Ringo´s Plattenkiste - The Mothers of Invention: Freak out!
The Mothers of Invention: Freak out!
1966 war ein schönes Jahr. Über die deutschen Mattschreiben flimmerte erstmals die Unterhaltungssendung Zum Blauen Bock, in Amerika hatte die Kultserie Star Trek ihre TV-Prämiere. Nicht zu vergessen: die Beatles tourten durch die USA.
1966 war vielseitig und abwechslungsreich, neue Trends zeichneten sich am Horizont ab. Angesagt waren damals - neben den Beatles - Simon & Garfunkel, Donovan, The Supremes, The Monkees, Die Rolling Stones und viele andere. Insgesamt war die musikalische Angebotspalette aber dennoch ziemlich brav und normal. Das sollte sich aber schon bald ändern. Denn die aufkeimende Hippie-Bewegung war nicht die einzige subkulturelle Strömung, der sich junge Menschen hingezogen fühlten.
Im Juni 1966 veröffentlichte ein junger, talentierter Musiker mit seiner Band das - nach Bob Dylan´s Blonde on Blonde - zweite Doppelalbum der Rockwelt Die Rede ist von Frank Zappa´s Mothers of Invention und ihrem Debutalbum Freak out!
Der 1940 geborene Frank Zappa, ein eigenwilliger Querkopf und virtuoser Musiker, schloss sich 1964 der Coverband The Soul Giants als Gitarrist an und wurde sehr schnell viel mehr als nur dies. Binnen kurzer Zeit hatte Zappa das musikalische Ruder übernommen und hatte das Sagen. Die Soul Giants spielten schon bald keine Songs mehr nach, sondern präsentierten eigene Kompositionen. Das heißt im Klartext natürlich Zappa´s Kompositionen. Nach einigen Namensänderungen (unter anderem Captain Glasspack and his magic Mufflers)fand sich am Muttertag der endgültige Name: The Mothers. Zwei Jahre später folgte ein Plattenvertrag. Mit ihm verbunden war allerdings die Verpflichtung den Namen um of Invention zu ergänzen.
Den Plattenvertrag bekam die Combo eigentlich nur aufgrund eines Missverständnisses. Das kam so: weil das Label aufgrund des Songs „Trouble every Day“ dachte, die Mothers wären eine Rhythm and Blues Band. Dies sollte sich schon bald aber als fataler Irrtum erweisen. Mit Produzent Tom Wilson ging es bald ins Studio, wo die Aufnahmen zu Freak Out! begannen.
Die Mothers bestanden zu dieser Zeit aus:
Frank Zappa selbst wird kurioserweise gar nicht als Bandmitglied aufgeführt. In den Liner Notes heißt es:
„[He] ist he leader and musical director of The Mothers of Invention. His performances in person with the group are rare. His personailty is so repellent that it´s best he stay away… fort he sake of impassionable young minds who might not be prepared to cope with him. When he does show up he performs on the guitar. Sometimes he sings. Sometimes he talkst o the audience. Sometimes there is trouble.“
Zappa stellte sich also als außerhalb, vielmehr der Gruppe übergeordnet dar. Eine Position die er zeit seines Musikerlebens beibehielt, auch wenn er später durchaus als Bandmitglied aufgeführt wurde.
Dieses seltsame Quintett wurde durch ca. 30 Studio und Sessionmusiker – The Mothers Auxiliary genannt - unterstützt, darunter auch ein gewisser Mac Rebenack, besser bekannt als Dr. John. Hauptsächlich waren die Musiker für die Streicher- und Bläserparts zuständig. Dazu gesellten sich abwechselnd Freunde und Bekannte aus Franks Freakszene, die diverse Parts beisteuerten.
Spätestens nachdem die Songs "Any Way the Wind Blows" und "Who Are the Brain Police?“ aufgenommen waren, wurde Tom Wilson endgültig klar, dass die Mothers keine Bluesband waren. Zappa erinnert sich:
"I could see through the window that he was scrambling toward the phone to call his boss—probably saying: 'Well, uh, not exactly a "white blues Band", but ... sort of.'"
Wilson setzte sich beim Label aber durch und ließ die Band gewähren, und die legte sich mächtig ins Zeug. Alles natürlich unter der uneingeschränkten Kontrolle des Meisters, der bei allen Tracks bis auf "Go Cry on Somebody Else's Shoulder" als alleiniger Urheber angegeben wird. Immerhin war das bei dem selbstgefälligen uns repellenten Zappa keine Selbstverständlichkeit. Ingber mißfiel dies sehr, und er verließ die Mothers auch kurz nach dem Debutalbum und spielte unter anderem bei Captain Beefheart und später auch bei den Grandmothers. Jahre später stellten einige Ex-Mothers – darunter auch Jimmy Carl Black – finanzielle Forderungen. Zappa war ihrer Ünerzeugung nach definitiv nicht – wie immer angegeben - der alleinige Urheber, sondern die Mothers hätten einen nicht geringen Anteil an den Kompositionen. Gerade bei den längeren Tracks habe die Band über die lockeren Kompositionsvorgaben improvisiert. Gerade bei Help i´m a Rock und Return oft he Son of Monster Magnet wird dies der Fall gewesen sein. Jimmy Carl Black selbst hat mir dies versichert. Interessanterweise hat er nämlich seine letzten Lebensjahre nur knapp 10 km von mir entfernt gelebt. Aber dazu später mehr.
Nachdem die Songs alle aufgenommen waren, ging´s ans Abmischen und dann konnte die Platte endlich auf den Markt gebracht werden. Das fertige Album erschien im Juni.
Hier die Tracklist:
- Side one
Das gesamte Album brachte es auf eine Laufzeit von ca. 60 Minuten. Bei einem Doppelalbum wäre eigentlich durchaus mehr drin gewesen. In Deutschland und einigen anderen Ländern erschien Freak Out! in einer stark gekürzten Version als einfache LP. Das Cover war der Mode entsprechend psychedelisch und bunt. Es zeigte ein solarisiertes Photo der Mothers. Auf der Rückseite ein weiteres Bild, garniert mit einem fiktiven Brief der zappa´schen Kunstfigur Suzy Creamcheese.
„These Mothers is crazy. You can tell by their clothes. One guy wears beads and they all smell bad.“
ließ das Mastermind sie schreiben und lieferte somit auch einen ersten, kleinen Stein, der den Kultstaus der Mothers zementierte. Diese Band war anders, sah anders auch und roch auch nicht so besonders. Some People glauben bis heute, dass es sich bei Suzy Creamcheese um eine reale Person handle. Was aber nicht stimmt. Suzy Creamcheese, dieser American Dream, den jeder männliche Amerikaner als aufblasbare Puppe besitzen sollte, hatte zwar auch ihren akustischen Auftritt auf Freak out, dieser wurde allerdings von einer gewissen Pamela Zarubica übernommen. Zarubica war eine Art … Groupie. Tatsächlich war sie wohl nichts als eine Prostituierte, die ihre Gunst konform mit dem neuen Lebensstil der freien Liebe bekannten – oder zumindest vielversprechenden – Musikern schenkte. „Wowie Zowie!“, wie sie gerne sagte wenn sie guter Laune war.
Diese freie Liebe entsprang ursprüglich der Beatnik-Generation und wurde weiterentwickelt von den Hippies. Personen, die damals vom Mainstream als „Freaks“, im Sinne von Missgeburten oder Absonderlichkeiten bezeichnet wurden. Deren Lebenstil wurde als Freaking out bezeichnet. Mit den Hippies verband Zappa aber recht wenig. Er nutzte zwar die Popularität der Bewegung, lehnte ihre Grundsätze und Lebensweise aber weitgehend ab. Er sah sich als Freak, als Ausgestoßener der Gesellschaft, war aber zu keinem Zeitpunkt ein Hippie. Obwohl er kollateral zu diesem Modetrend natürlich kommerziell weiter nach oben gespült wurde.
Es wundert nicht, dass er sich in seinen Songtexten über den durchschnittlichen (weißen) Amerikaner genauso lustig machte, wie über den toleranten und weltoffenen Hippie dieser Zeit. Der Freak im zappa`schen Sinne war eine Art drittes Geschlecht. Nicht Durchschnitt, nicht Hippie, sondern irgend etwas dazwischen und von allem ein bisschen etwas. Und gleichzeitig auch doch nicht. Ein Freak eben. Irgendetwas, das zwischen allen Stühlen der gesellschaftlichen Stühle sitzt. Und repellent ist.
In den ausführlichen Liner Notes schreibt Frank Zappa „Auf der persönlichen Ebene ist freaking out ein Prozess, in dem ein Individuum überholte und restriktive Maßstäbe hinsichtlich des Denkens, der Kleidung und der sozialen Etikette abstreift, um einen kreativen Ausdruck für seine Beziehung zu seinem unmittelbaren Lebensumfeld (…) zu finden.“
Alles klar?
Die Begriffe Freak und Freak out stammen angeblich von Vito Paulekas, der seit 1963 mit einer Truppe Freaks als Tänzer durch die Lande tingelte und schließlich auch mit Zappa zusammentraf.
Frank war offensichtlich sehr bemüht seinen konspirativen musikalischen Ideen einen ganz eigenen, unverwechselbaren Anspruch zu verleihen. Vermutlich war er sogar versucht, eine Subkultur konform seinen eigenen Ideen zu schaffen. So ganz gelang ihm dies wohl nicht. Hippie ist ein immerhin bleibender Begriff, was man vom Freak – im zappa`schen Sinne – nicht behaupten kann.
Egal, Zappa entstammte unleugbar aus der Hippie-Szene und versuchte sich zwar einerseits von dieser zu lösen, vermochte dies aber nicht gänzlich. In den Augen und Ohren der Hörerschaft war er einer von vielen, die lange Haare trugen, sich unkonventionell kleideten und sich nicht entsprechend dem American way of life genügend wuschen. Ob nun Spätbeatnik, Hippie oder gar Freak. Für den durchschnittlichen Konsumenten waren diese Klassifikationen nur Beiwerk, überflüssiges noch dazu. Auf die Texte der Songs achtete man wohl ohnehin nicht so besonders. Und gerade die Texte waren es, die Zappa´s Lebensstil veranschaulichte. Obwohl Zappa den Texten selbst eine untergeordnete Bedeutung zumaß. Aber gerade am Anfang einer musikalischen Karriere stehend, war es wohl unabdingbar, sich eher auf der textlichen Ebene zu definieren, denn auf der musikalischen.
Sehen wir uns nun aber die Songs mal genauer an.
Die beginnt mit Hungry Freaks Daddy, das formal wie ein normaler Pop &b Rocksong der damaligen Zeit klingt, den Hörer aber mit der Doppelmoral der damaligen Zeit konfrontiert und prpohezeit dass die Freaks den American Way of Life ablehnen und eine neue Epoche ein läuten werden. Und Zappa schreibt, der Song hätte keine Message? Hungry Freaks ist Carl Orestes Franzoni gewidmet, der lt. Zappa „freaky bis zu den Zehennägeln ist“ Zappa singt selbst.
I Ain't Got No Heart ist musikalisch wie textlich betrachtet ein ziemlich normaler Song über Liebe und Gefühle. Insgesamt recht belanglos und ohne Aussage, aber sehr schön arrangiert mit dezentem Hintergrundorchester. Gut zum Nebenbeihören. Mehr aber auch nicht.
Who Are the Brain Police? ist dagegen schon wieder meilenweit entfernt vom Mainstream. Zappa entwirft das unheimliche Szenario eines komplett überwachten Staates. Die Gehirnpolizei beobachtet und kontrolliert alles. Verpackt ist diese Story in rhythmisch dissonante Musik und surreal anmutende Lyrics. Ein sehr beklemmender Song, der auch in der heutigen Zeit noch aktuell ist. Angeblich ist Frank einmal um 5 Uhr morgens dadurch aufgewacht, dass er den Song in seinen Gedanke hörte und ihn gleich aufschrieb.
Go Cry on Somebody Else's Shoulder ist ein typischer Song seiner Zeit. Er handelt von enttäuschter Liebe und ist sehr eingängig aber inhaltlich eher belanglos. Die Liner Notes meinen dazu “Der Song ist so schmalzig, dass man ihn sich nicht anhören, sondern in die Haare schmieren sollte“.
Motherly Love ist eine zweideutige Nummer, verpackt in tanzbaren Doo-Wop Sound.
Der nächste Song How Could I Be Such a Fool ist wieder ein Song über enttäuschte Liebe. Verpackt in zeitgenössische Pop –Rhythmen im ¾ Takt. Zappa nennt den Song einen „Motown-Walzer“. Seite eins endet auch mit diesem Song. Falls man bis jetzt More Bizarre erwartet haben sollte, kann man sich getrost erstmal eine Tüte anzünden.
beginnt munter und lustig mit Wowie Zowie, einem Lovesong in bester Doo-Wop Manier. Musikalisch ganz witzig, textlich aber anspruchslos. Lt. Frank ist es ein Song für Zwölfjährige.
You Didn't Try to Call Me ist eine zwar dynamische, aber dennoch ebenfalls eher belanglos Nummer, die von enttäuschter Liebe handelt. Zappa wurde hierzu von Pamela Zarubica inspiriert
Anyway the wind blows ist sehr ähnlich. Oberflächlich betrachtet nur ein schlichter Popsong, der allerdings – untypisch für Zappa – ein ernstes Thema behandelt: seine Scheidung von Kay Sherman, einer Banksekretärin im Jahre 1964.
I'm Not Satisfied ist wieder Doo-Wop und nimmt einiges vom künftigen Ruben & The Jets Album vorweg. Zappa stand einfach auf diese Songs.
You're Probably Wondering Why I'm Here schließt die zweite Plattenseite ab. Der Song ist eine Art schräge Mini-Oper, abwechslungsreich und vielschichtig. Sehr gewagt ist das darin verwendete Kazoo, das einen beim ersten Hören schon ein wenig in Verwunderung versetzt. In den Liner Notes findet sich nichts zu diesem Song.
beginnt mit Trouble Every Day, dem Song, der Tom Wilson dazu brachte die Band überhaupt unter Vertrag zu nehmen, da er fälschlicherweise annahm, die Mothers wären eine weiße Bluesband. Trouble ist ein wütender Song mit einem treibenden Rhythmus und vielschichtigen E-Gitarren, begleitet von Ray Collin´s roher Mundharmonika. Der Song thematisiert die Rassenunruhen von Watts. Zappa bezieht textlich eindeutig Stellung zu den Schwarzen. Er schrieb den Song bereits ein Jahr früher in LA als er im Fernsehen einen Bericht über die Unruhen sah. Ursprünglich trug der Song den Titel „The Watts Riot Song“, wurde dann aber umbenannt. „Trouble“ wurde als Single ausgekoppelt. Auf der B-Side befand sich „Who Are the Brain Police?“. Ein großer Erfolg war das Release leider nicht, aber um so etwas scherte sich Zappa ohnehin nie besonders. Auf dem Project/Object Album MoFO findet sich eine um 2 Minuten längere Version des Basictracks ohne Vocals. Trouble fand einige Jahre später auch seinen Platz im Repertoire der reformierten Mothers und kann auf dem Roxy & Elsewhere Album genossen werden. Der Song endet mit der Textzeile „Blow your Harmonica Son“ und leitet die Suite ein, die den Rest der Plattenseite einnimmt
Help i´m a Rock ist Elvis Presley gewidmet und hat eine Laufzeit von knapp 9 Minuten. Help ist eine völlig abgedrehte und bizarre Nummer, die lt. Frank recht spontan im Studio entstand. Dadurch bekräftigt sich die Vermutung, dass Zappa durchaus nicht immer der alleinige Urheber der Songs war, handelt es sich passagenweise doch wohl um Improvisationen die später zusammengeschnitten wurden. Zappa war zu dieser Zeit noch ungeübt in solchen Dingen, deshalb wirkt die Suite recht inhomogen und zusammengestückelt. Ein monotoner Percussionrhythmus, begleitet von Dr. John´s Piano mit seltsamem, chantartigen Sprechgesang wird immer wieder durchbrochen von Geschrei, Kreischen, Stöhnen und (simulierten?) Beischlafgeräuschen. Ein sehr krudes Stück Musik, das so gar nicht zum vorangegangenen Album passen mag. Zappa experimentierte hier anscheinend und spielte mit den technischen Möglichkeiten des Studios herum. Das ganze endet sehr abrupt und mündet in den bizarren und albern-schrägen Barbershop-Song It can´t happen here, in dem es darum geht, wo überall es zu Freak Outs kommen wird. Auch dieser Song wird unterbrochen, diesmal durch eine Percussion und Piano Improvisation. Die Suite endet mit einem Appell Zappa´s an Suzy Creamcheese, die daraufhin keift: „Forget it!“
In den Liner-Notes meint Zappa ironisch: „Man beachte das offensichtliche Fehlen jegliches kommerziellen Potenzials“
Wie recht er damit hatte…
Auf ist ein einziger Longtrack, das unvollendete Ballett The return oft he Son of Monster Magnet.
Im Intro des Tracks lauscht Suzy Creamcheese der Stimme ihres Gewissens (gesprochen von Zappa), die sie fragt“ What´s got into you?)
Weiter geht’s mit dumpfem Geschrei, einem monotonen Drumrhythmus, Piano, elektronischen Effekten und weiterem Geschrei. Das Ganze wird immer schneller und wüster und dissonanter und beruhigt sich erst im Mittelteil wieder. Hier taucht auch das obszöne Stöhnen aus Help wieder auf, ebenso das Gewinsel und Stimmengewirr. Im letzten Drittel wird es dann so richtig abgedreht und zusammengestückelt. Das Band läuft mal schneller, dann wieder normal. Dazu die obligaten Stimmen, die durcheinander reden und schreien. Zum Schluß dann ein von Fingerschnippen begleiteter Creamcheese-Chor, beschleunigte Spuren und Piano. Nach zwölfeinhalb Minuten ist dann endgültig Sense.
Seite 3 und 4 wurden am 12. März zwischen 2 und 5 Uhr morgens aufgenommen. Im Studio trafen sich alle möglichen Musiker und Freaks und spielten das Basismaterial ein. Unter den Anwesenden waren auch Kim Fowley, P. F. Sloan, Dr. John, Van Dyke Parks und ein gewisser Brite mit dem Namen Terry Gilliam. Tom Wilson entsprach Franks Bitte mietete für mehrere Hundert Dollar die verschiedensten Percussioninstrumente. Das war damals eine Menge Geld. Diese sollten von den Freaks aus der Szene bedient werden, was auch geschah. Die Mothers und ihre Freunde bearbeiteten die Instrumente schonungslos. Diese Parts sind auf dem Album aber nur teilweise enthalten. Lt. Frank Zappa waren sie für The Return of the Son of Monster Magnet geplant und sogar schon aufgenommen gewesen, aber nicht in den Song eingefügt worden. Zappa war darüber nicht amused und reagierte wohl repellent.
Wie auch immer. Die Plattenfirma hatte wohl irgendwann genug von Franks Sperenzchen und stoppte das Ganze. Dies erklärt auch warum Return „nur“ 12 Minuten lang ist. Es wundert ohnehin, dass Verve dem Treiben so lange zuschaute. Vermutlich wurde das Label aber immer wieder von Tom Wilson beschwichtigt.
Das fertige Album erschien im Juni 1966 und war nicht besonders erfolgreich. Weder bei den Käufern, noch bei den Kritikern. Es war zu unausgewogen, nicht eingängig und zu strange. Die meisten Leute hielten es für ein Machwerk von Drogensüchtigen. Mir persönlich fällt es auch schwer so richtig mit dem Album warm zu werden. Ich mag die nachfolgenden Alben wesentlich lieber, sind sie für mich persönlich die Quintessenz der Mothers. Freak out ist mir zu unausgereift und zu sperrig. Es erinnert mich im Aufbau ein wenig an Poe´s Arthur Gordon Pym. Die Story beginnt relativ normal, und kippt gegen Ende mehr und mehr ins rätselhafte und Irreale. Bei Freak out ist dies ähnlich. Auf den ersten beiden Plattenseiten gibt es eher bekömmliche Kost, ab Seite 3 kippt das Ganze dann aber ins spinnerte.
Das Album wurde einige Jahre später auch aus dem Verve-Katalog gestrichen und war lange Zeit nicht mehr erhältlich, was wohl auch maßgeblich zum Kultstatus des Albums beitrug. Für den Musikhörer der Siebziger und Achtziger bedeutete es einiges an Prestige, besaß man die Platte. Noch angesehener war man, besaß man nicht die deutsche Pressung – die nur ein stark gekürztes Einzelalbum war – sondern die amerikanische Doppel-LP. Selbstverständlich waren damals viele Counterfeits im Umlauf, die aber auch noch ganz schön teuer waren.
1985 entschloss sich der Meister dazu seinen Backkatalog neu abzumischen und in opulenten Boxen zu veröffentlichen. Freak out erschien in neuem Mix zusammen mit Absolutely Free, Lumpy Gravy, We're Only in It for the Money, Cruising with Ruben & the Jets und einer Mystery Disc, die rares Material beinhaltete. Leider war diese Box in Deutschland nur sehr schwer zu bekommen und – zumindest für mich - maßlos überteuert. Über die weiteren Veröffentlichungen möchte ich nicht weiter eingehen. Freak out erschien in den Achtzigern auch auf CD in sehr guter Klangqualität, was am neuen Mastering lag.
2006 machte der Zappa Family Trust dann ein MoFo-Project/Object daraus.
MoFo steht für Making of Freak out. Veröffentlicht wurde das Teil dann in 2 Versionen: eine Doppel-CD und eine 4-fach Box.
Ich besitze die Doppel-CD. Enthalten ist das Original-Album im Stereo-Mix, sowie eine ganze CD mit Outtakes, Alternativen Tracks, Basic Track und Remixen. Interessant, aber leider mehr auch nicht. Die 4-fach CD ist noch aufgeblähter, das muss man nicht unbedingt haben.
Was wurde aus den Mothers im Laufe der Jahre?
In eigener Sache:
Dies war vorläufig der letzte Beitrag in dieser Reihe. Zum Zeitpunkt des Erscheinens liege ich bereits faul in der Sonne und genieße meinen mehrwöchigen Urlaub. Die Plattenkiste macht ebenfalls Urlaub, bleibt aber nicht für immer geschlossen.
Sobald ich wieder zurück bin, öffne ich sie wieder und präsentiere einige Scheiben.
Kepp on Rockin!
Kommentare
Zappa ist es auch nicht unbedingt meins. Vielleicht eine Spur zu experimentell.
Ich freu mich, dass die Plattenkiste weiter läuft.
Demnächst beginnt die - nennen wir sie einfach mal so - 2. Staffel. Den Anfang macht ein Artikel, der in einem engem Bezug zu oben stehendem ist. Nicht nur, weil er ein Doppelalbum behandelt, sondern weil der betreffende Künstler (Ein Fischkopf, obwohl kein Norddeutscher) auch ein Weggefährte Zappas war...
Captain Beefheart?