Gespräche mit einem Toten - »Beethovens Zehnte«
Gespräche mit einem Toten
»Beethovens Zehnte«
Bereits in den frühen 1950er Jahren brachte Ustinov eine Schallplatte unter dem Titel „Mock Mozart“ auf den Markt, die vom späteren Beatles-Produzenten Sir George Martin produziert wurde und sich über klassische Musikkünstler lustig machte. 1968 veröffentliche das Universalgenie ein Buch unter dem Titel „Kleiner Führer der modernen Musik“, und in seiner Diskografie finden sich Titel wie „Die Nussknacker-Suite“, „An die Musik…eine Liebeserklärung“ oder „Sir Peter Ustinov: Meine Welt der Klassik“. Insbesondere dem deutschen Fernsehpublikum dürfte auch noch seine One-Man-Show unter dem Titel „Ustinovs Notenwechsel“ (1973) in guter Erinnerung sein, in der er im Stil der UNO eine Weltorganisation der Musik gründen will und die nationalen Eigenheiten der Vertreter der Gründerstaaten gekonnt persifliert. Mit „Beethovens Zehnte“ hat er sich schließlich vor dem großen deutschsprachigen Komponisten verbeugt und kurz vor der Wende das West-Berliner Publikum zu Lachstürmen animiert.
Stephen Winter (Jürgen Thormann) ist ein gleichermaßen bekannter wie gefürchteter Musikkritiker, der gerade an einem Buch über Ludwig van Beethoven arbeitet. Sein mittlerweile 22jähriger Sohn Pascal (Thomas Holländer) ist selbst Komponist geworden, wird von seinem Vater aber als untalentiert abgestempelt. Als es nach einer weiteren Uraufführung einer Sinfonie Pascals zwischen dessen Vater, seiner Mutter (Uta Hallant) und dem Hausmädchen Irmgard (Verena Wengler) zu einem Streit kommt und Irmgard sich wünscht, Beethoven würde erscheinen, klopft es lautstark an die Tür. Ludwig van Beethoven (Sir Peter Ustinov) betritt daraufhin tatsächlich das Haus der Winters. Seine Schwerhörigkeit erschwert zunächst die Kommunikation, doch nachdem er von Dr. Jagger (Klaus Jepsen) ein Hörgerät verpasst bekommen hat, kann Beethoven eifrig mit Stephen Winter über sein beeindruckendes Werk diskutieren. Natürlich kann es sich der Vater nicht verkneifen, dem großen Komponisten auch die Partituren der Werke seines Sohnes vorzulegen und diesen dazu um dessen fachmännischen Kommentar zu bitten…
Wer Peter Ustinov mag, der wird bei „Beethovens Zehnte“ ohne Frage auf seine Kosten kommen. Der Schauspieler hat sich die Rolle des exzentrischen Komponisten auf den eigenen Leib geschrieben, spielt in den gewitzten Dialogen geschickt mit den Rollen von Komponisten und Kritikern, zeichnet die Musiklegende als einen Mann der körperlichen Genüsse und bezieht auch Musiktheorien zu dessen Liebesleben und diverser anonymer Briefe in die Handlung ein. Kurt Hübners Inszenierung am Berliner Schiller-Theater, die 1988 für den Sender Freies Berlin (SFB, heute rbb) aufgezeichnet wurde, spult die Geschehnisse flott im Stil einer Boulevardkomödie ab, zu deren Gelingen auch Theaterprofis wie Jürgen Thormann und Uta Hallant beitragen. Selbst Ustinovs für die Rolle Beethovens etwas befremdlicher englischer Akzent wird für einen Lacher in den Dialogen erklärt. Die DVD-Erstveröffentlichung des Mitschnitts hat ein ganz ordentliches Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen guten verständlichen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0). Extras sind allerdings keine mit aufgespielt.