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Harry Potter Verkaufsstart (Thalia Buchhandlung, Kassel)

FotoEin Buch sorgt für Alarm...
Der Erstverkauf von "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes"

Freitag, den 26. Oktober 2007, kurz nach 22:00 Uhr in der Königstraße. Die ersten Menschen stehen vor der neu eröffneten Thalia-Filiale in der Königstraße der Nordhessenmetropole Kassel.  Ein eigentümliches Bild, gilt Lesen als Tätigkeit zur Entspannung doch als obsolet und als Pflicht doch als lästige Aufgabe. Hörbücher oder Filme (im TV, Kino oder DVD) dominieren die Medienlandschaft.


FotoNur im Frühjahr (wegen der Messe in Leipzig) und im Herbst (wegen der in Frankfurt/M.) bekommt das Buch noch Aufmerksamkeit und wird in Sonntagsreden von Politikern gepriesen (die teilweise dann auch Propaganda in eigener Sache machen, weil sie ihre 'Weisheiten' zwischen zwei Buchdeckel gegossen haben).

FotoAber halt: Da ist ja die Schöpfung Joanne K. Rowlings, jener englische Zauberschüler und Student in Hogwarts mit dem Namen Harry Potter, der der Lesemüdigkeit in Deutschland (und aller Welt) ein Schnippchen schlägt. Und der Verkaufsstart der deutschen Ausgabe des 7. und letzten Bandes stand an. Bettina Meister hat hierzu auch unseren neuen Leitartikel verfaßt.

In mehreren Kasseler Buchhandlungen fanden Mitternachtsverkäufe statt. Wir hatten uns aber für die Thalia in der Königstraße entschieden.

FotoHarry Potter bzw. seiner Schöpferin haben wir es zu verdanken, dass in manchen Kinderzimmern wenigstens ein paar Bücher stehen, die die Kids verschlungen haben, auf dessen Fortsetzung sie begierig gewartet haben. – Für uns ‚Alte’ durchaus ein vertrautes Gefühl. Aber das war auch zu der Zeit, als Videorekorder und DVD-Player noch Science Fiction waren und das Fernsehen noch aus drei Programmen bestand und einen Sendeschluss hatte.

FotoGegen 22:15 Uhr dann beginnt sich hinter der Glasfront der Buchhandlung etwas zu regen. Das Buffet bestehend aus Doughnuts, Geleebohnen und Zaubertränken wird aufgebaut. Dann wird sich das Personal in Schwarze Umhänge hüllen und Hüte aufsetzen, die dem Lehrkörper von Hogwarts zu Ehre gereicht hätte.

Auch vor der Tür kommen mehr und mehr Menschen zusammen. Harry Potter ruft und die Menschen treiben sich zu nachtschlafender Stunde in der Fußgängerzone herum. Kinder, die sonst längst im Bett liegen würden, sind so voll Adrenalin, dass sie keine Müdigkeit zeigen. Die Leute warten geduldig, bis Punkt 22:30 Uhr der Leiter der Filiale selbst die Türen öffnete. Die späten Besucher werden herzlich willkommen geheißen. Wunderkerzen, kleine Feuerwerke und bengalische Lichter sorgen für magische Stimmung. Gut gelaunte Buchhändlerinnen verströmen eine einladende Stimmung.

FotoDann kann, darf und soll die späte Kundschaft im Laden herumstöbern. Das Buffet wird eröffnet und so stöbern die Leute in den Regalen, essen Doughnuts, trinken farbige Tränke, die Nebel verströmen. Die Mitarbeiter der Filiale erwiesen sich als kundig – und das nicht nur in Sachen Harry Potter. So vertreibt man sich die Zeit.

FotoZur Zerstreuung des mittlerweile wohl hundertköpfigen Publikums veranstalten Schüler der Elisabeth-Knipping-Schule eine Zaubershow, wo mittels der Chemie Tränke die Farbe wechseln oder Bier aus Wasser entsteht.

Mit einem Experiment zieht man gar auf die Straße, weil nicht klar war, ob das Feuer und der Rauch vielleicht die Sprinkleranlage im Laden auslösen würde. Es wird gescherzt, dass ein solcher Fall dieser Filiale überregionale Aufmerksamkeit sichern würde, wenn auch nur in der Spalte mit den kuriosen Meldungen. Dort, wo man sonst nur depperte Diebe, die ihren Ausweis vergessen oder am Tatort einschlafen, finden kann.

FotoImmerhin bleiben die Versuche der Schüler vom aus dem Unterricht sattsam bekannten Vorführeffekt verschont, was jedem sagt, dass die Experimente klappen.

Der verdiente Applaus des Publikums verhallt.

Noch eine knappe Stunde und es sollte die Geisterstunde kommen. Dann können die Potter-Fans, die die englische Ausgabe Ende Juli verpasst hatten, endlich das Objekt der Begierde erwerben und endlich auch erfahren, was aus Harry, Snape und alle anderen Figuren wird. Auch sie werden erfahren wer stirbt, wer überlebt.

FotoKein Thema war die Enthüllung der Autorin, dass Dumbledore homosexuell ist oder die Reaktionen darauf.

Es wird getrunken, gegessen und geplaudert. Auf die Frage, was dieser oder jene an Harry Potter denn so toll findet, bekommt man eine Vielzahl von Antworten.

FotoEs sei spannend, die Welt Harry Potters funktioniere bis ins Detail, Joanne K. Rowling schaffe es, ihre Leser in den Bann zu schlagen und in atemloser Spannung verharren zu lassen. Man wolle wissen wie es ausginge. Eine Dame erklärt mir, sie lese Potter gar nicht. Mein fragender Blick ließ sie fortfahren. Sie mache Beute für ihre Kinder, die zu Hause sitzen und auf ihre Rückkehr warten.

Gegen 23:45 Uhr beginnen sich nach und nach Schlangen vor den Kassen formieren. Hinter den Tresen liegen sie, die Bücher.

FotoDer letzte Harry Potter in Deutsch.

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes.

Um 23:56 Uhr wird gemahnt, man solle sich nun wirklich anstellen, denn es ginge dann ja nun in vier Minuten los.

Um Punkt null Uhr gehen dann die ersten Bücher über den Ladentisch. Etwa 100 Exemplare verkaufte allein diese Filiale in etwa einer Viertelstunde. Dann war der Spuk vorbei.

Wir plauderten noch mit einem oder zwei der Buchkäufer vor der Tür. Dann schließt die Filiale. Wir bedanken uns für die freundliche Aufnahme.

Feierabend.

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