Der Heftroman: Österreichische SF-Heftreihen (1948 bis 1965) - 2. Torgo, Prinz von Atlantis
2. Torgo, Prinz von Atlantis
Ich will versuchen, einige dieser Heftreihen wieder ins Gedächtnis zu rufen: Reihen, die nur mehr teilweise, wenn sie überhaupt auf den Markt kommen, für uns Sammler zugänglich sind.
Als nächstem Objekt möchte ich mich einer weiteren Besonderheit zuwenden, der meines Wissens einzigen österreichischen Fantasy-Heftserie, nämlich ...
Er dürfte ein richtiges Original gewesen sein, der sogar ein eigenes Privatkino besaß und über gute Beziehungen zur Filmindustrie verfügte. Deshalb konnte Karl-Hans Koizar für seinen Verleger Rolf Mauerhardt auch günstig Filmfotos (bzw. Film-Stills) internationaler Filmproduktionen für die Titelbilder der Hefte gewinnen.
Der Herausgeber dieser Hefte war der Wiener Mauerhardt Verlag, der auch zahlreiche Heftreihen auf dem Gebiet des Kriminal-, Abenteuer- und Westernromanes sowie eine weitere utopische Reihe "Im Jahr 2000" herausgebracht hat.
Bei handelt es sich um folgende Titel:
Die Titelbilder wurden dem Autor von der Constantin Filmverleih zur Verfügung gestellt; man kann darauf einige bekannte Schauspieler wie Yul Brynner oder Gina Lollobrigida erkennen.
Der Autor bediente sich bei der Story reichlich aus dem Atlantisbericht Kritias von Plato sowie der Bibel (2. Buch Moses), wobei er den Untergang von Atlantis mit dem biblischen Exodus der Israeliten verknüpfte.
Er dürfte auch ein bisschen von der amerikanischen Fantasy dieser Zeit beeinflusst gewesen sein; man findet die typischen Versatzstücke wie schwertschwingende Helden, finstere Götter mit ihrer Priesterschaft, Seeschlachten, geheimnisvolle Bergwerke, Intriganten, Räuber, Arenakämpfe, Wagenrennen, Menschenopfer etc.
Im Gegensatz zur amerikanischen Sword & Sorcery sind magische Elemente kaum vorhanden, mal abgesehen von den Wundern von Moses aus der Bibel.
Zum Inhalt:
Die Geschichte beginnt weit draußen im Ozean, jenseits der Säulen des Herkules. Torgo ist Kronprinz des Königreiches der Atlanter, das sich gegen alles Fremde abschottet. Als das Schiff mit der ägyptischen Prinzessin Nif-Irrit, die eigentlich nach Griechenland wollte, strandet, sollen die Überlebenden in die Bergwerke gesteckt werden. Torgo rettet eine jüdische Zofe der Prinzessin, Bethseba und verliebt sich in sie. Er kämpft sogar in der Arena für ihr Leben und ihre Freiheit.
Die Priesterschaft des Gottes Bel besteht auf einer Opferung der Gefangenen und entfacht eine Revolution. Sie lässt sogar den König ermorden; dafür landen die Verräter in den Bergwerken.
Torgo wird neuer König und muss sich gegen die angreifenden Flotten der Griechen und Ägypter behaupten. Als Geheimwaffe dient ein Brennspiegel à la Archimedes. Die Seeschlacht wird zwar gewonnen, aber Atlantis versinkt nach einem Erdbeben, die restlichen Schiffe zerstört ein Sturm. Torgo, sein Freund Jargo, die Prinzessin und Bethseba stranden auf einer griechischen Insel.
Da Torgo die Prinzessin verschmäht hat, heiratet diese, wie von ihrem Vater geplant, den griechischen König und versucht nun, sich an Torgo und Bethseba zu rächen. Sie werden verfolgt, eingesperrt und entkommen wieder. Es folgt eine bunte Mixtur aus Intrigen und Kämpfen.
Da der König plötzlich stirbt, kommt es zu einer Revolution der Griechen gegen seine Witwe. Die erfolgreichen Revolutionäre schaffen dann die Prinzessin, Torgo, Jargo und Bethseba auf das nächste Schiff, um sie loszuwerden. Letztlich gelangen sie nach Ägypten.
Nach etlichen Abenteuern gelangen sie nach Ägypten, der Heimat der Prinzessin. Dort erfolgt die Begegnung mit Moses, der Mord an dem Aufseher und die Flucht in die Wüste. Die eifersüchtige Prinzessin lässt Bethseba mit den Dienern des Pharaos in das Grabmal lebendig einschließen. Torgo muss wieder als Retter auftreten, dringt durch einen Schacht in das Grab ein und rettet alle Eingeschlossen. Die beiden flüchten dann in die Wüste von Sinai.
Das Finale der Heftreihe folgt dann wieder der Bibel mit den sieben Plagen, mit dem Durchzug durchs rote Meer, mit dem Berg Sinai, mit den Gesetzestafeln und mit dem Tanz um das goldene Kalb. Schließlich trennt sich Torgo von den Israeliten, heiratet Bethseba und wird sesshaft. Sein Freund Jargo verlässt Torgo und zieht mit den Israeliten und seiner Freundin in die Wüste.
Vor allem das letzte Heft, der 'Tanz ums goldene Kalb', lehnt sich sehr stark an die biblische Geschichte des Exodus der Israeliten und die Verkündigung der 'zehn Gebote' an.
Damit ist diese Geschichte auch thematisch beendet, sesshafte Helden erleben keine Abenteuer mehr.
Diese Romane sind kaum mehr erhältlich; alle Hefte zusammen bei Händlern zu bekommen ist fast unmöglich.
Aber es gibt eine gute Nachricht für Fans. Readersplanet verfügt über die Rechte an dieser Fantasy-Reihe und hat bisher 13 Hefte als E-Book herausgebracht; der 14. und letzte Titel ist in Planung. Man suche auf der Homepage nach dem Autor Koizar und findet dann die E-Books; der Preis dürfte mit 0,99 Euro je Roman akzeptabel sein.
Ein Nachteil sei nicht verschwiegen: Es gibt nur den reinen Text, keine Titelbilder (Urheberrecht?) und auch die interessanten Fußnoten und die Bibliografie des Autors fehlen.
"Torgo, Prinz von Atlantis" ist neben der bei Josef Schweidlenka bzw. seinem Interlit Verlag erschienenen 6-bändigen SF-Reihe Tom Sharg die einzige österreichische fantastische Heftpublikation mit einer durchgehenden Story.
Da die Reihe mit 14 Bänden thematisch abgeschlossen war, gab es keine Fortsetzung der Abenteuer mit Torgo, Jargo, Moses und Aaron.
Es war leider auch die letzte SF- bzw. Fantasy-Publikation, die von einem österreichischen Verlag herausgebracht wurde.
Somit bleibt die Reihe ein Unikat im Rahmen der österreichischen Fantastik.
Kommentare
Leider sind die Erben/Rechteinhaber bislang sehr, sehr gierig - verkennen vollkommen die Realität...
Aber vielleicht kommen sie irgendwann zur Vernunft...
Ich habe de "Torgo" damals in der fantasy-losen Zeit gelesen (fand die Serie komplett auf dem Wühltisch) - udn das nicht nur einmal. Leider habe ich sie dann mal verborgt - weg ist sie. Aber die Handlung habe ich noch voll im Kopf. Von der Verbindung mit halbwegs gesicherten historischen Fakten im Griechenland Solons und im Ägypten von Ramses II habe ich viel gelernt.
Von Gustav Gaisbauer habe ich schon gehört, das der Autor noch zwei Bände nachgeschreiben hat, die jedoch noch keinen Abschluss haben, weil der Kollege vorher gestorben ist. Und nun kannst du dir denken, warum mich Gustav angerufen hat. Meine Antwort hat er dir sicher schon gesagt.
Mit ist klar, das damit nichts zu verdienen ist. Aber das ist es mit "Visionia" und dem "Wahren Satyricon" schließlich auch nicht.
Es wäre schade, wenn der "Torgo" im Überangebot vom Netz verloren ginge. Es war genau der Roman-Stil, den ich gerne gemacht hätte. Und dafür ist heute kein Markt mehr. Das müssen die Erben begreifen. Aber die Leute von draußen stellen sich wunder was vor, was man als Autor verdient. Aber wenig zu bekommen ist immer noch besser als Nichts.Das müssen diese Leute erst mal begreifen.
Ich bin bei meinem Angebot eigentlich schon über die Schmerzgrenze hinaus gegangen; wenn es mit Torgo nichts wird, ist dies zwar schade aber auch kein Weltuntergang.
Wie mir Gustav Gaisbauer erzählte, beginnt die Fortsetzung einige Jahre später und Torgo hat dort bereits einen Sohn. Das Ende dieser Handlung soll offfen sein und es muss noch geschrieben werden. Deshalb hat mich Gustav Gaisbauer angerufen. Gewiss gibt es genug andere Autoren, die das auch können, ohne einen sonstigen Bezug zu dieser Serie zu haben - nur werden die kaum für das zu erwartende Null-Honorar arbeiten.
Der Torgo war für die Zeit eine Kuriosität. "Spannend wie Ben-Hur" war damals die Werbung - und der Film war daals noch bestes bekannt. Inzwischen sind diese Thematiken für Verlage ja übrehot - jedenfalls so lange, bis nicht mal wieder ein umwerfender Erfolg dieser Art aus den USA kommt.
Wenn die Torgo-Erben meinen, sie können was an der Sache verdienen, liegen sie falsch. Sie können eigentlich nur eins - das werk ihres Vorfahren auf diese Weise noch einmal erhalten und einer neuen Leser-Generation noch einmal vorlegen. Wenn sie das nicht wollen - für Verleger, ob groß oder klein, gibt es genug geeigneten Stoff und Autoren...
Und - um Arbeit, die nichts einbringt, reiße ich mich nicht. Da habe ich mir "Visionia" und dem "Wahren Satyricon" schon genug zu tun. Sollte ich da noch mal was dazu nehmen, muss es eigentlich Geld bringen.
Wenn du für Torgo einen Abschluss verfassen sollst, sollten die Erben auch dafür aufkommen. Ich lege da nichts mehr drauf - das Angebot bezog sich auf eine komplette, ABGESCHLOSSENE Edition.
Er sagte mir auch, dass es nichts dran zu verdienen gibt. Das war schon einkalkuliert. Es ging um den "würdigen Abschluss".
Und weil ich die Serie eben damals mit Begeisterung gelesen habe - und in ihr auch verschiedene Wege zur eigenen "Fantasy" gefunden habe, habe ich Gustav eben zugesagt, den Band zu schreiben, wenn die Angelegenheit spruchreif werden sollte. Ansonsten habe ich keine Kontakte zu den Erben - und was es das für geschäftliche Angebote gegeben hat, interessiert mich auch nicht weiter.
Ich bin ja, was die Zahlungsmoral von Kleinverlagen angeht, ein gebranntes Kind. Also ist es besser, sich gleich von Anfang an drüber im Klaren zu sein, dass es bei so einem Projekt nichts zu verdienen gibt.
Aber bei "Visionia" und dem "Wahren Satyricon" verdiene ich ja auch nichts - außer der inneren Befriedigung für mich, zwei schöne Geschichten vor meinem Ableben noch erzählt zu haben. Und diese innere Befriedigung hätt ich auch wenn ich den Torgo "rund schreiben könnte".
Nun ja, was das angeht, warte ich erst mal die Entwicklung ab. Vielleicht wollen die Erben ja mehr als das Angebot - ob sie dann damit Geld wegwerfen, ist nicht mein Problem. Der Torgo war bei Readers Planet - das weiß ich - und ich weiß auch, was man da verdient hat, weil "Chrysalitas" udn die "Wölfe des Nordens" auch da waren.
Nur meine "Märchen für erwachsene Kinder" haben bei Readers Planet etwas Geld gebracht. Aber Grimms Märchen in der Erotik-Variante will eh kein Verlag raus bringen. Also ist es da egal. Die anderen Sachen wie "Chrysalitas" udn "Wölfe des Nordens" habe ich bei RP rausgenommen - damit sie noch mal hier im Zauberspiegel gelesen werden können.
Du hast es ja mit Autoren zu tun, die sich teilweise vom bürgerlichen Beruf abgenabelt haben, um von der Schreibe leben zu können. Die können natürlich nicht ohne Honorare schreiben.
Ich bin inzwischen im Ruhestand, die Rente reicht und ich will es nur noch mal ein paar Leuten zeigen, dass ich es noch drauf habe. Und - durch die jetzt freigegebenen Exposes - was in den verlorenen zwanzig Jahren möglich gewesen wäre.
Aber von allen Kleinverlagen, an die ich meine Sachen geschickt habe, bekam ich nur von einem einmal eine Antwort - die Zeiten wären schlecht - ein anderes Mal... Und jetzt haben sich die Umstände für mich geändert.
Die Rente reicht, ich bin auf das Hühnerfutter, was ein Kleinverlag zahlt (wenn er es überhaupt zahlt) nicht unbedingt angewiesen. Also schreibe ich "Visionia" und das "Wahre Satyricon" so, wie ich es will - und wenn es sein muss, beende ich auch den Torgo - wie ich fühle, dass es der Autor gewollt hat - ohne Verlags-Weisungen wie: "Nur wenn Sie das so und so bringen, wird es sich verkaufen" zu akzeptieren. Und - auch ohne Knebel-Termine udn so was, weil ich das sehen muss, wie ich das mit meiner Privat-Zeit, die mir bei diversten Verpflichtungen verbleibt, noch koordiniere.
Aber - es ist ja nur eine Heft-Länge - und ein Heft haue ich auch heute noch notfalls in einer Woche raus. Gleich gar, wenn es sic hum ein "Heimspiel" wie den Torgo handelt. Auf den Mauern von Babylon wird sich Torgos Geschick vollenden.
Damit ist nicht der Torgo gemeint. Der Abschuss dieser Serie ht nur die Länge eines Romanheftes - so was mache ich mla zwischendurch.
Aber wenn jemand, durch die freigegebenen Exposes neugierig geworden ist und nachfragt, was ich sonst noch im Angebot habe - dann werden diese Sachen eben nur noch für Honorar geschrieben. Für eine in regelmäßigen Abständen erscheinende Zeitreise-Serie wie "Sandra Frlynn - Gefangene der Zeit" müsste ich mein derzeitiges Privatleben umorganisieren. Und so gern ich die "Sandra" oder andere Projekte machen würde - dass ich noch schreiben und Geschichten erzählen kann, zeige ich ja mit Visionia und dem Wahren Satyricon.
Also keine Sorgen, dass ich nach einem Torgo-Band noch eine Rechnung schreibe. Aber noch ist das Projekt ja auch nicht in trockenen Tüchern...
Rolf, schick mir mal deine Telefonnummer oder deine Mailadresse; es braucht zu Torgo nicht alles hier coram publico zu erfolgen...
Da wir sonst keine Geschäfte miteinanderr haben, ist es unnötig, in Direktkontakt zu treten. Abgesehen davon finden sich diese Angaben in meiner web-Seite. Zumal mich auch H.H. von Allwörden, wenns um meine schriftstellerischen Arbeiten oder Copyrights geht, als Agent vertritt. Jedenfalls dort, wo wirtschaftlicher Gewinn zu erwarten wäre. Was beim "Torgo" ja für mich nicht der Fall ist...
Damit wäre eine weitere große Lücke bei der Neuveröffentlchung alter deutscher SF/Fantasy geschlossen.
"Hochmut kommt vor dem Fall" kann ich dazu nur sagen (weiß nicht, was diese Arroganz bewirken soll).
Auf Mitarbeit und Kontakt zu Typen, die alles wissen und vor allem besser; und die auch noch gerne ihr aufgeblasenes Ego zur Schau stellen, kann ich (und auch der Rest der Welt) gerne verzichten...
Schade, aber nicht um jeden Preis...