Heiße Luft in List - Die HörMich 2018 im Zeichen von Star Wars
Heiße Luft in List
Die HörMich 2018 im Zeichen von Star Wars
Auf diese gehe ich später ein. Zunächst gilt es das Kulturzentrum Pavillon zu loben als gut gewählte Location, die einen kleines Deja Vu in mir auslöste. Vor zehn Jahren besuchte ich zum allerersten Mal eine Messe für Hörspiele. Das dies mehr ein Fantreffen und eine Präsentationsfläche für kleinere Label war, ist unnötig heute noch zu erwähnen. Und dennoch hat sich diese sogenannte Messe, die damals in Hamburgs „Hühnerposten“ am Hauptbahnhof stattfand ein Stück weiterentwickelt. 2009 folgte eine Neuauflage dieser Veranstaltung, während man 2010 schon wieder die Abschiedsvorstellung gab. Der Nachfolger „Hörspielarena“ konnte 2012 und 2013 nicht an die Erfolge der einstigen Hamburger Idee anknüpfen. Mit der Hörspielarena wollte man durch Deutschland ziehen und das Ganze in jährlich einer anderen Großstadt stattfinden lassen.
2013 entstand dann ein organisierter Hörspiel-Flohmarkt in Hannover-Linden. Schnell HörMich genannt, steigerte sich das Event von Jahr zu Jahr. Schon bald begrüßte das Orga-Team um Achim Hühnerberg auch in Hannover Stars der Szene. Bekannte Sprecher und Macher wie z.B. Heikedine Körting (2017) oder André Minninger (2016), Thommy Pieper (2017), Douglas Welbat (2015). Kein vergleich mit dem von Stars umsäumten Veranstaltungen von 2008 und 2009 in Hamburg. Aber immerhin. Denn Hannover ist schließlich nicht Hamburg, wo sich viele Sprecher berufsbedingt tummeln und Hannover war nie das Mekka für Hörspiele. Für einen Tag im Mai bzw. Juni ist es das aber einmal im Jahr seit einigen Jahren.
An diesem 30. Juni nun spielte zwar Argentinien gegen Frankreich, aber die HörMich 2018 war vielen wichtiger als die WM. Wirklich vielen? Mir erschien die Veranstaltung weniger frequentiert als noch vor einem Jahr. Das mag aber täuschen. Der neue Veranstaltungsort in der Nähe des größten niedersächsischen Personenbahnhofs war allein von der Lage eher anlockender als die entlegene Lindener Fabrikhülle. Doch die Zahlen weiß der Veranstalter.
Der Pavillon bestand aus einem Foyer und einem Nebengang mit weiteren Räumen inklusive einem Bühnensaal. Alles war auf einer Ebene untergebracht und somit barrierefrei und übersichtlich. Und dennoch lief man sich eher selten über den Weg. Das lag an einer klaren Trennung zwischen dem Second-Hand-Bereich und den Label-Ausstellern. Zwar befanden sich im Foyer auch Ohrenkneifer und die Produzenten von „Die weiße Lilie“ mit einem kleinen Stand, doch diese gingen eher unter zwischen den rieseigen Ständen der Kassetten-Verkäufer. Diese boten viele alte EUROPA-Kassetten an – auch Platten und gelegentlich andere Klassiker. Der Nebengang bot einen Raum mit vielen Label-Ausstellern: Dreamland, Saphir-Tonart, Zaubermond u.a. Hier hielten sich eindeutig die meisten Besucher auf. Und somit wurde das Publikum für meinen Geschmack getrennt und man traf den einen oder anderen Besucher nicht, den man gern hätte treffen wollen, wenn man sich zum Beispiel vorwiegend nur in einem Bereich aufhielt. Auch die Bühne war gut besucht. Wie immer blieb ich den Bühnen-Veranstaltungen fern. Ein Hörspiel findet für mich eben in den Ohren und im Kopf statt und nicht auf einer Bühne. Aber das ist meine ganz persönliche Ansicht.
Das eingangs erwähnte Deja Vu kam deswegen zustande, weil mich die Räumlichkeit stark an die Hamburger Hörspielmesse 2008 und 2009 erinnerte. Der Hühnerposten war innen ähnlich räumlich aufgeteilt. Doch es gab keine Second-Hand-Händler. Gerade die sind es aber die eben die Hannoveraner Hörspielmesse von Anfang an prägten. Erst Jahre später kamen mehr und mehr Labels dazu. Nun dominieren sie das Geschehen.
Wo der Hörspielsektor hintrabt war auf dieser Veranstaltung ein wenig abzusehen. Die Preise für Kassetten und Langspielplatten aus früheren Jahren fallen ins Bodenlose. Kaum jemand zeigte Interesse an Serien wie Hui Bui und Hanni und Nanni auf Kassette oder LP: Möglicherweise waren auch nicht die rechten Leute vor Ort. Dennoch – man musste die Preise weit unten ansetzen. Und selbst dann wurde der Abverkauf schwierig für manchen Händler. Dabei erleben ja gerade Vinyl-Platten ein Revival. „Die drei ???“ werden aktuell auch wieder auf LP produziert. Für alte Platten verlangt man 25 -30 Euro. Wenig im Vergleich zu den Preisen vor 20 Jahren. Das Doppelte war üblich. Und selbst Larry Brent-Kassetten aus den 80er Jahren erfuhren 1997 noch Preise von bis zu 60 DM pro Stück. Inzwischen ist man 4 Euro angelangt. Und selbst da greift kaum einer zu. Gefragter hingegen scheinen CD´s. Auch solche von eben genannten Serien. Auch wenn die dann längst nicht mehr das Original sind.
Ein mir nahestehender Produzent lies aber auch verlautbaren, dass die CD-Abverkäufe einbrechen und der Streaming-Markt immer attraktiver wird. Das bestätigte auch Heikedine Körting kürzlich in einem Interview. Man muss aber klar trennen. Es gibt Serien und Reihen, die mancher gern auf Tonträger hätte und dann gibt es eben die Jenigen, die nicht nur sammeln wollen, sondern vorwiegend hören.
Ein weiterer Umstand machte die HörMich etwas anders. Sie stand im Zeichen von Star Wars. Ein ganzer Raum gehörte den Fans dieser Spielzeug-Weltraum-Welt. Die Anhänger kamen im Kostüm ihres Lieblingscharakters zur HörMich und so mancher geriet dabei unter der Glutsonne Hannovers zusätzlich ins Schwitzen. Einer der fleißig Autogramme schrieb und besonders umlagert wurde war der Schauspieler Hans-Georg Panczak. Er synchronisierte Mark Hamil aka Luke Skywalker in den Star Wars-Filmen. Aber für mich war er aus ganz anderen Gründen interessant. Als Schauspieler hat er im TV soviel gemacht, dass ich unbedingt ein interview mit ihm wollte. Er spielte mit Siegfried Lowitz, Hansjörg Felmy u.a. Er sagte sofort zu.
Auch die Fraktion der Jan Tenner-Hörspielfans wurde gut bedient. Sein Sprecher Lutz Riedel war vor Ort. Entsprechend viele Jan Tenner-Interessierte waren vor Ort.
Das Kulinarische war diesmal weniger gut abgedeckt. Gab es in Linden in den letzten Jahren noch immer eine Snack-Möglichkeit mit Pizzen, Bratwürsten und mehr, so bot der Pavillion nur ein eingeschlossenes Ala Card-Restaurant mit an.
Der Abschluss wurde gekrönt von einem John Sinclair Event auf der Bühne. Da ich aber Hörspiele wie weiter oben erwähnt, eher anders genieße, zog ich mich zurück. Mit einem kleinen Geschenk im Gepäck – siehe Foto. Selbst gebastelt von einem Mit-Organisator der HörMich.
Ich mag dieses kleine Event im Jahr und werde soweit es geht, immer wieder dabei sein. Vom Begriff Messe scheint man indes abzurücken und wirbt mit dem Wort Hörspiel-Convention.
Das trifft es in der Tat sehr gut.
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