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Die Rückkehr zum 40-Minüter? Oder was will der Hörplanet wirklich?

HörplanetDie Rückkehr zum 40-Minüter?
Oder was will der Hörplanet wirklich?
 
Das Kleinlabel "Hörplanet" kündigte jüngst an, Hörspiele nur noch zur reinen Unterhaltung zu machen und nicht mehr allein zu Gunsten großer Plots und komplexer Storys. Der Zauberspiegel berichtete. Doch was steckt nun dahinter? Der Hörplanet machte immer wieder Schlagzeilen durch zweifelhafte Bewerbung ihrer Produkte, in dem man Spendenaktionen durchführte und mit rührseligen Geschwafel die Fans zur Mildtätigkeit bewegen wollte.

Andererseits produzierte das Label aber auch ganz passable Hörspiele. Serien wie "Amadeus" und "Edgar Wallace" bewiesen ihre Treue zum klassischen Stoff und ihren unbedingten Willen gute Unterhaltung zu machen. Von Werbung in Form von Rezensionen halten die Hörplanet-Macher dagegen nur wenig. Ob es die Angst vor schlechten Kritiken oder eher der Mangel an finanziellen Mitteln ist oder der Geiz Gratisexemplare raus zu rücken, wissen nur sie selbst.
 
Auch Ankündigungen in Form von "Wir machen es jetzt ganz anders" sind beim Hörplanet nicht neu. Doch die aktuellste Nachricht ist eine genauere Betrachtung wert. Beginnen möchte mit dem ersten Satz dieser News, der folgendermaßen lautet:

Viele Jahre haben wir weitestgehend alles produziert, was unsere Autoren reingereicht haben. Natürlich mit sorgfältigem Lektorat - aber eben doch immer nach dem Motto "Das ist das Werk - holen wir raus, was geht".

Das ist sehr interessant aber nicht ganz glaubhaft. Hat man wirklich jeden Kram produziert, der da ins Haus flatterte? Wohl eher nicht. Man hat sicher so seine eigenen Serienvorstellungen gehabt. Andernfalls hätte ich das eher wissen müssen, dann hätte ich vielleicht auch irgendein Skript eingereicht. Der Hörplanet macht ja alles. Nein. Man hat natürlich auch bei diesem Label seine Favoriten. "Lady Bedford" ist einer davon. Die Serie erreicht demnächst die 100. Folge. Eine Kreation des Labelchefs himself. Dennis Rohling.

Warum aber will de Hörplanet nun anders werden. das lesen im nächsten Absatz der News:

Das führte leider allzu oft zu aus heutiger Sicht unnötig komplizierten Plots, bei denen es am Ende mehr darum ging, alles logisch erzählt bekommen zu haben, als darum, den Hörer größtmöglich zu unterhalten.
Da wir aber Unterhaltungsprodukte anfertigen und keine Polizeiberichte, wollten wir die Serie in deutlich unterhaltsameres Fahrwasser steuern. Die beliebten Elemente beibehalten, aber unnötige Verkomplizierungen rausschmeißen.

Das zeigt nun schon deutlicher wo man hin will. In den letzten 15 Jahren sind Hörspiele zu wahren Monumentalwerken geworden. Gab es in den Siebziger Jahren noch Hörspiele von 30-40 Minuten Länge, so wurde man erst in den Achtziger Jahren, dank ausgereifter  Technik mutiger und man kam auf 50-60 Minuten Hörspiel. Schon damals gab es Ausnahmen mit 65-70 Minuten. Aber das waren in der Tat Ausnahmen. Das Hörspiel hatte damit seinen Zenit erreicht. Die Storys mussten einfach genug sein um jederzeit dabei bleiben zu können und nicht den Faden zu verlieren. Außerdem musste man jederzeit wieder einsteigen können, wenn man mal unterbrochen wurde. Und zur Not konnte man ein 40 Minuten-Hörspiel dann auch mal neu starten.

Heute sieht das leider anders aus. Hörspiele erreichen seit Beginn der 2000er-Jahre nahezu 80 Minuten Spielzeit und auch 90 Minuten und mehr sind keine Seltenheit mehr. Zur Not werden es dann mal 2 Teile oder gar drei. Das kommerzielle Hörspiel galt stets als Unterhaltung für Zwischendurch. Nun aber muss man sich schon einen ganzen Nachmittag lang Zeit nehmen um einer Story zu lauschen, die sich nur allzu oft in Dialogen verliert, die unnötig sind und Spannung nicht erzeugen - dafür das Gegenteil.
 
Hat der Hörplanet nun erkannt, dass Hörspiele spannend sein müssen? Selbst bei ihren Wallace-Hörspielen hat der Hörplanet wirre Plots entwickelt und die Storys derb lang gemacht, Ist damit nun Schluss? Hörspiele sind Espressos der Unterhaltung. Jedenfalls sollte das so sein, auch wenn das manches mal zu Lasten der Logik geht.

Die Macher von John Sinclair wissen das. Entsprechend erfolgreich sind die Produkte, obwohl die Marke und der Vertrieb auch einiges dazu tun. Schaut man auf Dorian Hunter, der ja ebenfalls vom Sinclair-Regisseur stammt, dann sieht es da anders aus. Die Storys sind schon im Roman recht komplex. Sie als Hörspiel wirr zu inszenieren und ohne einen roten Faden aufzubauen, sind ein Todesstoß für gute Unterhaltung. Will der Hörplanet genau das vermeiden?
 
Im Prinzip sagt der Hörplanet genau was er will:

Der Autor brauchte also im besten Fall einen Monat für sein Skript. Wir brauchten dann wieder einen Monat, bis wir uns intern überhaupt darauf verständigen konnten, was aus dieser noch nicht runden ersten Fassung durch unsere Anmerkungen werden sollte. Und dann dauerte die Überarbeitung durch den Autor wieder einen Monat, so dass ein Skript logischerweise drei Monate verschlang. Und das war wirklich der beste Fall, meistens war es deutlich länger.

Man will die Hörspiele also in Zukunft selbst schreiben. Das wird bestimmt billiger. Man will die Hörspiele dadurch schneller produzieren. Das erhöht bestimmt den Absatz. Der Trend geht also auch bei Kleinlabeln wie dem Hörplanet zu mehr schaffen mit weniger Kosten, oder sollte ich irren? Ist das der wahre Grund ?  Nicht die Liebe zur klassischen Unterhaltung? Auch wenn man das betont?  Der Hörplanet hat hier zumindest die Sprache des Buisness erkannt. Aber wenn man wirklich bessere Hörspiele damit macht dann gut. Es ist jedoch zu bezweifeln, denn die 70er und 80-er-Jahre-Hörspiele hatten trotz ihrer Kürze vor allem gute Sprecher. Und zwar nicht irgendwelche, sondern Stars der Schauspielkunst. Und sie hatten Macher mit Kunstverstand. Autoren mit Erfahrung in dem Medium. Ob der Hörplanet all dies so hat, bleibt abzuwarten.

Kommentare  

#1 AARN MUNRO 2017-08-02 14:42
Also, ich muss gestehen, dass für mich die 60-Min-Hörspiele ideal waren. Weit genug konzipiert, viele Effekte, komplexe Handlungen. Länger möchte ich sie nicht, aber ein HSP von 40 Min oder weniger wäre mir als Erwachsener viel zu kurz. das würde ich gar nicht erst anhören (wollen). Als Kind/Jugendlicher können sie natürlich auch kürzer sein. (Denkt man mal an alte EUROPA-Platten/Cassettten-Hörspiele).

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