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Schwert & Magie – Kurt Luif’s Geschichte eines Sub-Genres (Teil 12)

Schwert & Magie Liebe Fantasy-Freunde,
(12. Teil)

in der 12. Folge unserer Serie über die Entwicklung der „Schwert & Magie" beschäftigen wir uns mit einem der wichtigsten Vertreter der Phantastischen Literatur. Gemeint ist H. P. Lovecraft. Von den vielen Autoren, die für Weird Tales schrieben, wurden H. P. Lovecraft, Clark Ashton Smith und Robert E. Howard oft als das Triumvirat bezeichnet. L. Sprague de Camp nennt sie auch gelegentlich »Die drei Musketiere«. Von vielen Kritikern der Fantasy wird H. P. Lovecraft als der beste Schriftsteller des Triumvirats bezeichnet. Einige Fantasy-Fans heben sein Werk in den Himmel, andere verdammen es.

 

H. P. LovecraftDa der Großteil von Lovecrafts Werk auf deutsch erschienen ist, möge sich jeder Fantasy-Freund sein Urteil selbst bilden. Doch eines steht eindeutig fest: Lovecraft muss man zu den wichtigsten Autoren auf dem Gebiet der Fantasy, der SF und des Horrors zählen.

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) beeinflusste das ganze Genre. Zweifellos hätte sich ohne seine Stories die Fantasy- und Horror-Literatur ganz anders entwickelt. Und unbestreitbar war er auch ein seltsamer Mensch, was sich auch in einigen seiner Erzählungen wiederspiegelt.

Geboren am 20. August 1890 in Providence, Rhode Island, hatte er eine alles andere als glückliche Jugend. Sein Vater war ein Handlungsreisender, der entmündigt werden musste, als Lovecraft drei Jahre alt war, und fünf Jahre darauf an Paresis starb. Seine Mutter war eine ziemlich lebensfremde, ängstliche Person. Den Großteil seiner Jugend lebte H.P.L. (wie er sich oft selbst nannte) im Haus seines mütterlichen Großvaters, der ein kultivierter und erfolgreicher Mann war. (Viele Stunden verbrachte er in der Bibliothek seines Großvaters Winfield V. Phillips. Lovecraft konnte schon mit vier Jahren lesen. Über seine Jugend sagte er selbst:
„Ich war sehr eigenartig und empfindsam und zog die Gesellschaft Erwachsener stets der Kinder vor."
Er war ein schwächliches Kind, das nur ein Jahr zur Schule ging. Außerhalb seiner Familie hatte er kaum Kontakte zu anderen Menschen. Diese Jahre formten seinen Charakter. Seine Großmutter, starb, als er sechs geworden war; sein Großvater, als er vierzehn Jahre alt war. Seine Mutter erlitt schließlich einen Nervenzusammenbruch und starb im Jahr 1921, nachdem sie zwei Jahre im Butter Hospital zugebracht hatte. Er lebte dann zusammen mit seinen Tanten - Mrs. Franklin C. Clark und Mrs. Edward F. Gamwell.

Lovecraft verabscheute Tabak und Alkohol. Seine Ernährung war höchst unregelmäßig, und er aß nur sehr wenig. So wog er bei einer Größe von 1,75 nur ca. 62 kg. Normalerweise verließ er das Haus nur während der Nacht, da ging er stundenlang spazieren.

Im Alter von 18 Jahren erkrankte er schwer, bis heute steht nicht fest, was es für eine Krankheit gewesen war. Vermutlich war es eine Art rheumatisches Fieber.

Die nächste Dekade blieb Lovecraft zu Hause. Er las viel und tat keine einträgliche Arbeit. Er lebte wie ein Einsiedler und hatte nur Kontakt zu seiner Mutter. Der Welt kehrte er den Rücken und wurde zu einem Außenseiter, wie er ihn in vielen seiner Erzählungen beschrieben hat.

Um das Jahr 1914 herum wurde er doch etwas aktiv. Er war Mitglied der United Amateur Press Association und verstärkte seine Korrespondenz mit vielen Mitgliedern der Vereinigung und begann verstärkt zu schreiben.

1906 hatte er die Story „Der Alchemist“ geschrieben, die 1916 in "The United Amateur" (einer Amateur Publikation) herauskam. Von 1915 bis 1923 gab er eine eigene Amateurpublikation mit dem Titel "The Conservative" heraus. Von 1915 bis 1925 hatte er über 100 Artikel, Essays und Gedichte veröffentlicht, für die er aber kein Honorar bekommen hatte.

Um 1917 begann er mit dem Schreiben von unheimlichen Fantasy-Geschichten, die ihn später dann berühmt machen sollten. Die erste dieser Stories war „The Tomb“, die 1922 in der Amateurzeitschrift "The Vagrant" erschien. Die zweite Geschichte war „Dagon“, die aber vor „The Tomb“ in "The Vagrant" veröffentlicht wurde.

Schon als Kind war Lovecraft sehr stark von Edgar Allen Poe beeindruckt gewesen. Danach entdeckte er Lord Dunsany und Arthur Machen. Diese Autoren waren zu jener Zeit auch seine großen Vorbilder. Einige seiner 17 Stories, die er zwischen 1917 – 1921 schrieb, waren rein phantastisch, ganz in der Art Lord Dunsanys, und die anderen waren unheimlich und grauenerregend und ganz Poe nachempfunden.

Durch seine Kontakte mit den Amateurpublikationen lernte er viele „Möchtegernschriftsteller“ kennen, die ihn für die Umarbeitung ihrer schriftstellerischen Ergüsse bezahlten. Für dieses „Ghost-Writing“ erhielt er ein bescheidenes Honorar. Lovecraft lebte ziemlich einfach, er behauptete, daß er mit fünfzehn Dollar in der Woche auskommen könne. Sein Einkommen war nie besonders hoch. So hat de Camp errechnet, dass H.P.L. für seine Manuskriptüberarbeitungen etwa 1000 Dollar pro Jahr erhalten hatte, und für seine eigenen Arbeiten etwa 200 – 300 Dollar pro Jahr.

Im Alter von dreißig Jahren verbrachte er die erste Nacht außerhalb von Providence! Er war zu einem Kongress von Amateurjournalisten nach Boston gefahren. Langsam verließ er sein Schneckenhaus.

Lovecraft schrieb unwahrscheinlich viele Briefe. Dadurch schuf er sich viele Freunde. Vermutlich hat er in seinem Leben 100.000 Briefe geschrieben, von denen viele von August Derleth nach seinem Tod veröffentlicht wurden.

1921 brachte Lovecrafts Freund George J. Houtain ein Magazin namens "Home Brew" heraus. Houtain bat Lovecraft um ein paar Horror-Stories, die er auch lieferte. Sie erschienen unter dem Titel „Grewson Tales“ und Lovecraft erhielt sein erstes Honorar. Er schrieb dann noch vier Geschichten für dieses Magazin, die unter dem Titel „The Lurking Fear“ erschienen.

Amazing StoriesAls 1923 Weird Tales herauskam, forderte James F. Morton, ein anderer von Lovecrafts Freunden, ihn auf, doch an dieses Magazin ein paar Erzählungen zu senden. Auch andere seiner Freunde drängten ihn, es doch bei den professionellen Magazinen zu versuchen, doch Lovecraft war anfangs dagegen. Schließlich sandte er zwei Stories an „Black Cat“ und „Black Mask“ – doch beide wurden abgelehnt.

Danach schickte Lovecraft fünf Erzählungen (drei von davon waren bereits in Amateurpublikationen erschienen) an Weird Tales und Edwin Baird, der Chefredakteur, kaufte alle fünf und bat um mehr Material. Die erste in Weird Tales von Lovecraft veröffentlichte Story war „Dagon“ (Oktober 1923). Einer der ersten, die Lovecrafts Talent erkannten, war Jacob Clark Henneberger, der Eigentümer von Weird Tales, der ihn gern als Nachfolger von Baird als Chefredakteur gehabt hätte. Doch dazu kam es nicht. Bairds Nachfolger wurde Farnsworth Wright, der auch Lovecrafts Erzählungen schätzte. Aber oft lehnte er Geschichten ab, die dann später von vielen als Lovecrafts beste Arbeiten bezeichnet worden. Auch kam es vor, daß Wright eine Story ablehnte, um sie ein paar Monate später wieder anzufordern und dann zu kaufen.

Lovecraft war ein pedantischer, langsamer Schreiber. Er war ein Perfektionist. Daher war seine Produktion äußerst gering. Am schaffensfreudigsten war er noch in den Jahren 1924 – 1926.

Mehr über Lovecraft in unserer nächsten Folge …

Schwert & Magie - NachtragNachtrag von Kurt Luif
Amazing Stories  September 1927
The Colour out of Space (Die Farbe aus dem All)

Da sind alle Stories  angeführt, die HPL in WT veröffentlichte!


Bilder bei Festa

In Folge 09 schrieb ich:
Aber ich hatte mich nie richtig mit Lovecraft beschäftigt. Ich hatte die Stories 1965 in der Heyne Anthologie, 12:  H. P. Lovecraft
  • 12 Grusel-Stories (C) (1965) (D) (HO)
gelesen und sie damals sehr langweilig gefunden. Damit war für mich Lovecraft als Langweiler abgestuft. Nun, da ich mich mit ihm in dieser Serie beschäftigen durfte, nahm ich mir diese Sammlung nochmals vor, las die ersten drei Stories und fand sie alles andere als langweilig. Sie faszinierten mich, besonders angetan war ich von:
  • Die Farbe aus dem All (1965) (D)
  • The colour out of space (1927) (US)
Eine wirklich beeindruckende Erzählung, die, wie ich heute weiß, auch von Lovecraft als seine beste Story bezeichnet wurde. Ich freue mich auf die neun anderen!
Was ziehe ich daraus für eine Lehre: Nicht vorschnell urteilen.

Copyright Kurt Luif, 1980, 2011

Kommentare  

#1 Larandil 2011-05-09 06:33
Meine erste Begegnung mit H.P. Lovecraft war seine (Traumwelt-)Geschichte "Die anderen Götter" in Ullsteins "Science Fiction Stories"-Anthologien. Und das war so gar nicht mein Ding.
Danach war HPL für Jahre abgeschrieben, bis ich Ende der Siebziger mal wissen wollte, was es mit diesem Cthulhu denn eigentlich auf sich hatte. Weil ich beim Buchhändler mit dem Finger in der Zeile verrutschte, bestellte er mir statt dessen "Die Berge des Wahnsinns" - und ich hing am Haken. Ein paar Monate später hatte ich dann alles, was damals bei Suhrkamp von Lovecraft erschienen war.
R.E. Howard allerdings hatte mich schon vorher eingefagen - mit Conan, Kull und Soloman Kane ...

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Zur Unterhaltung braucht man hier und da eine gute Geschichte - auch im Zauberspiegel. Wer uns also Geschichten, Romane oder auch Leseproben zur Verfügung stellen will, ist jederzeit willkommen. Immer her damit.

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Die Nachrichten sind noch immer ein Stiefkind im Zauberspiegel. Es passiert viel, auch in unserer "kleinen beschaulichen" Medienwelt.

Wir wollen unsere Nachrichten ausbauen, um den ganzen Tag über aktuell zu sein. Dafür wünschen wir uns mehr Mitarbeiter bei den Nachrichten.

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Worauf es in diesem Aufgabenbereich dann doch ankommt: Solide Kenntnisse der deutschen Rechtschreibung und Grammatik.

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