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Ein Amerikaner aus Bergisch Gladbach

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Jerry Cotton Ausstellung im Polizeipräsidium Köln
vom 24. November – 09. Dezember 2007

Der aus Bielefeld stammende Maler Wolfgang Loesche ist ein renommierter Künstler, der unter anderem zwischen 1996 und 2002 ein Atelier in New York unterhielt und seine Werke bereits international präsentierte.

Umso überraschender die Tatsache, dass er sich nun eines wirklich ungewöhnlichen Themas angenommen hat:


Jerry Cotton - dem G-Mann des FBI. Wir waren neugierig auf die Ergebnisse seiner Arbeiten und den Grund dafür gerade dieses Thema zu wählen.

In seiner Zeit in New York, erzählte Loesche, war er jenen Orten wieder begegnet, die er aus den Romanheften seiner Jugend bereits kannte. Wie so viele andere Heranwachsende seiner Zeit war auch er damals Jerry-Cotton-Leser gewesen. Die Abenteuer des bekanntesten FBI-Agenten Deutschlands war sogar Auslöser für seine Begeisterung für den Big Apple gewesen.

Nun hat er Jerry Cotton zum Thema einer Bilderserie gemacht, die in erster Linie der acht Filme mit George Nader und Heinz Weiss verpflichtet ist. Diese Bilder wissen zu überzeugen, arbeiten sie doch – wie Universalgenie Frank Schätzing betonte – den Mythos Jerry Cotton heraus.

FotoFotoDie Bilder sind im Übrigen auch zu erwerben, wir hätten uns gerne das eine oder andere für die heimische Wohnstatt mitgenommen, denn einige von ihnen gefielen uns sehr. Allerdings scheiterte es am nötigen Kleingeld. Es war auch noch offen, ob Bastei sich eines der Bilder sichern wird - der Verlagsleiter hatte jedenfalls bereits vorab die Ehre gehabt, sich die Bilder zu betrachten. Die Werke kosten um die 3.000,00 €. Ein Geschenk für den Fan, der schon alles hat. Übrigens ist die Ausstellung noch bis zum 9. Dezember geöffnet.

FotoAm Abend der Eröffnung im Foyer des Kölner Polizeipräsidiums im Stadtteil Kalk zogen der Maler und seine Werke mehrere Dutzend Zuschauer an. Leider fehlte ein wenig der würdevolle Rahmen. Manches wirkte improvisiert, es fehlte der Moderator, der durch die Eröffnung führte, auch wurde versäumt, den Künstler selbst vor versammelter Gästeschaft zu Wort kommen zu lassen. Immerhin war der Bastei Verlag vor Ort, verschenkte Romanhefte an Interessierte und Altfans, die Erinnerungen wachgerufen fühlten. Bastei hatte auch für einen Ausstellungskatalog (für 5,00 € zu erweben) im Stil eines Romanheftes gesorgt. Darin sind neben Textbeiträgen von Dr. Marzin, Dr. Euler-Schmidt und einer Kurzvorstellung des Autors auch die Abbildungen der Bilder enthalten.

FotoBastei hatte sogar das berühmte "von Kugeln durchsiebte" und mit der legendären Waffe bestückte Jerry-Cotton-Sofa verliehen. Normalerweise ziert das Einzelstück einen Gang im Verlagshaus in Bergisch-Gladbach.

Zunächst führte uns ein Vertreter des Kunstvereins am Waldmarkt (das ist ein Verein innerhalb der Kölner Polizei, der es sich zum Ziel gesetzt hat durch Kulturveranstaltungen eine stärkere Beziehung zwischen Polizei und den Bürgern zu schaffen) kurz ein, um dann zur Eröffnung an den Kölner Polizeipräsidenten Klaus Steffenhagen zu übergeben. Dieser erläuterte dann, mit welch großem Vergnügen er die „Schundromane“ damals mit der Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen hatte um sie dann im Kopfkissenbezug für den nächsten Abend zu verstecken. Zudem wies er auf den Mittelpunkt der Ausstellung hin: Der Jaguar-Fanclub hatte einen roten Jaguar E-Type zur Verfügung gestellt. So einen, meinte er, würde er auch gern fahren. Dr. Marzin vom Bastei Verlag scherzte derweil, er verzichte nun schon zwei Tage auf sein Dienstfahrzeug.

FotoDer Hausherr übergab das Wort dann an den stellvertretenden Direktor des Kölner Stadtmuseums, Dr. Michael Euler-Schmidt. Auch er bekannte sich dazu, früher heimlicher Jerry-Cotton-Leser gewesen zu sein, ebenfalls - unvermeidlich - mit Taschenlampe und Bettdecke.

Wolfgang Loesche, erklärte Dr. Euler-Schmidt, sei ein „konkreter Expressionist“ und erläuterte, wofür Wolfgang Loesche in der Kunst steht und was er leistet. FotoEr erwähnte auch George Nader, der amerikanische Schauspieler, der für Loesche das "Gesicht" Jerry Cottons war.

Loesche selbst erklärte uns in einem Seitengespräch während der Vernissage, dass George Nader ob seiner offen eingestandenen Homosexualität im Hollywood der 50er-Jahre diskriminiert worden war. Daher wollte er diese Bilder nicht nur dem bekanntesten FBI-Mann widmen, sondern auch dem Schauspieler.

Dann trat der letzte Laudator ans Mikrophon im großzügigen Forum des Polizeipräsidiums. Die meisten verbinden seinen Namen mit einem Wort: „Schwarm“. In Köln ist er aber viel mehr: Frank Schätzing ist ein Local Hero, Verfasser von historischen Krimis mit Handlungsort Köln, inzwischen schon weltbekannter Autor, der - ganz Universalgenie - sogar in einer Queen-Coverband singt. Am 29. November hat der geneigte Hörer die Gelegenheit festzustellen, ob Frank Schätzing Freddy Mercury gerecht wird.

FotoAls Redner brachte uns der Bestsellerautor Künstler und Objekt näher. In unterhaltsamer, informativer und erfrischender Art beleuchtete er das Klischee um Cotton und die Umsetzung Wolfgang Loesches. Er setzte den Romanhelden in den Zusammenhang der Zeit seiner Schöpfung und der damaligen Nachkriegsgesellschaft. Dies würde nicht zuletzt durch die eigenartige Einstellung des Jerry-Cotton-Universums zum Thema Sex deutlich. Anders als sein britischer Kollege nämlich war es dem "Mann mit dem eregierten Colt" nie erlaubt, seine zahlreichen weiblichen Begegnungen tatsächlich auf den gedruckten Seiten zu "beglücken", es blieb immer bei Andeutungen.

Schätzing bekannte übrigens, in seiner Jugend kein Cotton-Fan gewesen zu sein, sondern Fantasy und zum Thema passend Perry Rhodan vorzuziehen. Aber in Vorbereitung dieser Laudatio hatte er sich dann doch intensiv mit Jerry Cotton befasst. FotoEr erklärte, dass Wolfgang Loesche die Mythen in seinen Bildern enthüllt. Und in der Tat, folgt man Schätzing, so kann man erkennen, was der Maler getan hatte, wie ein Rundgang durch die fast 30 Exponate zeigte.

Nach den drei Eröffnungsrednern war der offizielle Teil beendet. Dank des kostenlosen Ausschanks des klassischen Gaffel Kölsch war die Stimmung locker, viele Gäste scharten sich um Frank Schätzing und seinen Freund Wolfgang Loesche. Man sah sich die Bilder an, plauschte mit diesem oder jenem Gast, dann ergriffen ein paar sogar die Gunst der Stunde und ließen sich auf dem Fahrersitz des legendären G-Manns fotografieren.

Der Zauberspiegel vereinbarte ein Interview mit dem Künstler zu seinen Jerry-Cotton-Arbeiten und fragte auch bei Frank Schätzing an. Der lehnt aber zurzeit alle Anfragen ab - bis er sein nächstes Buch vollendet hat. Dafür gabs ein bisschen Smalltalk über Fantasyliteratur ganz allgemein und zwei von Schätzing signierte Werke für die private Bibliothek.

FotoDer Bastei Verlag hatte Dr. Florian Marzin geschickt, weil er als aktueller Redakteur der Serie der kompetenteste Mann im Verlag dafür ist. Verschiedene Gäste nutzten die Anwesenheit des Experten für Jerry Cotton weidlich aus und wandten sich mit ihren Fragen an ihn. Wir vom Zauberspiegel plauderten mit dem abgesandten Redakteur angeregt über Jerry Cotton, SF und das Mirakel der "65-Stunden-Tage".

FotoLetztlich ist es den Mitgliedern des Kunstvereins am Waldmarkt zu verdanken, dass die insgesamt gelungene Ausstellung dieses außergewöhnlichen Themas gezeigt wird. Das zeigt, dass die Polizei viele Seiten hat. Ein Blick lohnt sich, und wer in diesen Tagen in Köln unterwegs ist, sollte nach Köln Kalk in den Walter-Pauli-Ring 2 fahren und sich im Foyer bei freiem Eintritt umsehen.

Ein Blick auf die Bilder Walter Loesches lohnt sich allemal. Sie enthüllen, wie Frank Schätzing bemerkte, den Mythos um den „Amerikaner aus Bergisch Gladbach“.

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