Von Vampiren, dramaturgischen Gründen und auch ein klein wenig zu Zwergen
Von Vampiren, dramaturgischen Gründen und auch ein klein wenig von Zwergen
Lesung und Interview mit Markus Heitz
Um kurz nach halb acht ist es dann endlich so weit: Der Autor betritt den Saal und schlendert gelassen und gut gelaunt zum Rednerpult. Er ist ganz in Schwarz gekleidet, sein Stil jedoch sehr leger und locker. Obwohl er nicht im Ansatz so düster wirkt, wie dies auf einigen der Fotos, die die Innenseiten mancher seiner Bücher zieren, wirkt, (ich meine damit insbesondere das Foto in Die Mächte des Feuers), ist er eine imposante Erscheinung. Er strahlt Ruhe und Gelassenheit aus, wirkt äußerst sympathisch und ist zu meinem Erstaunen deutlich größer, als ich vermutet habe.
Nach einer kurzen Vorstellung des Autors geht es dann auch gleich schon los. Und eines soll gesagt sein: Eine Lesung von Markus Heitz ist ein Ereignis, das man unbedingt mal mitgemacht haben sollte.
Heitz ist ein toller Entertainer. Immer wieder spricht er sein Publikum direkt an, interagiert mit ihm. Eine witzige Bemerkung folgt der nächsten, und spätestens als er eine Begründung dafür gibt, warum er das von der Bibliothek bereitgestellte Mineralwasser verschmäht und lieber zu normalem Leitungswasser greift – tja, ohne Kohlensäure liest's sich halt leichter - , hat er die Zuhörer für sich gewonnen.
Insgesamt fünf Passagen aus Die Kinder des Judas gibt er zum Besten. Spannende und interessante Stellen sind es, gewählt, um als eine Art Trailer zu funktionieren, die Appetit auf mehr machen sollen, wie er unumwunden zugibt. Allzu viel verraten will er nicht. Die Folge: An den spannendsten Stellen bricht er immer ab und grinsend, seine Augen vor (diebischem) Vergnügen funkelnd, verkündet er dann: „...[wie es weitergeht,] kann ich aus dramaturgischen Gründen an dieser Stelle nicht weiter erörtern.“ Gemein für alle die, die das Buch noch nicht gelesen haben, doch böse ist ihm keiner. Im Gegenteil, alle amüsieren sich prächtig und müssen jedes mal aufs neue lachen, wenn Heitz eine Passage mit entsprechendem Satz beendet. Spätestens nach dem dritten Teil hat man eh das Gefühl, dass das Publikum den Satz kollektiv mit dem Autor zusammen sprechen will, was diesen dann auch zu breitem Grinsen veranlasst.
Überhaupt, für gute Laune ist gesorgt. Wenn Heitz aus Rücksicht auf das teilweise doch sehr zarte Alter der Zuhörer reagiert und die ein oder andere Textpassage spielerisch überspringt oder nur verkürzt wiedergibt, löst das bei den Gästen ausgelassenen Heiterkeit aus. Kein Stocken, keine verlegenen Floskeln, nur gekonntes und witziges Umschiffen nicht ganz jugendfreier Textstellen. Keine Frage, genauso muss eine Lesung sein.
Im Anschluss haben die Zuhörer dann die Chance, Fragen zu stellen. Mit Ausnahme einer Frage, die Heitz eigentlich nie beantwortet, nämlich die nach zukünftigen Projekten, nimmt er zu allem Stellung, was die Gäste wissen wollen. Leicht und locker erzählt er, wie er zur Schreiberei gekommen ist, wie sein Leben momentan so aussieht, Hintergründe zur Entstehung von Die Kinder des Judas oder wie er an seine einzelnen Projekte herangeht und entsprechende Recherche betreibt. Auch zur geplanten Verfilmung von Die Zwerge nimmt er Stellung, kann dazu aber relativ wenig sagen, da ihm die Produktionsfirma noch keine neuen Auskünfte über den momentanen Stand der Dinge mitgeteilt hat. Er verspricht aber, seine Fans über den Blog auf seiner Homepage auf dem Laufenden zu halten.
Am Ende können sich die Zuschauer dann ihre Lieblingsbücher vom Meister signieren lassen, eine Aufgabe, die dieser bereitwillig und gut gelaunt in Angriff nimmt. Ob man nun ein, zwei oder viel mehr seiner Werke dabei hat, der Autor unterschreibt sie alle und ist immer noch zu Scherzen und Auskünften aufgelegt.
Der Höhepunkt des Abends für mich persönlich ist dann allerdings das Interview, das ich mit Heitz führen darf. Es gibt so viele Dinge, die man ihn fragen könnte, so dass es schwer gefallen ist, aus dem Wust der Fragen einige wenige auszuwählen. Doch schon die Zuschauerfragen nach der Lesung haben gezeigt, dass ich mit meiner Auswahl durchaus auf dem richtigen Weg gewesen bin. Markus Heitz hat eine Menge interessante Dinge zu erzählen gehabt, die ich keinesfalls vorenthalten möchte, deshalb folgt nun: das Interview .
Und das war es dann leider auch schon, der Abend ist viel zu kurz gewesen. Es hat viel Spaß gemacht, die Lesung zu besuchen und Markus Heitz live zu erleben. Wer hätte gedacht, dass er neben dem Talent, fesselnde Geschichten zu schreiben, auch noch die Fähigkeit innehat, ein toller Entertainer zu sein?
Bleibt zum Abschluss nur noch zu sagen, dass es eine echte Erleichterung gewesen ist zu erfahren, dass uns Markus Heitz als Autor für Fantasy und Dunkle Spannung noch mindestens bis 2010 erhalten bleibt. Oder sollte er gar noch bessere Krimis verfassen?
Wer weiß, vielleicht sind wir Anfang des nächsten Jahres schlauer...
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Dr. Karin Lauf-Immesberger von der Stadtbibliothek von Saarbrücken für ihre tatkräftige Unterstützung, Markus Heitz für ein tolles Interview und eine echt einzigartige Lesung, und bei einem gewissen Horst für wertvolle Tipps im Umgang mit Interviews und der Vorbereitung auf ein solches.