert.

Dieser mittelalterlichen Bedeutung ist damit nicht nur die Bebauung der Stadt zu verdanken, sondern auch das Kaiserfest 2016, das Fritzlar ausrichtet. Seit 2008 findet das Fest regelmäßig (alle zwei Jahre) statt.

Plakat von 2008Es ist nicht uninteressant sich anhand des Plakats von 2008 die Entwicklung klar zu machen, die das Fest seit 2008 genommen hat. Sowohl Programm als auch beteiligte Händler und Lagergruppen zeigen die Veränderungen. Inzwischen sind es über 80 Stände und Anbieter („Händler, Handwerker und Gastronomen“) und vier Lagergruppen.

Die Anbieter umfassten zum Beispiel eine „Drachenjagd“ – Bogenschießen für Kinder mit „Kinderbögen“, eine kostenlose „Haarflechterey“, das Malen von Motiven mit Henna oder Galltinte auf der Haut, Stockbrot, Wildschweinbratwürste, Met, Whisky und Bier, rosa Holzspielschwerter für Mädchen oder Erdäpfelspalten.

Nicht alles ist mittelalterlich, wie zum Beispiel die Anbieter „Goldlocken“ selbst sagen, und nicht historisch korrekt (in dem Fall die Kartoffelspalten) sind, aber das ist auch in so einem Kontext meiner Ansicht nach auch kaum umsetzbar. Etwas anderes ist es bei einem „echten“ Reenactment, bei dem andere Ansprüche an die Authentizität gestellt werden dürfen. Nicht zuletzt weil auch die gewandeten Besucher (uns eingeschlossen) nicht durchweg authentisch gekleidet waren – zwar war Horsts Kleidung von mir selbst, aber nicht handgenäht, von den Zierbändern ganz zu schweigen.

Dennoch haben sich die Veranstalter des Kaiserfestes Mühe gegeben, nur solche Anbieter auszuwählen, denen eine mehr oder weniger hohe Nähe anzumerken ist. Man hatte neun (9!) Veranstaltungsflächen für Auftritte von Musikergruppen (z.B. den Rottenfängern oder Nashoch Himilsanc mit seiner Gauklermusik), ließ Handwerk darstellen lassen und bot vier Plätze für Lagergruppen, darunter die Vergessenen Welten, eine Fritzlarer Gruppe. Wie wir finden, ist es eine gelungene Veranstaltung geworden.

Deutlich weniger gelungen war die Ausschilderung der Anfahrt zu den Parkplätzen, die wir dann auch prompt übersehen haben, denn es waren soweit wir zählten insgesamt nur zwei kleine Schilder, die auf den Parkplatz hinwiesen. Wir haben uns selbst einen Platz gesucht, wie die meisten vermutlich.

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