Titellisten: Utopische Leihbücher und Romanhefte aus Österreich
Utopische Leihbücher und Romanhefte aus Österreich
(Niederösterreich). Zusätzlich zur Ferro der Robot-Geschichte Flammendes Gold wurde am Cover auch ein Kampf mit Tritonen angekündigt. Ob das der Untertitel der Story bzw. ob dies eine zweite Geschichte in der Broschüre war, ist unbekannt.
Zu den Leihbüchern:
Anmerkung: Kursiv gesetzt sind Dolezals Bücher, die außerhalb Österreichs publiziert wurden.
SF-Romane Erich Dolezals:
UT = Untertitel/ND = Nachdruck
ÖBV steht für Österreichischer Bundesverlag - ein Verlag (damals in Bundesbesitz), der vor allem Schulbücher herausgegeben hat.
Erich Dolezals utopische Jugendbuchromane wurden von den staatlichen ÖBV-Eigentümern für pädagogisch so wertvoll erachtet, dass seine volksbildenden Weltraumabenteuer mittels Steuergeldern abgedruckt werden konnten. Neben den privaten Leihbüchereien waren die Werke Dolezals auch in allen staatlichen Entlehnbibliotheken fixer Bestandteil des Programms.
Dolezals SF-Romane wurden von Kritkern als "akribisch wissenschaftlich fundiert" gelobt. Andererseits bekam der Schriftsteller u.a. wegen seiner allzu braven Geschichten oder seiner kritiklosen und überzogenen Wissenschaftsphantasien auch gehörig sein Fett ab.
Von Erich Dolezal sind zudem Sachbücher, z.B. der mehrfach neu aufgelegte und auch ins Schwedische übersetzte Bildband Vorstoß in den Weltraum herausgegeben worden.
Neben dem ÖBV in Österreich ansässige Nachkriegsverlage, die ebenfalls utopische Leihbücher im Programm hatten, waren
- der Verlag Jugend und Volk (Wien)
- Carl Ueberreuter (Wien)
- der Ibis Verlag, Linz. (Hier erschienen zwei Mondstation Ovillon-Romane von Henry Walter) und
- der Fritz Loewe Verlag, Leoben (Steiermark). Hier kamen zwei SF-Bücher von Manfred Langrenus zum Abdruck.
Nach jetzigem Erkenntnisstand überhaupt nur je einen SF-Leihbuchroman veröffentlichten die österreichischen Kleinverlage:
- Pilgram (Salzburg) und
- Bernhard Recla (Graz).
Die nachstehenden Angaben zu den österreichischen Leihbüchern stammen von der großen Informationsseite SF-Leihbuch.de. Alle dort gelisteten Druckerzeugnisse aus Österreich folgen hier in chronologisch geordneter Aufstellung. Ausgenommen sind die bereits oben angeführten Erich Dolezal-Romane und die (auch bei den Romanheften im unteren Abschnitt dieses Artikels nicht extra erwähnten) utopisch-phantastischen Werke Jules Vernes.
Utopische bzw. dystopische Leihbücher aus Österreich:
Anmerkung: Die beiden Romane Henry Walters wurden 1950 im deutschen Delta-Verlag (Bischofswiesen) in einem Buch zusammengefasst und mit einem neuen Schluß versehen als "Mondstation Ovillon" wiederveröffentlicht.
Weiter zu den u.p.-Heftromanen österreichischer Provenienz:
Österreichs SF-Pulppionier Karl Dolezal (der eigentlich Karl Dolezel hieß) hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg als Verleger und Autor von Abenteuergeschichten (z.B. Roman der Woche/1948, Männer im Abenteuer/1948) in St. Pölten hervorgetan. Science-Ficiton-Werke à la Ferro der Robot schrieb er keine mehr.
1947 brachte die Amandus-Edition (Wien) den utopischen Heftroman Die Maschine versagt von E. M. Forster auf den Markt. Edward Morgan Forsters ins Deutsche übertragene Kurzgeschichte The Machine Stops ist im englischen Original bereits 1909 erschienen.
Bekannt wurde der britische Autor mit seinen (später auch verfilmten) Romanen Zimmer mit Aussicht, Die Reise nach Indien und Wiedersehen in Howards End.
Ebenfalls auf nur eine Ausgabe kam die Neue Europa-Reihe (ca. 1949) im Franz Decker Verlag in Wien. Das Romanheft Der Dritte Weltkrieg. Der Untergang der Menschheit von Louis Emrich stammt vom deutschen Untergangsvisionär und Sammler prophetischer Schriften Ludwig Friedrich Emrich.
Ebenso nur eine Nummer konnte 1949 der MZ-Zeitschriftenverlag Maria Zube, St. Konrad bei Gmunden (Oberösterreich) von Signal aus dem All ausliefern: Der Band 1 einer geplanten Heftromanserie von Rob Ward alias Eduard Schätz hat nie eine Fortsetzung erfahren.
Die Geschichte ist ein bearbeiteter Nachdruck der Anfangskapitel des Buches Explosionsturbine Gigant I (Rekord-Verlag, Leipzig 1939), das später als Leihbuch unter dem Titel Der Kosmos ruft von Bob Ward im Kolibri-Verlag (Wuppertal, 1960) nochmal vollständig, jedoch in "modernisiertem" Schreibstil herausgebracht wurde.
Erst mit der SF-Serie Tom Sharg gelang es schließlich, eine österreichische utopisch-phantastische Romanheftpublikation zu starten, die über die Startnummer hinauskam.
Über die Inhalte dieser (Kleinformat-)Hefte, die nicht mit den Tom Shark-Kriminalgeschichten verwechselt werden sollten, war die längste Zeit nicht das Geringste in Erfahrung zu bringen: Bis sich dann Mag. Hans Peter Kögler, ein Kenner der einschlägigen Materie, in seinem umfassenden Zauberspiegel-Artikel als Erster mit diesen raren SF-Heldenromanen auseinandergesetzt hat.
Als Tom Sharg-Autor wird Ernst A. Dolak ausgewiesen, der auch die beiden "Einaug der Pirat"-Hefterzählungen für den Schweidlenka-Verlag verfasst hat.
Tom Sharg (1948 - 1950):
Den nächsten Beitrag zur österreichischen Science-Fiction-Trivialliteratur lieferte 1951 der Grazer Bergheimatverlag: Nach zwei klassischen Krimis in der Reihe Eulen Kriminal Roman folgten ab Band Nr. 3 utopische Krimiabenteuer von Frank J. Noel.
Seine erste SF-lastige Story erschien noch unter dem Reihentitel Eulen Kriminal Roman. Die weiteren zwei Bände schließlich unter dem neuen Reihennamen Atom-Roman.
Eulen Kriminal Roman / Atom-Roman (alle: 1951)
Anmerkung: In Sammelbänden, die alle die Nummer 1 und den Titel Kämpfe im Dunkeln trugen, wurden je zwei Hefte diverser Eulen Kriminal- bzw. Atom-Roman-Nummern zusammengebunden.
1953 publizierte der Rolf Mauerhardt-Verlag (Wien) die fünfteilige SF-Reihe Im Jahr 2000. Mauerhardt war neben Hiro/Typopress der größte und bekannteste österreichische Romanheftverlag der Nachkriegszeit. Mehrere dutzend (!) Westernreihen, Frauenromane, Krimis (z.B. Gerry Thook) und später auch fantastische Historienabenteuer (Torgo, Prinz von Atlantis) liefen im Mauerhardt-Programm.
Nur mit seinem kurzlebigen Ausflug in die Science-Fiction war der umtriebige Verleger nicht besonders erfolgreich gewesen.
Im Jahr 2000 (1953):
Anzumerken ist hier noch, dass Rolf Mauerhardt unter seinem Pseudonym Rolf Murat bereits 1950 in der Heftserie eine Geschichte mit phantastisch-utopischem Inhalt publiziert hatte:
In Band 6 der Kleinformatserie mit dem Titel wurden ein durchgeknallter Wissenschafter und dessen Robot-Ungetüm auf die Leser losgelassen.
(Vgl. dazu auch die ähnlich aufgemachte Story "Der gläserne Tod" von Lionel North aus der Serie "Der Hexer", Cermak-Verlag, Wien 1951)
Genau dieser utopischen Elemente wegen ist unter Sammlern heute ausgerechnet Rolf Murat Band Nr. 6 zum teuersten Roman der Serie aufgestiegen: Ein Kaufpreis von 110 Euro wurde zuletzt für eine gut erhaltene Ausgabe von Das Ungeheuer von London im Romanpreiskatalog festgesetzt.
Für diese Geschichte ist fast doppelt so viel wie für die anderen (konventionellen) Rolf Murat Der Weltreporter-Abenteuerromane zu berappen.
Auch für jedes andere SF-Heft aus der Alpenrepublik durch die Bank begehrte Sammlerobjekte sind derzeit mindestens zweistellige Eurobeträge zu bezahlen. Grund ist neben dem hohen Alter der Romane insbesondere deren niedrige Auflagenzahl und die geringe Verbreitung außerhalb Österreichs.
Also bei Gelegenheit mal am Dachboden oder im Keller nachschauen, ob Eure (Groß-)Eltern von der Sommerfrische im Nachkriegsösterreich, vom Tirol-Skiurlaub oder von einer Städtereise nach Wien anno dazumal billigen Lesestoff mitgebracht haben
Keinerlei längerfristige Präsenz am Markt konnte 1952 das ausgekoppelte Utopische Romanreihe-Spin-off-Nebenprodukt der beliebten Die Welt der Abenteuer-Reihe erlangen: Die als Ableger zu den Welt der Abenteuer / Bob Barring-Geschichten aus dem Hause Verlag Maximilian Kraemer (Wien) veröffentlichte u.p.-Nebenreihe brachte es nur auf eine einzige Nummer.
Genauer gesagt auf die Sondernummer 1 mit dem Titel Der Herr der Welt von Karl Hans Koizar (1922 2005). Dem Schriftsteller, der u.a. auch die Bob Barring- und die Torgo-Romane verfasst hatte.
Koizar schrieb zudem als Rolf Shark 1954 die kultige Heftminiserie Jerry Clifford - König der Lüfte: Im Kleinverlag Willi Fitz (Wien) sind zwei Romanheftabenteuer mit dem Düsen-Heliokopter-Piloten Clifford erschienen.
Die zwei Hefte hatten keinen eigenen Bildumschlag; der Einleitungstext wurde gleich auf der Titelseite abgedruckt.
Ob die 7-teilige Leihbuchserie Jerry Cliffords Abenteuer in den fünf Erdteilen des deutschen Engelbert Pfriem-Verlages (ca. 1955 bis 1957) in Zusammenhang mit dem österreichischen Jerry Clifford steht, konnte bislang nicht geklärt werden.
Günstig in der Herstellung waren 1955 die im A4-Großformat publizierten Der Zukunfts-Roman-Zeitungen.
Von Verleger Willi Fitz wurden drei SF-Romanzeitungen herausgegeben, die kostensparend alle die gleiche Illustration auf der ersten Seite aufwiesen.
Der Übertitel aller drei Stories lautete: Die neue utopische Romanfolge (Siehe Bild)
Das Wiener Verlegerpaar Josef und Maria Steffek startete 1956 eine Science-Fiction-Heftromanreihe namens Uranus. Untertitel: Utopischer Zukunftsroman.
Eine Kleinverlagsproduktion, die letztlich zur nummernstärksten SF-Heftreihe Österreichs werden sollte.
Bis 1958 sind 18 Uranus-Einzelromane im Steffek-Verlag veröffentlicht worden. Den zweiten Band der Reihe hat Verleger Josef Steffek gleich höchstselbst geschrieben. Über die weiteren Autoren ist leider nichts in Erfahrung zu bringen.
Im Gegensatz zu allen anderen österreichischen u.p.-Pulpromanen, die längst in den Archiven von SF-Romansammlern der älteren Generation verschwunden sind, tauchen einzelne Steffek-Hefte auch heute noch in Wiener Romantauschläden, in Buchantiquariaten oder auf Flohmärkten auf.
Das Format dieser Bände war geringfügig kleiner dimensioniert als es die heutige Standardheftgröße (= das sogenannte Mittelformat) darstellt.
Inhaltlich boten die Uranus-Geschichten typische Fünfzigerjahre-Weltraumabenteuer mit allerlei trashigen Elementen und heute ulkig wirkenden pseudowissenschaftlichen Erklärungen auf. Stories mit Retro-Charme, die immer noch gut zu unterhalten vermögen.
Gewarnt sei allerdings vor der schlechten Papierqualität der Steffek-Produkte: Wer z.B. in einem der Uranus-Bände zu heftig umblättert, riskiert einen Einriss quer über die ganze Heftseite
Vorsicht beim Lesen folgender Werke ist also angeraten:
Ungefähr ein Jahr nach dem Start der Uranus-Reihe legten Josef und Maria Steffek (die damals u.a. auch Abenteuer-, Kriminal-, Liebes- und Bauern-Romanreihen publizierten) mit Star Utopia eine zweite Science-Fiction-Heftreihe auf. Untertitel: Kriminal-Roman.
Pabels inhaltlich ähnlich orientierte Utopia Kriminal-Reihe ist hier Pate gestanden.
Insgesamt zehn Star-Utopia-Bände, darunter drei (gekürzte) Werke von Wolf Detlef Rohr wurden vom Familienunternehmen Steffek ausgeliefert. Unter einem Reihennamen, der sich wohl bewußt an den Titel der auch in Österreich sehr erfolgreichen Pabel-Utopia-Romane angelehnt hatte.
Anmerkung: Die drei W. D. Rohr-Geschichten sind davor im deutschen Ravena-Verlag als Leihbücher erschienen und trugen den Reihentitel Kriminalroman aus der Welt von morgen.
Mit der Einstellung der beiden Steffek-Heftreihen Uranus und Star Utopia war 1958 das Ende der österreichischen kommerziellen SF-Pulppublikation gekommen.
Sogenannte Science Fiction-Trivialschriftsteller aus der Alpenrepublik wie z.B. Hubert Straßl, Helmuth W. Mommers, Zeitkugel-Miterfinder Richard Wunderer, die Atlan- bzw. Perry Rhodan-Autoren Ernst Vlcek (auch Expokrat der Rhodan-Serie), Andreas Findig, Michael Marcus Thurner oder Leo Lukas haben ihre Werke später für deutsche Pulpverlage verfasst.
Im gehobenen SF-Literatursektor seien der Vollständigkeit halber noch die Österreicher Herbert W. Franke, Peter Schattschneider, Marianne Gruber und der Herausgeber utopisch-phantastischer Romane bei Insel, Zsolnay und Suhrkamp, Franz Rottensteiner aus Wien genannt.
Schlußbemerkungen:
Auch in nicht deklariert SF-orientierten Heftromanreihen aus Österreich fanden sich vereinzelt utopische Geschichten. Es handelt sich dabei um folgende Nummern aus meist gemischten Abenteuer- bzw. Kinder-Romanheft-Veröffentlichungen:
Name der Reihe / Verlag / Band / Titel des Romans / Autor / Erschienen
In der -Taschenbuchreihe (Demokratische Druck- und Verlagsges.m.b.h., Linz) wurden 1949/1950 drei u.p.-Werke des österreichischen Wissenschafts-Schriftstellers Alexander Niklitschek (1892 1953) herausgegeben:
Band Nr. 10: Mord an der Welt, Band Nr. 16: Adam der Zweite und Band Nr. 26: Die Gedankenwaage.
SF-Elemente finden sich darüberhinaus in Band Nr. 24: Prof. Mirrols Entdeckung (1950) von Erik N. Payer (d. i.: Eberhard Pichler).
- Orion-Romanserie (Amandus-Edition Wien) wurden 1946 und 1947 diverse Stories u.a. von Jack London oder Honoré de Balzac veröffentlicht. Mit Raumschiff (Raumpatrouille) Orion oder dem Genre Science-Fiction im Allgemeinen hatte diese Heftreihe jedoch nicht das Geringste zu tun.
: In der
Kommentare
Wusste gar nicht, dass Herbert W. Franke Österreicher ist.