Schwert & Magie Kurt Luifs Geschichte eines Sub-Genres (Teil 19)
John Ronald Reuel Tolkien (für seine Freunde Ronald) wurde am 3. Januar 1892 in Bloemfontein, Südafrika, geboren. Sein Vater war ein Bankmanager, in Birmingham geboren, aber deutscher Abstammung. Als Tolkien drei Jahre alt war, kehrten er und seine Mutter und sein Bruder nach England zurück. Er besuchte das katholische König-Edward-Gymnasium in Birmingham. Sehr stark beeinflusst wurde er von einem seiner Lehrer, Francis X. Morgan, und Tolkien wurde ein gläubiger Katholik. Er studierte in Oxford, diente bei den Lancashire Fusiliers, wurde mehrfach verwundet und heiratete Edith Bratt. Zwei Jahre lang arbeitete er am Oxford English Dictionary mit, danach unterrichtete er in Leeds Englisch, wurde mit 32 Jahren Professor für englische Literatur des Mittelalters und übersiedelte 1925 an das Pembroke College in Oxford, zwanzig Jahre später dann an das Merton College. In den Ruhestand trat er 1959.
Sein erstes Werk war ein mittel-englisches Wörterbuch (1922), Studien über Chaucer und den Beowulf (1936) folgten. Um diese Zeit hatte Tolkien damit begonnen, seinen vier Kindern (drei Söhne und eine Tochter) frei erfundene Märchen über eine fiktive Mittelerde zu erzählen. Während des Korrigierens von Examensarbeiten fiel ihm plötzlich ein leeres Stück Papier in die Hände, und er schrieb darauf: In einer Höhle in der Erde, da lebte ein Hobbit." Aus dieser Zeile und den Märchen, die er seinen Kindern erzählt hatte, entstand dann The Hobbit or There and Back Again (Der kleine Hobbit). Sein Freund C. S. Lewis hatte ihn ermuntert, das Manuskript Allen & Unwin anzubieten, die es dann 1937 in England veröffentlichten. 1938 erschien es in den USA, wo es ein großer Erfolg wurde und von der New York Herald Tribune den Preis als bestes Kinderbuch des Jahres erhielt.
1939 bot Tolkien Unwin & Allen das Manuskript The Silmarillon an, an dem er bereits viele Jahre gearbeitet hatte, doch der Verlag lehnte es ab, da es zu düster und keltisch" sei. Dieses Werk arbeitete er später dann um, und es wurde von seinem Sohn Christopher Tolkien nach seinem Tod herausgegeben und wurde ebenfalls ein sensationeller Erfolg.
Ab 1939 arbeitete er dann an der Trilogie Der Herr der Ringe". (Die Gefährten, Die zwei Türme, Die Rückkehr des Königs.) Dieses Werk erschien 1954/55 in England, und es wurden zwischen 1954 - 1961 etwa 35.000 Stück verkauft. In den Staaten wurde das Buch im Oktober 1954 herausgebracht. Der Verlag Houghton Mifflin importierte die in England gedruckten Bögen und die Bindearbeiten wurden in den USA vorgenommen. Die meisten Kritiker lobten das Werk, doch der Verkauf ging nur schleppend, kaum mehr als 1.000 Stück wurden jährlich verkauft. Um das Werk den damaligen komplizierten amerikanischen Copyright-Bestimmungen anzupassen, hätten einige Formalitäten erfüllt werden müssen, da die Bücher ja in England gedruckt worden waren, auf die man aber unverständlicherweise verzichtet hatte. Und diese Gesetzeslücke nützte Ace-Books brutal aus. Zur gleichen Zeit, als Ballantine-Books eine autorisierte Taschenbuchausgabe von Der Herr der Ringe" herausbrachte, veröffentlichte auch Ace-Books die Trilogie, allerdings ohne dazu ermächtigt zu sein, und sie zahlten Tolkien kein Honorar! Einige Zeitungen und Zeitschriften griffen diesen Fall auf; die Fans kauften die Ballantine-Ausgabe und boykottierten die Ace-Ausgabe und auch alle anderen von Ace herausgegebenen Titel (hauptsächlich SF-Romane). Schließlich kam es dann zwischen Ace und Tolkien zu einer Einigung, und die Ace-Ausgabe wurde nicht mehr verkauft.
Franz Schröpf schreibt im FANTASY ATLAS 2 über Tolkiens Werk: Die ganze Tolkiens Mythologie umfaßt einen Rahmen, der jenem der Bibel, und speziell Miltons Paradise Lost nicht unähnlich ist. ERU der Gott gleichzusetzen ist, erschafft zu Beginn die VALAR, engelähnliche Geschöpfe hoher Macht, und deren Heimat VALINOR; auch MITTELERDE, die Elfen und die Menschen, werden in einem Schöpfungsakt festgelegt. Einer der VALAR, MORGOTH, hegt jedoch eigene finstere Gedanken und will die Pläne ERUS zunichte machen. Als MITTELERDE besteht und die ersten Elfen auftauchen, ziehen die VALAR gegen ihn zu Felde, um die Elfen vor ihm zu schützen, und es kommt zu MORGOTHS erster Niederlage. Nach deren Vollendung bemühen sich die VALAR, alle Elfen nach VALINOR heimzuholen. Durch Verstellung kann sich MORGOTH befreien; nach langen Kriegen, die das Angesicht von MITTELERDE verändern und an denen neben VALAR und Elfen auch die jungen Menschen beteiligt sind, wird MORGOTH endgültig besiegt und vernichtet. Sein ehemaliger Diener SAURON schwingt sich jedoch zu einem neuen Herrn der Finsternis auf, und auf seine Intrige ist es zurückzuführen, daß VALINOR und MITTELERDE völlig getrennt werden. In einem großen Krieg wird SAURON von den Menschen zum ersten Mal besiegt. Hier erst beginnt die Handlung des Hobbit und des Herrn der Ringe, der von der endgültigen Niederlage SAURONS erzählt."
Der kleine Hobbit, der vor allem für Jugendliche gedacht ist, stellt erstmals den zwergähnlichen Hobbit Bilbo Beutlin vor, der in diesem Buch seine Erfahrungen mit den Zauberern, den Zwergen, den Elfen und Riesenspinnen wiedergibt. Die Ring-Trilogie ist dagegen ein Supermärchen für Erwachsene, in dem Hobbits, Zauberer, Trolle und Elfen in ein episch breit angelegtes Geschehen verwickelt werden, dessen Grundthema der Kampf des Guten gegen das Böse ist.
Die Ring-Trilogie führte zur Gründung einer eigenen Tolkien-Society, und das Werk wurde auch (wenig erfolgreich) verfilmt. Einige Kritiker behaupten, dass Tolkien von Morris, Mac Donalds, Yeats und Chesterton beeinflusst wurde. Er selbst hat dies geleugnet und behauptet, dass er nur von nordischen Sagen und von Haggards 'Sie' beeinflusst wurde.
1971 starb seine Frau nach langer schwerer Krankheit, und er selbst starb am 2. September 1973.
Nachtrag zu J. R. R. Tolkien:
Seitdem ich diesen Artikel geschrieben habe, sind fast dreißig Jahre vergangen, und in dieser Zeit ist so viel Material von und über Tolkien erschienen, dass es eine zu große Fleißaufgabe ist, dies hier alles aufzulisten.
Dank Internet und Google kann man vieles Neues über den Autoren finden. Als Beispiel hier folgende Seiten:
- Wikipedia.org
- Hobbitpresse.de
- Tolkienwelt.com/
Auch auf der Zauberspiegel-Internetseite gibt es interessante Artikel über Tolkien ...