Europa - Hörspiele seit 50 Jahren, Die Geschichte
Die Geschichte
Erst Ende der 80er Jahre orientierte und sortierte sich das Label vollkommen neu. Doch wir erzählen der Reihe nach und werfen in einigen weiteren Beiträgen einen Blick auf die berühmtesten Produktionen, die tollsten Serien und auf die Macher. Also die Leute, die seit jeher hinter dem Namen EUROPA standen.
Den Stein des Anstosses gab 1961 der Amerikaner David L. Miller. Miller brachte eine Idee aus den Staaten mit. Sehr erfolgreich liefen dort Schallplatten, die bekannte Orchestermusik und Evergreens der Musikszene brachten. Das waren zumeist alte sehr bekannte Lieder, die zu diesem Zeitpunkt noch keine Wiederveröffentlichung auf moderner Vinyl erfahren hatten. Miller sampelte alle diese Songs und da sie von der rechtlichen Seite aus gesehen sehr einfach zu bekommen waren, konnte man sie günstig vermarkten. In den USA war das ein Riesenerfolg.
Als deutschen Kompagnon hatte sich Miller Andreas Beurmann ins Boot geholt. Beurmann galt als anerkannter Musikwissenschaftler. Die Idee des Markennamens EUROPA kam von ihm. Der Wunsch nach einem vereinten EUROPA (in Anlehnung an die vereinigten Staaten von Amerika) war den Pionieren des Labels damals im Herzen gelegen. So entstand der Name in dem rechteckigen Kasten mit einer leicht nach innen gewölbten Schrift, die die Ansätze einer Weltkugel mit ihren Polen assoziieren sollte. Ziel des Labels war es Musikplatten erschwinglich zu machen. Statt den üblichen 20 Mark oder 25 Mark sollte diese nun bei EUROPA nur 5 Mark kosten. Ein Einheitspreis, der dem Label schnell eine Marktstellung verschaffte. Die Orchestermusik, die EUROPA sogar noch in den frühen 80er Jahren vermarktete hatte jedoch zunächst einen schweren Stand. Schnell wurden diese Produktionen zum Nebenprodukt, den schon ab Ende 1965 konzentrierte sich die Miller International Schallplatten GmbH (wie das Label offiziell hieß) vermehrt auf Hörspiele.
Eine Art zweites Standbein. Die waren schnell recht erfolgreich. Es gab zunächst jedoch nur Märchen und Lesungen. Doch es mag eine Art Schicksal gewesen sein, dass EUROPA dadurch noch bekannter wurde und auch die Musikplatten und Cassetten wieder an Absatz gewannen. Sieglinde Dzillas war damals die Lebensgefährtin von Beurmann und war Regisseurin der ersten Hörspiele, die Sprecher wie Hans Paetsch und Benno Gellenbeck sowie einige andere bot. Als Dzialles 1968 überraschend starb übernahm der Schauspieler und Sprecher Konrad Halver den Regiestuhl. Es folgte eine recht erfolgreiche Ära, die vor allem durch die Karl May-Hörspiele gekennzeichnet war. In der Halver-Ära übernahm Heikedine Körting bereits einige Skript- und Regieassistenzarbeiten.
Durch den großen Erfolg, den Halver sich selbst erschaffen hat, kam es 1972 zu einer Abwerbung. Nicht nur EUROPA hatte Hörspielerfolge. Auch andere Label hatten diesen und der Chemieriese BASF wollte auf den Zug aufspringen. Halver sollte die Regie der Hörspiele dort übernehmen. Man versprach ihm viel und so kündigte er bei EUROPA. Später würde diesen Schritt bedauern.
Auf Halver folgte Dagmar von Kurmin. In ihrem Jahr bei EUROPA produzierte sie 15 Hörspiele. Darunter Moby Dick.
Heikedine Körting war inzwischen Lebensgefährtin von Dr. Beurmann und übernahm die Regie 1973. Bis heute bestreitet sie viele Produktionen des Labels. Der größte Erfolg in Sachen Hörspielen kam sicher in der Körting-Ära. Bis 1985 brachte sie es auf 1200 Produktionen. Besonders erfolgreich waren bis heute Die drei ??? und TKKG.
In den achtzigern Jahren verspürte man jedoch zaghafte Umsatzrückgänge. EUROPA handelte. Man sah das Kabelfernsehen aufkommen. Man vermutete einen Rückgang der Hörspielinteressierten durch PC-Spiele. Man konterte geschickt und produzierte plötzlich Hörspiele für Erwachsene. Besteller nach Konsalik und Uta Danella, Dallas-Hörspiele der damals sehr beliebten US-Serie und Edgar Wallace und Sherlock Holmes. Kurz darauf w Nach urde auch die Gruselschiene bedient mit Larry Brent, Macabros und dem Dämonenkiller. Diese kurze aber sehr intensive Phase wird im Allgemeinen auch als sehr erfolgreich wahrgenommen. Doch gerade mit den Horror-Produktionen eckte EUROPA an. Der Jugendschutz machte Probleme und EUROPA distanzierte sich recht bald von den Produkten. Die Erwachsenenhörspiele verschwanden gänzlich bis 1985 als es auf jeden Fall noch die 12teilige Perry Rhodan-Serie gab. Fortan gab es wieder Jugendsachen. Anstatt jetzt aber auf Märchen und Abenteuer zu setzen, brachte man populäre Kinderliteratur aufs Band. Die Produktion von Schallplatten wurde für Hörspiele komplett aufgehoben. Nun gab es Hörspiele nur noch auf Cassette und es entstanden Serien wie Asterix, Pitje Puck und Masters of the Universe. Letztere hatte keine literarische Vorlage, sondern basierte auf den Spielfiguren der Firma Matel.
Als Autor der erfolgreichsten Hörspiele galt H.G. Franciskowsky. Früher übernahm u.a. Konrad Halver selbst die Skriptarbeit.
Der Erfolg schlug sich auch in Auszeichnungen wie Gold- und Platinschallplatten nieder.
Ende der Achtziger Jahre war der Jahre zuvor prophezeite Niedergang der Hörspiele bereits Realität. Man setzte nur noch auf die Zugpferde Die drei ???, TKKG und einige Kinderserien. Zwar probierte man 1990 eine Rückkehr ins Horrorgenre mit der Serie Nightmare on Elm Street, doch man hatte hiermit die gleichen Probleme wie 1984/85 mit Larry Brent und Co.
In der Firmengeschichte wechselte oft die Unternehmensführung.Herr Miller zog sich bereits 1969 aus dem Betrieb zurück. Nach MCA und BMG ist Sony seit 2008 Alleininhaber der Marke.
Heikedine Körting versamelte viele berühmte Namen vor dem Mikrofon: Peter Passetti, Horst Frank, Judy Winter, Hans Clarin, Uwe Friedrichsen und viele mehr.
Noch heute laufen die beliebten Dauerbrenner TKKG und Die drei ???. Letztere mit zwei Ablegern: Die drei !!! und Drei ???-Kids. Ferner laufen auch noch Fünf Freunde und Hanni und Nanni, ebenfalls zwei seit Jahren beliebte Serien. Die in den 70er Jahren sehr erfolgreiche Hui Buh-Serie wurde vor einigen Jahren neu produziert. Mit den alten Ebergreens von damals läuft EUROPA noch immer auf vollen Touren. Doch wirklich innovativ neue Ideen und Serien hat das Label seit den späten 80er Jahren nicht mehr vollbringen können. Mal abgesehen von einigen Ausnahmen wie "Die Teufelskicker" und eben "Die drei ???-Kids". Andere neue Serien blieben schnell auf der Strecke. Skandale gab es so gut wie nie. Es sei denn man will die Rechtsstreitigkeiten so bewerten die Miller mit ihrem Hausmusiker Carsten Bohn und dem Kosmos-Verlag führte. Im ersten ging es um die Verwertungsrechte von Musikstücken in Hörspielen, im zweiten um die Vermarktungsrechte der Drei???-Hörspiele. Letzteren Streit entschied EUROPA für sich, auch wenn eine 2jährige Drei???-Pause daraus resultierte.
Der Firmensitz war früher Hamburg (Quickborn), heute München. Produziert wird aber weiterhin in Hamburg - zumindest die Produktionen die Heikedine Körting betreut.
1999 brachte das Label alte Klassiker wie Perry Rhodan neu heraus - auch auf CD. Es waren jedoch nur remasterte Wiederauflagen. Später folgten auch die Horrorserien der 80er Jahre. Larry Brent wurde sogar noch um 4 Folgen ergänzt. Zu einer weiteren Fortführung hat es nicht gereicht.
weitere Artikel: