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Schwert & Magie – Kurt Luif’s Geschichte eines Sub-Genres (Teil 4)

Schwert & Magie Liebe Fantasy-Freunde,
(4. Teil)

fast alle Schriftsteller wurden von Büchern, die sie in ihrer Jugend gelesen haben, stark beeinflußt. Einige geben das auch unumwunden zu, andere verschweigen es verschämt. Nur ganz wenigen Autoren gelingt es, etwas Neues zu schaffen. Dazu zählt z. B. Eugène Sues Zeitungsroman Die Geheimnisse von Paris (1842), der völlig neue Maßstäbe des Kolportageromans setzte, die sofort von Alexandre Dumas im Graf von Monte Christo aufgegriffen wurden.


1887 dienten beide Romane Karl May als Vorlage zu seinem langen (2400 Seiten) Kolportageroman Der verlorene Sohn. Von H. G. Wells haben praktisch alle Autoren gestohlen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Science Fiction verfassten. Auch Sir Henry Rider Haggard (1865 - 1925) gehört zu diesen richtungweisenden Autoren. 

Einige seiner erfolgreichsten Epigonen waren Edgar Rice Burroughs (Erfinder von Tarzan), A. Merritt (Schiff der Ischtar) und Talbot Mundy (Tros-Serie). C. S. Lewis (Jenseits des schweigenden Sterns) lernte von ihm, auch Conan Doyle (Erfinder von Sherlock Holmes) kann Haggards Einfluß in seinem Roman Die vergessene Welt nicht verleugnen. J. R. R. Tolkien (Herr der Ringe) gesteht, dass er von

nordischen Sagen und von Haggards Roman "Sie" stark beeinflusst wurde. Auch Rudyard Kipling (Das Dschungelbuch) wurde von Haggard inspiriert, und er schrieb über ihn: „Nie gab es einen besseren Erzähler von so bezwingender Einbildungskraft." 

Henry Rider haggardHenry Rider Haggard wurde am 22. Juni 1865 als achtes von zehn Kindern eines englischen Landedelmannes geboren. Er war ein ziemlich schwieriges Kind, von seiner Familie wurde er für dumm gehalten. Er las nur recht wenig, seine Lieblingsbücher waren Robinson Crusoe, Tausendundeine Nacht und Die drei Musketiere. Er zog es vor, Erfahrung lieber im Leben zu sammeln, als aus Büchern zu lernen. Mit 17 war seine Schulbildung zu Ende. Zu diesem Zeitpunkt kam er mit spiritistischen Zirkeln in Kontakt, eine Erfahrung, die ihn sein ganzes Leben lang nicht mehr losließ. Sein Vater wollte, dass er die diplomatische Laufbahn einschlug, doch daraus wurde nichts. Stattdessen ging er mit einem Freund seines Vaters, der zum Gouverneur von Natal ernannt worden war, als dessen Privatsekretär nach Südafrika.

Einer seiner Brüder wettete mit ihm, dass er nichts schreiben könne, was auch nur annähernd so gut wie Stevensons Schatzinsel sei. Haggard gewann die Wette. In nur sechs Wochen schrieb er den Roman King Solomon's Mines (1885), König Salomons Diamanten, der auch seinen eigenen Reichtum begründete. Das Buch wurde ein unwahrscheinlicher Bestseller. Graham Greene schrieb in seiner Autobiographie Eine Art Leben: „Mein Lieblingsroman war natürlich King Solomon's Mines. Haggard prägte Bilder in unser Gedächtnis, die auch nach dreißig Jahren nicht ausgelöscht waren.“ In diesem Werk stellte er einige Charaktere vor, auf die er später immer wieder zurückgriff, so z. B. den Elefantenjäger Allan Quatermain, der in achtzehn seiner Romane eine Hauptrolle spielt. King Solomon's Mines ist die Story einer spannenden Schatzsuche in Afrika. Gesucht wird der legendäre Schatz des Königs Salomon.

In jener Zeit war das Interesse an Archäologie enorm gestiegen. Die Zeitungen waren voll mit Berichten über Ausgrabungen und über längst versunkene Städte. Daraus bezog Haggard seine Idee. Wenn die Leute schon in Ekstase über längst vergessene Städte gerieten, wie würden sie wohl reagieren, wenn sie von bisher verborgenen Städten erfahren würden, die eine vergessene Rasse vor Jahrhunderten errichtet hatte und die noch immer bewohnt waren. Damit begründete er eine Untergattung der Science Fiction, die im englischen Sprachraum als „lost race“ bezeichnet wird: eine Geschichte von einer im Verborgenen blühenden, von der Umwelt abgeschnittenen menschlichen Gemeinschaft.

Von seinen 58 Romanen waren 1980 nur zwei in deutschen Ausgaben erhältlich: Allan Quatermain (Heyne) und Sie (Diogenes).

Allan Quatermain (1887) enthält kein übernatürliches Element. Quatermain hat von weißen Menschen gehört, die angeblich völlig von der Umwelt abgeschlossen in einem Hochtal im Herzen Afrikas leben sollen ... Nach einer abenteuerlichen Fahrt gelangen er und seine Gefährten tatsächlich zum Volk von Zu-Vendis, das von zwei Königinnen regiert wird. Hervorzuheben ist an der deutschen Ausgabe das Nachwort von Franz Rottensteiner, der sich darin ausführlich mit Haggards Werk beschäftigt.

Sie (She. A History of Adventure, 1887) ist nach King Solomon's Mines Haggards berühmtester und erfolgreichster Roman. Sie, Ayesha, halb priesterliche Jungfrau, halb große Hure von Babylon, ist eine Gestalt von so eindringlicher Symbolik, dass Sigmund Freud sie erwähnt und der Psychologe C. G. Jung sie als klassisches Beispiel für die anima, das Ewigweibliche, interpretiert. Sie vereinigt in sich unübertroffene Schönheit, ewige Jugend und uralte Weisheit. Der Roman ist eigentlich nicht mehr als eine seltsame, unheimliche Liebesgeschichte. Sie ist unsterblich geworden. Ayesha verliebt sich in Kallikrates (einen Isispriester griechischer Abstammung), der zusammen mit seiner Geliebten Amentares in die Felsenstadt Kör flüchtete. Als sie die Liebe Kallikrates nicht gewinnen kann, tötet sie ihn. Amentares verläßt das geheimnisvolle Land, gelangt nach Athen und schenkt dort einem Knaben das Leben, den sie Tisisthenes (der mächtige Rächer) tauft. 2000 Jahre später machen sich Ludwig Horace Holly und sein Adoptivsohn Leo Vincey (ein direkter Nachfolger von Kallikrates) auf die Suche nach Ayesha und finden sie natürlich. Sie ist von so unglaublicher Schönheit, dass sie stets verschleiert geht, denn jeder Mann, dem sie ihr Gesicht und ihre Gestalt zeigt, verliebt sich unweigerlich in sie. So geschieht es auch unserem Helden. Leo verfällt ihr völlig (er sieht wie ein Zwillingsbruder Kallikrates' aus). Sie will ihn unsterblich machen. Doch er zögert, die lebenspendende Flammensäule zu betreten, und um ihm zu beweisen, dass sie harmlos ist, geht sie zuerst hinein. Doch sie verträgt die neuerliche Berührung der Flammen nicht, schrumpft ein und wird zu einem kleinen, hässlichen, pavianartigen Geschöpf, das schließlich stirbt.

Bis in einer Woche!

Schwert & Magie - NachtragNachtrag:
1980 erschien bei Heyne: Nada, die Lilie, ein recht beeindruckendes Werk von Haggard, da kommen Weiße nur am Rande vor. Der Klappentext dazu:

Der Ehrgeiz von Fantasy-Autoren ist es, fremdartige Kulturen zu erschaffen. Sir Henry Rider Haggard (1856-1925) hatte noch Gelegenheit, das wilde Afrika aus eigener Anschauung zu erleben. Er kannte noch das ursprüngliche Leben der Zulus, ihre Gebräuche, ihre Geschichte und ihre Heldensagen. Sein Epos von Umslopogaas, Sohn des grausamen Zulukönigs Chaka, dem Medizinmann Mopo, seines Adoptivvaters, und dessen Tochter Nada, die Lilie, ist das Dokument einer uns völlig fremden Kultur und einer der eindrucksvollsten und großartigsten phantastischen Abenteuerromane der Literatur.

Das Nachwort von Franz Rottensteiner war fast noch besser. Ich zitiere daraus:
Alle Personen sind Schwarze, unangekränkelt von europäischen Vorstellungen, und damit enthält dieser fantastische Abenteuerroman das, was die Science Fiction so oft anstrebt, ihr aber höchst selten gelingt: das Bild einer wahrhaft fremden Kultur, mit Werten und Überzeugungen die mit dem europäischen Kulturkreis nichts gemein haben. Dass diese Werte von den humanistischen Ideale der abendländischen Welt grundsätzlich verschieden sind, ist offensichtlich; auf den empfindsamen Europäer muss sie erschreckend wirken, denn es ist von Taten die Rede, die nur als Gräueltaten zu bezeichnen sind… Aber man hat inzwischen ja gesehen, was diese angeblich so zivilisierten Europäer zu tun imstande sind, und jeder Blick in die Tageszeitung belehrt uns, in welcher Welt wir leben, und welch großartige Fortschritte wir seit dem Jahr 1892, in dem Nada, die Lilie, erstmals erschien, gemacht haben. Übel steht es uns an, über die sogenannten Wilden zu richten, und selbst ihre grausigsten Verbrechen müssen verblassen gegenüber dem, was diese Weißen an industrialisiertem Massenmord verübt habe. 
Vielleicht könnte der Zauberspiegel ihn mal fragen, ob er es nachdrucken dürfe. Das gilt auch für das Nachwort von Allan Quatermain!

Hinweisen möchte ich auf:

Gutenberg.org

1984 startete der Heyne-Verlag eine Haggard-Ausgabe, die nicht als Ruhmestat in die Fantasy-Geschichte einging. Dazu:

Robert-kraft.de/Haggard


Da findet man einige alte deutsche Ausgaben
Abenteuerroman.info
Wikipedia.org (D)
Wikipedia.org (E)
Buechereule.de

Über "Sie", wirklich stark!
Wikipedia.org (E)
Fantasyguide.de

Copyright Kurt Luif, 1980, 2011

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… Autoren fiktionaler Texte

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Zur Unterhaltung braucht man hier und da eine gute Geschichte - auch im Zauberspiegel. Wer uns also Geschichten, Romane oder auch Leseproben zur Verfügung stellen will, ist jederzeit willkommen. Immer her damit.

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  • die Geschichten für uns schreiben oder auch mal ein Gedicht
  • die uns Leseproben ihrer Romane überlassen
  • die uns aber auch ihre Methoden und Werkzeuge ergänzend vorstellen.

Also ran an die Tastatur.

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Die Nachrichten sind noch immer ein Stiefkind im Zauberspiegel. Es passiert viel, auch in unserer "kleinen beschaulichen" Medienwelt.

Wir wollen unsere Nachrichten ausbauen, um den ganzen Tag über aktuell zu sein. Dafür wünschen wir uns mehr Mitarbeiter bei den Nachrichten.

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  • die ein Auge auf das aktuelle Geschehen haben und eigenständig Texte über aktuelle Ereignisse verfassen
  • die Pressemeldungen verwerten
  • die im Idealfall auch Grundzüge von Joomla! verstehen, um diese Nachrichten online stellen oder Texte einstellen zu können, die dann von uns bearbeitet werden. Aber keine Sorge ... das ist lernbar wink.

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Immer wieder suchen wir Leute, die korrigieren, redigieren und Artikel formatieren, die hilfreich sind und unterstützen, aber die eher im Hintergrund stehen. Dabei ist diese Arbeit so (!) wichtig. Mit ihr steht und fällt der Zauberspiegel.

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Worauf es in diesem Aufgabenbereich dann doch ankommt: Solide Kenntnisse der deutschen Rechtschreibung und Grammatik.

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